Mordfall Charlotte Böhringer

Die meisten der hier aufgezählten galten aber - sorry - zumindest als Grenzdebil.

Der Bence ist da schon ein ganz anderes Kaliber. Er ist ein Schauspieler und Lügner und hat ja jetzt auch nicht unter Druck etwas gestanden. Vom Selbstbewussten Auftreten des Ermittlers hat er sich schonmal garnicht beeindrucken lassen, das dürfte hier also keine Rolle spielen.

Beim Gustl M. gehe ich auch von einem Fehlurteil aus. Auch der Ulfi war es nach meiner Überzeugung nicht.

Ja, er hat sogar ein Vordiplom ist Schauspielerei. Zwar nur ein Ausreichend, aber immerhin. ;)

CleoWinter schrieb:Ja, er hat sogar ein Vordiplom ist Schauspielerei. Zwar nur ein Ausreichend, aber immerhin.

Für seinen Freundeskreis waren seine Schauspielkünste jedenfalls ausreichend, im eigentlichen Wortsinne. Es ist erwiesen, dass er es versteht anderen etwas vorzuspielen. Man hat zwar als Angeklagter das Recht zu Lügen bis sich die Balken biegen - man muss aber wenn man von diesem Recht so regen Gebrauch macht wie Bence und seine Verlobte eben auch damit rechnen, dass einem irgendwann keiner mehr glaubt.

KonradTönz1 schrieb:Die meisten der hier aufgezählten galten aber - sorry - zumindest als Grenzdebil.

@KonradTönz1

Was eben auch auf die Ermittlungsarbeit schlißen lässt.

Aber das sollte hier nicht das Thema sein.

@KonradTönz1
so weit ich das aus dem Urteil gelesen habe hat BT doch nur bis zu dem Punkt ausgesagt bis er als Beschuldigter belehrt worden ist.

Was mich wundert, ist die Freundin, sie muss ja mindestens ebenso gerissen sein, wie er. Sie gab ihm ein falsches Alibi, also müsste sie es gewusst haben und wenn sie es wusste, dann spielt sie aber jetzt ein schönes Theater.

@obskur
Glaube nicht, dass sie was wusste. Sie wollte ihren Schatz da eben raushauen, weil sie von seiner Unschuld überzeugt ist.

@obskur
Ja, die Verlobte.
Die hat ihm einen fetten Bäredienst erwiesen.
Sie hat bei ihrer ersten Befragung diese 19:00 angegeben.
Ich nehme an es war ein reiner Reflex um ihn vor weiteren Ermittlungen zu schützen.

Danach galt sie als per se unglaubwürdig.

Stand denn der Todeszeitpunkt schon fest, als sie befragt wurde, ich meine nicht.

@d.b.cooper
Was sagen Sie denn zum Zivi(e)lprozess? Und zum Wiederaufnahmeverfahren?

Nein, das war noch während der Auffindesituation - mehr oder weniger - also in der Nacht als zum Tatort kam.

@CleoWinter
Ich sehe da auch eher weniger 'Neuigkeiten'.
Das Gericht hat das bewertet was da war und entscheidendes ist nicht hinzugekommen.
Normal wird es wohl keine Wiedeaufnahme geben.

Interessant ist dabei lediglich, dass die Richterin doch recht deutlich gemacht hat was sie von der Beweiswürdigung ihres Kollegen hielt.

Das mit der Rücknahme des Alibis von 19.00 Uhr auf irgendwas um die 16.00 Uhr, wozu sich die Verlobte veranlasst sah, ist ja auch bemerkenswert. Denn, wenn die Tante des Verlobten erschlagen aufgefunden wurde, ist das so ein gravierendes Ereignis, dass man sich da als nahestehende Person (Sie wurde von der Tante abgelehnt, das wusste sie, nehme ich mal an. Diese Tante hat sie gedanklich mit großer Wahrscheinlichkeit beschäftigt. ) eigentlich automatisch an die genauen Begebenheiten und Umstände des betreffenden Tages erinnern müsste, denn das graviert sich ins Gedächtnis mehr ein, als wenn die Person einen nichts angeht, ist meine Meinung.

@d.b.cooper
Ah, danke für Ihre Einschätzung! Sind Sie vom Fach?

Diese Parkautomaten-Entleerungen im Auftrag der Tante fallen mir ein und ganz besonders die Ausführungen im Urteil zu dem Sonntag vor der Tat, wo Bence und die Tante eine Vereinbarung trafen, die er niemanden wissen ließ, nämlich dass - ich sags mal mit meinen Worten - nun Nägel mit Köpfen gemacht werden, damit der R. (an der Legalität vorbei) raus geworfen werden kann.

Ich kann das nicht glauben, es ist unwahrscheinlich, dass sich diese Tante so in die Hand ihres Neffen ausgeliefert hat. Die Tante wollte offenbar das Heft in der Hand behalten, rügte, kritisierte, forderte B. mal zum Verschwinden auf, brachte das Testament dann und wann ins Spiel. Sie wollte die Oberhand behalten und war die Chefin. Und nun soll sie sich mit einer krummen Tour in die Hand ihres Neffen begeben haben, wo sie doch von diesem nicht so ganz überzeugt war? So schätze ich diese Frau nicht ein.

@Giselle-Sophie

Ich habe das mit dem Hawaii-Hemd heute in der Einzelkritik der Indizien gelesen und dachte, dies sei der Angestellte, welcher kurz nach der Tat sagte, dass ihm die Kleidung von B.T. aufgefallen sei (kurze Hose, Hawaii-Hemd) da dieser sonst immer korrekt gekleidet in die Parkgarage kam.
Auf der Seite der BI wird es auch so dargestellt, dass das Gericht an dieser Aussage festhält, obwohl (neue) Zeugenaussagen dagegen sprechen würden.



In der SZ vom 25.01.2012 ist nachzulesen, dass im Zivilprozess eine mehrtägige Beweisaufnahme durchgeführt wurde und viele Zeugen aus dem Mordprozess nochmals angehört wurden - d.h. nicht alle Zeugen - ich vermute sogar, hauptsächlich die Zeugen, welche im Strafprozess keine belastenden Aussagen gemacht hatten.

B.T. wusste wohl, dass der Angestellte, der im Strafprozess die Aussage bezüglich der Kleidung gemacht hatte, nicht geladen wurde - ansonsten wäre es wohl kaum zu der "schauspielerischen" Einlage gekommen "Benedikt T. reagierte erstaunt"
Stattdessen war scheinbar nur der Angestellte aus dem Tankshop geladen, der ursprünglich ausgesagt hatte, dass am Auffindetag nichts auffällig gewesen sei.

Urplötzlich fiel diesem vor dem Zivilgericht jedoch Folgendes ein:

SZ vom 07.04.2011


"...Dabei verwickelte sich ein Tankwart auffällig in Widersprüche. Plötzlich erinnerte sich der Zeuge nämlich an ein Detail, das er bei einer Aussage kurz nach dem Mord an der Parkhaus-Millionärin Charlotte Böhringer mit keiner Silbe erwähnt hatte. Es geht um den15. Mai 2006, den Tag, an dem die Parkhaus-Millionärin Charlotte Böhringer erschlagen in ihrem Penthouse in der Baaderstraße aufgefunden worden war. An jenem Tag, so berichtete es der Tankwart dem Gericht am Donnerstag, sei Bededikt T. in ungewöhnliche Kleidung in der Parkgarage erschienen: Jeans, altes rot-gelb-organgenes Polohemd mit Zickzackmuster und Käppi. "Das war für ihn untypisch", so der Zeuge, "sonst hatte er immer schöne Hemden und schöne Stoffhosen an."

Benedikt T. reagierte erstaunt. Und sein Anwalt Peter Witting wies den Tankwart sofort auf seine frühere Aussage hin: Zwei Tage nach der Tat habe er gesagt, an T. sei nichts auffällig gewesen..."


Der Tankwart wurde danach bezüglich der Zeitungen befragt - da soll es dann richtig Zoff im Gerichtssaal gegeben haben - könnte mir vorstellen, wiederum mit kleiner Schauspieleinlage ;)


"...Richtig Zoff im Gerichtssaal gab es, als der Mann erklärte, an diesem Tag drei Zeitungen in eine Tüte gepackt zu haben, die ein anderer Angestellter der Böhringer an die Wohnungstür hängen sollte. Diese Zeitungen waren ein Punkt in der Indizienkette, die zur Verurteilung von Benedikt T. geführt hatte. Ob er sich sicher sei, drei Zeitungen eingepackt zu haben, fragte der Anwalt. In der Kasse seien doch nur zwei gebucht. "Meiner Meinung nach ja", beantwortete der Tankwart die Frage des Anwalts

Auf Nachfragen wurde der Zeuge zusehends nervöser. "Warum haben Sie das in dem Prozess damals anders erzählt als heute?", fragte Witting. "Das kann ich nicht sagen", antwortete der Tankwart, und Benedikt T. stöhnte: "Und ich hock' wegen so einem Schmarrn." Witting verlangte die Vereidigung des Zeugen, die Vorsitzende Richterin lehnte das aber ab..."

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/millionaerin-boehringer-prozess-um-erbe-zeuge-widerspricht-eigener-aussage-1.1082667

Leider konnte ich bisher keine weiteren Berichterstattungen über die Beweisaufnahme vor dem Zivilgericht finden - sollten jedoch mehrere Zeugen so beeinflusst und verunsichert worden sind, dann wundert mich nicht, dass die Richterin gewisse Zweifel angesprochen hat.

Der Tankwart hatte nach dem Mord sehr detailliert ausgesagt, wie das mit den 3 Zeitungen gehandhabt wurde, auch was die Buchung in der Kasse und Rückgabe zum Grosshändler betrifft.

Wenn man es genau betrachtet, dann ist sogar 2 Angestellten die ungewöhnliche Kleidung aufgefallen.

@tayo
Recht vielen Dank für die genaue Darstellung!
Meiner Meinung nach muss das keine absichtliche Unterschlagung im ersten Prozess gewesen sein. Das kann ihm aus verschiedenen Gründen erst später klar geworden bzw. als auffällig erschienen sein. Eine Entlastung von B. könnte ich daraus nicht konstruieren.

Weiß das hier noch jemand, ob der, der rausgeworfen werden sollte, auch derjenige war, der im jüngsten Testament zu einem Anteil bedacht war? Das wäre doch unlogisch im höchsten Grad.

@Giselle-Sophie

Ich glaube @CleoWinter hat sich dazu mal geäußert. Ich selbst weiß es nicht mehr. Mit der Rauswurfsache wollte er ja die Diebstähle rechtfertigen. Da er das gestohlene Geld unmittelbar danach auf sein Konto eingezahlt hat, dürfte der Teil schon nicht stimmen - wenn der im Testament bedachte Mitarbeiter der Mitarbeiter war von dem sie sich angeblich auf diese unfeine Art trennen wollten, kann man endgültig davon ausgehen dass die Geschichte an den Haaren herbeigezogen ist.

@KonradTönz1
Danke dir, jedenfalls hatte er Talent im Finden von Erklärungen. Dass ihm selbst vielleicht Ideen oder Wünsche in den Kopf kamen, den einen der anderen Angestellten lieber von hinten als von vorne zu sehen, könnte ich mir schon vorstellen. Vielleicht kam er auf seine Tante sogar zu mit dem einen oder anderen Ansinnen, das ist Spekulation. Aber dass die Tante darauf eingegangen wäre, das halt ich für sehr fraglich.