Grillage schrieb:Ich finde es interessant, dass sie von der Reihe von Angeklagten zuerst aussagt
Es wird idR so gehandhabt, dass die Angeklagten in der Reihenfolge, in der sie in der Anklageschrift aufgeführt sind, gefragt werden, ob sie sich zu den Tatvorwürfen einlassen wollen. Dementsprechend erfolgen die Einlassungen auch in dieser Reihenfolge. Es ist aber auch möglich, dass - wenn sich mehrere Angeklagte einlassen wollen - die Verteidiger sich untereinander über eine abweichende Reihenfolge verständigen.
Grillage schrieb:an einigen Stellen die Mitangeklagten nicht nur mit reinreißt, sondern sogar direkt belastet. Teilweise wohl, um sich selbst zu entlasten.
Ja, das haben wir schon mehrfach diskutiert. Sie wurde mE nicht ausreichend auf ihre Befragung vorbereitet bzw. hätte man sich dafür entscheiden sollen, dass sie keine Fragen beantwortet. Ich habe den Eindruck, ihr ist überhaupt nicht bewusst, dass sie andere Angeklagte (häufig ohne Not) und auch sich selbst durch ihre Aussage belastet. Ein juristischer Laie erfasst häufig nicht, weshalb bestimmte Fragen gestellt werden und wie die Antworten von der Kammer gewertet werden (könnten).
Grillage schrieb:Es wird sicherlich spannend, wie die anderen Mitangeklagten darauf reagieren werden.
Ich weiß gar nicht, ob noch andere Angeklagte mitgeteilt haben, dass sie Fragen beantworten werden. Soweit ich mich richtig erinnere, wollten sich Delling, Andreas P. (der ehemalige LKA-Beamte) sowie der Israeli einlassen. Die anderen 3 Angeklagten wohl nicht. In welcher Form sich die erstgenannten Angeklagten einlassen werden, ist auch noch ungewiss. Am häufigsten ist es, dass die Verteidiger eine vorgefertigte schriftliche Erklärung verlesen, die Angeklagten haben dann nur zu erklären, dass das zutreffend ist, was verlesen wurde und dass das ihre Einlassung ist. Dass Angeklagte selbst sprechen, ist relativ selten (wird aber vom Gericht gerne gesehen).
Grillage schrieb:Einerseits haben deren Verteidiger ha wie die Richter, StA und Nebenklage auch ein Recht darauf, CB zu befragen.
Man befragt andere Angeklagte als Verteidiger normalerweise nicht, soweit alle in einem Boot sitzen und keine gegenläufige Verteidigung stattfindet, da man sich nicht in die Verteidigung der anderen Angeklagten einmischt.
Bott meinte ja am letzten Verhandlungstag, es sei unanständig, dass der Nebenklagevertreter seine Fragen vorher nicht schriftlich mitgeteilt hätte. Da muss er was verwechselt haben (oder er war angesichts seiner eigenen Probleme, die da ja noch nicht öffentlich bekannt waren, verwirrt).
Bott wird sie sicherlich ausführlich zu der "Entführung durch den Vater" und den familienrechtlichen Streitigkeiten befragen. Wenn die Vorsitzende diese Thematik als nicht zur Sache gehörend beurteilt, kann sie solche Fragen unterbinden.
Am häufigsten ist es so, dass man als Verteidiger schon vorher klarstellt, dass nur die Fragen des Gerichts beantwortet werden und die Fragen aller anderen Prozessbeteiligten nicht. Das reicht in der Regel aus, da das Gericht die Fragen stellt, die es für entscheidungserheblich hält. Aus den Fragestellungen erkennt man dann auch schon, wohin die Reise aus Sicht des Gerichts gehen soll.
Grillage schrieb:Und andererseits fordert es die Mitangeklagten ja geradezu heraus, in ihren Aussagen den Ball zurückzuspielen.
Außer Delling hat sie bisher von den 3 Angeklagten, die sich mE einlassen wollten, noch niemanden direkt belastet. Delling wird nicht zurückschießen.
Interessant dürfte die Aussage des Andreas P. werden:
Unter den Angeklagten im Entführungsprozess ist auch der frühere Chef der Zielfahnder im Hamburger Landeskriminalamt, Andreas P. Er hat vor der Tat in seiner Firma ein Risikopapier für die Familie Block ausgearbeitet. Darin werden etwa die Gefahren für die Kinder im Zusammenhang mit der geplanten Entführung abgewogen. Trotz der offensichtlichen Unrechtmäßigkeit des angedachten Vorgehens stoppte er den Plan nicht und informierte auch nicht seine früheren Kollegen. Er ist wegen Beihilfe angeklagt.
Quelle:
https://www.n-tv.de/panorama/Das-sind-die-Beteiligten-der-Block-Auseinandersetzung-article25907080.htmlDas Risikopapier, dessen Inhalt bekannt gemacht wurde (ich weiß nicht mehr wo, daher teile ich vom Inhalt hier erst einmal nichts mit), dessen Entstehungsgeschichte und der Personenkreis, dem es bekannt war - das dürften Themen sein, die recht interessant werden könnten.