Kassel/Wolfhagen Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ermordet

https://www.focus.de/politik/deutschland/stiefvater-war-halter-des-wagens-luebcke-mord-jetzt-rueckt-die-familie-von-stephan-ernst-ins-visier-der-ermittler_id_10878641.html

Nach Informationen der "Bild am Sonntag" untersuchen die Ermittler vor allem die Rolle seines Schwiegervaters. Er ist der Halter des Autos, mit dem Stephan Ernst vom Tatort weggefahren sein soll. Ein Wagen mit demselben Kennzeichen aus dem Thüringer Wartburgkreis parkte 2002 bei einer Veranstaltung der inzwischen verbotenen rechtsextremen „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene“ in Hessisch Lichtenau. Bis 2004 wurde der Wagen bei weiteren rechts­extremen Veranstaltungen gesehen.

Ich dachte, der TV sei mit einem auf seine Frau angemeldeten VW Caddy unterwegs gewesen?

VanDusen schrieb:Ich dachte, der TV sei mit einem auf seine Frau angemeldeten VW Caddy unterwegs gewesen?

Es wurden nach dem Schuss zwei Autos bemerkt, davon eines eventuell ein Caddy.
Mit welchem er unterwegs war, wurde noch nicht veröffentlicht.

FF schrieb:Es wurden nach dem Schuss zwei Autos bemerkt, davon eines eventuell ein Caddy.
Mit welchem er unterwegs war, wurde noch nicht veröffentlicht.

Ich verstehe. Nun ja, es bestätigt all meine Vorurteile über Rechtsextreme, dass es der TV für angezeigt hielt, mit einer steinalten Karre mit Thüringer Kennzeichen vorzufahren. So ein Wagen fällt in einem Dorf bei Kassel bestimmt gar nicht auf ;-)

@VanDusen
Ich komme sowieso immer mehr zur Erkenntnis, dass es für eine rechtsradikale Einstellung nicht schadet, nicht allzu intelligent zu sein.
Der Mann hat offensichtlich wirklich gedacht, er kommt mit der Tat davon. Hat vielleicht das mit der DNA unterschätzt und sich darauf verlassen, dass es keine direkte Verbindung von ihm zum Opfer gibt und er schon einige Jahre vom Radar der Behörden verschwunden war.

Es wäre auch eine Überlegung, ob er oder jemand aus dem Umfeld dazu Informationen aus der Behörde gehabt haben könnte?
Sowas macht schon sehr nachdenklich:
https://www.mdr.de/sachsen/bautzen/goerlitz-weisswasser-zittau/ostritz-symbol-bundespolizei-100.html

FF schrieb:Der Mann hat offensichtlich wirklich gedacht, er kommt mit der Tat davon. Hat vielleicht das mit der DNA unterschätzt und sich darauf verlassen, dass es keine direkte Verbindung von ihm zum Opfer gibt und er schon einige Jahre vom Radar der Behörden verschwunden war.

Ich glaube nicht, dass das Risiko einer DNA-Übertragung Bestandteil seines Tatplans war. Da muss irgend etwas aus Tätersicht gehörig schief gelaufen sein, womöglich hat Lübcke sich körperlich verteidigt oder so etwas. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Täter, nur weil er davon ausgeht, dass sein DNA-Profil in der BKA-Datenbank wahrscheinlich bereits gelöscht wurde, darauf verzichtet, bei der Tatbegehung Handschuhe, lange Ärmel und ein Käppi zu tragen.

Andererseits wäre er ohne die ominöse DNA-Hautschuppe wahrscheinlich tatsächlich mit der Tat davongekommen, sofern sich nicht zufällig jemand dieses Thüringer Kennzeichen notiert hatte. Seine Nazi-Vergangenheit, das ausgeschaltete Handy, das fehlende beweisbare Alibi, all das hätte nie und nimmer ausgereicht, um ihm einen konkreten Tatverdacht anzuhängen.

@VanDusen
Stimmt.
Aber es hätte auch ein Niesen, Husten oder Nase am Handschuh abwischen, bevor er Lübcke berührte, genügt.
Und ohne das Geständnis wäre es trotzdem kein einfacher Prozess für die Staatsanwaltschaft gewesen.

FF schrieb:Aber es hätte auch ein Niesen, Husten oder Nase am Handschuh abwischen, bevor er Lübcke berührte, genügt.

Guter Punkt, wahrscheinlich war es etwas in dieser Richtung. DNA in Rotz ist weitaus stabiler als in Hautschuppen.

VanDusen schrieb:Andererseits wäre er ohne die ominöse DNA-Hautschuppe wahrscheinlich tatsächlich mit der Tat davongekommen, sofern sich nicht zufällig jemand dieses Thüringer Kennzeichen notiert hatte. Seine Nazi-Vergangenheit, das ausgeschaltete Handy, das fehlende beweisbare Alibi, all das hätte nie und nimmer ausgereicht, um ihm einen konkreten Tatverdacht anzuhängen.

@VanDusen
Man könnte deinen Gedanken fortsetzen:
Ohne diese Spur, die zu diesem Tatverdächtigen führte, wäre noch nicht einmal herausgekommen, aus welcher politischen Ecke der Täter gekommen ist.
Die Tat eines Neonazis, hätten die Einen gesagt.
Nein, hätten Andere geantwortet, die Tat hatte einen privaten Hintergrund.
Oder das Motiv hängt mit irgendwelchen Geschäften des Opfers zusammen.

frauZimt schrieb:Ohne diese Spur, die zu diesem Tatverdächtigen führte, wäre noch nicht einmal herausgekommen, aus welcher politischen Ecke der Täter gekommen ist.

Richtig, und ich bin unendlich froh, dass es anders gekommen ist. Diese Diskussion hätte das politische Klima in unserem Land über Monate hinweg vergiftet.

VanDusen schrieb:Nun ja, es bestätigt all meine Vorurteile über Rechtsextreme, dass es der TV für angezeigt hielt, mit einer steinalten Karre mit Thüringer Kennzeichen vorzufahren.

Handelt es sich womöglich um den Skoda, der verkauft werden sollte und von dem ein einzelner Schlüssel im CD Fach eines Radios im Gästeklo seines Hauses gefunden wurde?

Ja, wenn der gleiche Wagen schon 2002 gesehen wurde, muss er ja mindestens 17 Jahre alt sein. Vielleicht dachte E. auch man könnte bei dem neueren Caddy, der ja nach Angaben der Ehefrau nur von ihm gefahren wurde, softwaremäßig die Fahrzeug Bewegung verfolgen, z. B. Navi oder GPS.

Fragt sich natürlich: Wer fuhr das andere Fahrzeug? Oder war es Zufall und die Caddy Beobachtung hat nichts mit dem Fall zu tun?

sören42 schrieb:Handelt es sich womöglich um den Skoda, der verkauft werden sollte und von dem ein einzelner Schlüssel im CD Fach eines Radios im Gästeklo seines Hauses gefunden wurde?

Brillant gefolgert, @sören42! So weit war ich gedanklich noch nicht gekommen, aber das passt hervorragend.

sören42 schrieb:Vielleicht dachte E. auch man könnte bei dem neueren Caddy, der ja nach Angaben der Ehefrau nur von ihm gefahren wurde, softwaremäßig die Fahrzeug Bewegung verfolgen, z. B. Navi oder GPS.

Noch ein Treffer. Wenn der Caddy neu war, hätte man das sehr wahrscheinlich durch Auslesen des Bordcomputers wirklich tun können.

@sören42
Die Wahrscheinlichkeit dass der zweite Wagen etwas damit zu tun hatte ist sehr hoch. Jemand der Schmiere steht und schaut ob der Moment günstig ist. Desweiteren hätte jederzeit etwas schief gehen können, dann wäre der Täter vermutlich zu einem vereinbarten Abholpunkt geflüchtet. Die Umgebung des Hauses scheint dafür geeignet zu sein.

@vonCarstein
@VanDusen
@sören42
Vielleicht ist es der möglichen Verwicklung eines Familienmitglieds geschuldet, dass der TV relativ schnell ein umfangreiches Geständnis abgelegt hat. Immerhin ist jetzt sein Schwiegervater ins Visier der Ermittler geraten.
Möglicherweise hatte der TV Sorge, dass man einen ihm nahestehenden Menschen verdächtigen würde.

@Kreuzbergerin
So wie ich das sehe hat der TV zunächst abgewartet um etwaigen Mittätern eine Chance zu geben Spuren zu verwischen. Er hat ja nicht direkt gesungen wie man so schön sagt. Ob das jetzt wirklich so war weiss ich natürlich nicht, es sind lediglich Gedanken dazu.

Was mich dabei allerdings fast schon stört ist das auffällig umfangreiche Geständnis des TV, welches Du ja auch angesprochen hattest. Diese Informationen, Waffenlager zB., können ja auch wieder Quelle sein für neue Erkenntnisse via DNA, Fingerabdrücken etc.

Vielleicht hat diese Tat aber auch etwas mit ihm "gemacht", etwas das ihn dazu brachte sich alles einfach von der Seele zu reden. Irgendwas an diesem Bild welches wir bisher erhalten haben stört mich, etwas das nicht zusammen passt. Es bleibt jedenfalls spannend.

VanDusen schrieb:Es stellt sich allerdings die Frage, warum er das Versteck in seinem Betrieb angelegt hat, wo regelmäßig Gärtner herumwuseln, die sein Versteck finden könnten. Nach der Auffindung des Verstecks hätte es nicht lange gedauert, auf ihn als den Besitzer zu kommen, als einem vorbestraften Betriebsangehörigen.

Der Täter ist vermutlich nicht sonderlich intelligent. Das zeigt sich schon daran, dass er die Tatwaffe behalten hat.

E.A.Poe schrieb:Der Täter ist vermutlich nicht sonderlich intelligent. Das zeigt sich schon daran, dass er die Tatwaffe behalten hat.

Hat das der BAU nicht auch gemacht?

@E.A.Poe
Vielleicht ersetzt man das Wort Intelligenz besser durch clever? Es gibt genug hochintelligente Täter die noch viel gröbere Fehler bei tatvertuschung verbockt haben. Natürlich haben wir alles das Bild vom ungebildeten nazi im Kopf , nur der ist in der Lage so blöd zu sein. Das ist , glaube ich zumindest, eine Verallgemeinerung die so Nich zutreffen kann. Meines Wissens nach haben die rechtsradikalen Szenen und Vereinigungen auch und reichlich zumindest akademisch gebildete Leute in ihren Reihen. Diese tarnen sich nur besser indem sie in Schlips und Suit antreten. Die wirklich gefährlichen Leute sind die, die Ihre Fähigkeiten Nutzen um die Strippen zu ziehen bis in die Mitte der Gesellschaft. Ich will gar nicht wissen wer oder was diese Szenen alle mit Dienstleistungen der denkerischen Art unterstützt oder mit Geldspenden.
Dann haben sie ihre Barden die martialisch auftreten mit Fackeln zum Sturm aufrufen , und die müssen zumindest zuhören können , opferbereit u gewaltbereit sein s und das geht natürlich besser man eher Einbahnstraße denkt.

So gesehen kann man sich die Frage stellen, ob es die Idee des TV alleine war, oder nicht.

FF schrieb:Aber es hätte auch ein Niesen, Husten oder Nase am Handschuh abwischen, bevor er Lübcke berührte, genügt.

Die sicherste Methode wäre, aus der Distanz zu schießen. Aber vermutlich hat der Täter sich nicht zugetraut, aus der Entfernung genau zu treffen (was mit einer Pistole auch nicht so einfach ist).

E.A.Poe schrieb:Die sicherste Methode wäre, aus der Distanz zu schießen. Aber vermutlich hat der Täter sich nicht zugetraut, aus der Entfernung genau zu treffen (was mit einer Pistole auch nicht so einfach ist).

Es ist generell eine interessante Frage, wo der TV sein Schießtraining absolviert hat.
Aus seinem Schützenverein ist die Aussage bekannt, dass er dort nicht geschossen hat.
Irgendwo muss er geübt haben...