Was haltet ihr von Abtreibung?

Ich bin ProChoice, also für Abtreibung. Das ist eine sehr persönliche Entscheidung und ich finde, dass da kein Außenstehender etwas mitzureden hat schon gar nicht die Kirche. Niemand trifft so eine Entscheidung leichtfertig (die Ausnahme bestätigt natürlich wie immer die Regel) und da finde ich es mehr als unangebracht wenn z.B Abtreibungsgegner sich vor Kliniken stellen und Horrorbilder von einer Spätabtreibung zeigen.
Natürlich finde ich es bedenklich wenn eine Frau mehr als eine Abtreibung in ihrem Leben hat, aber wie gesagt steht es weder mir noch jemand anderem zu darüber zu urteilen. Ich bin sicher jeder von uns hat so seine eigenen Leichen im Keller.

@Lakatharina

Ich finde die Argumentation, dass es eine persönliche Entscheidung ist, reicht hier aber nicht aus. Es gibt viele persönliche Entscheidungen in denen das Gesetz auch greift (zurecht). Es ist eben eine Frage ab wann man Leben aus schützenswert erachtet, denn wenn es nur um die persönliche Entscheidung geht, könnte die Mutter es im krassesten Falle auch NACH der Geburt töten. Pro oder Kontra muss sich doch auch damit befassen ob es wirklich nur IHRE entscheidung ist oder das Kind im Bauch eben doch schützenswertes Leben ist für das die Menschenrechte gelten und das unter "Schutzbefohlene" fällt. Weil in dem Fall wäre es NICHT nur ihre Entscheidung. Wie stehst du dazu?

@Isamu

Ich denke, dass man sich da jeden Fall einzeln ansehen muss und nicht pauschal antworten kann.
Für mich ist es eben anfangs kein Leben sondern ein kleiner Zellhaufen.
Da finde ich Abtreibung in Ordnung. Wenn es aber tatsächlich schon ein kleiner Mensch ist, mit Hand und Fuß sozusagen, dann sind wir eben bei dem Punkt angelangt wo jeder Fall einzeln zu beurteilen ist. Eine Freundin von mir hat im 6ten Monat erfahren, dass ihr Kind sehr sehr schwer behindert sein wird und vermutlich nicht lange leben wird. Sie hat es dann still geboren, also eigentlich auch abgetrieben. In solchen Fällen finde ich es in Ordnung.

Wenn es dann daran geht, dass aus Dummheit, Faulheit oder warum auch immer nicht früh genug abgetrieben wurde und das dann illegal im Ausland erledigt wird, finde ich es schlimm.

Wie gesagt, bei diesem Thema pauschal zu antworten finde ich bedenklich. Ja, es ist alleine die Entscheidung der Frau. Allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt.

@Lakatharina

Ich finde nicht. Wenn man ein Lebewesen als MENSCH kategorisiert ist egal welcher Fall die Mutter betrifft. Dann gelten für das Kind ab dem Moment Menschenrechte und da kann es noch so eine schlimme Vergewaltigung sein, dann kann ich kein Kind dafür töten.

Darum ist es eben nicht alleine die Entscheidung der Frau. Weil sobald es ein Mensch ist ist der Schutz des Lebens Aufgabe aller Menschen.

traurig aber eine möglichkeit.

muss jeder selbst wissen... für mich kommts nicht in Frage...

@Isamu

Es ist nun mal so, dass es für manche Menschen eben nicht von Anfang an ein kleiner Mensch ist.

Und zu der Aussage "da kann es noch so eine schlimme Vergewaltigung sein", wir unterhalten uns dann noch einmal über das Thema wenn du in dieser Lage warst.

Ich wiederhole noch einmal, ich bin mir sicher auch du hast deine Leichen im Keller und willst nicht, dass dich andere verurteilen.

@Isamu

Isamu schrieb:Darum ist es eben nicht alleine die Entscheidung der Frau. Weil sobald es ein Mensch ist ist der Schutz des Lebens Aufgabe aller Menschen.

Heisst also, sieben Milliarden Menschen stimmen darüber ab, ob Du ein ggf. ungewolltest Kind austragen musst?

@Lakatharina

Wenn etwas den Status eines Menschen hat, brauch ich nicht in der Lage gewesen zu sein um zu sagen, dass es ein Mensch ist und damit nicht getötet werden darf, weil es eine Last für jemanden darstellt. So ist das nun mal mit den "Menschenrechten". Die gelten sogar für welche die Belastungen für jemanden darstellen.

@Doors

Ich nehme an, dass soll Getrolle sein. Das hoffe ich zumindest irgendwie...

@Isamu
Meiner Ansicht nach ist ein Embryo von 8 Wochen kein Mensch, sondern ein Zellhausen mit rudimentärem Stammhirn. Er ist biologisch auf dem Entwicklungsstadium einer Nacktschnecke. Die Sache verhält sich natürlich anders, wenn das Baby bereits im 4. Monat etc. ist.
Ich denke, die Schwangere sollte umfassende Beratung erhalten, sich (natürlich) die Meinungen ihrer Familienmitglieder und ihres Ehemannes/Freundes anhören und danach ein Urteil fällen, denn sie muss im Falle des Austragens die Verantwortung und den größten Teil der Belastung tragen. Eine Abtreibung sollte, eben aus Gründen der Ethik, nie verweigert werden.

Bei Vergewaltigungen stellt sich die Frage mit der Abtreibung gar nicht erst. Wenn eine Abtreibung erwünscht ist, sollte sie auch erstattet und vom Staat bezahlt werden.

Ich denke, dass man solche Entscheidungen erst dann treffen kann, wenn man tatsächlich in dieser Situation ist.

Glücklicherweise war ich das noch nie und behaupte von meinem derzeitigen Standpunkt aus, dass es für mich auch nie in Frage käme. Auch in den genannten Fällen wie Behinderung oder Vergewaltigung (wobei diese Indikation angeblich ja einen verschwinden geringen Prozentteil bildet).

Behinderungen können im Mutterleib nicht mit endgültiger Wahrscheinlichkeit festgestellt werden. Diesen Fruchtwasseruntersuchungen würde ich mich nicht unterziehen, weil ich ein Kind ohne Bedingungen annehme. Wer bin ich, darüber zu entscheiden, was das Leben lebenswert macht? Traurig außerdem die Tatsache, dass Abtreibung bei zu erwartender Behinderung des Kindes bis zum Einsetzen der Wehen erlaubt ist.

Und dann bleibt da noch die Frage, wo fängt Behinderung an? Eine Bekannte hat von Geburt an nur eine Hand und ist damit nicht sonderlich eingeschränkt. Wer weiß, für wie viele das heute ein Grund zur Abtreibung wäre.

Auch bei einer Vergewaltigung stelle ich mir die Frage, was das Kind dafür kann. Verstehe aber jede Frau, die nach so einem Trauma das Ergebnis schnellstmöglich entfernen lässt.

Und nochmal, ich war nie in so einer Lage. Mit Abstand lässt sich leicht darüber reden. Ein Urteil möchte ich mir nicht bilden.

Trotz allem kenne ich eine knappe Handvoll Frauen persönlich, die schon mehrmals abtreiben waren. Weil das Kind grad nicht in die Lebensplanung passt. Und das verhüten vergessen wurde. Oder die Pille auf Dauer zu teuer ist, Abtreibung bezahlt die Kasse. Und wozu sich deswegen mit Hormonen belasten. Und über ein solch leichtfertiges Verhalten behalte ich mir vor, mein persönliches Urteil zu bilden.

Isamu schrieb:Ich nehme an, dass soll Getrolle sein. Das hoffe ich zumindest irgendwie...

Da hoffst Du vergebens. Du warst es, die schrieb:

Isamu schrieb:Weil sobald es ein Mensch ist ist der Schutz des Lebens Aufgabe aller Menschen.

Wohlgemerkt "aller Menschen".

Nein, meine Aufgabe sehe ich nicht darin, über den Körper anderer Frauen zu bestimmen. Damit bin ich aus Deinen "alle Menschen" schon mal draussen. Wer noch?

@Biominid

Ja, aber Menschenrechte gelten nicht nur dann, wenn DU es als Mensch ansiehst. Wenn ein Kind von 6 Monaten im Körper einer Frau ist und als Mensch gilt, dann hat es das Recht auf körperliche Unversehrtheit auch wenn die Mama es nicht will und wenn der Vater ein Schwein war. Das ist nun mal so mit den Menschenrechten. Wann ein Kind ein Mensch ist, gilt es eben zu definieren. Aber es ist eben nicht so, dass bevor das Kind aus ihr raus ist es "nur sie etwas angeht".

@Doors

Das würdest du auch dann sagen, wenn du einen Menschen siehst der zB vergewaltigt wird? Dann würdest du sagen "es ist nicht meine Aufgabe über den Körper von anderen Menschen zu entscheiden"?

Denn wenn man zu dem Schluss käme, ein Kind von z.B. 4 Monaten ist ein Kind, dann wäre es Mord und nicht "Ich mache mit MEINEM Körper was ich will". Das zu verstehen bedarf nicht viel Abstraktionsgabe. Du hast es natürlich umgedichtet zu "über den Körper der Frau zu bestimmen", aber das ist es eben nicht, wenn das Kind in der Frau als Mensch anerkannt wird. Da es aber wenig Sinn macht auf dieser Basis zu diskutieren, werde ich nun nicht mehr auf dich eingehen :) Trotzdem Danke.

Sicher, deswegen meinte ich, dass die ganze Sache komplett anders behandelt werden muss, wenn das Kind bereits mehrere Monate alt ist.
Aber mit wenigen Wochen weißt es keines der Merkmale auf, die im allgemeinen als menschlich angesehen haben. Zu diesem Zeitpunkt ist es nur eine Hülle mit simplen Nervenskelett. In diesem Stadium geht es nur die (werdende) Mutter etwas an, oder besser gesagt: Sie ist es, die letztendlich die Entscheidung fällen muss, den Gründen entsprechend.
Ich bin mir nicht sicher, ob man mit 6 Monaten rechtlich abtreiben lassen kann - höchsten in Extremfällen?

Und weil Vergewaltigung immer so ein (leider häufiger) Sonderfall ist, lasse ich den mal außen vor.

Isamu schrieb:Dann würdest du sagen "es ist nicht meine Aufgabe über den Körper von anderen Menschen zu entscheiden"?

Wenn der Vergewaltiger das auch so sehen würde würde es nicht zu der Vergewaltigung kommen.

@Biominid
es gibt auch die Spätabtreibung
Wikipedia: Schwangerschaftsabbruch mit embryopathischer Indikation

Ab einem bestimmten Punkt ist für mich eine Abtreibung ein Mord.

@Bodo

Und wenn eine Frau das denkt, die einen Menschen in sich hat, würde es nie zu einer Abtreibung kommen. Du merkst das es sich so im Kreis dreht, oder? Die Aussage war, dass wenn jemand ein Verbrechen begeht, es uns alle angeht und ein User sagte, dass ihn das nicht interessiert, ohne darüber nachzudenken was er da für einen schlechten Vergleich aufgezogen hat :)

@Isamu
Nicht wirklich im Kreis dreht denke ich. Das eine ist noch immer legal, das zweite eine Straftat. Aber da können wir wohl wirklich tagelang philosophieren :D