Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

Silberstreif schrieb:Auch habe ich den Eindruck bekommen, dass man in der Regel schon auch Geld braucht oder einen Job/ ein Business nachweisen muss, um in Asiatischen Ländern eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.

Z. Bspl. in Spanien gibt es auch Vorgaben für die Aufenthaltsdauer. Man kann sich da als EU-Bürger nicht unbegrenzt aufhalten.

Fast allen, die Spanien als Tourist besuchen, ist die sogenannte „90-Tage-Regel“ oder die 90/180-Tage-Regel bekannt. Dies ist die maximale Aufenthaltsdauer, die das spanische Recht im Prinzip vorsieht. Diese Vorschrift ist eine Folge des Schengen-Abkommens.

Die Dauer des Aufenthalts kann in Ausnahmefällen verlängert werden.

Ausländer, die einen Antrag auf eine ständige Aufenthaltserlaubnis einreichen, können auch längere Zeit in Spanien verbringen. Es gibt verschiedene Formen diese Aufenthaltserlaubnis zu erhalten.

Diese maximal 90 Tage sind in der Frist der vorangegangenen 180 Tage inbegriffen.

Gesetzliche Regelung der 90-Tage-Regel.

Regelung in Spanien

Diese maximale Aufenthaltsdauer von 90 Tagen ist im sogenannten spanischen Ausländergesetz geregelt. das Gesetz 4/2000 vom 11. Januar über die Rechte und Freiheiten der Ausländer in Spanien und ihre soziale Integration.

In Artikel 30 heißt es, dass der Aufenthalt im spanischem Hoheitsgebiet höchstens 90 Tage betragen kann.

Nach Ablauf dieses Zeitraums ist für einen längeren Aufenthalt in Spanien entweder eine Aufenthaltsverlängerung oder eine Aufenthaltserlaubnis erforderlich.

Quelle:

https://www.white-baos.com/de/die-90-tage-regel-aufenthalt-als-tourist/

90 Tage war mal, man hat es auf 180 Tage verlängert. Stand war 2009 da bin ich damals rausgegangen. Ich selbst hatte 1992, da war Spanien in der EU und raus aus der EWG und musste dann nach 180 Tagen entweder Bargeld und ne Auslandskrankenversicherung vorlegen, wegen der Versorgung innerhalb des Landes oder einen spanischen Arbeitsvertrag. Ich habe dann einen Arbeitsvertrag vorgelegt und musste dann die spanische Steuernummer beantragen (N.I.F), die man damals nur in Spanien bekam, heute kann man die auch in Deutschland beantragen. Meine erste verlängerte Aufenthaltsrecht war für ein Jahr begrenzt, danach für 2 Jahre und dann auf 5 Jahre. Als ich in der Krise Spanien verlassen musste, weil partotut keine Arbeit mehr für mich zu finden war und die Selbständigkeit sich auch nicht mehr lohnte, habe ich dann Spanien 2009 verlassen und bin nach Deutschland zurück, da lief die "Tarjeta de Recidencia" noch bis 2013 weiter. Ich hatte die ein Jahr zuvor nochmal beantragt gehabt.
Wenn du 181 Tage in Spanien bist, bist automatisch ab dem 181. Tag auch steuer - und versicherungspflichtig in Spanien. Das kann teuer werden für den einzelnen.

Silberstreif schrieb:Auch habe ich den Eindruck bekommen, dass man in der Regel schon auch Geld braucht oder einen Job/ ein Business nachweisen muss, um in Asiatischen Ländern eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.

Wenn man sich dort ganz offiziell aufhalten möchte sicher. Aber davon können wir in diesem Fall ja wohl nicht ausgehen. Wenn sie unter ihrem richtigen Namen in einem anderen Land leben würde und gemeldet wäre, hätte man sie schon gefunden.

Conocida schrieb:Wenn du 181 Tage in Spanien bist, bist automatisch ab dem 181. Tag auch steuer - und versicherungspflichtig in Spanien. Das kann teuer werden für den einzelnen.

183 Tage, ja. Aber auch hier, wer will das in einem EU Land kontrollieren, wo deine Einreise nicht mal dokumentiert ist?

Ich selbst habe mir 2020 ein Haus in Portugal gekauft und dort wegen COVID und Homeoffice mehr als 190 Tage verbracht. Aber wer sollte das kontrollieren? Die Nachbarn stehen da ja auch nicht am Fenster und melden dass dann sofort der Behörde. Das deutsche Auto hätte ich sogar nach 30 Tagen ummelden müssen. Ja, ich weiß, das ist illegal, interessiert halt aber in der Regel niemanden.

Ja in der Regel intressiert das niemanden, aber achte auf deine eigenen Landsleute in dem jeweiligen Land wo du dich auf hälst. Es heisst ja nicht umsonst: Lieber Gott schütze mich Sturm und Wind und von Deutschen die im Ausland sind.
Zu Corona Zeit wurde damals in allen Ländern der EU soweit ich weiss Ausnahmeregeln erlassen, weil du kamst ja nicht mehr raus aus dem Land, war ja alles dicht; im Lockdown in Spanien, wenn du an den falschen Tagen draussen warst und keinen Hund bei dir hattest, hast du dann "gesiebte" Luft geatmet.

cjelli schrieb:Wenn man sich dort ganz offiziell aufhalten möchte sicher. Aber davon können wir in diesem Fall ja wohl nicht ausgehen. Wenn sie unter ihrem richtigen Namen in einem anderen Land leben würde und gemeldet wäre, hätte man sie schon gefunden.

Wenn jemand untertaucht, wird es sich wohl kaum irgendwo anmelden, schon gar nicht mit seiner wahren Identität. Allerdings würde das ein Leben im "Untergrund" bedeuten. Nie auffallen, nie in eine Kontrolle kommen, nie bei einem Job überprüft werden und man darf auch nie krank werden und man muß doch auch irgendwo wohnen.
Wie das funktionieren soll, ist mir ein Rätsel. Maria H., Freiburg, die 5 Jahre mit ihrem Entführer im europäischen Ausland untergetaucht war und zuletzt mitten in einem Ort auf Sizilien gelebt haben, müssen das aber geschafft haben, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen, obwohl nach den beiden international gefahndet wurde.

Gut, ich hab mir die Frage selbst beantworten können:
[...]

Pfanner zählt auf: »Ich will eine ausgewogene und gesunde Ernährung sowie eine absolute körperliche Fitness erreichen, keinen Alkohol trinken, außer gewisse Situationen erfordern eine Ausnahme. Mein vorläufiges und vorrangiges Hauptziel ist, Spanisch in Schrift und Sprache zu erlernen.«

[...]

Bis auf die paar mageren Zeilen zu seinen Motiven ist es im Wesentlichen eine Mischung aus Reiseführer und Biker-Fibel: das Tagebuch einer Fahrradtour, die ihn übers französische Perpignan ins spanische Andalusien führt.

[...]

Das wirkliche Abenteuer des Fridolin Pfanner ist nicht die Flucht selbst, es ist ihre Inszenierung.

Quelle: https://sz-magazin.sueddeutsche.de/gesellschaft-leben/das-geheimnis-von-scheidegg-75860

Es ist so armselig. Ich hoffe wirklich, dass Scarlett's Familie so ein Outcome erspart bleibt. Ich sag ja nur, weil es ja mal erwähnt wurde, dass Scarlett auch sehr gerne ein Buch schreiben wollte. Andererseits wäre es in sofern gut, dass sie dann noch lebt, aber trotzdem asozial.

CorvusCorax schrieb:Maria H., Freiburg, die 5 Jahre mit ihrem Entführer im europäischen Ausland untergetaucht war und zuletzt mitten in einem Ort auf Sizilien gelebt haben, müssen das aber geschafft haben, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen, obwohl nach den beiden international gefahndet wurde.

Wer fragt schon groß nach irgendwas? Er wird als Tagelöhner gejobbt haben. Ansonsten haben sie spartanisch gelebt. Sie erregten kein Aufsehen und gingen - so Aussagen der Nachbarn - als Vater und Tochter durch. Wer beschäftigt sich schon großartig mit Fahndungsaufrufen, außer sie sind so markant wie der Fall Rebecca? Wahrscheinlich nur Leute wie wir hier. Wenn ich andere z.B. nach Rebecca oder Scarlett frage, krieg ich nur Schulterzucken.

Ich denke, wenn Maria und er nicht nach Dtl. zurückgekehrt wären, hätten die im Süden auch noch weiter unentdeckt leben können.

Ich wage für mich zu bezweifeln, dass ich dieses Paar als gesuchtes erkannt hätte. Weder in einem südeuropäischen Dorf noch hier in Deutschland. Egal wo.

Der Gedanke, das Scarlett untergetaucht sein könnte, kam bei mir komischerweise nie auf.

Natürlich kann man niemanden hinter die Stirn schauen aber ich glaube das bei Scarlett einfach nicht.

Wie ich auch hin und her überlege: Warum sollte sie abtauchen? Sie hatte doch alles. Irgendwie lebte sie doch sogar ein bisschen privilegiert. Sie hatte nette Eltern, konnte sehr viel reisen und wollte in der nahen Zukunft beginnen, zu studieren.

Warum dann still und heimlich verschwinden?

Ja es stimmt. Auch mir drängt sich der Eindruck einer jungen Frau auf, die gern ungebunden und spontan lebt und entscheidet. Das finde ich persönlich gut. Sich nicht in eine Korsett pressen zu lassen. Aber ganz abhauen? Mit dem Wissen, dass die Eltern sich zu Hause ganz große Sorgen machen? Nein.

Klarmann schrieb:konnte sehr viel reisen und wollte in der nahen Zukunft beginnen, zu studieren.

Studieren - was und wo? Ich dachte, sie wollte heiraten, eine Familie gründen und nach China auswandern.
Aktenzeichen XY vom 29.06.2022 - ab Min. 02:25

https://vimeo.com/725450634/afc6ecd1a0?fbclid=IwAR3fGGQgjjaxIyZwNFstx5YPnDJ89yz1N9rkkubz8irDdJkiFCaDl6qC4rA

Klarmann schrieb:Auch mir drängt sich der Eindruck einer jungen Frau auf, die gern ungebunden und spontan lebt und entscheidet. Das finde ich persönlich gut. Sich nicht in eine Korsett pressen zu lassen. Aber ganz abhauen? Mit dem Wissen, dass die Eltern sich zu Hause ganz große Sorgen machen? Nein.

Und, man kann das auch weiterspinnen: Wenn sie so spontan beschlossen hat: "Ich steige jetzt aus!" wer sagt dann, dass sie nicht nach einer gewissen Zeit im Ausland und unter prekären Umständen dann ebenso spontan wieder beschließt: "Ach nee, mit Krankenversicherung und ohne Angst entdeckt zu werden, mehr Geld und einem sozialen Umfeld war doch besser....." und wieder zurückkommt?

Ich glaube, da stellen sich viele Leute so ein Leben irgendwo im Ausland aber eben illegal und ohne Papiere viel zu romantisch vor....

Etwas anderes ist es natürlich bei Leuten, die Strafverfolgung etc. zu befürchten haben und deshalb so untertauchen- aber die sind dann eben auch gezwungen es durchzuziehen und wissen, dass die Alternative eben Gefängnis wäre. Insofern sind solche Beispiele als Vergleich nur bedingt tauglich.

@brigittsche

brigittsche schrieb:Ich glaube, da stellen sich viele Leute so ein Leben irgendwo im Ausland aber eben illegal und ohne Papiere viel zu romantisch vor....

Quelle:


Sehe ich ganz genau so. Ein Volleinstieg ins Leben im Ausland ist alles andere als romantisch. Auch dort muss man sich ein- und unterordnen. Das ist einfach so. Es herrscht keine Anarchie, nur weil ich aus Deutschland komme und meine Träume unter Palmen leben möchte.

Ich arbeite zeitweilig im Ausland. Ich habe da nichts auszustehen. Für alles ist gesorgt, da ich für deutsche Auftraggeber dort bin. Aber ich bin jedes Mal wieder froh, zurück kommen zu dürfen.

Denn, das stelle ich immer wieder fest, wenn ich mich um alles selbst kümmern müsste = Anmeldungen, Reglements, Eigenheiten des Landes, dann merkt man schnell, dass auch im Ausland nicht alles Gold ist, was glänzt. Und was man hier bei uns als vollkommen normal ansieht, ist es woanders nicht.

Was anfangs vielleicht noch einen Reiz ausmacht, kann schnell auch zu Frust werden.

CorvusCorax schrieb:Studieren - was und wo? Ich dachte, sie wollte heiraten, eine Familie gründen und nach China auswandern.
Aktenzeichen XY vom 29.06.2022 - ab Min. 02:25

ooops, wart mal. Muss ich nochmal nachlesen. Meinte, das irgendwo gelesen oder gesehen zu haben.

Aber stimmt: Sie wollte ja Englisch in China unterrichten.

Klarmann schrieb:Denn, das stelle ich immer wieder fest, wenn ich mich um alles selbst kümmern müsste = Anmeldungen, Reglements, Eigenheiten des Landes, dann merkt man schnell, dass auch im Ausland nicht alles Gold ist, was glänzt. Und was man hier bei uns als vollkommen normal ansieht, ist es woanders nicht.

Und das ist ja schon so, wenn man dort offiziell und mit allen Papieren tätig ist. Aber es ist doch wohl alles andere als witzig, wenn ich das illegal tun muss, mehr oder weniger am Existenzminimum leben muss (weil keine Papiere, damit kein guter Job) und dann immer noch Angst haben muss, entdeckt zu werden.

Das mag, wie gesagt, etwas anderes sein, wenn man nichts zu verlieren hat weil auch zu Hause die Polizei hinter einem her ist. Aber wer tut sich das auf Dauer an, wenn es auch ganz legal ginge?

Ich hab mir die oben verlinkte Geschichte von Fridolin Pfanner durchgelesen. Er hatte allerding zehntausend Euro angespart bevor er sich Richtung Südsee mit einem Fahrrad abgesetzt hat! Da konnte sich das auch keiner aus seinem Umfeld vorstellen. Seine Begründung, warum er weder seiner Lebensgefährtin noch sonst jemand etwas gesagt hat: Weil sie es nicht verstehen hätten wollen.
Das können halt nur Scarletts Eltern selbst wissen, ob solche Gegebenheiten vorliegen können. Ich glaube es leider eher nicht.

@Silberstreif

Spanien, nicht Südsee. F. Pfanner hatte sich nach Spanien abgesetzt.

Konkret ging es mir nur darum, das Beispiel Petra P., die 31 Jahre unerkannt ein neues Leben führte, um ein weiteres Beispiel zu ergänzen, wo der vollständige Kontaktabbruch, der Ausstieg in die Anonymität - obgleich begrenzt auf eine wesentlich kürzere Zeitspanne - ebenfalls umgesetzt wurden.

Silberstreif schrieb:Das können halt nur Scarletts Eltern selbst wissen, ob solche Gegebenheiten vorliegen können. Ich glaube es leider eher nicht.

Es lohnt sich eigentlich nicht, sich Gedanken über das "Warum" zu machen, denn es gibt haufenweise Fälle in denen Personen ohne erkennbare Vorzeichen oder Motive verschwunden sind und sich abgesetzt oder Suizid begangen haben.
Als Beispiel Nick Stolz. Der ist auch abgehauen und hat vorher all sein Hab und Gut verschenkt. Hatte zuletzt noch einen Flug gebucht, wo man sich dann auch fragt, wieso er nicht sein Geld mitgenommen oder einen Abschiedsbrief hinterlassen hat.
Man weiß halt nie was wirklich in den Menschen vorgeht, oder ob sie unter einer geheimgehaltenen psychischen Störung litten. Oft ist diesen Menschen auch gar nicht bewusst, dass sie krank sind.
Vielleicht war Scarlett nicht zufrieden, obwohl nichts auf Unzufriedenheit hindeutete (obwohl Joey ja ganz eindeutig eine Unzufriedenheit während des Telefonats festgestellt hatte).
Deshalb müssen Flucht und Suizid immer als Möglichkeiten in Betracht gezogen werden.

Empyria schrieb:Deshalb müssen Flucht und Suizid immer als Möglichkeiten in Betracht gezogen werden.

Das ist richtig, aber dann landet man wieder bei dem Problem, dass sie bei einem Suizid mit großer Wahrscheinlichkeit gefunden worden wäre und bei einer "Flucht" mit großer Wahrscheinlichkeit in irgendeiner Weise Spuren entstanden wären wenn sie nicht sogar irgendwann wieder von sich aus zurückgekommen wäre

Ein freiwilliges verschwinden kann ich mir in diesem Fall überhaupt nicht vorstellen. Natürlich kann man es nicht 100% ausschließen, aber wenn man die Gesamtumstände betrachtet und ihr Leben dann tue ich mir mit diesem Gedanken an ein Abtauchen sehr schwer.

Leider ist für mich die wahrscheinlichste Theorie, dass sie leider einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, auch wenn ich mir noch so oft wünsche, dass ich falsch liege.

Eine hübsche, junge, und vor allen Dingen sehr aufgeschlossene junge Frau, die alleine unterwegs ist, ich meine es gibt leider auch Menschen, die es nicht gut mit einem meinen...

Aber auch in diesem Falle, müsste sie ja irgendwo zu finden gewesen sein. Es ist natürlich möglich dass sie an besagten Parkplatz in ein Fahrzeug zu jemanden eingestiegen ist.

Klarmann schrieb:Sehe ich ganz genau so. Ein Volleinstieg ins Leben im Ausland ist alles andere als romantisch. Auch dort muss man sich ein- und unterordnen. Das ist einfach so.

Vor allem glaube ich nicht, dass sie sich mitten in der Corona Pandemie abgesetzt hätte.