Mordfall Simone Langer (1983)

DarkKiwi schrieb:Diese Verbindung war mir gar nicht bekannt. Aber wenn man Richtung Coburg unterwegs ist,

Beide Strecken führen Über Nürnberg , Erlangen bis Bamberg zusammen, nach Kronach biegt man auf die A9 Bei Nürnberg ab, viele fahren aber über Bamberg und dann nach Kulmbach. Rein von der Uhrzeit her ( Wäre nach der Tatzeit plus Fahrzeit) morgens , ist die Strecke schneller.

HimmelsBlau schrieb:Kann mir auch gut vorstellen, dass bestimmte Information (todesursache, evt missbrauch) zurück gehalten wird, um späteres Täterwissen zu verifizieren. Viel sonstiges gibt es da ja nicht, wo drauf zurück zu greifen währe.

Simone starb am 29. Juli und ihre Leiche wurde erst am 30. September gefunden. Vielleicht war bei dieser Sommerhitze nicht genug übrig, um die Todesursache noch feststellen zu können oder ob sie eventuell vergewaltigt wurde.

@sallomaeander herzlichen dank für die tolle fachinfo. ich kann vielleicht auch etwas beisteuern: mein vater war damals hoher polizeioffizier in bayern. zum abendessen bekamen wir täglich die neuesten fälle in jedem detail erzählt.

also, 1983 gab es bei einer normalen polizeidienstelle in bayern keine computer. es gab fernschreiber und, absolutes technisches novum, speicherschreibmaschinen. computer gab es bei bka und lka.
technisch konnte man zb lackpartikel analysieren, sprich einem lackpartikel zb einem vw käfer baujahr 1974 zuordnen.

aber was mich viel mehr irritiert. orte wie kronach oder donauwörth oder dillingen waren damals käffer, da kannte jeder jeden. meine schwiegermutter kann heute noch jedes fahrzeug zuordnen, ob es zum dorf gehört oder nicht.
auch die polizei war 1983 völlig anders organisiert. zwar war die bay. landpolizei damals schon abgeschafft, dennoch war alles sehr kleinteilig, sprich ein anruf bei der polizei in kronach führte normalerweise dazu, dass dort eine mitarbeiterin auswendig zu dem kennzeichen noch die versicherungsscheinnummer gekannt hätte. das wort datenschutz gab es damals noch nicht.

Kurz zu XY: Die halten sich leider nicht immer genau an den tatsächlichen Hergang.
Insofern sollte man den Reparaturgrund evtl. hinterfragen.

Ein Beispiel eines anderen Beitrages:

Zu der Farbe des Kronacher VW Bus T2 habe ich noch diese interessante Seite gefunden:

https://www.vw-t2-bulli.de/de-colors.html

Ich könnte mir sehr gut leuchtorange L20B oder marinogelb L20A/L21H vorstellen, beides waren häufige Farben bei VW-Bussen dieser Baureihe. Je nach Variante auch mit hellem Dach oder auch einfarbig.

Man sollte vielleicht auch eventuelle Vorbesitzer ansprechen, da damals Fahrzeuge, die innerhalb des gleichen Kreises veräußert wurden, oft ihr Kennzeichen behielten. Wunschkennzeichen kamen erst 1994 auf , und so weit ich erinnere, behielt das Fahrzeug bei Wiederzulassung im gleichen Bezirk damals das ursprüngliche Kennzeichen.

übrigens war das komplette land und die gesamte verwaltung wesentlich effizienter als heutzutage. eine szene von damals fand ich immer besonders beeindruckend (zum verständnis der damaligen zeit):
mein vater nahm mich immer mit, wenn er auf die bank ging. dann ging man an einen speziellen schalter, wo hinter einer dicken glasscheibe mit sprechöffnung zwei damen sassen. man nannte diesen damen den eigenen namen, dann nannte dir dame aus dem off die kontonummer meines vater, ging dann an eine riessige registratur und holte mit einem griff die kontoauszüge aus einem wintigen fach, die dann durch das sprechfenster herausgereicht wurde. das ganze ging schneller als ein kontoauszugsdrucker des jahres 2015.
will damit sagen, in kronach waren damals bestimmt weniger autos zugelassen als es in dieser bank konten gab…

sallomaeander schrieb:Wunschkennzeichen

Ich sehe das mit 1994. Allerdings habe ich immer noch lebhaft eine Diskussion mit einem Betrunkenen 1990 in Erinnerung, der lallte "es ist der Gipfel der Spießigkeit, seine Initialen auf dem Nummernschild spazieren zu fahren". Ich weiß es noch genau, denn ich habe am 1. Oktober 1990 einen neuen Job angefangen und hatte prompt den 3. Oktober frei. Diese Szene war kurz danach.

Also vielleicht kann man offiziell solche Wunschkennzeichen seit 94 gegen Gebühr ordern, aber durch Beziehungen, freundlich fragen oder Gummibärchen ging das auch schon früher.

Papaya64 schrieb:Also vielleicht kann man offiziell solche Wunschkennzeichen seit 94 gegen Gebühr ordern, aber durch Beziehungen, freundlich fragen oder Gummibärchen ging das auch schon früher.

Absolut korrekt. Kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Für unseren Fall bedeutet aber ein Blick auf die damaligen Verhältnisse (also den durchschnittlichen Normalfall), dass das Kennzeichen vom evtl. Vorbesitzer übernommen worden sein könnte.

Wenn der Bulli von den jungen Leuten gebraucht erworben wurde und vorher z.B. einer Konditorei oder einer Baufirma gehörte, halte ich es schon für denkbar, dass jemand das Fahrzeug heute noch anhand des Kennzeichens identifizieren kann und vielleicht auch noch weiß, an wen er es seinerzeit veräußert hat.

Gerade Handwerker hatten damals, mehr vielleicht als heute, ein besonderes Verhältnis zu Anschaffungen und Arbeitsmitteln. Man war stolz auf das Firmenfahrzeug und vielleicht sogar etwas wehmütig, wenn es dann eines Tages wieder gehen musste.

Wie auch @pannettone sehr schön darstellt, zu dieser Zeit war vieles noch anders als heute; ich würde hinzufügen: manches auch noch romantischer, nicht so zweckrational wie heute.

Richtig. Ich fahre seit 1982 Auto, kann mich noch an mein erstes Kennzeichen erinnern und auch an etliche Kennzeichen aus der Nachbarschaft. Es ist sehr realistisch, dass sich noch Menschen an das besagte Kennzeichen erinnern. Eher komisch, wenn nicht.

es gibt ja in bayern eine aufbewahrungsverordnung, wann akten vernichtet werden dürfen. das ist alles sehr unterschiedlich. wobei diese frist auch erst mit dem tag des weglegens beginnt, sprich hier der verkauf/verschrottung des vw bullis.

nur sorry, für mich ist die xy geschichte absolut nicht nachvollziehbar. selbst in der grossstadt, in der ich aufgewachsen bin passierte max 1 mord im jahr. das war dann mindestens ein paar wochen stadtgespräch.
in einem ort wie donauwörth oder dillingen gab es bestimmt niemanden, der davon gehört hat.
jetzt war der zeuge auch noch taxiunternehmer, also wenn einer dorftratsch mitbekommt, dann er. (wird höchstens getoppt vom metzger/friseur/hausarzt).
sprich, er muss mitbekommen haben, dass ein vw bulli tatrelevant ist. das hat er ja dann offensichtlich der polizei gemeldet. aber die haben dann das kennzeichen nicht abgefragt? das war doch sicherlich die heisseste spur in dem fall.

Ja, das verstehe ich auch nicht. Habe übrigens zufällig vorhin recherchiert, im Jahr 2019 gab es 218 Morde in ganz Deutschland.

Warum so ein Ereignis in Donauwörth nicht dazu geführt hat, dass man die Jungs gesucht und befragt hat, ist durchaus erstaunlich. Selbst ohne das exakte Kennzeichen durch den Taxifahrer hätte man die doch problemlos ermittelt.

es gäbe ja noch ein paar andere möglichkeiten:

a) ein angehöriger der besatzungs-/natotruppen, derartige kennzeichen konnte die polizei nicht abfragen
b) ein gesperrtes kennzeichen (bnd/mad/verfassungsschutz)
oder c) ein gefälschtes kennzeichen oder dublette

Habe mir gestern auch den Beitrag angeschaut:

Warum der Zigarettenstummel im Beitrag nur am Rande erwähnt wurde, hängt ja damit zusammen, dass die Polizei ein Ass im Ärmel hat, und sie so an den Täter rankommen wollen. Voraussetzung dafür ist, dass die Zigarette vom Täter stammt.

Warum aber damals nicht direkt nach dem Kennzeichen ermittelt wurde, ist für mich sehr fraglich. Kann auch sein, dass der Taxifahrer erst Jahre später sich da dran erinnert hat.

Für mich stehen einige Fragen im Raum:

1) Braucht man für so eine Reparatur über zwei Stunden?
2) Warum wurde nicht nach dem Kennzeichen damals schon ermittelt?

Der Täter, der soweit gefahren ist, muss sich mit den Örtlichkeiten auskennen. Da wird nicht einer 90(?) km fahren um eine Leiche abzulegen. Der Täter hat auf dem Weg - wo auch immer - die Leiche dort hingelegt, oder er hat einen Bezug zum Ort. Das Risiko in einer fremden Stadt gesehen zu werden, ist groß. Weil einfach Ortskundige immer alles wissen wollen.

Ich denke eher, dass die Ermittler den Fall anders dargestellt haben, als es wirklich war.

gibt es nicht den ermittlergrundsatz, dass leichen stets an einem ort abgelegt werden, den der täter gut kennt?
ich zitiere da immer gerne unseren alten professor aus der gerichtsmedizin: „der mord ist nicht das problem, meine kinder, aber wohin mit der sch*** leiche. die verrät sie immer!“

Solander schrieb:Kann auch sein, dass der Taxifahrer erst Jahre später sich da dran erinnert hat.

dagegen müsste eigentlich sprechen, dass sie das gesamt kennzeichen haben.
der taxiunternehmer wird sich das kennzeichen sicherlich nicht aufgeschrieben haben und dann jahre später holt er den zettel wieder raus.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Taxifahrer zweimal ausgesagt hat. Das erste Mal 1983, im Rahmen von Anwohnerbefragungen und später im Rahmen von Cold case Ermittlungen.

Beim ersten Mal war die Aussage nur oberflächlich, weil er ja selbst nichts vom Mord mitbekommen hat.Da hat er eventl.nur erzählt, dass die Jungs auf Durchreise ihren Bulli bei ihm repariert haben, während er weg war. Das die Aussage wichtig werden könnte, hat sich dann erst herausgestellt, als die Polizei nicht anderweitig weiter kam.

Dann hat man irgendwann die Ermittlungen als Cold case wieder aufgenommen und ggf. die noch verfügbaren Zeugen nochmals befragt. Dabei hat man dem Taxifahrer mitgeteilt, dass man die Jungs nie gefunden hat. Der hat sich dann daran erinnert, dass er noch irgendwo uralte Unterlagen hat, wo auch das Kennzeichen notiert war. Leider erst zu einem Zeitpunkt, wo die Behörden keine Daten mehr hatten.

@Basti1212
Stimmt, das wäre eine plausible Erklärung!

Ergänzung, weil Bearbeitungszeit abgelaufen: Der Versuch die 4 Jungs zu finden, wurde vielleicht erst im Zuge der Cold case Ermittlungen unternommen. (Allerdings vor der zweiten Aussage des Taxlers)

Guten Morgen,

Ach die gute alte Zeit...sie hatte Vor- und Nachteile 😌
Zu dem Kennzeichen möchte ich mich erwähnen, das der Halter des Fahrzeugs aus dem Landkreis kommen muss... Stadt hat meist nur einen Buchstaben mittig.
Und ja ich gebe DarkKiwi recht, das es meist Initialen waren.
Aber auch die Übernahme von Vorbesitzer, wie hier geschrieben wurde, ist gang und gebe.
Allerdings glaube ich, dass das Kennzeichen schon länger bekannt ist oder irgendwo notiert würde, denn ich könnte mir das nicht vierzig Jahre merken, weiss ja nicht mal mehr meine Kennzeichen von meinem 1. Auto 1998 🙈...
Danke auch an die ausführliche Information mit der Autoreparatur 😀 wenn es Laien waren, kann die Reperatur länger gedauert haben?
Ja ansonsten gab es schon einige Busse/Bullys damals....man kannte min. einen mit so einem Fahrzeug.
Was mir jetzt noch durch den Kopf geht.
Waren die Jungs auf dem Weg zum Bodensee? Wenn ja, dann hätten sie doch theoretisch einen Umweg machen müssen? Finde ich blödsinnig ....
Und durch wen kam der Tip mit den Zeugen? Vom Taxifahrer? Aber woher weiß er bzw die Polizei das die 4 jungen Männer Zeugen gewesen sein müssten 🤔 und wer hat den zweiten Bully gesehen?
Also entweder stehe ich gerade total auf der Leitung oder ihr könnt mir gut folgen 😂
LG Bianca

bibik schrieb:Waren die Jungs auf dem Weg zum Bodensee? Wenn ja, dann hätten sie doch theoretisch einen Umweg machen müssen? Finde ich blödsinnig ....

Verstehe ich nicht ganz, Google Maps schlägt mir für die Route Kronach - Lindau eine ( von 2) Strecke über Donauwörth vor.
Oder meintest Du wegen dem Leichenfundort?

bibik schrieb:Und durch wen kam der Tip mit den Zeugen? Vom Taxifahrer? Aber woher weiß er bzw die Polizei das die 4 jungen Männer Zeugen gewesen sein müssten 🤔 und wer hat den zweiten Bully gesehen?

Ja, ich denke vom Taxifahrer. Sie könnten (!) Zeugen sein, weil sie zum Tatzeitpunkt in der Umgebung des Tatorts waren. Vielleicht haben sie auch nichts gesehen, weil sie in die Reparatur vertieft waren und als sie dann wieder gefahren sind, war der Täter schon wieder weg.


Der zweite Bully/ Kastenwagen wurde wohl durch Anwohner und/oder andere Autofahrer gesehen. Leider waren deren Aussagen wohl ziemlich unkonkret, widersprechend, was auch immer. Sie führten die Polizei jedenfalls nicht weiter.

Viele Grüsse
Basti