Schwerer sexueller Missbrauch an Kindern in D

Hallo, inspiriert durch den hier verlinkten Artikel habe ich überlegt, ob ich einen Thread aufmache oder meine Frage hier loswerde. Ich habe mich mal für letzteres entschieden, in der Hoffnung, dass hier diejenigen sind, die mir vielleicht helfen können.

Stichwort: Das komische Gefühl… ich hab eins. Ich frage mich, wie ich damit umgehen soll. Ich möchte auf keinen Fall den gestandenen Geschäftsmann, wohlhabend und im besten Villenviertel wohnhaft, promoviert und so weiter, kurzum, jemanden, der einen Ruf zu verlieren hat, zu Unrecht verdächtigen. Dem gegenüber steht das blöde Bauchgefühl und der Gedanke, dass im Zweifel ein missbrauchtes Kind
schlimmer ist als ein irrtümlich ruinierter Ruf.

Ich habe nicht mehr als eben dieses blöde Bauchgefühl und einige sehr wenige Indizien. Wie wertet man?

Und vor allem: Wie geht man vor, um einerseits die Behörden oder andere nachdrücklich genug aufmerksam zu machen, dass die da mal hingucken, andererseits ohne jemanden einfach nur auf ein Gefühl hin zu sehr zu belasten?

Was ich weiß: Ich bin nicht allein mit meinem doofen Gefühl.

Weiter möchte ich im Grunde an dieser Stelle nichts ausführen, um diesen Thread der Krimirubrik nicht zu kapern.

Hat jemand ggfs. ein paar hilfreiche Links für mich? Danke!

Maia schrieb:Hat jemand ggfs. ein paar hilfreiche Links für mich? Danke!

Wende dich an diese Einrichtung.
Die können dich beraten und dir entsprechende Anlaufstellen in deiner Stadt nennen.

https://www.dunkelziffer.de/

@Maia
Meldungen ans örtliche Jugendamt kann man auch anonym. Die müssen dem dann nachgehen.

Du kannst mir auch gerne eine PN schicken. Bin Erzieherin und hatte leider die letzten 2 Jahre einiges mit dem Thema zu tun. Denke dass ich Kinderschutz technisch daher ganz fit bin :)

In Köln ist ein weiterer Mann festgenommen wurden, der seine Dienste als Babysitter angeboten und dabei Kinder missbraucht hat. Diesmal erstattete eine Mutter Anzeige.

https://m.bild.de/regional/koeln/koeln-aktuell/festnahme-in-koeln-babysitter-soll-vier-kinder-missbraucht-haben-80336086.bildMobile.html

Lane1988 schrieb:Diesmal erstattete eine Mutter Anzeige.

Und das ist leider nicht in allen Fällen, in denen ein begründeter Verdacht besteht, selbstverständlich. Der nachfolgend verlinkte Artikel aus der "Berliner Zeitung" beschreibt die Mechanismen mMn sehr gut, die es Tätern oft ermöglichen, mit ihrem schändlichen Tun weiter zu machen, obwohl es Ahnungen, Verdachtsmomente und zum Teil sogar mehr als eindeutige Hinweise auf sexualisierte Gewalt gegeben hat.

https://www.berliner-zeitung.de/open-mind/kindesmissbrauch-eine-mordfantasie-am-tag-ist-gesund-aber-hilft-den-opfern-nicht-open-mind-li.232188

Da hier gelegentlich die Frage auftaucht, warum man Täter nicht oder nicht früher entlarvt hat, möchte ich aus dem verlinkten Artikel zitieren:

Verantwortung tragen wir alle. Wenn wir gleichzeitig auf unsere Intuition achten, im Zweifel Mut fassen, Verbündete suchen und das Problem ansprechen, wenn uns etwas merkwürdig vorkommt, dann betreiben wir Opferschutz. In der Nachbarschaft, bei Freunden oder Kollegen. Jedes vierte Mädchen und jeder zehnte Junge wurden im Laufe des eigenen Lebens Opfer sexueller Gewalt. Täter können handeln, weil Menschen schweigen. Diese Taten passieren, gerade jetzt. Weil wir schweigen.

Quelle: s.o.

In dem Artikel kann man sehr gut nachlesen, welchen Schwierigkeiten die beiden Frauen sich in einem sehr eindeutigen Fall von sexualisierter Gewalt gegenüber sahen, als sie die richtigen Konsequenzen daraus zogen. Und der Bericht wendet sich gegen die Einschätzung, dass die Täter nicht von ihrem Umfeld erkannt werden:

Es ist ein Märchen, dass andere Menschen einen Missbrauchstäter, der über Jahre in ihrem Umfeld Taten begeht, nicht wahrnehmen, also fühlen können. Ohne Beweis bleibt es aber erst einmal nur so ein Gefühl. Man kann sehr leicht darüber hinweggehen. Und solange alle darüber hinweggehen, hilft niemand den Opfern. Das gilt besonders, wenn die Täter intelligent und sozial kompetent sind. Sie verschleiern, reden sich heraus, greifen Erwachsene an, die etwas ahnen. Unter Umständen 14 Jahre lang.

Quelle: s.o.

Da nun anscheinend schon zum zweiten Mal ein Mann überführt wurde, der, vermutlich auf EKA, seine Dienste als Babysitter angeboten hat, sollte man auch bei dem eigentlich hier diskutierten Fall verstärkt in diese Richtung ermitteln.

Die abgebildeten Räumlichkeiten und Gegenstände würden auch zu einer Tätigkeit des Täters als "Babysitter" passen.

sallomaeander schrieb:n.

Die abgebildeten Räumlichkeiten und Gegenstände würden auch zu einer Tätigkeit des Täters als "Babysitter" passen.

Das stimmt. Oder eben tatsächlich ein Betreuer im Bereich Kinderfreizeit, schwer Erziehbare, o.ä. Ich frage mich nur: müsste nicht irgendwer zumindest das Bad oder die Wohnung mit dem Holzfußboden wiedererkennen?

Lane1988 schrieb:müsste nicht irgendwer zumindest das Bad oder die Wohnung mit dem Holzfußboden wiedererkennen?

Theoretisch schon, setzt allerdings vorraus das die Person welche diese wiedererkennt die Bilder auch sieht. Also leider eine reine Wahrscheinlichkeitsrechnung :/

Lane1988 schrieb:ch frage mich nur: müsste nicht irgendwer zumindest das Bad oder die Wohnung mit dem Holzfußboden wiedererkennen?

Wenn es eine Privatwohnung ist, dann muss man mal überlegen, wieviele Leute sie dann überhaupt kennen. Nehmen wir mal an, jemand hat so 20 Familienangehörige und Freunde, die regelmäßig bei ihm ein- und ausgehen und daher in der Lage wären, die Wohnung zu erkennen (einmalige Besucher rechne ich mal nicht mit, weil sie die Wohnung nicht unbedingt wiedererkennen würden).

Dann müssen auch ausgerechnet diese 20 Leute die Fotos sehen und auch ein so gutes Gedächtnis haben, dass sie die Wohnung auch wirklich erkennen.

Und warum sollten sich ausgerechnet diese 30 Leute die Fotos angucken, wenn sie keinen Verdacht haben oder das Thema sie nicht aus anderen Gründen interessiert?

brigittsche schrieb:Und warum sollten sich ausgerechnet diese 30 Leute die Fotos angucken, wenn sie keinen Verdacht haben oder das Thema sie nicht aus anderen Gründen interessiert?

Naja zum einen wurden die Bilder ja recht breit in der Presse veröffentlicht. Zum anderen wurde hier ja spekuliert - und ich dachte an ähnliches - dass es sich um Ferienwohnungen handeln könnte. Aber vermutlich ist das nicht der Fall, weil die Wahrscheinlichkeit viel höher wäre, dass die Wohnungen erkannt wurden.

Wobei wir natürlich auch nicht wissen, ob das BKA nicht schon brauchbare Hinweise erhalten hat

Lane1988 schrieb:und ich dachte an ähnliches - dass es sich um Ferienwohnungen handeln könnte

Ja, das sehe ich auch so- deshalb schrieb ich ja auch "wenn es eine Privatwohnung ist".

Lane1988 schrieb:wurden die Bilder ja recht breit in der Presse veröffentlicht

Wenn es ungefähr 20 Leute gibt, die diese Wohnung kennen, dann kann man sich doch ausrechnen, wieviele Leute in Deutschland die Bilder gesehen haben müssten, bis dann mal einer dabei ist, der die besagte Wohnung überhaupt kennt (und sie kann ja überall liegen, wenn man es wenigstens auf eine Region begrenzen könnte). Und der müsste das dann aber auch mal bemerken.... Von daher ist eine breite Veröffentlichung natürlich richtig und wichtig, aber man darf sich auch keine Illusionen machen, dass die Wahrscheinlichkeit recht gering ist, dass man jemanden "erwischt" der die Wohnung kennt.

brigittsche schrieb:Von daher ist eine breite Veröffentlichung natürlich richtig und wichtig, aber man darf sich auch keine Illusionen machen, dass die Wahrscheinlichkeit recht gering ist, dass man jemanden "erwischt" der die Wohnung kennt.

Man darf die Reichweite der Medien in die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft hinein nicht überschätzen. Wenn man wirklich alle Schichten, Nationalitäten usw. erreichen will, sollte man die Fahndungsbilder vielleicht auf Milchtüten und Cornflakes-Packungen drucken.

So wie man das in anderen Ländern auch mit Bildern von vermissten Kindern macht.

sallomaeander schrieb:So wie man das in anderen Ländern auch mit Bildern von vermissten Kindern macht.

A propos Bilder von Kindern: Sind die Gesichter der Opfer denn meist erkennbar oder verpixeln die Täter diese? Mir ist schon klar, dass aus Opferschutzgründen keine Bilder dieser armen Kinder öffentlich gemacht werden. Aber manchmal denke ich: es könnte so einfach sein, sie und die Täter zu identifizieren.

@Lane1988 Wie es im hier diskutierten Fall aussieht, kann natürlich niemand beurteilen. Ich weiß aber, dass vor wenigen Jahren das Gesicht eines Kindes bei einem ähnlich gelagerten Fall veröffentlicht wurde - das ist aber aus Opferschutzgründen stets ultima ratio.

Hinterher wurde darum gebeten, das Bild überall zu löschen.

Wenn es um die Identifizierung eines betroffenen Kindes geht, werden Fotos u.U. auch an die Schulleiterinnen der Schulen gegeben. Ich vermute, die jeweilige Vorgehensweise hängt auch davon ab, ob man davon ausgeht, dass die Tathandlungen andauern. Wenn es darum geht, fortdauernde sexualisierte Gewalt zu beenden, entscheidet man sich wohl im äußersten Fall für eine Veröffentlichung.

sallomaeander schrieb:So wie man das in anderen Ländern auch mit Bildern von vermissten Kindern macht.

Ich würde sowas unterstützen!

Dann kommen aber bestimmt wieder einige mit dem Ruf "DSGVO" & Co aus ihren Löchern, befürchte ich.

Gucky.

besonders grausam finde ich es, dass bewusst Kinder im Alter von 0-2 Jahren gewählt wurden, da sie noch nicht sprechen können, bzw. auch behinderte Kinder, die sich nicht äußern können.

Ein perfides Lockmodell um Kinder zu missbrauchen
Nach und nach förderten die Nachforschungen ein perfides Lockmodell zutage. Vor fünf Jahren richtete der Handwerker ein Profil auf einer privaten Plattform für Kinderbetreuung ein. „Im Grunde möchte ich einfach gerne meine Fähigkeiten, gut mit Kindern umzugehen, anbieten“, hieß es dort. Auf einer Babysitter-Seite warb der Pädokriminelle mit seiner Erfahrung durch etliche Praktika in Kindertagesstätten. Auch wolle er laut „t-online“ „Familien unterstützen, ein möglichst entspanntes Familienleben zu haben.“ Sein Tarif von fünf Euro die Stunde lag weit unter dem Mindestlohn. Etliche Eltern fielen auf das Angebot herein.

Weiter stellte sich heraus, dass Sönke G. seine Dienste über eine gemeinnützige Vermittlungs-GmbH für behinderte Kinder anbot. Zudem sollen zwei Bezirksämter ihm Betreuungsfälle zugeführt haben. Vor allem behinderte Jungen regten seine perversen Fantasien an. Und das teilte er auch seinem Bekannten in Wermelskirchen mit.

Quelle:
https://www.focus.de/panorama/neue-grausame-details-via-live-video-stachelte-markus-r-seinen-komplizen-beim-kindesmissbrauch-an_id_107934378.html

@musikengel
Ich persönlich finde seine beschriebene Anzeige auf der privaten Plattform klingt irgendwie nicht seriös. Aber ich nehme an, Babysitter für behinderte Kinder gibt es einfach weniger. Und seinen geringen Stundenlohn wird er bestimmt als selbstlose Hilfe verkauft haben.

Seit dieser Woche läuft der Prozess gegen den Babysitter Marcus R. aus Wermelskirchen. Er legte gestern am 2. Prozesstag ein umfassendes Geständnis ab und entschuldigte sich für seine "abscheulichen Taten". Er habe laut seines Anwalts bewusst dazu beitragen, die Taten innerhalb dieses Missbrauchskomplex aufzuklären. Eine sehr umfangreiche Prozessberichterstattung findet sich hier

https://www.rga.de/lokales/wermelskirchen/prozess-im-missbrauchsfall-wermelskirchen-beginnt-koeln-gestaendnis-91959023.html

Auch wenn ich dem Täter angesichts der unerträglichen Vorgehensweise seine Reue keinesfalls abnehme: So hoffe ich doch auf eine umfassende Aufklärung und auch irgendwie auf eine gewisse abschreckende Wirkung für andere Täter. Aber das wird wohl nur ein frommer Wunsch bleiben.

Der hier eigentlich diskutierte Fall ist allerdings immer noch beim BKA online. Es gibt leider erschreckend viele ähnlich gelagerte Fälle, aber der Fall, um den es hier im Thread geht, ist offenbar immer noch ungelöst.

Hier noch einmal der Link zum Fall, der Thema dieses Threads ist:

https://www.bka.de/DE/IhreSicherheit/Fahndungen/Personen/UnbekanntePersonen/Schwerer_Kindesmissbrauch/Sachverhalt.html (Archiv-Version vom 21.11.2022)

@sallomaeander
Ja, leider. Ich hatte ja gehofft, dass der Fall sich im Zusammenhang mit anderen erfolgreichen Fahndungserfolgen löst. Aber tatsächlich gibt es zu viele Täter, zu viele Opfer und zu viel einschlägiges Material.

Ich muss leider auch feststellen, dass das öffentliche Interesse an diesen Fällen offenbar viel geringer ist als wenn bspw ein Kind oder auch Erwachsener verschwindet und das Schicksal dieser Personen ungewiss ist. Oder kommt mir das nur so vor?

Lane1988 schrieb am 08.06.2022:Ich frage mich nur: müsste nicht irgendwer zumindest das Bad oder die Wohnung mit dem Holzfußboden wiedererkennen?

Dass es sich um eine Privat- oder Ferienwohnung handeln könnte, wurde weiter oben schon gesagt. Dieser Flur mit dem Holzfußboden und dem blauen Möbelteil könnte aber auch ein Büro sein, wo jemand, der beruflich mit Kindern, eventuell auch behinderten Kindern, die ja auch vom BKA erwähnt wurden, zu tun hat. Wenn er da fast oder ganz allein etwas organisiert, ohne dass es Publikumsverkehr gibt, dann bekommen diesen Flur nur sehr wenige Menschen zu sehen.

Eya schrieb am 06.12.2021:Du meinst dieses Bild hier und das blaue Teil links.

@Eya meinte, das Blaue könnte ein Kamin sein. Im Flur stelle ich mir eher eine Garderobe vor. Das würde dann auffallen. Wenn aber niemand außer dem Geschäftsführer und zwei Mitarbeitern diesen Flur betritt, dann müssten genau die zwei unschuldigen Menschen dieses Büros auf die Seite des BKA schauen, um festzustellen, dass sie diesen Flur mit seiner blauen Garderobe kennen.

Wieviele Büros gibt es, die Kinderbetreuung in irgendeiner Art organisieren? Wieviel Büros gibt es, die sich auf behinderte Kinder spezialisiert haben? Oder ist es doch nur eine Privatwohnung?

Lane1988 schrieb:Ich muss leider auch feststellen, dass das öffentliche Interesse an diesen Fällen offenbar viel geringer ist als wenn bspw ein Kind oder auch Erwachsener verschwindet und das Schicksal dieser Personen ungewiss ist. Oder kommt mir das nur so vor?

Ich glaube, das kommt dir nur so vor.