Origines schrieb:Daraus geht jetzt nicht hervor, dass damit formal ein originärer Antrag nach HKÜ gestellt worden wäre. Die Kinder wurden in der Folge am 30. November 2021 in Dänemark begutachtet und allein auf Grundlage der dortigen Ergebnisse entschieden. Wir würden das wohl ein Vollstreckungshindernis bezeichnen. Die Ansichten der Jugendamts Hamburg und des OLG zum Kindeswohl wurden nicht einbezogen.
Die Frage ist doch, was dieses "wurden nicht einbezogen" wriklich heißt. Das ist natürlich erstmal das Block-Narrativ: sie hatte vom Jugendamt und vom OLG bestätigt bekommen, dass die ein Recht auf die Kinder hat - und diese Formulierung nutze ich bewusst, weil ich denke, dass das in etwa die Sichtweise der Frau Block ist. Man streitet sichum eine Sache, und wenn man gewinnt, hat man einen Anspruch darauf, dass die andere Seite diese Sache herausregibt.
In den Familiengerichtsangelegenheiten ist es ja aber nun so, dass das Kindeswohl eine sehr sehr hohe Priorität hat. Zuallererst hat mal ein Kind das Recht, mit beiden Elternteilen Umgang zu haben und vonbeiden Elternteilen unterstützt zu werden. Das Recht der beiden Eltern, mit dem Kind Umgang zu haben, ist dem untergeordnet. Prinzipiell kann man davonausgehen, dass es auch dem Kindswohl dient, wenn ein Kind Umgang mit beiden Eltern hat. Wenn ein Elternteil aus dem Leben eines Kindes verschwindet, dann ist das in der Regel ein großer Verlust für das Kind. Aber es gibt natürlich Situationen und Konstellationen, in denen der Umgang mit einem oder sogar beiden Elternteilen eher nicht dem Kindeswohl dient. Und dann steht das Recht und der Anspruch dieses Elternteils eben hinter dem Kindeswohl zurück.
Insofern frage ich mich, ob die Ansichten des Jugendamtes Hamburg und des OLG tatsächlich nicht in die Entscheidungsfindeung einbezogen wurden, wie es die Por-Block-Seite darstellt. Oder ob es nicht so ist, dass sie sehr wohl im Entscheidunsprozess berücksichtigt wurden, ihnen aber eben nicht entsprochen wurde, weil die Kinder angehört wurden und diese gesagt haben, dass sie beim Vater leben wollen und keinen Kontakt zur Mutter wünschen. In dem Moment, in dem Kinder, denen man vom Alter, vom Entwicklungsstand und von dem, wie sie ihre Wünsche begründen her zutraut, dass sie reif genug sind, dazu eine eigene Meinung zu haben, keinen Kontakt wünschen, kann sich jeder Elternteil 5 x auf den Kopf stellen und auf sein Recht pochen. Über die Köpfe der Kinder hinweg wird er sein Recht auf Umgang, Sorge und Aufenthaltsbestimmung eben nicht durchsetzen können. Und dann sind eben auch vorherige gerichtliche Entscheidungen und Empfehlungen des Jugendamtes, die etwas anderes vorsehen, nur noch Altpapier.
Und ich vermute stark, dass das dänische Gericht eben sehr wohl die Stellungnahmen des Jugendamtes und des OLG einbezogen (sprich: zur Kenntnis genommen und als Argument in der Urteilsfindung gewertet) hat, aber diesen eben nicht entsprochen hat. Block beruft sich jetzt darauf, dass sie ja einen von deutschen Gerichten bestätigten Anspruch hatte, und diese von den dänischen Behörden nicht anerkannt und berücksichtigt wurde. Aber ganz so einfach ist die Sache dann eben nicht.
Anders als in Strafprozessen, in denen (meist) eine in der Vergangenheit liegende Situation beurteilt wird, geht es in Sorgerechtsstreitigkeiten eben um sehr dynamische Angelegenheiten und Konstellationen. Und wenn sich im laufenden Prozess grundlegende Eckpunkte (der Wunsch der Kinder) ändern, kann eine Entscheidung wenige Wochen oder Monate nach einem Urteilspruch eben komplett anders ausfallen.
BoobSinclar schrieb:Ich bin mir auch nicht sicher, ob man immer alles mit Geld erklären muss, was man nicht auch mit Eitelkeit und Machtgefühl erklären kann. (Siehe z.B. auch die Heerscharen der Wirecard Lobbyisten, die zumindest teilweise aus der gleichen Ecke stammen, wie die Lobbyisten der Blocks).
Nein, ich glaube, hier geht es in vielen Aspekten überhaupt nicht um Geld. Der Block-Clan hat natürlich viel davon und ein Großteil der Dynamik in dem ganzen Geschehen ist natürlich nur möglich gewesen, weil so viel Geld da war und geflossen ist. Otto-Normal-Verbraucher hätte sich in seinem Sorgerechtsstreit die meisten der hier gelaufenen Aktionen wie Privatgutachten, Sicherheitsfirmen, Anwälte etc. gar nicht leisten können. Viele Akteure haben natürlich so agiert, wie sie agiert haben, weil sie als Dienstleister gegen Honorar von Block engagiert haben.
Aber der Einfluss der Familie Block beruht eben nicht nur darauf, dass sie viel Geld haben und das offenbar auch bereit sind, dafür auszugeben, das Sorgerecht für die Kinder zu haben und die Kinder in personam "zurückzubekommen". Die haben eben auch viele Kontakte. Natürlich sind von dienen zweifelslos viele dadurch entstanden sind, dass sie so viel Geld haben. Wo unsereins den Reporter von der Lokalzeitung, den Vorsitzenden vom örtlichen Obst- und Gartenbauverein kennt und einen Nachbarn hat, der Streifenpolizist auf der örtlichen Polizeiwache ist, kennen die halt den Chefredakteur vom Spiegel und dem Wirklichverlag, die Vorsitzenden aller Hamburger Charity-Vereinigungen und den Polizeipräsidenten. Nicht weil die irgendwie auf deren Gehaltsliste stehen oder finanzielle Zuwendungen bekommen, sondern weil es halt der Kreis von Personen ist, in dem man sich täglich bewegt: man spielt im gleichen Tennisclub, lebt in der gleichen reichen Nachbarschaft, die Kinder besuchen die gleichen elitären Schulen und man trifft sich mehrmals im Jahr auf den Wohltätigkeitsgalen und -bällen sowie anderen wichtigen lokalen Veranstaltungen. Wenn es um Beeinflussungen geht, dann geht es nur indirekt um Geld, denn natürlich gehören sie zu diesen Kreisen , eben weil sie viel Geld haben. Aber man kennt sich, oder kennt einen, der einen kennt und weiß, wenn man mal anrufen kann, wenn man einen Tipp oder Informationen oder ein Problem hat oder "nur mal nachhören will, wie es um diese oder jene Entscheidung steht".