Mordfall Tristan

@KostiBärlin
die Münchner Profiler sprachen von sexuell motivierter Tat.
wenn jemand Tristan aus Wut die Männlichkeit hätte nehmen wollen, dann hätte es doch gereicht, die Hoden zu entfernen. Dazu muss man kein Muskelfleisch entnehmen.

ok. während ich das schreibe fällt mir auf, dass ist ja eigentlich auch ein Widerspruch für mich als Laie.
Sexuell motiviert, Penis, Hoden so weit würde einleuchten (Penis in Tristans Fall nicht)...Muskelfleisch aus Oberschenkel ? dass würde dann nicht passen. Meine auch gelesen zu haben auch aus dem Po entnommenes Muskelfleisch.

da müsste man so gestörte Personen befragen und das haben die Profiler bestimmt schon gemacht.

hoffentlich finden sie den "Sch....." Kerl bald.

@KostiBärlin
Wenn man sich den Fall "Otto Debisch" im aktuellen Verbrechen Heft der Zeit anschaut, gibt es noch die Variante gar kein Motiv. Debisch beging eine ähnliche Tat und wusste selbst nicht so genau, warum er das machte. Wobei er allerdings ein Serientäter war und ich mir ein "einfach so" im Fall Tristan schwer vorstellen kann, da die Trophäen mitgenommen wurden.

abberline schrieb:Ebenso, dass bereits mehrfach vorher versucht wurde, Kinder zum Tunnel zu locken.

Wollte er sie zum Tunnel locken oder nahm er sie zum Bahnhof mit, um Süssigkeiten zu kaufen ?

Mir sind die Aussagen der Kinder etwa aus der Schule in Hofheim bekannt, wo der Zopfmann mehrmals aufgetaucht sein soll, den Kontakt zu Kindern (ich glaube, es waren ausschließlich Buben) suchte, und ein Zeuge erzählte, dass ihm der Zopfmann Süßigkeiten kaufte. Aber effektiv in den Tunnel locken ?

Der Zopfmann ist jedem aufgefallen, vielleicht auch Tristans späterem Mörder....liegt relativ nahe der Gedanke, diesen zu instrumentalisieren, um den Verdacht auf ihn zu lenken, um dann mit dem Zopfmann eine "falsche Spur" gelegt zu haben. Die ganze Sache ist so extrem "zopfmannlastig", dass es einem schon komisch vorkommt. Aber was der Zopfmann mit der Tat zu tun hat, ist ungeklärt und Gegenstand von Spekulationen.

Man kann endlos spekulieren, wichtig wäre meiner Meinung nach halt u.a. die Identifikation des Zopftypen. Entweder zur Aufklärung, oder zum Ausschliessen.

@seneca22
In dem Bericht im hessischen Fernsehen zum Jahrestag, wurde gesagt, dass der Zopftyp vor der Tat, allein im März des Tatjahres, von diversen Orten aus versucht hat, Kinder zum Tunnel zu locken. Unter anderem in Hausen.

Vielleicht kennt der Täter sich mit antijüdischen Ritualmord-Legenden aus und versuchte, den Mord an Simon von Trient nachzuspielen. Ich möchte gleich allerdeutlichst dazu sagen, dass Ritualmord-Legenden antijudaische Propaganda-Geschichten sind, die dazu dienten, seit dem 13.Jahrhundert Hass gegen Juden zu schüren. Sie sind rein fiktiv. Es soll nicht etwa der Eindruck entstehen, dass ich an derartige Geschichten glaube.

Aber der Täter könnte daran glauben und sich in diesem konkreten Fall davon inspirieren lassen haben.

Simon von Trient wurde am 21. März 1475 tot aufgefunden. Er war durch einen Schächtschnitt getötet worden und der oder die Täter hatten seinem Körper Blut und Gewebe entnommen. Insbesondere vom Schenkel und Gesäß des Kindes. Der Leichnam des Kindes wurde an einem Bach aufgefunden. Man verhaftete die üblichen Verdächtigen und brachte in einem langen Prozess aus drei jüdischen Einwohnern Triests unter schweren Folterungen "Geständnisse" hervor, die einen angeblichen Ritualmord belegen sollten. 15 Personen wurden hingerichtet.

Tristan Brübach wurde am 26. März 1998 tot aufgefunden. Er wurde durch einen Schächtschnitt getötet und der oder die Täter hatten seinem Körper Blut und Gewebe entnommen. Der Leichnam des Kindes wurde an einem Bach aufgefunden.

Obwohl der überlieferte Todestag von Simon der 21. März 1475 ist und der Gedenktag für Simon im Heiligenkalender jahrhundertelang der 24. März war, steht in Wikipedia (!) heute - habs mir grad angesehen -gruseliger Weise, Simon sei am 26. März 1475 getötet worden, also am gleichen Tag wie Tristan (woran man wieder einmal sehen kann, dass Wikipedia keine reputable Quelle ist !). Bis 1965 wurde Simon offiziell von der katholischen Kirche verehrt. Mit den Kirchenreformen des 20. Jahrhunderts war der traditionelle kirchliche Antijudaismus obsolet, so dass man die Verehrung Simons von Trient offiziell verbot, was aber durchaus nicht in allen volksfrommen fundamentalistisch-katholischen Kreisen gutgeheissen wurde.

Ist das Zufall? Kann es sein, dass hier ein völlig verkorkstes Individuum eine antisemitische bzw. antijudaische Ritualmordlegende ausgerechnet in dem alten kulturellen Zentrum der deutschen Judenheit, Frankfurt, nachgespielt hat, weil er gehofft hat, "den Juden" etwas in die Schuhe schieben zu können, wie damals in Trient? Könnte der Täter ein historisch halbgebildeter Antisemit oder fundamentalistischer Katholik sein? Wer hat das falsche Datum bei Wiki eingestellt? Absicht?

abberline schrieb:In dem Bericht im hessischen Fernsehen zum Jahrestag, wurde gesagt, dass der Zopftyp vor der Tat, allein im März des Tatjahres, von diversen Orten aus versucht hat, Kinder zum Tunnel zu locken. Unter anderem in Hausen.

Ok, das hatte ich jetzt nicht am Radar. Danke.

Ich frage mich, ob die Kinder von Hausen (ist ja nicht gerade um die Ecke) zum Tunnel mitgegangen sind ?
Denn ein Täter wird ja nicht in Hausen sagen "Komm, ich zeig Dir einen Tunnel"....

@Benandante

Bist Du zufällig auf diese Geschichte gestossen, oder hast Du nach diesen Zusammenhängen gesucht?
Ich wär nie auf die Idee gekommen, dass so ein Mord einen antisemitischen Hintergrund haben könnte.

@cromm
Ich bin zufällig darauf gestoßen, als ich in einem älteren Buch durch Zufall diese Geschichte über den Simon von Trient las, die mir vorher überhaupt nicht bekannt gewesen war. Mir ist die Ähnlichkeit mit dem Tristan-Fall aufgefallen, insbesondere die Ähnlichkeit hinsichtlich des Verletzungsmusters und der Auffindesituation und als ich dann noch die Daten verglichen habe, lief es mir eiskalt den Rücken runter...

Ich gehe nach der Quellenlage davon aus, dass Simon von Trient tatsächlich ermordet wurde, aber nicht davon, dass er von den zu Unrecht beschuldigten Juden ermordet wurde. Der wahre Täter wurde nie gefunden. Ich denke, dass damals der Bischof Hinderbach und einige weitere Personen an seinem Hof diesen Mord ausgenutzt haben, um ihn zu einer antijüdischen Aktion zu missbrauchen.

Ich habe keine Erklärung für das in Wikipedia falsch eingestellte Datum. In meiner Quelle ist der 21. März als Todesdatum von Simon genannt. Bei Wikipedia der 26. März , also der Todestag von Tristan. Ich habe noch überlegt, ob das an der Umrechnung des Datums 21.März vom julianischen zum gregorianischen Kalender liegen könnte und das nachgerechnet. Das kann aber nicht sein, da kommen andere Daten heraus. Ich gehe davon aus, dass zumindest der Wikipedia- Schreiber sich etwas dabei gedacht hat, als er das falsche Datum in den Simon-von-Trient-Artikel eingestellt hat.

Übrigens gab es in der frühen Neuzeit an einer Frankfurter Brücke eine antijüdische Darstellung, die auf den Mordfall Simon von Trient Bezug nahm. Der Fall könnte also in Frankfurt Personen bekannt sein, die z.B. heimatkundlich interessiert und bewandert sind.

abberline schrieb:In dem Bericht im hessischen Fernsehen zum Jahrestag...

Kann mir bitte jemand diesen Bericht verlinken? Danke :)

@NancySpungen
Der wurde schon mehrfach hier verlinkt. Ich glaub, es war in dem Video vom Kriminalreport am Jahrestag, da wo auch gesagt wurde, dass Tristan öfter wochenlang verschwunden war und in Kellern etc

@seneca22
Zumindest klingt das nicht nach Süssigkeiten Onkel. Ich frag mich, wie er sich den Kindern vorgestellt hat etc da hat man nie was gelesen

@abberline
richtig, davon habe ich auch erst vor ca. 4 Wochen erfahren. Dass wurde nie groß veröffentlicht, Ich lass mich gerne korrigieren.
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Die Tageszeitung die dort am meisten von den Einheimischen gelesen wird , Höchster Kreisblatt.
oder für Raum Frankfurt ..Frankfurter Allgemeine oder Frankfurter Rundschau. Internet war ja noch nicht so präsent.
Habe leider zur Zeit wenig Zeit um zu Recherchieren -
die Zeitungen haben doch bestimmt ein Archiv ?
hat jemand gute Kontakte zu Zeitungen ?
viele grüße schönen Abend

abberline schrieb:Zumindest klingt das nicht nach Süssigkeiten Onkel. Ich frag mich, wie er sich den Kindern vorgestellt hat etc da hat man nie was gelesen

Ja, das wäre sehr interessant mehr dazu zu lesen.

@NancySpungen, abberline:

Ich habe jetzt den Beitrag gefunden, der das thematisiert. In nachfolgendem Link ist es das zweite Video dort und ab Min 03:05 zu sehen.
@abberline: Kannst Du es uns hochladen ?

https://www.hessenschau.de/panorama/20-todestag-gedenkort-fuer-ermordeten-tristan,tristan-gedenkort-100.html (Archiv-Version vom 09.07.2018)

Wortwörtlich heißt es darin:"Mehrfach fällt der Verdächtige auf. Auch vor einem Kinderheim in Hofheim. Vermutlich hat er die Tat geplant. Der Tunnel am BH Höchst scheint ihm dafür gut geeignet. Denn immer wieder versucht er im März 98 Jungen dort hinzulocken (....)"

Diese Aussage ist in der Filmsequenz hinterlegt mit einer Karte, wo der Tunnel und das Kinderheim in Hofheim und der Spielplatz in Hausen eingezeichnet sind.

Ich denke, es wäre sehr sinnvoll, dass sich Ermittler dazu äußern, wie dieses "Hinlocken zum Tunnel" vonstatten gegangen ist. Mir fehlt da die Phantasie dazu, außer die Kindern wären mitgegangen und im letzten Moment dann doch zurückgeschreckt wären....

Danke, ich habe das Video schon bekommen.

Benandante schrieb:Obwohl der überlieferte Todestag von Simon der 21. März 1475 ist und der Gedenktag für Simon im Heiligenkalender jahrhundertelang der 24. März war, steht in Wikipedia (!) heute - habs mir grad angesehen -gruseliger Weise, Simon sei am 26. März 1475 getötet worden, also am gleichen Tag wie Tristan

Ich habe jetzt auch mal recherchiert, und finde eigentlich immer diesen Ablauf: Am Gründonnerstag 1475 verschwand er (23.03), am Ostersonntag (26.03) fand man ihn tot auf.
Meiner Meinung nach war es ein reiner Schauprozess gegen die Juden, die den vermutlich ertrunkenen Jungen fanden. Ein Nachahmer hätte also die Legende nachgestellt, wobei er dann nicht sonderlich akkurat vorgegangen ist, schließlich sind die angeblichen Verletzungen Simons detailliert beschrieben worden. Brechen des Kiefers, Sammeln des Blutes in einer Schale, Einstechen mit Nadeln, Beschneidung usw. Hier wurde eine antisemitische Horrorgeschichte erzählt, ein Ritualmord. Das Blut des Jungen habe den Juden zum Übertünchen von deren Gestank gedient, die Frauen hätten dadurch u.a. Fehlgeburten verhindert. Ich glaube, dass das (vermutete) Todesdatum Simons zufällig mit dem Todesdatum Tristans zusammenfällt. Es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass zwei Daten (Tag und Monat) gleich sind, siehe z. B. auch das Geburtstagsparadoxon.

Wenn der Typ mehrfach Kinder zum Tunnel gelockt hat, müssten sie doch Angaben bezügl.der Stimme etc geben können. Hoch, tief, Dialekt, Hochdeutsch, Akzent, Wortwahl, Ausdrucksweise, wie nannte er sich etc

@abberline

Zu der Stimme des Zopfträgers, heißt es von Zeugen das er beim Sprechen genäselt haben soll>Quelle dazu> Spiegel Online:Der mögliche Täter, der Zeugenaussagen zufolge beim Sprechen "näseln" sollte, könne eine Lippen-Kiefer-Gaumensegel-Spalte haben, so der Arzt. https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwiX4IfvoJnbAhWBJCwKHbf9A-oQFggpMAA&url=http%3A%2F%2Fwww.spiegel.de%2Fpanorama%2Fjustiz%2Ftristan-bruebach-20-jahre-spaeter-kommissar-uwe-fey-gibt-nicht-auf-a-1199037.html&usg=AOvVaw1bmeijRZbROikBzCkBu3D8


Wie er sich der Zopfträger nannte, hat die Polizei oder die Presse nie verraten.