Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

Kältezeit schrieb:Es ist nicht vernachlässigbar, dass es auch negative Auswirkungen auf Kinder haben kann, wenn sie zu früh abgegeben werden und abends sich mit 2 gestressten Eltern herumschlagen müssen. 

Vernachlässigbar mit Sicherheit nicht, aber auch kein Argument dafür das dies nicht 
funktionieren kann. Nicht allen Eltern mit Vollzeitjobs darf man die Fähigkeit absprechen, sich ebenso 
liebevoll sowie dem Kind gegenüber gerecht und entsprechend erzieherisch zu verhalten wie Eltern mit 
einem Part der sich ausschliesslich um den Nachwuchs kümmert.
Es liegt an den Eltern in erster Linie das zu entscheiden und abwegen zu können ihren beruflichen Stress 
nicht in das Privatleben einzubringen.
Kann man das nicht ist das "alte Modell" wohl die bessere Lösung. 
Kriegt man das gebacken, sollten die Verfechter dieses Modells aber auch nicht vorverurteilen.

Laucott schrieb:Kann man das nicht ist das "alte Modell" wohl die bessere Lösung. 
Kriegt man das gebacken, sollten die Verfechter dieses Modells aber auch nicht vorverurteilen.

Och, du. Ich war seit meinem 19. Lebensjahr Vollzeit beschäftigt und ich kann dir sagen, dass ich nach einem ganzen Tag mit Kind gestresster war, als nach einem 8-Stunden-Arbeitstag. 
Und ja, das Modell sollte jeder selbst entscheiden können. Manche wollen ihre Kinder lieber selbst großziehen, als sie morgens um 7 in den Kiga zur Fremdbetreuung abgeben zu müssen, weil sie es finanziell ansonsten noch schlechter hätten. 

Kältezeit schrieb:. Manche wollen ihre Kinder lieber selbst großziehen, als sie morgens um 7 in den Kiga zur Fremdbetreuung abgeben zu müssen, weil sie es finanziell ansonsten noch schlechter hätten. 

Genau das ist der springende Punkt, manche wollen das, andere machen es ohne schlechten Gewissens.
Bei uns ist es ein sehr schöne Beispiel zu sehen das ein Kind kein "Abschiebeprodukt" auf Grund 
finanzieller Eitelkeiten, sondern der Umstände wegen ist, und es trotzdem ein fröhliches, soziales und uns
liebendes Mädel ist :)

@Laucott
Ich wollte "dein" Modell auch garnicht angreifen, lebe es ja selbst. Nur bekam ich beim Begriff des "Heimchens" gerade echt Anflüge von Unverständnis, weil auch das harte Arbeit ist, die man ja aber auch gerne tut. 

Klang für mich absolut abgedroschen und leider aber ist das auch genau das, was die Gesellschaft momentan propagiert. Dass das eigentlich wertlose Arbeit ist. 

Und das find ich schade. :)

@Kältezeit


Das Heimchen hatte ich nur auf die Beiträge vorher bezogen und war auch nicht ganz ernstgemeint ;)
Ich weiss was Du ausdrückst und es ist insofern alles ok :)

@Laucott
Beide Modelle habe ihre Berechtigung. Meine Meinung. 
Wenn sich beide Elternteile im Beruf verwirklichen wollen, gibt es genug Möglichkeiten die Kinder vernünftig betreuen zu lassen. 
(Mal davon abgesehen, dass man immer wieder von mangelnden Kita-Plätzen hört oder langen Wartezeiten.)

Aber man sollte einer Familie doch die Wahl lassen.



Unabhängig davon:
Ich finds recht witzig. Wir brauchen Jobs (z.B. Kindergärtner, Pfleger) - die schlecht bezahlt sind. Damit Leute Arbeit abgeben können - um mehr arbeiten bzw. mehr verdienen zu können.

@Laucott
Ab einem gewissen Alter ist es sogar zwingend erforderlich, dass das Kind mit anderen Kindern umzugehen lernt. Insofern ist ein Kindergarten sogar bezüglich Sozialkompetenz unabdingbar. Aber wenn Kinder unter einem Jahr "abgeschoben" werden, weil es finanziell anders nicht geht, find ich das nicht zielführend. 
 

Abahatschi schrieb:Wie meinst Du das?

Heute gibt es nur 35/40 % Rente vom letzten Gehalt und wird nach Rentenpunkten berechnet Also wie lange du gearbeitet und die Summe deiner Gehälter auf die Jahre bezogen, die du gearbeitet hast.
Bin kein Fachmann, aber so in etwa ist das.
Der aktuelle Rentenwert für den Arbeiteten ist m.M. eine Farce und stimmt vorne und hinten nicht!
Das sind lediglich fiktive zukunftsorientierte Hochrechnungen, um den Arbeiteten bei der Stange zu halten.

Negev schrieb:Aber man sollte einer Familie doch die Wahl lassen.

Absolut richtig, wobei ich bei manchen Familien Zweifel dieser "Wahlfreiheit" zukommen lassen möchte.
Ich denke Du weisst was ich damit meine.

Kältezeit schrieb: Aber wenn Kinder unter einem Jahr "abgeschoben" werden, weil es finanziell anders nicht geht, find ich das nicht zielführend. 
 

Da allerdings geh ich mit Dir absolut konform.
Das muss nicht sein und sollte bei einer Kinderplanung eine Rolle (nicht unbedeutende) spielen.

Ich geb Euch mal ein kleines Beispiel für den heutigen Freitag bei uns.

Ich, morgens um sechs aus dem Haus (natürlich arbeiten :) ), meine Frau die Kleine um sieben in den 
Kindergarten gebracht, danach zur Arbeit.
Ich die Kleine um 16.00 Uhr vom Kindergarten abgeholt.
Zu Hause angekommen haben wir zusammen die Wäsche aus dem Keller geholt, den Geschirrspüler 
ausgeräumt (alles mit Spass) danach Puzzle gemacht. Jetzt schaut sie Kika.
Die Mama macht Freitags nach der regulären Arbeitszeit Freitags noch Tanzkurse bis ca. 22.45 Uhr.
Ist natürlich nicht immer leicht und auch nicht immer stressfrei.
Die Kunst dabei ist die Kinder nicht in den Stress einzubeziehen, das kann nicht jeder.

AgathaChristo schrieb:Bin kein Fachmann, aber so in etwa ist das.

Dann lass es Dir erklären:
Also es gibt pro Jahr mit Rentenbeiträgen in Höhe des durchschnittliches Gehaltes in DE einen Rentenpunkt.
(Wer zB doppelt verdient kriegt zwei Punkte, wer die Hälfte nur einen halben Punkt).
Annahme: wer 45 J arbeitet und durchschnittlich verdient hat 45 Punkte x aktuellen Rentenwert = 45 x 29,69€ -> 1336€. Durchschnittsgehalt in DE 2015 32.643€ -> macht 2720€ monatlich.
Dann sind wir also bei genau 49.1% Rente.

Das bringt doch auch rein gar nichts! 
Leute die man zwingt, Arbeit zu verrichten die sie nicht wollen, arbeiten doch auch gar nicht gut, streiken wegen jedem kleinen Ding, sind krank wegen nur einmal ein bisschen Bauchweh, wenn sie verpennen, erscheinen sie nicht zur Arbeit und für etwaige Berufsschulen strengen sie sich überhaupt nicht an und lernen nichts (angenommen man würde jetzt Jugendliche zu irgendwelchen Ausbildungen zwingen, die sie nicht wollen) wäre ein Lehr-Abbruch so gut wie vorprogrammiert!  

@Kältezeit
Fand und finde das Modell Hausfrau, Mann und Kinder erziehen, immer noch erstrebenswert.
Nur wer soll das alles bezahlen?
Wenn eine Hausfrau ein Gehalt vom Staat bekommt, um ihre Rente zu sichern, finde ich das vollkommen in Ordnung. Dann bräuchte eine Hausfrau nicht mehr arbeiten zu gehen und sich voll auf die Familie konzentrieren. Und es gäbe sicher weniger Scheidungen.

Nur wie findet man die Frauen finanziell ab, die eigenständig unabhängig vom Ernährer ihr Geld verdienen, ihre Kinder alleine groß ziehen wollen und den Haushalt auch noch nebenbei schmeißen müssen? Haushalt, Mann, Kind und 8 Stunden arbeiten ist halt eine Leistung, die oft von Männer nicht richtig anerkannt wird oder es auch einfach nur verdrängen.

@Laucott
Bei einem Pärchen kann man sich auch wunderbar abwechseln. Manche haben aber leider keine andere Möglichkeit und auch nicht den nötigen, familiären Background. 

Wie gesagt, Verlängerung der Elternzeit (die ja auf die Rente angerechnet wird) würde schon viel helfen. Und käme beiden Modellen zugute bzw. würde deines nicht mal ansatzweise tangieren. 

@Kältezeit

Da geb ich Dir recht, aber es gibt immer noch sehr viele Männer die das mit der Elternzeit mit einer
Art "Weicheitum" verbinden.
Ist tatsächlich so. 
Aktuelles Beispiel ist ein Arbeitskollege von mir mit Zwillingen.
Unser Chef (selber drei Kinder) hat auf seinen Elternzeitantrag folgendermassen reagiert:
"Jetzt hör mal auf mit dem Scheiss, wer brauch das?"

AgathaChristo schrieb:Nur wie findet man die Frauen finanziell ab, die eigenständig unabhängig vom Ernährer ihr Geld verdienen, ihre Kinder alleine groß ziehen wollen und den Haushalt auch noch nebenbei schmeißen müssen? Haushalt, Mann, Kind und 8 Stunden arbeiten ist halt eine Leistung, die oft von Männer nicht richtig anerkannt wird oder es auch einfach nur verdrängen.

Nur mal so eine Frage nebenbei:
Wieso muss alles nach den Workaholics ausgerichtet werden? Menschen die keinen anderen Sinn in ihrem Leben sehn als zu Arbeiten... ich finde sowas gehört therapiert anstatt belohnt...

Negev schrieb:Menschen die keinen anderen Sinn in ihrem Leben sehn als zu Arbeiten... ich finde sowas gehört therapiert anstatt belohnt...

Ich bin auch dafür dass weniger gearbeitet wird, da werden aber weniger Steuern bezahlt...wer hält dann die gesunden Arbeitsverweigerer über Wasser?

Negev schrieb:ich finde sowas gehört therapiert anstatt belohnt...

Man sollte eher die therapieren, die sich auf Kosten anderer ihren mickrigen Lebensstandart finanzieren lassen. Lole, meine nicht dich, nur allgemein mal so gedacht.
Bin schon oft verhöhnt worden, dass ich so arbeitswütig war...

@Abahatschi 
Es gibt zu wenige Jobs. 
Nun kann man es, so wie es ist, weiter treiben: Preisdruck, Niedriglohnsektor, schön rechnen, sinnlos Maßnahmen, druck auf die Gesellschaft, Gesellschaftsschichten gegeneinander ausspielen etc.

Oder man kann sich mal was neues Überlegen:
Keine Preisspiralen mehr, Maßnahmen gegen Dumpinglöhne. 
Dann würde ich die täglich Arbeitszeit auf 6h begrenzen - an 6 Tagen die Woche. So eine 36h Woche wäre eine Vollzeitstelle. Wobei eine Vollzeitstelle so viel einbringen muss, das man davon eine Familie ernähren können soll.
Dann würde ich Zeitarbeit und ähnliche Modelle verbieten.

AgathaChristo schrieb:Aber bin schon oft verhöhnt worden, dass ich so arbeitswütig war...

Okay, der Spruch von mir war nicht sonderlich nett... wenn jemand gern 24/7 Arbeitet - bitte. Von mir aus mit entsprechend mehr Gehalt. Aber ich finde schon das wir uns in einem Diktat der "Leister" befinden.
Dabei haben wir als Gesellschaft eigentlich die Möglichkeit, dafür zu sorgen, das es allen gut geht.

Negev schrieb:Dann würde ich die täglich Arbeitszeit auf 6h begrenzen - an 6 Tagen die Woche. So eine 36h Woche

Ach was? so lang?

Beitrag von Abahatschi (Seite 40)

Ich peile 6 Std./Tag an, wie soll das finanziert werden? (man braucht 25% mehr Leute)

Was ändert sich Mitarbeiter:
Bezahlung Brutto für 6 Std. anstatt für 8 Std., durch gleichzeitige Steuersenkungen und SV Beiträgen erhalten sie das gleiche Netto.

Negev schrieb:Dann würde ich die täglich Arbeitszeit auf 6h begrenzen - an 6 Tagen die Woche.

In vielen Branchen ist das unmöglich...
Allein schon wenn die Paketzusteller nur 6h den Tag arbeiten würde wäre das Geschrei schon groß. :)