Kassel/Wolfhagen Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ermordet

https://www.lvz.de/Nachrichten/Politik/Mordfall-Walter-Luebcke-Gestaendnis-von-Stephan-E.-bringt-nur-teilweise-Klarheit (Archiv-Version vom 01.07.2019)

Kurz nach Beginn der Sondersitzung des Bundestags-Innenausschusses am Mittwoch um 8.30 Uhr sah die Sache anders aus. Da tat Generalbundesanwalt Peter Frank kund, dass Stephan E. am Dienstag ein Geständnis abgelegt habe.Sofort drang die Nachricht via SMS aus der nicht öffentlichen Sitzung nach draußen

Jetzt ist klar, wieso die Information über das Geständnis so schnell bei der Presse landete.
Mitglieder des Innenausschusses simsten die Neuigkeit umgehend.

https://www.spiegel.de/panorama/justiz/walter-luebcke-anwalt-des-verdaechtigen-aeussert-sich-erstmals-a-1274473.html

m Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft gegen den mutmaßlichen Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke hat sich erstmals der Verteidiger des Beschuldigten geäußert. Dem SPIEGEL bestätigte Rechtsanwalt Dirk Waldschmidt, dass sein Mandant Stephan Ernst die Tötung Lübckes gestanden habe.

Der Anwalt des TV bestätigt, dass sein Mandant die Tötung gestanden hat.

Weitere Angaben wollte der Rechtsanwalt, der bereits zahlreiche Akteure der rechtsextremen Szene juristisch vertrat und der zeitweise Vizechef der hessischen NPD war, zunächst nicht machen. Möglicherweise werde Stephan Ernst "in nächster Zeit" öffentliche Erklärungen abgeben, so sein Verteidiger.

Dirk Waldschmidt hat schon andere Mandanten aus der rechtsextremen Szene vertreten und war eine zeitlang Vizechef der hessischen NPD.

Kreuzbergerin schrieb:Dirk Waldschmidt hat schon andere Mandanten aus der rechtsextremen Szene vertreten und war eine zeitlang Vizechef der hessischen NPD.

Sieh an. Dann wird E. wohl Alleintäter bleiben müssen, damit die Ermittler nicht zu sehr in der rechten Szene herumschnüffeln. Nein, dann wird es keinen Geständniswiderruf geben.

Sollte er jemanden decken und er damit Erfolg haben, wird die Szene ihm das sicher honorieren.

Lars01 schrieb:Sollte er jemanden decken und er damit Erfolg haben, wird die Szene ihm das sicher honorieren.

Aber was hat jemand davon, der lebenslang im Gefängnis sitzt?

Kreuzbergerin schrieb:Aber was hat jemand davon, der lebenslang im Gefängnis sitzt?

Gegenfrage: Was hat er davon, wenn er auspackt?

Wenn er noch Verbindungen zu der Szene hat, dann fühlt er sich denen hingezogen. Die nennen/nannten sich ja nicht umsonst Blood and Honour.

Mitunter sind dann Stolz wichtiger als alles andere. Und derart auspacken, dass er dann irgendwann früher freikommt, wird er wohl auch nicht. Wobei ein Kooperieren mit der Polizei eh nicht in Frage kommt, dann lieber Gefängnis. Das Geständnis klingt eher nach Schadensbegrenzung.

Zum anderen ist natürlich auch noch ein gewisses Rachepotential da, wenn er auf einmal plaudert. So eng wie diese Gruppen sind, so skrupellos sind sie aber mit Leuten, die singen. Das kann dann schnell persönlich, bspw. an der Familie, ausgelassen werden. Die möchte er mit Sicherheit auch schützen.

Kreuzbergerin schrieb:Aber was hat jemand davon, der lebenslang im Gefängnis sitzt?

Ja, ich frage mich das auch im Hinblick auf Haus & Kind(er). Es sei denn, der Haussegen hing ohnehin gerade schief, und dann waren die alten Kontakte wieder "das Zuhause". Und die Zukunft egal. Ich kann mir schwer vorstellen, dass jmd, der mit Frau und Kind(ern) glücklich ist, alles aufgibt und freiwillig auf "lebenslang" hinter Gitter geht. (nicht erwischt zu werden, ist ja utopisch)

@Kreuzbergerin
Vielleicht wollte der TV endgültig Schluß machen. Aber es gelingt ihm nicht, da der Druck und die Abhängigkeit zu sehr auf ihm lastet. Deswegen sieht er vielleicht keinen anderen Ausweg als sich selbst durch die Tat und Geständnis zu offenbaren mit der Gewissheit jetzt durch die Inhaftierung sich aus dem NaziSchlamassel zu befreien!
Nachvollziehbar ist ein freiwilliger Gang nach "lebenslang" nicht. Aber für ihn vielleicht doch!

@Kreuzbergerin
Ich glaube , solche Fragen stellen sich Menschen nicht , die zutiefst von der Rechtmäßigkeit ihrer Tat überzeugt sind. Ich kann mir sogar vorstellen, dass er das bereits vor der Tat verinnerlicht hat, dafür den Rest seines bürgerlichen Lebens zu opfern.
Täter seiner coleur widerum werden nie nachvollziehen können , wie andersdenkende ticken.
man weiß von anders motivierten Tätern die einer Sache verpflichtet waren, dass sie sich auch in der Haft nicht beugen. Antrainierte , erzogene Härte .
Das Ein Statement von ihm kommt , würde ins Gesamtbild passen. So macht er sich zum Märtyrer .
Ich hoffe er bekommt keine gr Bühne . Man könnte meinen, er hat sich auf diesen Tag , seinen Finalen Auftritt vorbereitet. mir war klar , dass er einen RA hat der genau weiß was zu tun ist. es scheint als ob alles Teil einer Inszenierung ist, sehr unwirklich und irgendwie bedrückend. Wo kommt all dieser Hass her ? Ein einziger Satz aus 2015 kann doch nicht d Trigger sein ? nach 4 Jahren überkommt es ihn ? Urplötzlich? Da muss mehr in ihm passiert sein , seit 2009.

calligraphie schrieb:Ich hoffe er bekommt keine gr Bühne . Man könnte meinen, er hat sich auf diesen Tag , seinen Finalen Auftritt vorbereitet.

Möglicherweise werde Stephan E. "in nächster Zeit" öffentliche Erklärungen abgeben“

https://www.spiegel.de/panorama/justiz/walter-luebcke-anwalt-des-verdaechtigen-aeussert-sich-erstmals-a-1274473.html

Ich befürchte, dass man diese Aussage wohl so interpretieren muss, dass der TV demnächst politische Statements abgibt.

Lichtenberg schrieb:Mit dem § 136 StPO sollen Vernehmungsmethoden verhindert werden, die mit einem Rechtsstaat und der Würde des Menschen nicht vereinbar sind. Es geht hier um das aktive Vorgehen.

Wie wäre das Geständnis zu bewerten, wenn E. aufgrund Suizid-Gefahr zuvor medikamentös sediert worden wäre?

calligraphie schrieb:Ein einziger Satz aus 2015 kann doch nicht d Trigger sein ? nach 4 Jahren überkommt es ihn ? Urplötzlich? Da muss mehr in ihm passiert sein , seit 2009.

Vielleicht hatte er auch nie aufgehört, ein Nazi zu sein?
Ich könnte mir vorstellen, dass die Aufsehen erregenden kürzlichen Taten in den USA plus die Manifeste der Täter ihn sozusagen inspirierten.

temporari schrieb:(nicht erwischt zu werden, ist ja utopisch)

Attentäter sind eher jung- in einem Alter- , in dem sich Menschen von Ideen begeistern lassen, ihr Leben riskieren, von Heldentum träumen etc.
Aber warum sollte der TV nicht gehofft haben davonzukommen?
Wer weiss, was in seinem Kopf vorgegangen ist?
Das schöne Haus und das gepflegte Grundstück werden ihm noch den letzten Kick gegeben haben. Haus und Grundstück wurden sicher vorher ausgespäht.

Kreuzbergerin schrieb:Nach Aussage von Thomas Haldenwang ist Stephan E. weder V-Mann noch Kontaktperson des Verfassungsschutzes.

Es ist schon gruselig, daß man das überhaupt klarstellen muss.

falstaff schrieb:Das gilt für Beziehungstäter, Sexualstraftäter, Raubmörder, RAF-Angehörige und für alle anderen - warum nicht auch für Nazis?

Für RAF-Angehörige galt auch die (strafbare) Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung.

Seps13 schrieb:Wenn es die Waffe des anderen ist und ihm nichts Gescheites einfällt? Ist aber natürlich auffällig.

Welche Gründe gäbe es sonst, einen geplanten (mutmaßlichen) Mord zu gestehen, aber nichts zur Waffe sagen zu wollen?

Vielleicht will er auch nur denjenigen schützen, der die Waffe entsorgt hat.

Andante schrieb:Für mich hörte sich das so an, als wenn ein Anwalt nicht dabei war.

Wenn dazu gar keine Angaben gemacht wurden, hört sich das auch nicht nach Abwesenheit des Anwaltes an.

Kreuzbergerin schrieb:Aber was hat jemand davon, der lebenslang im Gefängnis sitzt?

Lebenslang ist womöglich 15 Jahre, wenn ich richtig rechne ist er jetzt Mitte Vierzig.
Unterstützung in und nach der Haft, ein Anwalt aus einschlägigen Kreisen (und nicht nur ein Pflichtverteidiger), vielleicht sogar Unterstützung für die Familie... wobei ich nicht glaube, dass die Solidarität so weit geht. Aber man kann es ihm versprochen haben.

Dass der Anwalt nun so ins hässliche Bild passt, lässt mich umso mehr glauben, dass es Unterstützung gab, wenn auch vielleicht nur moralische.

https://www.tagesschau.de/inland/luebcke-149.html:

Haldenwang teilte dem Innenausschuss zudem mit, es habe keine Zusammenarbeit seiner Behörde mit Stephan E. gegeben, der Attentäter sei demnach kein V-Mann gewesen. Sein Name tauche zwar in Akten auf, eine eigene Personenakte zu Stephan E. sei im Bundesamt für Verfassungsschutz allerdings nicht vorhanden.

Nicht.. oder nicht mehr?
Vielleicht hat ja das Landesamt für Verfassungsschutz Hessen noch eine Akte.

eimedak schrieb:Nicht.. oder nicht mehr?
Vielleicht hat ja das Landesamt für Verfassungsschutz Hessen noch eine Akte.

Das wäre bei dem bekannten Behörden-Kommunikationsdebakel allerdings möglich.

FF schrieb:Das wäre bei dem bekannten Behörden-Kommunikationsdebakel allerdings möglich.

Das liegt eben am Föderalismus. Ein Bundesamt für Verfassungsschutz und 16 Landesverfassungsschutzämter, und alle werkeln einzeln vor sich hin und bewachen eifersüchtig ihre Geheimnisse. Aber alle zusammen teilen ungern den Polizeien der Bundesländer mit, was sie wissen. Nicht umsonst hat der Kripomann aus München, Witting, angedeutet, dass man dem NSU durchaus eher auf die Spur hätte kommen können, wenn die Polizeibehörden der Länder, auch die Kripo München, Erkenntnisse gehabt hätten, die die Verfassungsschutzämter bereits hatten. Aber so arbeitete jeder im eigenen Saft, das jeweilige Wissen wurde nicht zusammengeführt und koordiniert.

frauZimt schrieb:Wer weiss, was in seinem Kopf vorgegangen ist?

Das weiß niemand... außer

frauZimt schrieb:Das schöne Haus und das gepflegte Grundstück werden ihm noch den letzten Kick gegeben haben.