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Der Mensch Jens Söring

40.114 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Mensch Jens Söring

Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 12:29
Zitat von mr_majesticmr_majestic schrieb:beide gleichzeitig angeklagt des Doppelmordes
Das war aber ja eben nicht der Fall und das könnte ausschlaggebend gewesen sein.

Die beiden haben entschieden, dass JS nach außen der alleinige Täter ist. EH wurde dann -vor ihm- 1987 nur wegen Anstiftung verurteilt, weil ihr nicht mehr als das nachzuweisen war und die JS-Alleintäterversion von beiden aufrecht erhalten wurde.

Wenn JS dann 1990 mangels Beweisen freigesprochen worden wäre, hätte vermutlich auch EH freigesprochen werden müssen. Ihre Schuld entfiele ja bei einem Angestifteten, der die Tat nie beging.

Ich hätte so spontan gedacht, dass sie dann auch wegen Mordes nicht mehr nachträglich hätte angeklagt werden können, weil ein Strafklageverbrauch (ne bis in idem) vorliegt. Sie wurde in dieser Strafsache ja bereits verurteilt, allerdings für Anstiftung.

Dazu hatte @Rick_Blaine schon vor einiger Zeit mal etwas ausgeführt:
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb am 17.09.2016:sagen kann: Nein. Der Grund ist, dass nach dem Strafrecht von Virginia der Beihelfer oder Anstifter genauso verurteilt werden kann wie der Täter. Zwar ist das Strafmass in diesem Fall eine Stufe geringer, aber die grundsätzlichen Elemente der Tat sind die gleichen. Mit anderen Worten: man muss die gleichen Elemente beweisen. Virgina Code § 18-2.18 https://vacode.org/2016/18.2/2/18.2-18/Nach Illinois v. Vitale und Blockburger v. United States gelten zwei Taten, für die die exakt gleichen Elemente bewiesen werden müssen als die selbe Tat, und daher sind aufeinanderfolgende Anklagen dafür nicht zulässig. Zumindest lese ich das jetzt um 1 Uhr nachts so, auch in Brown v. Ohio https://supreme.justia.com/cases/federal/us/447/410/case.htmlhttps://supreme.justia.com/cases/federal/us/432/161/case.htmlWenn ich munterer bin werde ich das vielleicht noch mal überprüfen, aber im Moment bleibe ich bei meiner Antwort: nein, sie kann nicht noch einmal vor Gericht gestellt werden.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb am 04.09.2017:Hier ist es so, dass double jeopardy, also die auch in Deutschland gültige Regel "ne bis in idem" nicht greifen dürfte, da es sich um zwei verschiedene Straftaten handelt. Eine verurteilte Verschwörerin, der man die Tat als principal später nachweisen kann, könnte dementsprechend neu verurteilt werden zu einem dann höheren Strafmass. Zu beachten wären allerdings eventuelle Verjährungen.
Was ist deine jetzige Meinung? Gilt "ne bis in idem" oder nicht?

Angenommen, es hätte 1990 nicht gegolten, sie hätte also noch wegen Mordes angeklagt werden können, dann hätte sie vermutlich aufgrund der Beweislage das juristische Schicksal von JS geteilt. Beide wären dann freigesprochen worden.

Das wollte man keinesfalls, weil man sich sicher war, die wahren Täter vor Gericht gestellt zu haben. Wegen der Absprache der beiden zum Geständnis und der zeitlichen Abfolge der Prozesse waren nur diese Urteile möglich. Ein Täter + eine Anstifterin.

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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 12:42
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Das war aber ja eben nicht der Fall und das könnte ausschlaggebend gewesen sein.

Die beiden haben entschieden, dass JS nach außen der alleinige Täter ist. EH wurde dann -vor ihm- 1987 nur wegen Anstiftung verurteilt, weil ihr nicht mehr als das nachzuweisen war und die JS-Alleintäterversion von beiden aufrecht erhalten wurde.

Wenn JS dann 1990 mangels Beweisen freigesprochen worden wäre, hätte vermutlich auch EH freigesprochen werden müssen. Ihre Schuld entfiele ja bei einem Angestifteten, der die Tat nie beging.
Ich sehe das etwas anders. In der Konstellation beider Angeklagten auf einer Bank im selben Gerichtssaal und einem guten Rick_Blaine als Sörings Verteidiger, in bester Verfassung und Motivation wäre es zu einer völlig neuen Situation gekommen.
EH wäre bei zugegebenen Missbrauch als Motiv unter viel stärkeren Druck geraten spätestens in einem Kreuzverhör mit
Sörings Anwalt. Natürlich Virginia konforme Befragungstechnik ohne Objections. Selbst 3 Jahre nach dem sie "ihre Seite" hinter sich sieht wirkt sie deutlichst angeschlagen als Neaton sie versucht festzunageln.
Eine Stawa und ein Richter und ihr Bruder die sie dabei mit festnageln, hätten ein völlig neues Bild ergeben. Dies musste der eingeschränkte Neaton mit 3j Verzögerung gegen eine Hauptbelastungszeugin tun, mit EH als Spinne im Netz.
Ein gut taktierender Rick_Blaine hätte allerdings den Schulterschluss mit der Jury gesucht und im Sinne von EHs Anwalt in dem er strafmilderne Umstände in dem Motiv sieht. Es hätte keinem vorgezogenem Deal bedurft.
Ob die Druckkulisse auf eine EH entsprechend groß genug war in diesem Moment mehr aus einer EH und weiteren Zeugen zu bekommen ist sicherlich Spekulation, aber sie ist wesentlich näher als Verschwörungstheorien und die läppischen Fragen die Updike ihr zum Tataufenthalt stellte.

Ob Rick_Blaine in Toni Buchanan der vor Gericht ausgesagt hätte noch als ein Ass im Ärmel sieht und EH noch mehr unter Druck gesetzt hätte, bleibt ihm überlassen.

@Venice2009

Deine indifferente Haltung zu der Eindeutigkeit von EHs Handschrift verwirren mich. JS Brief wird 1 Sek später dagegen eingeblendet.


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 12:59
@mr_majestic
was soll das denn jetzt bringen? Wieder eine der unbewiesenen Verdächtigungen, meinst du das ist hilfreich? Also stelle doch bitte genau die Passagen ein, die du meinst, die auf die Handschrift von EH passen würden.
Du kennst doch die Unterschrift von Söring? Diese langgezogene Linie ja? Genau so schreibt er auch making, vielleicht hat die Timeline auch JS geschrieben? Keine Ahnung, aber ich bin mir sicher, dass man das hätte überprüfen können.

Übrigens glaube ich nicht, dass JS irgend jemand da hätte heraushauen können! Warum sollte man einen Farmer verdächtigen, als ihn? Ich sehe hier nur seine Behauptungen die als Beweis herhalten, mehr nicht .Also warum hätte man, nachdem er von Anfang bis zum Ende in der Sache steckte, glauben schenken sollen und sich auf eine andere Person, die überhaupt in keinem Zusammenhang zu dem Verbrechen steht, konzentrieren sollen? Dieser Zusammenhang beruht auch nur auf den Aussagen des Verdächtigen JS?

Selbst ein OJ Simpson hat nicht gestanden, im Gegensatz zu JS Mehrfachgeständnissen. Also ich sehe da nichts, wo man ihm hätte nur annährend glauben schenken können um die Ermittlungen auf jemand anderen zu lenken.


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 13:04
@Venice2009
Ich denke eher dir ist das Argument "Burglar-Brief" heute gegen Söring weggebrochen...

Aber macht ja nichts. Man darf halt nicht alles im Internet und auch nicht im Fernsehen glauben.


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 13:06
@mr_majestic
er hat das also mit den burlaries gar nicht geschrieben? Ach ja.


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 13:16
@mr_majestic könntest du den Brief denn bitte einstellen, dass es ersichtlich ist, dass er von EH ist? Danke!


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 15:14
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Du sprichst mir aus der Seele, denn auch ich habe immer das Gefühl, @Rick_Blaine tritt hier eher als EH Verteidiger oder fast schon als Anwalt der USA auf.
@Rick_Blaine
tritt hier überhaupt nicht als Verteidiger auf, sondern tut lediglich, wie wir alle hier, unsere persönliche Meinung und Einschätzung zum Fall kund.

Es wäre etwas anderes wenn JS ihn tatsächlich mit seiner Verteidigung beauftragt hätte. Er hätte z. B. die Möglichkeit abzulehen, weil er wenig Chancen auf Erfolg sehen würde. Oder er würde den Fall übernehmen und versuchen seinen Mandanten aus der Lage zu tricksen. Denn das was immer wieder Updike vorgeworfen wird, macht sich die Anklage ebenfalls zueigen. Da geht es letztlich auch nicht darum, ob der Mandant tatsächlich unschuldig ist oder nicht, sondern darum ihn freizubekommen. Recht fraglich, wenn man in dem Fall einem tatsächlichen Mörder zur Freiheit verhilft und er sich dann das nächste Opfer sucht.


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 15:39
@Venice2009
Ich möchte Dich wirklich bitten, nicht immer auf Fragen zu antworten, die DIR nicht gestellt wurden.
Vor allem da Du die Frage gar nicht verstanden hast.


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 15:40
Zitat von mr_majesticmr_majestic schrieb:Ich sehe das etwas anders. In der Konstellation beider Angeklagten auf einer Bank im selben Gerichtssaal
Ich meinte keinen gleichzeitigen Prozess, sondern zwei nacheinander stattfindende, wobei EH 1987 -übereinstimmend mit den Aussagen der beiden- wegen Anstiftung verurteilt wird und 1990 dann der vorher geständige mutmaßliche Täter zurückrudert und freigesprochen wird.

Das ist ja eine Situation, in der die bereits in Abhängigkeit zu JS als Täter verurteilte EH sofort in einem WA-Antrag ihre Verurteilung wegen Anstiftung hätte infrage stellen können. Wenn JS nicht der Täter war, ist es egal, ob sie ihn zum Mord überreden wollte oder nicht. Sie hat ihn nicht überredet. Ihre Anstiftung wäre fruchtlos geblieben.
Und dass sie dann selbst des Mordes beschuldigt wird, müsste entweder mit einer neuen Anklage geprüft werden oder könnte wegen des Rechtsgrundsatzes "double jeopardy" bzw. "ne bis in idem" nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden.

@mr_majestic
Deine Hypothese eines gleichzeitigen Prozesses ist als Gedankenspiel sicher interessant, aber für mich ganz schwer zu beurteilen. Wie wären die Prozesse wohl ausgegangen
-ohne jegliche Geständnisse?
-mit von Anfang an gegenseitiger Beschuldigung?
-oder mit einer übereinstimmenden Story, in der beide die Tat leugnen, bei den Kinoalibis bleiben und behaupten, nur aus Angst vor (falscher) Verdächtigung geflohen zu sein?


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 16:08
@Bluelle
Musst du eigentlich immer so persönlich werden? Insbesondere weil du zu den Personen gehörst, denen man wirklich die einfachsten Dinge erklären muss. Daher finde ich deinen Vorwurf ein wenig absurd.


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 16:17
@Venice2009

Leider muss man dir eher noch nach 900 Seiten wohl erklären warum die Handschrift, die in dem
abgebildeten Brief von "Diebstählen in der Nähe" belastend spricht von EH geschrieben wurde.

Die hat nämlich die etwas hübschere bzw. geschwungenere Handschrift.
Seltsam ist auch, dass nach dir jetzt sogar Haysoms, Kims und Sörings Handschrift für dich also nicht mehr unterscheidbar zu sein scheinen was wahrlich bemerkenswert ist. Noch wilder sind also Spekulationen wie Söring hätte die Timeline geschrieben.

Aber gut dann sieh noch mal selbst.

Bildschirmfoto 2018-10-15 um 16.08.44Original anzeigen (3,2 MB)

dasversprechen144 v-contentgross


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 16:28
@mr_majestic
Du spekulierst doch wieder nur herum. Ohne es tatsächlich zu beweisen. Also wird wieder mal fälschlicherweise behauptet, dass der Brief von JS stammte?

Ich für mich glaube nicht dass eine Kim da einfach was geschrieben hat. Sowas sollte man schon beweisen können. Ansonsten kann ich auch behaupten, dass es die Reinigungskraft von JS geschrieben hat. Hat genau die gleiche Beweiskraft.


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 16:38
@Venice2009

Ich glaube du driftest jetzt wirklich etwas ab, weil es offensichtlich widerlegt ist. Aber macht ja nichts. Ich würde immer noch gerne den ganzen Brief lesen.

Du darfst gerne weiter hier behaupten, dass der Brief von JS ist. Weil das in einer recherchierten Doku behauptet wird, die ja auch behaupten Söring hätte ein blaues Auge und ne Bandage auf der Beerdigung gehabt. Und vielleicht glauben dir das auch noch einige, weil es einfach "besser passt".


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 17:44
@mr_majestic
Und auch so vor Gericht bezeugt wurde. Scheinbar unterstellst du hier jemanden einer Falschaussage.
Wie konnte derjenige denn überhaupt wissen, dass JS sich an der Hand verletzt hat? Denn über die passende Narbe verfügt er und hat es selber so im Verhör geäußert und sogar die Narbe dazu präsentiert.


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 18:37
@Venice2009
ich folge einfach der überzeugenden Logik von Reids Aussage (ab 41:00)

https://www.acast.com/karasoncrime/wrongfulconviction-formerinvestigatordiscussesjenssoering

Der einzige Zeuge (Bekannter der Haysoms) zu Sörings Erscheinung hat übrigens seinen Report Gardner gegenüber erst ein Jahr später getätigt (nach Anklageerhebung).


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 18:45
@mr_majestic
Buchanan hat 20 Jahre später ausgesagt und ihm glaubst du schliesslich. Durch die Flucht kam es zu Verzögerungen.
Wurde der Zeuge denn zuvor schon vernommen?


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 18:54
@Venice2009

Benutz einfach die Sufu...uraltes Thema


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 19:42
@Venice2009 + @mr_majestic: Ich muss mal ganz kurz euren Dialog stören und mit mir selbst reden.
Zitat von Seps13Seps13 schrieb: Ihre Schuld entfiele ja bei einem Angestifteten, der die Tat nie beging.
Das stimmt nicht ganz. Versuchte Anstiftung ist auch strafbar.
Ich denke aber, dass ein Freispruch für JS damals in irgendeiner Form auch Auswirkungen auf EH gehabt hätte. Sie hätte ihr Geständnis auch zurückziehen können. Die beiden sind miteinander vor den Morden, während der Morde und danach miteinander verbunden, da führt keine noch so fantasievolle Ausrede dran vorbei. Und so wurden sie auch gesehen und so sind auch die Urteile trotz der zeitlichen Differenz miteinander verbunden.

@Venice2009, @mr_majestic: So, nun ihr wieder ;)


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 21:22
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Ich denke aber, dass ein Freispruch für JS damals in irgendeiner Form auch Auswirkungen auf EH gehabt hätte. Sie hätte ihr Geständnis auch zurückziehen können.
Das sehe ich auch so. Aber unter dem Druck und dem Ziel eines gemeinsamen Verfahrens mind. einen Mörder zu verurteilen, hätten sich im Falle eines freigesprochenen Söring (also nicht am Tatort) Optionen ergeben, die eine einbrechende EH ggf. gestanden hätte...
Wenn ihr Anwalt auf mildernde Umstände plädiert hätte weiss ich nicht ob eine der beiden folgenden Optionen sogar unter 90J ergeben hätten.

EH Anstifter + Ausführer X (anderer "Freund" oder Auftragskiller)
EH Täter + Mittäter X


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Der Mensch Jens Söring

15.10.2018 um 23:35
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Ein solches Verfahren wie hier angedacht kann dabei sicherlich eine Vorbereitungszeit von mindestens einem, wenn nicht gar zwei oder drei Jahre beanspruchen und locker $ 50,000 oder mehr kosten.
Ok, da sind wir jetzt bei einem interessanten Punkte. Jeder halbwegs erfahrene Prozeßanwalt weiß, wie eine optimale Vertretung seines Mandanten vor Gericht aussehen würde. Spätestens, wenn man dem Mandaten eröffnet, dass das Teure an dem Verfahren nicht der Anwalt, sondern die Gutachten sein werden, braucht der Mandant Riechsalz und der Anwalt einen Plan "B" bzw. es treffen Theorie und Wirklichkeit aufeinander und der Anwalt verabschiedet sich innerlich von der optimalen Vertretung seines Mandanten und sieht der Realität ins Auge.

Mit der Waffengleichheit ist es dann schnell vorbei und das gilt nicht nur für Zivilverfahren, sondern oftmals auch für Strafverfahren. Im Strafverfahren holt in der Regel die Staatsanwaltschaft die Gutachten ein, die auf dem Papier objektivste Behörde der Welt.
Wie objektiv sind dabei dann LKA und BKA, wenn die Gutachten dort eingeholt werden, allein schon von ihrem eigenen Selbstverständnis her? Noch schlimmer ist es für die Verteidigung, wenn Gutachten erst während des laufenen Verfahrens vom Gericht eingeholt werden, da man dann kaum noch die Möglichkeit hat, auf das Ergebnis zu reagieren, da die Einholung von eigenen Gegengutachten den zeitlichen Rahmen der Hauptverhandlung sprengt. Abgesehen davon, dass dafür oftmals das Geld fehlt.
Welche Mandanten können und wollen sich es leisten, höhere vier und teils sogar fünfstellige Beträge für Gutachten auszugeben? Und verstehen die Mandaten, wie entscheidend dies ist und man nicht einfach mal abwarten kann, was die Gegenseite an Gutachten beibringt?

Ich kenne eure finanzielle Situation nicht. Aber die wenigsten meiner Mandanten haben einen finanziellen Background wie ein Kachelmann oder O.J. Simpson und dennoch haben die Verfahren beide finanziell nahezu ruiniert - oder sogar gänzlich. Und mit diesem Schicksal stehen sie nicht allein.

Zurück zum konkreten Fall Söring. Der Freund von Sörings Vater, der ehemalige amerikanische Staatsanwalt hatte Sörings Vater einen Verteidiger aus Virginia empfohlen. Dieser verlangte einen Vorschuß! von 500.000 $. Das sind heutzutage bestimmt nicht unter 1Mio $.

Wer von euch könnte diese Summe aufbringen, und zwar ohne Sicherheit? Denn was sollte hier die Sicherheit sein? Es geht schließlich um eine Prozeßfinanzierung mit offenem Ausgang, nicht um eine Hausfinanzierung. Sörings Vater hatte sicherlich einen guten Job, aber er war kein Spitzenverdiener, sondern letztendlich Beamter, der nicht mal eben 1Mio $ Vorschuß hätte hinlegen können.

Vielleicht hätte Sörings Oma mütterlicherseits das Geld dafür gehabt. Aber offensichtlich war diese Oma nicht bereit war, der Familie Söring in diesem Maße zu helfen. Diese Frau war auch nicht bereit, der eigenen Tochter die Scheidung von Sörings Vater zu bezahlen.
Aber O.K., als Außenstehende können wir darüber letztendlich nicht urteilen. Jede Familie funktioniert anders.

Verdienen u.s. amerikanische Verteidiger wirklich so viel, also für einen Fall fünf oder gar sechstellige Beträge? Ja, teils schon, aber es ist auch absolut üblich in den USA, dass die Anwälte mit dem Honorar auch die von ihnen benötigten Gutachter bezahlen. Die sind also quasi mit eingepreist.
Ein guter Verteidiger (aber auch ein guter Prozeßanwalt im Zivilrecht) hat einen Pool von Sachverständigen an der Hand, die ihn in ihren Fachgebieten beraten und die im Bedarfsfall als Sachverständige im Prozeß benannt werden können bzw. von denen Gutachten vorgelegt werden können.
Um auf Augenhöhe verteidigen zu können, benötigt der Anwalt frühzeitig fachliche Beratung, um die Erfolgsaussichten besser einschätzen zu können, um eine Verteidigungsstrategie zu entwickeln und um zu erwartende Gutachten der Anklage entsprechendes Fachwissen entgegen setzen zu können (vgl. Kachelmann: Wikipedia: Kachelmann-Prozess#Beginn der „Schlacht der Gutachter“) Aus Verteidigersicht reicht es, zumindest Zweifel zu begründen, also darzulegen, dass es auch anders sein könnte, als von der Anklage und ihren Gutachtern dargestellt, sein könnte.

Nun schauen wir uns nochmals den Söring-Prozeß an. Gab es auch nur ein einziges von der Verteidigung eingeholtes und vorgelegtes Gutachten? Gab es auch nur einen Gutachter, der von der Verteidigung benannt wurde?

Und da diskutieren wir noch darüber, ob das eine gute Verteidigung war? Nicht wirklich.

Simpson oder Kachelmann. Die Verteidigung war auch deshalb gut, weil sie die Gutachten der Anklage durch eigene Sachverständige auseinander genommen hat (für Kachelmann: Wikipedia: Kachelmann-Prozess#Beginn der „Schlacht der Gutachter“ ).

Das hat in beiden Fällen richtig richtig richtig (noch fünf mal richtig, also so richtig) Geld gekostet.
Nichts für ungut. Allein der ungelenke Versuch, den Handschuh nicht anzuziehen, hat OJ nicht den Kopf gerettet (hat ja jeder gesehen, dass er sich alle Mühe gab, ihn nicht anzuziehen...) . Das war ein Gesamtpaket und der Handschuh war der Todesstoß für die Anklage.

Im Fall Söring hat der Vater den teuren Anwalt mit seinen Gutachtern nicht bezahlen können, also wurde ein deutlich günstigerer Anwalt genommen. Der konnte oder wollte mit seinem vereinbarten Honorar aber entweder keine Gutachter engagieren oder er kannte keine, weil er evtl. doch kein erfahrener Prozeßanwalt war. Das kann ich nicht beurteilen. Mir fällt nur auf, dass die Verteidigung keinen einzigen Gutachter aufgerufen hat, obwohl es doch auf der Hand lag, dies beispielsweise beim Thema Sockenabdruck zu tun.

Keine Ahnung, was mit Neaton los war. Aber einen guten Job hat er nicht gemacht. Ich habe natürlich auch nur Ausschnitte aus der Verhandlung gesehen und kann daher das Gesamtpaket nicht abschließend beurteilen. Aber wenn der Richter Sweeny an einer Stelle zu Neaton sagt: "Herr Neaton, Sie sind doch ein erfahrener Strafverteidiger, da wissen Sie doch, dass Sie die Frage so nicht stellen können", dann ist das für mich eine richtige "Anwalts-Watsche". Was hätte noch schlimmer sein können? Dass Sweeny ihn nach seiner Zulassung fragt? OMG

Und wie gesagt: kein einziges Gutachten der Verteidigung....

Wenn das Rechtsmittelgericht dennoch meinte, dass Söring trotz Neatons gesundheitlichen und fachlicher Defiziten eine ausreichende Verteidigung durch seinen 2. Anwalt (Cleaveland?) hatte, dann ist das formal juristisch sicherlich richtig, praktisch aber falsch, da Claeveland aktiv am Fall nicht mitgearbeitet hat und wohl nur die Funktion hatte, dem in Virginia nicht postulationsfähigen Neaton das Händchen zu halten, sprich die prozeßleitenden Anträge zu stellen. Ich gehe mal davon aus, dass auch in Virginia in einem Mordprozeß "Anwaltszwang" herrscht. Also brauchte Söring einen Verteidiger, der für ein derartiges Verfahren in Virginia zugelassen war und das war nicht Neaton, sondern Cleavland.


Lange Rede kurzer Sinn: Ich möchte euch nur für die finanziellen Aspekte eines solchen Strafverfahrens und deren Folgen senibilisieren und darauf hinweisen, dass eine optimale Verteidigung in der Regel sehr sehr teuer ist und sehr häufig die Möglichkeiten der Mandantschaft weit übersteigt, so dass eben nicht die optimale, sondern nur die bezahlbare Verteidigung geleistet wird. Das hat nichts mit Verschwörung gegen Söring zu tun, sondern ist ein allgemeines Problem der auf dem Papier bestehenden Waffengleichheit, die in der Realität oftmals an den limitierten finanziellen Mögichkeiten der Verteidigung ihre Grenzen findet. Dabei sollte dieses Problem dank der in Deutschland objektivsten Behörde der Welt eigentlich gar nicht bestehen. .... Da das Strafverfahren und die Rollenverteilung in den USA aber eher unserem Zivilverfahren ensprechen, sich also quasi zwei Parteien gegenüberstehen, wird dieses finanzielle Problem in den USA noch deutlich virulenter.


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