LeonardodV schrieb:Sie wurde entweder völlig unzureichend auf die Befragung vorbereitet oder sie hält sich nicht an das, was ihr vorher von ihrer Verteidigung gesagt wurde. Es gibt aber auch Mandanten (das sind übrigens die meisten), die man nicht befragen lassen kann, weil sie das einfach nicht durchstehen, ohne sich in Widersprüche zu verstricken und sich selbst zu belasten. Wenn das die Mandanten nicht glauben, dann kann man eine Befragung mit ihnen durchspielen und ihnen im Anschluss aufzeigen, an welchen Stellen sie sich gerade selbst versenkt haben.
LeonardodV schrieb:Es eignet sich logischerweise nicht jeder Fall für eine Freispruchsverteidigung. Möglicherweise hat aber auch der Patriarch angeordnet, dass ein Freispruch her muss. Ich muss sagen, dass ich es mittlerweile regelrecht tragisch finde und auch Mitleid für CB empfinde. In so eine Situation darf man einen Mandanten niemals kommen lassen - unabhängig davon, ob er schuldig oder unschuldig ist.
Ich kann mir mittlerweile vorstellen, dass dieses Statement, was sie zur Entpflichtung von Kury gesagt hat, tatsächlich stimmt und eben nicht nur eine der üblichen blabla-PR-Formulierungen war. Offenbar geht es ihr in dem Prozess und bei ihren Aussagen wirklich darum, sich so darzustellen, "wie sie wirklich ist", was ja eigentlich nichts anderes als "wie sie gesehen werden möchte" bedeutet.
Sie möchte sich als Opfer darstellen, als verzweifelte, von den Behörden allein gelassene Mutter, der nichts zu aufwendig, teuer und halblegal war, um die schmerzlich vermissten Kinder, um deren Leben sie sich sorgte, zurück in ihre liebenden Mutterarme zu holen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bott ihr nicht klar gemacht hat, was viele ihrer Aussagen für die Urteilsfindeung bedeuten können. Aber er kann seine Mandantin eben auch nur juristisch beraten, am Ende ist es ihre Entscheidung, was sie sagen möchte und welche Verteidigungsstrategie gefahren wird.
Mir kommt es fast so vor, als sei ihr fast egal, was am Ende für ein Urteil rauskommt, Hauptsache das Gericht und die öffentlichkeit sehen in ihr die liebende, verzweifelte Mutter, die sich aus lauter Ausweglosigkeit und Verzweifelung zu etwas nicht ganz legalem hat hinreissen lassen.
Dass das juristsich nicht strafmildernd wirken wird, sondern sie ja im Gegenteil dadurch sogar zugibt, was sie getan hat und damit Beweise gegen sich liefert, sie sonst vielleicht gar nicht hätten gefunden werden können, wird er ihr schon klar gemacht haben.
Aber des Menschen Wille ist sein Himmelreich...
Das ist je ein Grund, warum Anwälte den Mandanten (fast) immer zum Schweigen raten. Nichts ist gefährlicher, als wenn jemand vom Gegenüber unbedingt als "guter Mensch" gesegen will und sich dadurch ganz schnell in Rechtfertigungen verstrickt.
Origines schrieb:Für sie war das vermutlich aus der Laiensphäre "Notwehr" oder "Notstand". Wenn sie sich dann noch mit Menschen umgibt bzw. mit hohen Summen anlockt, die sie darin fortwährend bestärken, dann entsteht auch kein Unrechtsbewusstsein, wenn sie vom Gedanken besessen ist, die Kinder (gewaltlos) zurück zu holen. Hinsichtlich der Frage des Kindeswohls hat sie die deutschen Behörden auf ihrer Seite. Dass die Behörden in Dänemark das anders sehen, dürfte für jeden Betroffenen schwer einsichtig sein.
Das sehe ich auch als das tragische an dieser Figur. Durch ihre priveligierte Stellung scheint sie praktsich Menschen angelockt zu haben, die ihr ständig Bestärkungen ins Ohr geflötet haben.
Ein Kinderpsychologe, der, anstatt ihr klarzumachen, dass das Beste für die Kinde eine einvernehmliche Regelung mit dem Ex wäre, ein "Konzept zur Rückführung" der Kinder liefert. Dann diese "Sicherheitsleute", die ihr wohl aufgezeigt haben, was alles möglich ist. Die Familienanwältin, die ihr angeblich gesagt hat, die Kinder in Dänemark einfach abzuholen, sei nichts anderes als sie vom indergarten oder der Schule abzuholen.
Und am Ende noch ihre Eltern, denen sie sich wohl irgendwie verpflichtet gefühlt hat, eine Erklärung zu liefern, warum die Kinder so sind wie sie sind (nämlich weil der böse Ex-Mann sie ihr entfremdet hat). Da lese ich zwischen den Zeilen durchaus mit, dass es für sie auch darum ging, vor den Augen ihrer Eltern als Mutter nicht versagt zu haben, also nicht dran Schuld zu sein, dass die Kinder "derart missrraten" sind, dass sie es vorziehen, in Dänemark zu bleiben, statt bei ihr und den Großeltern zu leben uns sich zu den zukünftigen Blocks formen zu lassen.
Allerdings war es ja wohl so, dass auch mehrere Sicherheitsdienste abgelehnt hatten, die Kinder in ihrem Auftrag zurückzuholen. Das wiederum deute ich so, dass sie ihr klipp und klar gesagt haben:"Illegales machen wir nicht!" oder "Wir wenden keine Gewalt gegen Menschen an, die uns nicht angreifen!".
Auch das muss man denke ich sehen, dass es sicher auch mehrere Menschen gegeben hat, die ihr gesagt haben, dass sie sich verrennt und einige ihrer Ideen nicht so waren. Wenn sie keine engen Freundinnen hatte, die ihr den Kopf gewaschen haben, dann haben aber aber wenigstens doch die Gerichturteile mehrmals gezeigt, dass die Sache eben nicht so eindeutig zu ihren Gunsten liegt, wie sie meint.