Maria Baumer

Mr.Stielz schrieb:Da bin ich ganz bei Dir, was die Motivlage angeht (und die meisten anderen Mitdiskutanten wahrscheinlich auch). Aber ich frage mich schon länger, ob es nicht noch insgeheim ein viertes Motiv gegeben hat: positive Bestätigung, ein richtiges Erfolgserlebnis.

Ich kann mir vorstellen dass er sich zeitweise sehr gut gefühlt hatte, als es noch so aussah, dass er mit der Tat davonkommen könne. Das wäre objektiv tatsächlich eine bemerkenswerte Leistung gewesen, weil es nicht vielen gelingt, mit einem Mord davon zu kommen. Dass das Teil des Motivs war, glaube ich allerdings weniger. Nach dem perfekten Mord hat er wahrscheinlich nur gesucht, weil er keinen Bock auf Gefängnis hatte. Ironischerweise wird ihm jetzt wohl unter anderem diese Suche zum Verhängnis.

Enthalten die Internetseiten zu "perfekter Mord" eigentlich einen Hinweis darauf, dass man einen perfekten Mord nicht im Internet recherchieren sollte?

Steppel schrieb:Warum hängt ihr euch so an dem Kreuz auf?

Durchsuchung beim Angeklagten, seiner Mutter und einem Bruder nach Gegenständen aus dem Besitz von Maria. Es ging also nicht nur um das Kreuz.

Was auf den in diesem Zusammenhang gefundenen Datenträgern drauf ist, ich denke mal, das ist noch gar nicht zur Sprache gekommen.

adolphesax schrieb:So blöd zu glauben, dass Löschkalk eine Identifikation verhindert, kann er eigentlich nicht gewesen sein.

Deshalb hat er ja auch Branntkalk und Wasser (Wasserflasche wurde gefunden) über die Leiche geschüttet :D Wikipedia: Calciumoxid

Meine Vermutung, das war einfach viel zu wenig, was er sich besorgt hatte. Es gibt ihn in handlichen 5 kg Paketen im Baumarkt zu kaufen. Mit größeren Mengen fällt man da schon mal auf und dann muss das Zeug ja auch irgendwo gelagert werden, bis man es einsetzt. Aber das sind nur meine Gedanken zu den Vorbereitungen.

Mr.Stielz schrieb:Wenn es sich verhielte wie von mir angenommen und wenn genug Selbereflexion vorhanden wäre, die eigene Motivation zu durchschauen, dann müsste ein so gestrickter Täter erkennen, was für ein erbärmlicher Wicht er ist, und es gäbe nur einen Weg, sein Selbstbild zu retten: die Probleme im Anstand mit den betroffenen Personen zu klären, ohne Rücksicht auf Erwartungsdruck und die öffentliche Meinung.

Eine Selbstreflexion setzt immer die Fähigkeit zur Empathie voraus und einen realen Bezug zu sich selbst.

Natürlich noch einiges mehr, aber das würde den Rahmen sprengen!

Ich hoffe er wird verurteilt mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Weiß jemand, ob er auch in diesem Verfahren ein psychiatrisches Gutachten ablehnen kann? Würde mich ja sehr interessieren was da so alles herauskäme und allgemein wie man zu so einem Menschen überhaupt werden kann.

falstaff schrieb:Enthalten die Internetseiten zu "perfekter Mord" eigentlich einen Hinweis darauf, dass man einen perfekten Mord nicht im Internet recherchieren sollte

:D
"Wenn Sie das hier lesen, lassen Sie es besser."

Ich glaube auch nicht, dass das Teil des Motivs war. Er scheint zwar abartig zu sein, aber das geht dann doch zu weit, denke ich. Es war einfach Mittel zum Zweck. Er kam zwar nicht damit durch, trotzdem hat es ja schon erstaunlich lange gebraucht, bis man ihn schließlich hatte.

@adolphesax

Nicht Löschkalk.
Branntkalk (ungelöschter Kalk), Bindemittel und Wasser:

Vor ihm hatte bereits ein Experte für Mineralogie ausgesagt. Er beschrieb, wie das über der Leiche verteilte Branntkalk- und Anhydritbinder-Gemisch auf die Leiche gewirkt haben. Werden diese Stoffe mit Wasser gemischt, könne eine Hitze von rund 470 Grad Celsius entstehen. Zusätzlich entstehe ein extrem basisches Milieu mit einem PH-Wert von teilweise 13. Ein Körper könne unter diesen Bedingungen "verseifen“ so der Zeuge. Die Stoffe seien frei verkäuflich, oft beispielsweise in Estrich enthalten. Die Funktionsweise sei gewöhnlich auch Menschen mit chemischer oder medizinischer Ausbildung bekannt. Möglicherweise ein weiteres Indiz, da der Angeklagte vor der mutmaßlichen Tat Medizin studierte.

https://www.br.de/nachrichten/bayern/maria-baumer-prozess-erbgutanalyse-belastet-angeklagten,S3gxAyM (Archiv-Version vom 22.07.2020)

Ein Diplom-Mineraloge erklärt später als Sachverständiger, dass dieses Kalk-Gemisch nicht im Boden am Fundort vorkäme und es sich um eine Mischung aus Branntkalk und einer Art Gipsbinder handele, wie man sie zum Beispiel aus Betonestrich kenne. Auf die Frage von Ricarda Lang, Nebenklagevertreterin, erläutert der Gutachter auch, dass das Wissen über die Wirkung einer solchen Mischung zum Beispiel zur schnellen Verätzung eines Körpers auch in einem medizinischen oder pharmazeutischen Studium gelehrt werde.

https://www.onetz.de/deutschland-welt/regensburg/fall-maria-baumer-gericht-spurensichtung-kalk-analysen-id3053882.html

maria89 schrieb:Ich hoffe er wird verurteilt mit anschließender Sicherheitsverwahrung.

Die Voraussetzungen einer Sicherungsverwahrung sind ersichtlich nicht erfüllt (§ 66 Abs. 1 Nr. 2 StGB).

Bei der zu erwartenden Verurteilung dürfte es nur um die Frage der besonderen Schuldschwere gehen.

@Sherlock67
Ne. "Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Anwalt oder die Ermittlungsbehörden."

Echt krass, wie einen so ein Fall entsetzen und fesseln kann. Ich muss oft an Familie Baumer denken, wie es ihnen damit geht, da jetzt im Gerichtssaal zu sitzen und das alles hören zu müssen. Nach jahrelangem Hoffen, Trauern, Grübeln. Und dann sagen seine Brüder nicht mal aus. Was als Strategie der Verteidigung logisch ist, fühlt sich hier einfach so falsch und unaufrichtig an.

maria89 schrieb:Ich hoffe er wird verurteilt mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Weiß jemand, ob er auch in diesem Verfahren ein psychiatrisches Gutachten ablehnen kann? Würde mich ja sehr interessieren was da so alles herauskäme und allgemein wie man zu so einem Menschen überhaupt werden kann.

Das Gutachten selbst kann er nicht ablehnen, nur die Exploration durch einen Arzt, also das Gespräch mit ihm. Im Prozess sitzt ein Psychiater, der nach Aktenlage und und aufgrund seiner Beobachtungen am Schluss sein Gutachten erstellen wird. Der Hauptgrund hierfür ist festzustellen, ob er eventuell schuldunfähig ist.

Warum er so geworden ist, egal. Aber warum erkennt jemand nicht, dass sein Handeln falsch ist und versucht nicht, dagegen anzugehen.

PurePu schrieb:Echt krass, wie einen so ein Fall entsetzen und fesseln kann. Ich muss oft an Familie Baumer denken, wie es ihnen damit geht, da jetzt im Gerichtssaal zu sitzen und das alles hören zu müssen. Nach jahrelangem Hoffen, Trauern, Grübeln. Und dann sagen seine Brüder nicht mal aus. Was als Strategie der Verteidigung logisch ist, fühlt sich hier einfach so falsch und unaufrichtig an

Ich muss auch immer wieder an die Fam. Baumer denken; ich denke den Meisten hier wird es so gehen!

Ich fand es bewundernswert ( laut Medien) wie stark und souverän Barbara bei der Zeugenaussage aufgetreten ist.

Oft denke ich mir warum konnte der TV die Verlobung nicht einfach aufheben, statt soviel Leid und Schmerz über alle Beteiligten zu bringen.

@Kriegerin111
Wir hatten anscheinend zur gleichen Zeit, die selben Gedanken.

@emz
@sooma
Danke.

In diesem Fall führt das zur

sooma schrieb:schnellen Verätzung

und

sooma schrieb:verseifen

Ich verstehe trotzdem den Sinn dahinter nicht. Was wollte er damit denn vertuschen? Knochen verschwinden dadurch nicht und Einstichstellen für z.B. Insulin verwesen relativ schnell, nachweisen kann man es MWn sowieso nur im Blut für eine kurze Zeit, im Gegensatz zu den anderen verabreichten Medikamenten.

emz schrieb:Meine Vermutung, das war einfach viel zu wenig, was er sich besorgt hatte. Es gibt ihn in handlichen 5 kg Paketen im Baumarkt zu kaufen.

Dazu ggf. noch zu wenig, aber trotzdem ein erhöhtes Risiko, dass man es zu ihm zurückverfolgen bzw. an ihm festellen kann. Eventuell waren seine Füße verbunden, als er mit dicken Wollsocken in Sandalen, die Vermisstenanzeige aufgab.

Wurde der TV auch körperlich untersucht?

Kriegerin111 schrieb (Beitrag gelöscht):Warum da niemand beizeiten eingegriffen hat bzw man sich noch in die Vertuschungsversuche einspannen liess, ist mir ein Rätsel. Die Familie von C kannte die Tote warscheinlich lange sehr gut, bald wäre sie offiziell Schwägerin gewesen, es ist ja nicht so, als wäre die Tote eine anonyme Unbekannte gewesen.

Ich kann mir vorstellen,dass die Geschwister von der Entwicklung des "Kleinen"kaum etwas mitbekommen haben. Sie waren doch alle in einem Alter wo es um die eigene Lebensplanung ging und später um das Gründen eigener Familien. Vielleicht treibt sie jetzt eher das schlechte Gewissen, dass ihnen das alles entgangen war.

Das Bild, was mit nicht aus dem Kopf geht ist das Vergraben im Wald.

Seine Verlobte im Affekt, bei einem Streit zu erwürgen, zu erschiessen, zu erstechen kann ich mir tatsächlich vorstellen, aber ein Grab auszuheben, die Tote auszukleiden, hineinzulegen und mit ätzenden Chemikalien zu bestreuen/übergiessen, dann zu warten ehe man das Grab zuschaufelt und geht, die Gerüche, die dabei entstehen, die Bilder, die man sieht von einem Menschen, den man doch angeblich so sehr geliebt hat....

Diese Kaltblütigkeit, dieses absolute Fehlen bin Empathie/Mitgefühl....unverständlich. Wobei mir die ganze Familie F eher gefühlskalt vorkommt.

@regenbogen

Kann sein, dass das Leben und die Entwicklung von C an ihnen vorbeigegangen ist, aber spätestens nach der Verurteilung wegen Missbrauch der Kinder, der Kinderpornographie, den Aktionen mit der betäubten Frau muss psychiatrisch/psychologischden ausgebildeten Geschwistern klar gewesen sein, dass der kleine Bruder eine Gefahr ist und es sich nicht mehr um dumme Jungen Streiche handelt und nachdem was jetzt noch zusätzlich zu Maria bekannt wurde, erst recht.

Und trotzdem hat K sich noch einspannen lassen, ob freiwillig oder auf Druck der Familie hin sei mal dahingestellt ...

Hat der TV den Tatverdacht nach Auffinden der Leiche eigentlich vehement geleugnet oder ist er relativ schnell zur Schweigetaktik übergegangen?

Kriegerin111 schrieb:Seine Verlobte im Affekt, bei einem Streit zu erwürgen, zu erschiessen, zu erstechen kann ich mir tatsächlich vorstellen, aber ein Grab auszuheben, die Tote auszukleiden, hineinzulegen und mit ätzenden Chemikalien zu bestreuen/übergiessen, dann zu warten ehe man das Grab zuschaufelt und geht, die Gerüche, die dabei entstehen, die Bilder, die man sieht von einem Menschen, den man doch angeblich so sehr geliebt hat....

Das ist es, was den Fall so abscheulich macht. Mich wundert das mit der Wasserflasche und dem Spaten deshalb nicht. Ich denke, er war in der Situation trotz allem überfordert und wollte nur noch weg. Später wiederkommen, um die Sachen nachträglich zu holen, war viel zu riskant.

Deus_ex_Machin schrieb:Die Voraussetzungen einer Sicherungsverwahrung sind ersichtlich nicht erfüllt (§ 66 Abs. 1 Nr. 2 StGB).

Da ich mir's gerade nochmal durchgelesen habe, möchte ich den Link hinzufügen, damit es auch alle anderen bequem lesen können.

https://dejure.org/gesetze/StGB/66.html

Kriegerin111 schrieb (Beitrag gelöscht):Ich bin auch gespannt, ob es zu einem psychiatrischen Gutachten kommen wird, ich denke aber eher nein.

Wie kommst du darauf?

adolphesax schrieb:Was wollte er damit denn vertuschen? Knochen verschwinden dadurch nicht, ...

Genau das weiß ich eben nicht und ich finde dazu auch nichts wirklich Aussagefähiges im Netz.

Kriegerin111 schrieb:die Tote auszukleiden,

Ist dazu denn jemals etwas bekanntgegeben worden?

Ich kann mit dem Handy nicht zitieren, darum...

@emz
Ich glaube nicht, dass C sich bereit erklärt mit einem Psychiater zusammen zu arbeiten. Ein Gutachten wird natürlich trotzdem erstellt, aber eben nicht auf Basis von Gesprächen mit dem Angeklagten. Kann natürlich auch anders kommen, ich vermute es nur.

Zum Auskleiden: es wurde bei der Toten doch nur Reste des Slips gefunden, die Bekleidung des Vorabends war doch in der Schmutzwäsche oder habe ich das falsch in Erinnerung?

adolphesax schrieb:Was wollte er damit denn vertuschen? Knochen verschwinden dadurch nicht

Ich hoffe, es klappt mit dem zitieren

Es war ja nun nicht der beste Student, obwohl das Wissen zu den Chemikalien allgemein angenommen wird bei Studenten der Medizin...

Vielleicht hat er naiverweise gedacht, er könnte sie so vollständig auslöschen inkl Knochen. Vielleicht hatte er wirklich zu wenig Chemikalien oder hat wirklich zu kurz gewartet.