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Mord an Herbert K. von 1983

1.339 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Hamburg, Ungeklärt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mord an Herbert K. von 1983

11.12.2023 um 19:48
Zitat von AnMAAnMA schrieb:Zum o.g. Verschlafen: Im FF XY kommt m.E. ganz klar raus: HK hat zwar verschlafen, also steht später auf als sonst, aber nicht wesentlich. Es ist einfach zu spät, um jetzt noch den Sohn zu wecken, der ursprünglich mit wollte. Fürs schnelle anziehen und ein ganz schnelles Frühstück reicht es noch.
Dem glaube ich nicht. Im erste Filmbeitrag wird das Verschlafen hektischer dargestellt und im letzten Filmbeitrag zeigt die Uhr 6:01 Uhr an.
Ziemlich knapp, wenn man um 6:15 los fahren muss.

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Mord an Herbert K. von 1983

11.12.2023 um 19:51
Aldi achtete damals bei Personaleinstellungen darauf, dass die Stelleninhaber in "geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen" (und idealerweise auch sparsam) lebten. Insbesondere galt dies für Filialleiter, da diese eine Vorbildfunktion wahrnahmen. Dazu passte HK ganz gut mit seinem alten Toyota. Dazu muss man wissen, dass die Fahrzeuge allgemein damals noch nicht so haltbar waren.

Damals gab es auf dem Sparbuch fette Zinsen. 1982 waren es im Durchschnitt 4 % (siehe z. B. https://www.rhetos.de/html/lex/sparzinsen_historisch.htm). Das wird auch Herr Kahrs auf dem Radar gehabt haben. Weshalb hob er also das Geld dennoch sukzessive vom Sparbuch ab? Sukzessive vielleicht deshalb, um keine Vorschuss-Zinsen zahlen zu müssen, weil nur ein bestimmter Betrag "kündigungsfrei" ohne Vorschusszins abgehoben werden durfte. Aber weshalb hob er es überhaupt ab?

So wie ich HK einschätze (sparsam, ökonomischen Zusammenhängen zugänglich (-> Beruf: Filialleiter im Lebensmitteleinzelhandel)), hätte er es nur dann abgehoben, wenn der anderweitige Einsatz einen höheren Gewinn versprach als die sichere Verzinsung und ihm das zusätzliche Risiko vertretbar erschien.

Das Boot kostete 1000 Mark, das (allein) kann es wohl nicht gewesen sein, denn eine einzige Abhebung hätte ausgereicht, um das Boot zu beschaffen.
Zitat von Sven1213Sven1213 schrieb:Ich glaube, was an diesem Morgen des 10.09 passierte war für Herrn Kahrs wichtiger als arbeitsrechtliche Maßnahmen und gehe sogar noch weiter, als den Erhalt seiner Arbeitsstelle.
Da fällt mir nur eins ein, er hatte Angst: Angst um sein Leben. Vielleicht vermutete er, dass die/der Täter bei Aldi auf ihn wartete(n), und er hatte nicht auf der Karte, dass diese(r), nachdem man dies feststellte, Herbert Kahrs an seinem Wohnort aufspürte(n).
Zitat von nonameboynonameboy schrieb:In meinen Augen muss H.K zwischen 06:15 Uhr und ca. 08:30 Uhr seinen Tank nahezu leergefahren haben. Wieso? Weil man im Jahr 1983 noch deutlich eher auf solche Dinge achten musste, da die Tankstellen nicht 24 Stunden oder ab 6:00 Uhr morgens geöffnet waren. Ich gehe stark davon aus, dass die Tankstelle ab 8:00 Uhr geöffnet hatte. Somit musste H.K ja jeden Abend seinen Tank für den kommenden Tag überprüfen damit er ggf. am Abend vorher noch tanken konnte, da er früh unterwegs gewesen ist.
Daher gehe ich davon aus, dass er vor 6:15 Uhr noch davon ausgehen konnte, locker nach Hamburg zu kommen und um 8:30 Uhr aber dann dennoch getankt hatte. Laut einigen Usern hier muss der Tank nahezu leer gewesen sein. So etwas passiert aus den o.g. Gründen aber nicht.
Absolut, das ist genau richtig beobachtet. Der Tank muss ziemlich leer gewesen sein. Ich hatte das schon mal anhand der Tankgröße dieses Modells im Forum vorgerechnet. Ich könnte mir vorstellen, dass er vielleicht in Hamburg angekommen ist und bemerkt hat, dass er verfolgt wird. Oder ggf. auch vorher schon und dann meinte, die oder den Täter zum Zeitpunkt der Betankung in Twielenfleth abgehängt zu haben.


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11.12.2023 um 20:13
Zitat von nonameboynonameboy schrieb:Zeitlich würde es sogar passen das er in Hamburg gewesen ist, aber aus irgendwelchen Gründen um 08:30 Uhr wieder in Twielenfleth gewesen ist. Warum das aber so gewesen sein sollte kann ich mir - wie ich bereits am Wochenende schrieb - nicht erklären.
Hatte ich leider überlesen gehabt. Ich finde den Gedanken richtig gut.
Das passt zeitlich richtig gut.
Ich könnte mir spekulativ vorstellen, dass es wenn es so war und er aus Hamburg wieder zurück in den Bereich Twielenfleth fuhr, er etwas (nicht von zu Hause) abgeholt hat.
Das muss dann aber schon extrem wichtig gewesen sein.

Was ist mit dem Schlüsselbund mit den Filial-Schlüsseln, welche bis heute weg sind?
Dieses wäre ja auch eine ziemlich dumme Situation.
Er kann nicht in die Filiale, muss wieder zurück (nur wo soll er den Schlüssel liegen gelassen haben, wenn nicht zu Hause), muss wieder tanken, weil die zusätzlichen Wege waren nicht einkalkuliert, er ist in der Tankstelle nervös, weil er eigentlich schon längst auf der Arbeit hätte sein müssen-passt ganz gut. Nur warum wird er am Ende des Tages ermordet?


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Mord an Herbert K. von 1983

11.12.2023 um 20:28
Zitat von Sven1213Sven1213 schrieb:Er kann nicht in die Filiale, muss wieder zurück (nur wo soll er den Schlüssel liegen gelassen haben, wenn nicht zu Hause), muss wieder tanken, weil die zusätzlichen Wege waren nicht einkalkuliert, er ist in der Tankstelle nervös, weil er eigentlich schon längst auf der Arbeit hätte sein müssen-
Dazu würde auch gut das um einen Tag frühere Datum passen, was auf dem Tankcheck steht. Somit würde der Kilometerstand vom 10.09. dem 09.09. zugeordnet und die zusätzlichen Fahrten etwas verschleiert, das wäre dann bis zur nächsten Betankung untergegangen, weil dann ein zusätzlicher Tag mitgerechnet ist beim nächsten Tanken, den es in Wahrheit nicht gibt. Und dieser fehlende Tag entspricht genau der Strecke Twielenfleth-Hamburg-Twielenfleth. Absolut plausibel für die Firmenzentrale.
Zitat von RedRalphRedRalph schrieb am 29.11.2023:Ein Täter, der auf einen Aldi-Fililalleiter geschossen haben soll, wird mit einem auffälligen Hut beschrieben....bei Laubisch schaute Tage vorher ein Mann mit einem auffälligen Hut vorbei...zwischen all diesen Taten scheint es immer wieder gewisse Parallelen zu geben.
Zitat von RedRalphRedRalph schrieb am 29.11.2023:Oder man fällt gerade mit etwas auf, das man ansonsten im Alltag gerade nicht trägt. Wenn der Täter sonst nie einen auffälligen Hut trug, dann hatte der Hut möglicherweise den Zweck die Aufmerksamkeit vom Gesicht hin zum Hut zu lenken....und die "Hutspur" läuft ins Leere, weil der Täter ihn nur trägt, wenn er ein Verbrechen begeht...
So ein Hut, es soll sich um einen Schlapphut gehandelt haben, verschattet ja auch das Gesicht, insbesondere die Augen.


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Mord an Herbert K. von 1983

11.12.2023 um 20:31
Was ist, wenn die uns unerklärlichen ersten 2 Stunden, gar keinen Tatzusammenhang haben?
Diese könnten vielleicht einer normalen ungewöhnlichen Situation geschuldet sein, zum Beispiel, Herr Kahrs hat auf seinem Boot am Vortag etwas liegen gelassen, was für den betrieblichen Ablauf wichtig ist. Schlüssel, Unterlagen oder was weiß ich.
Er fährt zurück nach Twielenfleth, tankt und dann wieder zurück nach Hamburg, wo er aber an seiner Arbeitsstelle nicht ankommt.
Klar, was soll da noch passiert sein? Unter dieser spekulativen Annahme kann der Tag ja eigentlich nicht noch schlechter laufen, dass man am Ende des Tages fixiert und mit einem Kopfschuss getötet in einem Abwasserschacht endet.

Aber das er nach Hamburg fuhr und dann wieder zurück, finde ich persönlich nicht nur nachdenkenswert, sondern richtig gut.


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Mord an Herbert K. von 1983

11.12.2023 um 20:37
Zitat von sören42sören42 schrieb:Dazu würde auch gut das um einen Tag frühere Datum passen, was auf dem Tankcheck steht. Somit würde der Kilometerstand vom 10.09. dem 09.09. zugeordnet und die zusätzlichen Fahrten etwas verschleiert, das wäre dann bis zur nächsten Betankung untergegangen, weil dann ein zusätzlicher Tag mitgerechnet ist beim nächsten Tanken, den es in Wahrheit nicht gibt. Und dieser fehlende Tag entspricht genau der Strecke Twielenfleth-Hamburg-Twielenfleth. Absolut plausibel für die Firmenzentrale.
Es würde mich sehr freuen, wenn andere ihre Ansicht über die neuen Ideen schreiben würden, muss aber sagen @sören42, was du da gerade geschrieben hast, kann ein "Schuh" daraus werden.


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Mord an Herbert K. von 1983

11.12.2023 um 20:54
Mir waren mal im Thread zum Mordfall "Heinz Puschnik" einige Parallelen zu diesem Fall hier aufgefallen, die ich mit @LackyLuke77 ausgestauscht hatte:

Mordfall Heinz Puschnik bis heute ungelöst (Seite 14) (Beitrag von LackyLuke77)

So sind die Summen, die Puschnik jeweils kassierte, in etwa in dem Rahmen wie die Abhebungen von Herbert Kahrs.

Und sie begannen zu einem Zeitpunkt, als Herbert Kahrs noch bei der Eisfabrik angestellt war (ich meine im Vertrieb?). Und Heinz Puschnik war zuvor Abteilungsleiter in einer Eisfabrik, allerdings anderenorts. Das kann auch Zufall sein, aber vielleicht hat ja jemand eine Idee dazu.


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Mord an Herbert K. von 1983

11.12.2023 um 21:52
So weit ich weiß, ist ja der Verbleib des Geldes, das Herr K. sukzessive vom Sparbuch abgehoben hat, bis heute ungeklärt. Ich hatte ja in einem früheren Beitrag die Vermutung geäußert, dass er das Geld, warum auch immer, zu Hause in der Matratze versteckt hatte, wo es vielleicht nie gefunden und irgendwann entsorgt worden sein könnte.

Mich würde interessieren, welche legitimen Beweggründe Herr K. gehabt haben könnte, so viel Geld abzuheben und es, statt es zu verstecken, möglicherweise am Tag seines Verschwindens mit sich zu führen - das wird zwar nirgends behauptet, erscheint mir aber als keine gänzlich unwahrscheinliche Hypothese.

Wir hatten ja schon hier darüber gesprochen, dass Geldangelegenheiten zu jener Zeit oft in die alleinige Zuständigkeit des Familienvaters fielen - möglicherweise wurde auch die Verwendung des angesparten Familienvermögens autonom entschieden.

Hier war ja auch jüngst wieder die Rede vom 11 Jahre alten Toyota, der seinen Lebenszyklus damals wohl vollbracht hatte, denn in den 80ern ließ der Rost die Autos oft früh ausfallen.

Ich kannte einen Aldi- Filialleiter, der in den 80ern seinen dicken Mercedes hinter der Filiale parkte - ob Herr K. seine Familie mit dem Kauf eines repräsentativeren Automobils zu überraschen gedachte? Dass seine Aufregung an dem verhängnisvollen Morgen aus der geplanten Übergabe des Wagens resultierte, er aber an Verbrecher geraten war? Für 30.000 DM bekam man zur Tatzeit gebraucht schon recht ansehnliche Gebrauchtwagen.

Ob Herr K. an vorgebliche Gebrauchtwagenverkäufer geraten ist, die nur auf sein Geld aus waren?


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Mord an Herbert K. von 1983

11.12.2023 um 22:20
@sallomaeander

Natürlich weit hergeholt, aber wirklich ein sehr, sehr interessanter Gedanke der auch in einigen Teilen sehr schlüssig ist.

Er lässt sich Ende 1981/Anfang 1982 ein Auto zeigen und stimmt dem Kauf auf Raten zu. Daher auch das monatliche Abheben von Geld des Sparbuches, da man vereinbart hatte immer Summe X pro Monat zu übergeben.

Wenn ich mich nicht täusche schrieb jemand mal, dass es immer zwischen 500 DM und 1.500 DM gewesen sind.

Gehen wir mal von den genannten Zahlen aus und nehmen als Beispiel:

20 Abbuchungen vom Sparbuch
10x 500 DM = 5.000 DM
10x 1.500 DM = 15.000 DM

Demnach wären 20.000 der 30.000 DM weg gewesen. Und als man sich dem ausgemachten Wert näherte mussten die Täter handeln, da es ja kein Auto gab was zum Verkauf stand.
Eventuell war dieser Tag auch der Tag der Übergabe des "Autos", die dann eskalierte.

Macht Sinn. Lässt mich aber immer noch rätselnd zurück wo er zwischen 06:15 Uhr und 08:30 Uhr gewesen ist und wieso er dann um 08:30 Uhr sein Auto betankt.

Wenn dem aber so gewesen ist wie Du es beschreibst dürfte er bis zum Ende hin aber absolut keinen Verdacht geschöpft haben.


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Mord an Herbert K. von 1983

11.12.2023 um 22:33
Nachtrag:

Natürlich erstmal umwahrscheinlich, dass jemand monatlich Geld übergibt für ein Auto was man noch nicht vor der Tür stehen hat.

Aber das könnte auch ein Grund gewesen sein warum er niemandem davon erzählt hat, weil die Leute ihn für verrückt erklärt hätten und auch nach 40 Jahren die Abbuchungen ein Rätsel sind.

Ob er wirklich darauf reingefallen ist? Ich weiß ja nicht. Aber es gibt leider nichts, was es nicht gibt.


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Mord an Herbert K. von 1983

11.12.2023 um 22:53
Zitat von nonameboynonameboy schrieb:Natürlich erstmal umwahrscheinlich, dass jemand monatlich Geld übergibt für ein Auto was man noch nicht vor der Tür stehen hat.
Ich halte das für ziemlich abwegig. Das passt nicht zu Herbert Kahrs, der einen 11 Jahre alten Toyota fährt, der mal neu um die 7.000 Mark gekostet hat. Mit anderen Worten, der Wagen hatte einen ziemlich geringen Restwert von allenfalls ein paar hundert Mark, im günstigsten Fall. So jemand kauft sich jetzt keinen Wagen für 30.000 Mark und fängt bereits im Jahr zuvor, als er noch bei der Eisfabrik angestellt war, an, den ratenweise im Voraus zu bezahlen, ohne Zugriff auf den Wagen zu haben. Das würde vielleicht jemand machen, der von nichts eine Ahnung hat, aber nicht so eine aufstrebende Führungskraft wie Herbert Kahrs.

So ein bescheidenes Auto wie der Toyota, das kam sicher gut an bei seinen Vorgesetzten bei dem Discounter.


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Mord an Herbert K. von 1983

11.12.2023 um 23:14
@sören42

Ich gehe da mit. Ich glaube eigentlich auch nicht daran, aber dennoch fand ich den Gedanken sehr interessant. Es sind aber schon Leute auf etwas hereingefallen, wo man sich dachte: Du? Du fällst darauf rein?

Trotzdem halte ich es für wenig realistisch. Der Gedanke war dennoch - wie gesagt - sehr interessant, da man so auch hätte nachvollziehen können wohin das Geld verschwunden ist und man es eben auch bis heute nicht weiß - und nicht mal eine Idee hat, wo es hingegangen sein könnte. So zumindest der öffentliche Stand der Dinge.


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Mord an Herbert K. von 1983

11.12.2023 um 23:26
Zitat von nonameboynonameboy schrieb:Trotzdem halte ich es für wenig realistisch. Der Gedanke war dennoch - wie gesagt - sehr interessant, da man so auch hätte nachvollziehen können wohin das Geld verschwunden ist und man es eben auch bis heute nicht weiß - und nicht mal eine Idee hat, wo es hingegangen sein könnte.
Mal ganz im Ernst, in den rund zwei Jahren des "Ansparens" hätte der Wagen ja schon Rost angesetzt und auch erheblich an Wert verloren. Damals waren die Autos sehr leicht rostend. Ich denke, dass es um etwas anderes ging.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 08:07
Ich hatte eher gedacht, dass Herr K. das Geld sukzessive abgehoben, und zu Hause in der Schublade oder anderswo gesammelt hat, bis zum Tag X, an dem sein Traumauto verfügbar wäre.

Ich kann es hier nicht belegen, aber der Filialleiter einer Aldi-Filiale in den 80ern, wo ich damals oft einkaufte, fuhr einen Mercedes der S-Klasse, was schon dadurch auffiel, dass er immer an der selben Stelle parkte und ein großer Daimler damals eben nicht der typischen automobilen Präferenz der Aldi-Kundschaft entsprach.

Ich kenne die 'dos und dont's' der Aldi- Führungsebene nicht, aber möglicherweise schickte sich Herr K. an, eine höhere Karrierestufe in dem Albrecht-Unternehmen zu erklimmen, und dort war es nicht üblich, im popeligen Toyota vorzufahren?

Man darf es nicht durch die heutige Brille sehen; vor 40 Jahren waren Importautos weit weniger anerkannt als heute, zumal solche aus Japan.

In heutiger Zeit, in der Familien in schmucklosen Hundefängerautos herumfahren, vergisst man leicht, welchen zentralen Image-, Belohnungs- und Prestigewert Autos noch in den 80ern hatten. Das "richtige" Auto war oft karrieremäßig und gesellschaftlich geboten.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 11:23
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Ich kann es hier nicht belegen, aber der Filialleiter einer Aldi-Filiale in den 80ern, wo ich damals oft einkaufte, fuhr einen Mercedes der S-Klasse
Nein, das passte damals ganz und gar nicht, einen Mercedes der S-Klasse fuhr damals nicht mal der Firmenchef. Vor seiner Entführung fuhr Theo Albrecht einen Mercedes 230 /8 - und so sah er aus. (Edit: Er fuhr einen Mercedes 280 SEL, also nicht das gezeigte Fahrzeug).

Aber auch sonst war Bescheidenheit angesagt, damals war Aldi noch nicht so ein "Konsum-Tempel" wie heute. Die Umstände der Entführung des Firmenchefs lassen ebenfalls tief blocken:
Ollenburg und Kron lauerten Theo Albrecht vor dem damaligen Konzernhauptsitz in Herten auf. Als dieser als Letzter das Gebäude verließ, sollen die beiden zunächst gedacht haben, sie hätten sich geirrt: Albrecht, der zeitlebens äußerlich sehr bescheiden auftrat, sei ihnen für einen Multimillionär und Besitzer einer großen Ladenkette zu schlecht gekleidet erschienen. Sie hätten ihn daher angesprochen und sich seinen Personalausweis zeigen lassen, um sich zu vergewissern.
Quelle: Wikipedia: Theo Albrecht
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:In heutiger Zeit, in der Familien in schmucklosen Hundefängerautos herumfahren, vergisst man leicht, welchen zentralen Image-, Belohnungs- und Prestigewert Autos noch in den 80ern hatten.
Ich glaube, wenn Herbert Kahrs Wert darauf gelegt hätte, dann hätte er sich auch vorher schon einen neueren Wagen zugelegt und wäre nicht mit einem 11 Jahre alten Toyota durch die Gegend gefahren. Das wäre ihm (wir kennen ja den Stand auf dem Sparbuch) auch schon als Angestellter der Eisfabrik locker möglich gewesen. Ich glaube, er legte schon damals keinen Wert darauf.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 13:40
Zitat von sören42sören42 schrieb:Und Heinz Puschnik war zuvor Abteilungsleiter in einer Eisfabrik, allerdings anderenorts. Das kann auch Zufall sein, aber vielleicht hat ja jemand eine Idee dazu
Manchmal gibt es ja Events, auf denen sich Abteilungsleiter oder Fachleute treffen. Vielleicht besuchten Kahrs und Puschnik eine Fortbildung und lernten sich dort bei einer Fortbildungsagentur für Kühlsysteme kennen?

Puschnik könnte dann diesem „Gerd“ berichtet haben, dass Kahrs ein neuer Kandidat für das Pyramidensystem sein könnte.

„Gerd“ war dann der Anwerber für Kahrs und hat sich erstmal gut Freund mit ihm gemacht. Denn solche Systeme leben ja von Freundschaften - und zerstören sie auch.

Soweit ich weiß, wurde „Gerd“ nie gefunden und der Fall Puschnik ist ungeklärt. 1987 wurde Puschnik ermordet gefunden, an den Füßen gefesselt. Aber er dürfte Gerd viel früher kennengelernt haben, denn Puschniks Verhalten hatte sich einige Jahre zuvor geändert. Ich vermute, dass das auf „Gerd“ zurückging und sich Puschnik nach seiner Haftentlassung dann diesem Geschäft und dem „Gerd“ vollends hingab.

So gut kennen wir nicht Herbert Kahrs. Es könnte auch sein, dass Kahrs dem „Gerd“ von Puschnik berichtet hat, um ihn zum Pyramidensystem dazu zu gewinnen. Das setzt voraus, dass Kahrs den „Gerd“ zuerst kennengelernt hatte und später den Puschnik.

Kahrs war zwar Einzelhandelsspezialist, aber war damals, ohne Internet, das Pyramidensystem überhaupt bekannt!? Pyramidensysteme bauen auf Freundschaft auf, nicht auf Betriebswirtschaft. Kahrs war kein Betriebswirtschaftler, hatte nicht studiert, soweit ich weiß. „Gerd“ könnte mit zu den Erfindern des Pyramidensystems gehören Anfang der 1980iger Jahre, zu einer Zeit, in der selbst die Polizei noch nichts davon wusste.

Ich erinnere mich, dass in meinem Betrieb die Betriebswirtschaftler sich zwischen den Jahren 2000 bis 2010 über Schneeball-, bzw. Pyramidensysteme unterhalten haben, es damals also noch etwas ziemlich Neues war und ich auch gerade erst davon in den Medien erfahren hatte.

Ich sehe, wie plötzlich ein Schuh wird aus diesem Pyramidensystem.
Zitat von ayahuaskaayahuaska schrieb am 14.05.2021:An ein Schneeball/Pyramidensystem hab ich gestern auch schon gedacht und wollte schon schreiben. In den 90ern selbst erlebt, wie viele aus meinen Freundeskreis darauf reinvielen und dadurch viel Geld verloren hatten.



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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 13:56
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:vergisst man leicht, welchen zentralen Image-, Belohnungs- und Prestigewert Autos noch in den 80ern hatten. Das "richtige" Auto war oft karrieremäßig und gesellschaftlich geboten.
Wir wissen da doch gar nicht welcher "Typ" HK war, bzw. wie er "tickte", welche Persönlichkeit er hatte. War ihm Prestige wichtig überhaupt ? Ich hatte eher aus den FF Beiträgen den Eindruck, er war ein eher einfacher Mann, womöglich sogar etwas alternativ, naturverbunden durch sein Angeln und mit einfachem Auto unterwegs. Zu seiner Kleidung: War das typischer 80 Jahre Styl, oder etwas altmodisch? Aufgefallen sind mir Stoffhose, Hemd, Strickpullover... . Weiß nicht so recht.

Dazu: Als er in der Szene in dem Gulli gefunden wurde und schließlich herausgezogen vor der Polizei und der Spurensicherung lag, sagte ein Polizist: Ich denke, das ist Herbert Kahrs. Allein schon die Kleidung. Macht Ihr Euch hier einen Reim auf diese Aussage im FF? Ich dachte mir, irgendwas an der Kleidung muss ja besonders gewesen sein. Auch muss seine Verwesung ja schon recht fortgeschritten gewesen sein.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 13:58
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:aber war damals, ohne Internet, das Pyramidensystem überhaupt bekannt!?
Durchaus, bei uns (ganz andere Gegend) ging das in den späten 80ern als "Piloten Spiel" rum, Einsatz glaube ich, 1'000.--. Alles offline, "Pyramide" der Teilnehmer auf Papier gemalt und kopiert. Parties bei den "Erfolgreichen" zu Hause, zum Begrüssen der neuen Teilnehmer. Etc. pp.

Da fielen auch ansonsten intelligente Mitbürger drauf rein.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 14:10
Vielen Dank hier für die Beiträge, dass die Sprache in den 80ern eine andere war als heute. Kann ich nur zustimmen. Anhaltspunkt hier war ja die Diskussion "er arbeitete zu Hause" und was das hieß. Sicher, sicher nicht Homeoffice. Gemeint war, da waren sich ja alle einig, wohl in der Region bei der Eisfirma. Das man diese Region Altes Land nennt, habe ich auch durch das Forum gelernt. Wäre mal interessant die FF auf die spezielle Sprache der 80er zu untersuchen. Gut, dass XY sich da auch beim "Drehbuch" dran hält. Spontan fällt mir diesbezüglich zum Beispiel ein wie HKs Ehefrau auf die Fragen der Polizei antwortete:"Herbert war ein ehrlicher Mensch."


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 14:16
Zitat von AnMAAnMA schrieb:Wir wissen da doch gar nicht welcher "Typ" HK war, bzw. wie er "tickte", welche Persönlichkeit er hatte. War ihm Prestige wichtig überhaupt ? Ich hatte eher aus den FF Beiträgen den Eindruck, er war ein eher einfacher Mann, womöglich sogar etwas alternativ, naturverbunden durch sein Angeln und mit einfachem Auto unterwegs. Zu seiner Kleidung: War das typischer 80 Jahre Styl, oder etwas altmodisch? Aufgefallen sind mir Stoffhose, Hemd, Strickpullover... . Weiß nicht so recht.
Mein Beitrag zielte ja darauf ab, eine legitime, seriöse und rechtlich einwandfreie Verwendungsmöglichkeit des Geldes aufzuzeigen. Ich finde es einfach nicht schön, wenn man nun bei einem Verbrechensopfer annimmt, dass er irgendetwas getan hätte, was moralisch zweifelhaft (Dopelleben oder Affäre), illegal oder sonstwie ehrenrührig war.

Ich hatte ja auch darauf abgezielt, dass Herr K. möglicherweise die Förderung und das Wohlwollen seiner Vorgesetzten auf seiner Seite hatte, vielleicht in den Einkauf oder in die Verwaltung, also das Management des Albrecht-Imperiums aufsteigen sollte, man ihm aber bedeutete, dass er dort vielleicht anders gekleidet und mit wertigerem Automobil aufzutreten habe, um seinen beruflichen Anspruch zu untermauern.

Ich glaube, dass es viele Leute gibt, denen privat gar nichts an diesen ganzen fetten Autos liegt, die sie von ihrer Firma als Dienstwagen bekommen, aber vielleicht will die Firma das so? Heute ist es vielleicht hip, mit dem Lastenrad zur Vorstandssitzung zu fahren, vor 40 Jahren hätte man sich damit womöglich beruflich ins Abseits befördert.

@sören42 "Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr", sagt der Volksmund. Bloß weil der alte Albrecht so abgerissen herumlief, muss das ja nicht der Dresscode des gesamten Aldi-Imperiums gewesen sein. Glaube ich nicht.
Zitat von AnMAAnMA schrieb:Spontan fällt mir diesbezüglich zum Beispiel ein wie HKs Ehefrau auf die Fragen der Polizei antwortete:"Herbert war ein ehrlicher Mensch."
Und nichts anderes sollten wir hier annehmen oder vermuten.


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