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Mordfall Hinterkaifeck

51.749 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

26.11.2009 um 07:54
@opposite

Meiner Meinung nach bestehen erhebliche Zweifel an der Glaubhaftigkeit der eidlichen Aussage des Siegl.

Über die Eigentumsverhältnisse an der Reuthaue hat es nämlich unterschiedliche Angaben gegeben. Der Gutsbesitzer Pius H. hat im Jahre 1934 vor der Polizei erklärt, es sei im Jahre 1923 dem Amtsgerichtsvorstand Oberamtsrichter Schöntag mitgeteilt worden, dass es sich bei der im Anwesen Hinterkaifeck gefundenen Reuthaue um eine solche handele, wie sie der Perterbauer ( das ist der Hausname des L. Schl.) selber herstelle, der Stiel sei nicht gedrechselt , sondern geschnitzt gewesen.

Andreas Schwaiger wurde 1984 vom Polizeibeamten Kolb zum Mordfall Hinterkaifeck befragt und er gab an, dass Schl. nach Auffinden der Reuthaue diese als sein Eigentum bezeichnet und zurückverlangt habe.

Die Magd Kreszenz Rieger wurde 1923 ebenfalls zu der Reuthaue befragt und konnte sie nicht als Eigentum der Hinterkaifecker identifizieren. Sie hat vielmehr angegeben hat, dass der alte Gruber keine Stiele geschnitzt habe, sondern nur Werkzeuge mit gekauften Stielen verwendet habe.

ME ist Siegl 1923 unter Eid vernommen worden, um die Angaben von Zeugen, es handele sich um Schl. Reuthaue vom Tisch zu fegen.

Wenn man Siegls Angaben kritisch hinterfragt, kann man zu dem Ergebnis kommen, dass ihm die Worte vom Richter in den Mund gelegt worden sind.

Niemand kann sich nach vier Jahren daran erinnern kann, dass die Holzfasern an einem Werkzeugstiel nicht in gerader Linie verlaufen, sondern wellenförmig geschweift sind. Siegl hat diese Angaben auch nicht aus der Erinnerung heraus gemacht, sondern weil ihm der Richter die Reuthaue während der Vernehmung gezeigt hat.

Damit allein schon ist die Identifizierung völlig fehlgeschlagen. Der Richter hätte ihm mehrere Reuthauen zeigen müssen und Siegl hätte die richtige Reuthaue auswählen müssen.

Es sind auch Zweifel angebracht, ob ein 20jähriger Dienstknecht zur Beschreibung der Reuthaue derart präzise Formulierungen gebraucht hätte. Ich lese aus der Aussage die Worte des Richters heraus.

Siegl sagt weiterhin sehr detailliert aus, dass er gesehen habe, wie Gruber dieses Werkzeug selber zusammengestellt habe und dass er mit diesem Werkzeug gearbeitet habe. Er betont dabei förmlich seine zwölfwöchige Dienstzeit im Jahre 1919 auf Hinterkaifeck, damit auch nachvollziehbar ist, dass er Gelegenheit hatte eine solche Beobachtung zu machen.

Zu diesem Punkt muss man aber berücksichtigen, dass Siegl mehrfach auf dem Anwesen Hinterkaifeck beschäftigt gewesen ist und es dabei nie lange ausgehalten hat. So ist er 1921 nach nur zwei Tagen davon gelaufen und einige Zeit zuvor ist er auf dem Hinterkaifecker Anwesen eingestiegen, um Fleisch, Eier und Kinderkleidung zu stehlen, wobei er von Viktoria Gabriel überrascht wurde, als er weggelaufen ist.

Eine zwölfwöchige Dienstzeit möchte ich daher anzweifeln.Der war mE nie so lange auf dem Anwesen, dass er, jetzt mal überspitzt formuliert, mit Gruber hinterm Ofen gesessen hat und ihm beim Schnitzen zugesehen hat.

Nach alledem habe ich, wie eingangs schon erwähnt, erhebliche Zweifel an der Glaubhaftigkeit der Siegl- Aussage.Der Richter hat den Knecht mE zu dieser Aussage beschwatzt und er hat berufsbedingt gewusst, wie man eine Aussage wasserdicht machen muss.

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26.11.2009 um 09:23
Ich habs jetzt grad nicht genau im Kopf. Hatte nicht Siegl auch ausgesagt, er hätte Gruber beim Reparieren der Haue beobachtet und hat er daraus geschlossen, daß sie Gruber gehört?
Das wäre m.M. nach eine Fehleinschätzung... denn ich kann ja auch ein defektes Werkzeug, das meinem Nachbarn gehört, wieder reparieren.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.11.2009 um 09:29
Quatscheintrag... das steht ja genau in Siegls Aussage, die @opposite eingestellt hat..:O((

Aber trotzdem: Gruber kann den defekten Stiel ja reparieren, auch wenn ihm die Haue nicht gehört. Er bekam sie evtl. von L.S. geliehen, arbeitete damit, sie ging kaputt und er reparierte sie.

Ich meine, daß sie durch die Reparatur nicht automatisch zum Eigentum von Gruber geworden ist.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.11.2009 um 10:09
Ich will ja nicht ausschließen, dass die Reuthaue Eigentum des Gruber war.

Ich wollte nur aufzeigen, dass bei näherer Betrachtung dieser detaillierten und daher dem ersten Anschein nach glaubhaften eidlichen Aussage des Siegl Zweifel daran aufkommen, dass sie ordnungsgemäß zustande gekommen ist.

Das hat alles einen gewissen Beigeschmack. Natürlich kann es sein, dass Siegl sich tatsächlich daran erinnert hat, dass er mit dem Gerät auf dem Hof gearbeitet hat. Aber er hat sich bestimmt nicht mit einer solchen Sicherheit daran erinnert, wie es seiner Aussage nach den Anschein hat.

Und dann ist man natürlich nicht mehr weit davon entfernt Zweifel zu haben, ob er sich überhaupt an die Reuthaue erinnern konnte.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.11.2009 um 18:28
@AngRa das ist wirklich interesannt was du anführst, vorallem ist es ein großer zufall, dass die Reuthaue grade in der 12Wöchigen Dienstzeit hergestellt worden sein soll


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Mordfall Hinterkaifeck

26.11.2009 um 19:00
Was haltet ihr von der Theorie, dass es die Grumps waren?
Also zum einen Hat sie die gump schwester ja kurz vor ihrem Tod bei 2 Pfarrern gebeichtet und gesagt ihre Brüder waren es. Sie wollte also mit gutem gewissen sterben. Wenn man jemanden nur anschwärzen will, macht das ein Gleubiger Mensch nicht beim Pfarrer sondern würde schon vorher zur Polizei gehen.
In der Untersuchungshaft geseht Gump dann seinem Zellen kameraden, dass es sein Bruder gewesen sein soll.

Ausserdem hat sich der Gump in vernehmungen sehr stark in wiedersprücke verstrickt, dazu werde ich morgen aus den Akten zutieren.

Desweiteren würde das passen, dass sie die Opfer 1en tag lang beobachten, der LS. hätte die beobachtung nicht nötig gehabt, der kannte sich ja schon so aus. Dann würden die 2 Schlafkuhlen auch auf die 2 Brüder passen.
Und es würde erklären warum sie die noch einige Tage im Hof geblieben sind, sie hatten ja keinen festen Wohnsitz.

Ausserdem hat man in der Tat nur noch 5 Mark in Scheingeld gefunden, der rest waren alles Münzen und Schuldbriefe. Damit kann man ja soviel nix anfangen.


Es könnte aauch tatsächlich ne Erpressung oder so vorausgegangen sein weil die Gruberin hat sich viel Geld von der Schwester geliehen für Angebliche Ladwirtschaftlichen Maschienen, die sie nie gekauft hat.

Also bisher war für mich auch immer der L.S am verdöchtigsten doch nachdem ich die Akten gelesen hab und die anderen Fakten, erscheint mir das mit den Gump Brüdern am warscheinlichsten vorallem weil sie ja schon soviele leute umgebracht haben, nur aufgrund von geld und da war auh keine große persönliche Bindung da. Aber macht euch morgen einfach selber ein Bild anhand der Aktenauszügen

Und das sie die Leichen abgedeckt haben, ein bisschen sollen die die Gebriel ja wohl gekannt haben und ausserdem wenn ich noch ne bleibe brauche für 2-3 tage und das die wohnung der Ofer ist, dann würde ich denen auch nicht immer ins Gesicht schauen wollen

Insgesammt würde ich sagen eindeutiger gehts kaum oder? Das Verfahren gegen Gump wurde eingestellt wegen der Verjährungsfrist.
Mich wundert sehr, dass die Meinung, dass es Gump gewesen sit so wenig verbreitet ist. (Wie gesagt ist meine PERSÖNLICHE interpretation und einschätzung, ich möchte niemanden diese Theorie aufdrängen, aber soll zum Nachdenken und Diskutieren anregen)


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Mordfall Hinterkaifeck

26.11.2009 um 19:34
Ich bin mir nicht sicher, ob das Verfahren wegen der Verjährungsfrist eingestellt wurde. Da wissen andere hier aber besser Bescheid. Denn ich meine, daß das mit der Verjährungsfrist, die da immer beschrieben wurde, gar nicht richtig war.

Und daß es immer wieder Zuchthaus-Gefangene gegeben hat, die einander beschuldigt haben, kann man ja zur Genüge nachlesen. Daher ist der Aussage vielleicht nicht gar so hoch zu bewerten...


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Mordfall Hinterkaifeck

26.11.2009 um 19:49
@opposite

Ich vertrete nicht die Theorie, dass die Gump Brüder als Täter in Frage kommen.

Die Schwester der Gump-Brüder Kreszentia M. hatte zwar auf dem Sterbebett schwere Vorwürfe gegen ihre Brüder Adolf und Anton Gump erhoben. Sie hat sie des Mordes an den Hinterkaifeckern bezichtigt. Allerdings hat sich später aufgrund von Zeugenaussagen herausgestellt, dass sie zum Tatzeitpunkt zu ihren Brüdern keinerlei Kontakt mehr hatte. Woher wollte sie dann wissen, dass ihre Brüder die Hinterkaifecker ermordet haben.

Im Jahre 1951 hatte sich der Journalist Heinz Ulrich dieser Sache angenommen. Er hat zahlreiche Zeugen befragt u.a. auch andere Geschwister der beiden Gumps , sowie andere Zeugen aus dem Umfeld und diese haben übereinstimmend ausgesagt, dass es die Schwester Kreszentia mit der Wahrheit nicht genau genommen habe. Das war noch die freundlichste Formulierung.

Geständnisse gegenüber einem Zellengenossen sind kritisch zu betrachten. Man darf nie vergessen, dass Inhaftierte derlei Aussagen machen, weil sie sich davon Hafterleichterungen versprechen.

Desweiteren irrst Du bezüglich des Wertes der Gelder, die der Täter unangetastet zurückließ.

Das Goldgeld in Höhe von 1.800 Mark war angesichts der Inflation viel viel mehr wert als Papiergeld. Dass überhaupt Papiergeld entwendet wurde, steht nicht gesichert fest. Dass Papiergeld in Höhe von 100.000 Mark vorhanden war, hat nur L. Schl. ausgesagt. Daher ist das für mich nicht gesichert.

Die Gump Brüder sind auch 1922 ff greifbar gewesen und schon von den damaligen Ermittlern nicht als tatverdächtig angesehen worden.

In diesem Zusammenhang bekommt auch die Aussage des Heinrich Ney vom 20.3.1953 Bedeutung, denn dieser hat damals bekundet, es seien Ermittlungen gegen Gump gepflogen worden. Gump sei richterlich vernommen worden, er habe zusammen mit Staatsanwalt Renner an der Vernehmung teilgenommen und dieser habe ihm gegenüber nach der Vernehmung geäußert: „Dies war auch wieder nichts.“

Vor allem aber gibt es nicht einen einzigen Hinweis darauf, dass sich die Brüder Gump am 31. März oder kurz davor oder danach im Raum Gröbern/Hinterkaifeck aufgehalten haben.

Die erheblichen Widersprüche, in die sich Anton Gump, der Überlebende der beiden Brüder verwickelt hat, müsstest Du morgen noch einstellen. Ich sehe nach meinem bisherigen Aktenstudium keine wesentlichen Widersprüche.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.11.2009 um 19:54
Anton Gump konnte man Anfang der 50er Jahre keine wie immer geartete Tatbeteiligung nachweisen.
Er hat sich auch nicht in nennenswerte Widersprüche verstrickt.
"Anrüchig" dürfte den damaligen Vernehmern vor allem seine Verbindung zur DKP gewesen sein.
Ansonsten scheint er ein einfacher Arbeiter gewesen zu sein, bei dem lediglich ein Diebstahl (ein Fleischwolf) aktenkundig war.

Sein Bruder Adolf war zu dieser Zeit ohnehin schon tot.
Staatsanwalt Dr. Popp hat ihm eine Liebschaft mit Viktoria Gabriel angedichtet, die durch nichts zu belegen war. Der kleine Josef sollte laut Dr. Popp möglicherweise der Sohn von Adolf Gump gewesen sein.

Adolf Gump hat sich selber mit Morden an Bauern in Oberschlesien gebrüstet. Wie genau der Sachverhalt war und welchen Anteil er an diesen Taten hatte, ist mir allerdings nicht bekannt.
Ein Fahndungsersuchen in dieser Sache, das den Adolf Gump und drei weitere Männer betraf, muß Anfang April 1922 auf dem Schreibtisch von Staatsanwalt Renner oder Kommissar Reingruber gelegen haben. Reingruber hat dann auch nach Adolf Gump fahnden lassen.

Als Mörder von HK wurden die Gebrüder Gump später von ihrer Schwester beschuldigt. Diese sprach kurz vor ihrem Tod - getrennt von einander - mit zwei Geistlichen.
Die Anschuldigung dieser Schwester ist nicht weiter von ihr belegt worden und gilt heute als nicht glaubwürdig.
Diverse Zeugen haben die Schwester als boshafte und notorische Lügnerin beschrieben.


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stali ehemaliges Mitglied

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Mordfall Hinterkaifeck

26.11.2009 um 22:48
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It's not a trick - it's Karl Gabriel.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.11.2009 um 22:56
So hier nun der Versprochene Auszug aus der Ermittlungsakte. Das Verfahren gegen Gump, Anton wurde gemäß § 170 II StPO eingestellt hier nun die Begründung, aus denen auch die Verdachtsmomente hervorgehen.

Gründe: Dem Beschuldigten Gump Anton liegt zur LAst, zusammen mit deinem inzwischen verstorbenen Bruder Gump Adolf im Jahre1922 den sechsfachen Mord in Hinterkaifeck gegangen zu haben.
Der dringede Tatverdacht gegen die Gebrüder Gump beruht einerseits auf Aussage ihrer Schwester Kreszentia Maier gegenüber zwei Geistlichen - sie hatte diesen gegenüber ihre beiden Brüder Anton und Adolf Gump als die Mörder von Hinterkaifeck bezeichnet - anderseits auf den häufig wechselnden Einlassungen des Beschuldten Gump Anton.
So bestritt dieser hartnäckig, die Orte Gröbern und Waidhofen zu kennen, obwohl er 4 Jahre lang als landwirtschaftlicher Arbeiter in dieser Gegend beschäftigt war.
Auffallend war auch, daß er bei seiner Vernehmung sofort erklärte, es sei kein Raubüberfall gewesen. "weil nichts geraubt worden sei",
obwohl die Veröffentlichungen in der Presse stets nur von einem "Raubmord" sprachen. Weiterhinbestritt der Beschuldigte anfangs, um die Tatzeit herum in der Gegend von Schrobenhausen gewesen zu sein, während er später zugab, im Herbst 1922 in einem Bauernanwesen in der dortigen Gegend eine Gans und Äpfel gehamstert zu haben. Er habe bei dieser Gelegenheit seinen Bruder getroffen, dieser habe nach Nordwesten gezeigt und gesagt, daß da hinten Hinterkaifeck liege.
Ferner erzählte der Beschuldigte während seiner Inhaftierung im Gerichtsgefängnis Donauwörth im Mai 1952 einem Mitgefangenen namens Strobel, daß sein Bruder Adolf Gump der Mörder von Hinterkaifeck sei, er selbst aber mit dieser Tat nichts zu tun habe. Allerdings habe er kurz vor und nach der Tat mit seinem Bruder gesprochen.
Weiterhin wurde bei Gump während seiner Inhaftierung ein Zettel sichergestellt, auf dem er sich, offenbar in der Absicht, sich bei späteren Vernehmungen nicht in Wiedersprüche zu verwickeln, Teile einer früheren Aussage notiert hatte.

Bei zusammenfassender Würdigung all dieser Belastungsmomente besteht zwar gegen den Beschuldigten nach wie vor Tatverdacht bezgl. des ihm zur Last gelegten Verbrechens, jedoch reicht das Ermittlungsergebnis in seiner Gesamtheit nicht aus, um ihn - zumal er nach wie vor hartnäckig leugnet - der Tat zu überführen.

Im übrigen könnte selbst im Falle einer Überführung des Beschuldigten eine Bestrafung schon deshalb nicht erfolgen, weil bisher nicht mit Sicherheit ermittelt werden konnte, ob in Richtung gegen Gump Adolf und Anton vor dem Jahre 1942 zur Verjährungsunterbrechung geeignete richterliche Handlung vorgenommen worden waren. Auch dise Frage war Gegenstand der Ermittlungen. Hierbei konnte an Hand eines NAmensverzeichneses des Amtsgerichts Neuburg/Donau vom Jahre 1922 und den beigezogenen Polizeiakten festgestellt werden, daß Gump Anton bereits im Jahre 1922 wegen Raubmordes gesucht wurde. Ferner bezeugte ein ehem. Polizeibeamter des LP.-Postens Unterbruck (Lkrs.Freising), daß er im Jahre 1937 oder noch später als Postenchef des vorerwähnten Postens auf Grund eines entweder von der Staatsanwaltschaft Augsburg oder von einem Gericht ausgegangenen Ermittlungsschriebens nach dem Aufenthalt eines Gump geforscht habe. In diesem Ermittlungsschrieben sei Gump als der Tat in Hinterkaifeck verdächtigt bezeichnet gewesen.

Auf Grund dieser Umstände ist die Annahme begründet, daß noch vor dem Jahre 1942 zur Verjährungsunterbrechung geeignete richterliche Handlung in Richtung gegen die Gebrüder Gump vorgenommen worden sind.
Ein eindeutiger Beweis hierfür konnte die beim Brand des Augsburger Justizgebäudes zerstört wurden, nicht erbracht werden.

Hiervon wurden 3 Abschriften an H. Oberstaatsanwalt, München II zu dort. Aktenzeichen: Ing 4 Js 39/53 gesendet.
Die Ermittlungen in Frage Verjährungsunterbrechung befinden sich in Handakten 1 Js 244/52


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Mordfall Hinterkaifeck

26.11.2009 um 23:01
@stali

Gut erkannt! :-))))


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Mordfall Hinterkaifeck

27.11.2009 um 01:00
Achso mal ne Andere Frage, hab mich ja eigentlich hier angemeldet um die nette Frau, welche ich im Staatsarchiv München getroffen habe zu finden. (Sie arbeitete auch an den HK Akten) Wenn Frau S. auch hier ist, bitte bei mir melden wegen den Augsburger Akten. LG


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Mordfall Hinterkaifeck

27.11.2009 um 10:31
@opposite

Vielen Dank, dass Du uns die Einstellungsverfügung von StA Dr. Herrenreiter im Ermittlungsverfahren gegen Anton G. hier eingestellt hast.

Zur Wertung der Einstellungsverfügung rufe ich nochmals kurz die Geschichte des Ermittlungsverfahrens gegen G. in Erinnerung.

Dr . Herrenreiter war der Nachfolger von Staatsanwalt Dr. Popp. Dr. Popp hat die Gebrüder Gump vehement verdächtigt die Mörder der Hinterkaifecker zu sein.

Ab Dezember 1951 hat er deshalb umfangreiche Zeugenvernehmungen angeordnet. Alle Nachbarn aus Gröbern ( Sigl, Schwaiger, Schrätzenstaller, Schrittenlocher, Schlittenbauer, Schmid, Freundl, Plöckl usw.) wurden zum Thema vernommen, ob sie in Gröbern/ Hinterkaifeck/ Waidhofen herumziehende Korbflechter gesehen hätten.( Die Gs waren bekanntlich als Korbflechter unterwegs).

Niemand hatte jedoch irgendwann in der Gegend oder auf dem Hinterkaifecker Hof herumziehende Korbflechter gesehen. Das haben die Befragungen eindeutig ergeben.

Dennoch konnte sich StA Dr. Popp nicht von seiner Idee lassen, dass die Gs. die Mörder seien. Er ließ Anton G. sogar in U-Haft nehmen ohne irgendeinen Beweis in Händen zu haben.

Dr. Popp hat sogar eine Sigl Aussage von 1952 umgearbeitet, weil er Anton Gump unbedingt in Haft behalten wollte.

Sigl ist nämlich 1952 zweimal vernommen worden. Am 10.1.1952 durch die Landespolizei Bayern und am 30.5.1952 durch Richter Hawelka vom AG Aichach .

Dr. Popp hat die erneute Vernehmung angeordnet, weil Sigl in seiner ersten Aussage L. Schl. stark belastet hat. Diese Aussage konnte er im Verfahren gegen Gump nicht bei Gericht vorlegen. Daher hat er die Passage, die Schl. Verdächtigung betraf mit Häkchen versehen und den Richter gebeten die polizeiliche Aussage vom 10.1.1952 ohne diesen Teil zu verlesen und nach Verlesung von Sigl unterschreiben zu lassen.

Ich muss wohl nicht näher ausführen, wie eine solche Vorgehensweise zu bewerten ist.

Die Richter am Landgericht Augsburg haben natürlich auch gesehen, dass es keinerlei Beweise dafür gibt, dass Anton G. an der Tat beteiligt war und er wurde daher auch nach kurzer Zeit aus der U-Haft entlassen.

Soviel zur Geschichte des Ermittlungsverfahrens gegen G.

Jetzt zur Einstellungsverfügung. Es ist mir nicht nachvollziehbar, aus welchen Gründen Dr. Herrenreiter Anton G. nach den ganzen Zeugenaussagen der Nachbarn immer noch als Tatverdächtigen eingestuft hat.

Wenn Adolf G. mit Viktoria Gabriel ein intimes Verhältnis gehabt hätte, wäre dieses den Nachbarn nicht entgangen.In einem Dorf weiß jeder alles. Die Nachbarn haben aber gerade übereinstimmend ausgesagt, dass niemand Fremdes auf dem Hof war.

StA Herrenreiter müsste auch bekannt gewesen sein, dass Zellengenossen sich gerne gegenseitig beschuldigen, weil sie sich nämlich Hafterleichterungen davon versprechen.Derlei Aussagen sind doch nichts wert.

Es ist doch auch abwegig behaupten G. habe sich auch dadurch verdächtig gemacht, weil er gesagt habe, es sei kein Raubmord gewesen. Dass es kein Raubmord, sondern ein "Liebesmord" ( zit. nach Schwaiger Hieber-Film 1991) war, haben doch die Vögel von den Dächern gezwitschert.


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Mordfall Hinterkaifeck

27.11.2009 um 13:56
@opposite

StA Herrenreiter hätte ja auch kaum schreiben können: "Alles war ein großer Blödsinn, gegen Anton Gump hatten und haben wir nichts in der Hand, Hauptsache, wir haben ordentlich Steuergelder verplempert!"

Irgendwie mußte die Sache abgeschlossen werden.
Und dann schreibt man halt lieber, daß man zwar eigentlich richtig liegen würde, aber die ´dummen´ Umstände eben ein weiteres Vorgehen unmöglich machen würden...


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Mordfall Hinterkaifeck

28.11.2009 um 23:35
Hört sich sehr plausibel an.

@AngRa ich vermute, du verdächtigst LS wie erklärst du dir dann die Gereusche auf dem Dachboden? die Ausgucklöcher etc. Der LS hätte doch vorher nicht beobachten müssen? Und dann noch die Unbekannte Person am Waldesrand?


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Mordfall Hinterkaifeck

29.11.2009 um 09:36
@opposite

Die Geräusche auf dem Dachboden vor der Tat, die Befürchtung dass des Nachts jemand auf dem Dachboden umgeht, der Unbekannte am Waldrand, möglichst noch mit einem Soldatenmantel bekleidet, gehören für mich zur Legendenbildung, die sich in den Jahren nach der Tat entwickelt hat.
Es klingt ja auch unheimlich und geheimnisvoll, wenn die Opfer schon vor ihrem Tod belauert worden sind und ihnen noch eine Gnadenfrist gewährt wurde. So als hätten die geheimnisvollen Fremden mit ihnen gespielt und sich über Tage noch an der Angst oder der Arg-und Wehrlosigkeit der Opfer ergötzt bevor sie dann den Raubmord ausgeführt haben.Anschließend haben die dreisten Mordbuben sich dann in den beiden Heukuhlen auf dem Dachboden von den Strapazen erholt und wegen der Schläfrigkeit beim Abgang das Goldgeld vergessen.

In den historischen Akten gibt es zu den Geräuschen auf dem Dachboden nur die Bley-Aussage von 1930. Angeblich sollen Gruber und Viktoria am Tag vor dem Mord in Schrobenhausener Geschäften über Geräusche auf dem Dachboden berichtet haben. Bley konnte aber nicht genau angeben in welchen Geschäften sie gewesen waren. Es sind daher auch diesbezüglich keine Zeugen vernommen worden.

Die unmittelbaren Nachbarn, wie beispielsweise Stegmaier mit dem Gruber über die Einbruchsspuren am Motorenhäuschen und den verlorenen Schlüssel geredet hat, haben jedenfalls in ihren Vernehmungen unmittelbar nach der Tat nichts von Dachbodengeräuschen berichtet.

Die Ausgucklöcher waren mE für den Täter interessant, weil er während der Zeit seiner Anwesenheit auf dem Hof beobachten konnte, wer sich dem Hof nähert, bzw. wer sich im Hofbereich aufhält. Ausgucklöcher waren von daher gesehen nicht nur für fremde Täter zweckmäßig.


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Mordfall Hinterkaifeck

30.11.2009 um 22:13
ja das hört sich plausibel an, aber dann die Frage, warum waren nur ausgucklöcher in richtung hof und nicht zum weg hin?

aber wurde das mit den gereuschen nicht gleich in die ermitlungsakten mit aufgenommen?

Am Waldesrand wurde ja auch kurz vor der Tad eine Zeitung gefunden, vermutlich die Münchner Neuesten Nachrichten.

Mit welchem Datum war die Zeitung Datiert? is das bekannt?
Gefunden wurde diese am 30.3. oder schon am 29.3.?


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Mordfall Hinterkaifeck

30.11.2009 um 22:15
hallo,

hab mir grade nochmal die pics genauer durchgesehen und glaube dabei festgestellt zu haben, dass im kinderwagen tatsächlich ein gesicht zu erkennen ist, siehe pic 61 . ist genau über der markierten stelle! meiner meinung nach sieht das jedenfalls eher wie das gesicht eines dreijährigen kindes aus.

lg


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Mordfall Hinterkaifeck

30.11.2009 um 22:40
@opposite

Wo genau die Ausgucke sich befanden, ist durchaus umstritten.
Es gibt sowohl zur Zahl (zwei oder vier) als auch zur Lokalisation verschiedene Aussagen/Einschätzungen.

Die seltsamen Geräusche auf dem Dachboden, die Gruber schon vor der Tat vernommen haben soll, werden erstmals in der Aussage von Wenzeslaus Bley von 1930 erwähnt. Gruber habe einem Eisenwarenhandler in Schrobenhausen darüber berichtet.

Auch Postbote Josef Mayer sagt dann 1952 aus, daß Viktoria Gabriel und Andreas Gruber schon vor der Tat beunruhigt gewesen seien. "Glaublich im Monat März 1922" sei das gewesen. "Um diese Zeit wurde beim Anwesen Hinterkaifeck entweder von Gruber selbst oder von Frau Gabriel ein Exemplar "Münchner Zeitung" gefunden. Sie fragten mich, ob ich diese verloren hätte bezw. wer in der Umgebung Bezieher der Münchner Zeitung sei."

Eine Datumsangabe erfolgt in der Aussage nicht.

Was mir jetzt erst auffällt: Vom Waldrand als Fundort ist in dieser Aussage gar nicht die Rede. Das muß "Leuschner spezial" sein... ;-)


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