Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

rhapsody3004 schrieb:Was mich stört, dass es den längsten und besten Teil unseres Lebens ausmacht. Besten Teil (Mit Ausnahme des Kindes- und Jugendalters) vor allem auf die Gesundheit bezogen. In der Zeit, in der wir arbeiten gehen, sind wir Menschen in der Regel auch am fittesten ohne nennenswerte Defizite.

Jup. Das ist so richtig. Ich denke allerdings nicht das das negativ ist. Historisch betrachtet sind die Großmächte bei denen die Dekadenz einsetzte den Bach runtergegangen. Es fehlten Anreize Elan etc. Schau doch mal bei uns um. Nur mal auf die Gewichtsklassen der Leuts. Meinst du die wären aktiver ohne Arbeit? Ich denke dann würde ein nicht unerheblicher Anteil den Sessel kaum noch verlassen. Wir sind nicht fürs Nichtstun geschaffen.

rhapsody3004 schrieb:Trotzdem störte mich schon immer am arbeiten, dass man halt die meiste Zeit seines Lebens am arbeiten ist und so gesehen nie so wirklich den ganzen Tag das machen kann, worauf man wirklich nur Lust hat.

Auch hier. Irgendwann wird das Langweilig für die meisten. Ich denke für mich auch. Ich habe Hobbys, Ideen etc. Aber 365 Tage ohne Verpflichtungen? Ich denke nach 2-3 Jahren würden mir die Ideen und Motivation ausgehen.

rhapsody3004 schrieb:Großen Vorteil haben die, die ihre Arbeit gerne machen und Leben um zu arbeiten.

Meine Devise. Stehst du für die Arbeit gerne auf und ist am Ende vom Geld keinen Monat mehr übrig haste alles richtig gemacht.

rhapsody3004 schrieb:Aber die Mehrheit dürfte nur arbeiten, um zu leben. So richtig Leben beginnt dann aber erst mit dem Rentenalter. Da ist es dann aber schon fraglich, ob uns gesundheitliche Defizite nicht schon irgendwo einschränken.

Dann gehöre ich zu der Minderheit. Zur Rente ist es nicht mehr ganz eine Dekade. Wenn ich so zurückschaue, ich habe viele meiner Träume und Wünsche in die Tat umgesetzt. Nicht alle und werde auch nicht alle schaffen. Aber doch nicht wenige.

cachalot schrieb:Wir sind nicht fürs Nichtstun geschaffen.

Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass ich mit

rhapsody3004 schrieb:das machen kann, worauf man wirklich nur Lust hat.

nicht nur auf der faulen Haut liegen mit gemeint habe. Das zu tun, worauf man Lust hat, kann ja sehr wohl Aktivität bedeuten. Sogar richtige Arbeit. Nur halt Arbeit, die man der Arbeit an sich wegen gerne tut und sich im Idealfall auch noch selber einteilen kann. Bspw. Nicht am Morgen zu einer vorgeschriebenen Uhrzeit fange ich mit Gartenarbeit an (nur mal als ein Beispiel), sondern erst gen Mittag ohne sich konkret auf die Uhrzeit festzulegen einschließlich freier Gestaltung von Pausen. Usw. halt.

cachalot schrieb:Meine Devise. Stehst du für die Arbeit gerne auf und ist am Ende vom Geld keinen Monat mehr übrig haste alles richtig gemacht.

Die absolut freie Wahl hat da aber nicht jeder. Also Wunschberufe zu ergreifen und leben, um zu arbeiten und im Idealfall am Ende des Monats auch noch Geld übrig zu haben. Zudem wäre das auch wieder schädlich fürs System einschließlich seiner Gesellschaft. Das System lebt ja von einer gewissen Ausgewogenheit, wozu ich mich aber schon genügend geäußert hatte.

cachalot schrieb:Dann gehöre ich zu der Minderheit.

Ich denke auch, dass es eine Minderheit ist, zumindest deutlich weniger Menschen sein dürften, die leben, um zu arbeiten als die, die mehr oder weniger nur notgedrungen arbeiten, um zu leben.

rhapsody3004 schrieb:Ich denke auch, dass es eine Minderheit ist, zumindest deutlich weniger Menschen sein dürften, die leben, um zu arbeiten als die, die mehr oder weniger nur notgedrungen arbeiten, um zu leben.

Es gibt noch Zwischentöne. Ich arbeite gerne aber die Arbeit ist nicht mein Lebensinhalt. Und ich denke das trifft auf viele zu.

cachalot schrieb:Ich arbeite gerne aber die Arbeit ist nicht mein Lebensinhalt. Und ich denke das trifft auf viele zu.

Auf mich trifft das auch zu. Die Arbeit ist schon wichtig, aber oberste Priorität hat für mich das Privatleben. Die Kunst war, das über mittlerweile mehr als 36 Jahre in Balance zu halten.

nairobi schrieb:Auf mich trifft das auch zu. Die Arbeit ist schon wichtig, aber oberste Priorität hat für mich das Privatleben.

Willkommen im Club. Früher hab ich Karriere und viel Geld verdienen hohe Priorität eingeräumt, mittlerweile hab ich Arbeit mit ganz guten Verdienst, mehr Freizeit durch super Dienstzeiten und Priorität 1 ist die Familie. Ich mag meine Arbeit auch wenn ich zZ nicht DIE Karriere damit machen kann. Die Balance halten konnte ich nie

rhapsody3004 schrieb:Was mich stört, dass es den längsten und besten Teil unseres Lebens ausmacht. Besten Teil (Mit Ausnahme des Kindes- und Jugendalters) vor allem auf die Gesundheit bezogen. In der Zeit, in der wir arbeiten gehen, sind wir Menschen in der Regel auch am fittesten ohne nennenswerte Defizite.

Trotzdem weiß ich natürlich, dass Arbeit unerlässlich ist. Ohne Arbeit, bei den Tätigkeiten des Niedriglohnsektors angefangen, würde gar nichts funktionieren und wir hätten nicht mal vielseitiges Privatleben in unserer Freizeit.

Trotzdem störte mich schon immer am arbeiten, dass man halt die meiste Zeit seines Lebens am arbeiten ist und so gesehen nie so wirklich den ganzen Tag das machen kann, worauf man wirklich nur Lust hat.

Es hat ja durchaus auch seinen Grund, warum immer mehr Menschen Teilzeit wollen oder sogar nur Minijobs machen. Ich persönlich könnte mir auch nicht vorstellen, 5 Tage 8 Stunden lang zu arbeiten für einen Job, den ich nichtmal inhärent schön finde.
Es wird langfristig auch die 4 Tage Woche in absehbarer Zeit kommen.

shionoro schrieb:Ich persönlich könnte mir auch nicht vorstellen, 5 Tage 8 Stunden lang zu arbeiten für einen Job, den ich nichtmal inhärent schön finde.

Da gibt es Mittel gegen. Such dir nen Job den du gerne machst. Masochismus ist in den meisten Bereichen keine Grundvoraussetzung

cachalot schrieb:Da gibt es Mittel gegen. Such dir nen Job den du gerne machst. Masochismus ist in den meisten Bereichen keine Grundvoraussetzung

Hab ich. Sogar einen, wo ich mir die Arbeitszeit aussuchen kann und dann oft nur eine drei Tage Woche mache, manchmal aber auch 60 Stunden in der Woche arbeite oder vor Deadlines nicht so schrecklich viel schlafe.
Da ist aber eben genau der Punkt, dass ich mein Hobby zum beruf gemacht habe und da sogar noch frei einteilen kann, wie viel ich mache. Den Luxus hat kaum einer.

Würde ich jetzt nur zwecks Broterwerb arbeiten (und sowas hab ich ja auch schon gemacht), dann wäre es für mich schwer vorstellbar, das 5 Tage die Woche 8 Stunden zu tun. Selbst wenn es mir eigentlich Spaß macht. Da geht einfach zu viel Zeit vom Leben flöten.
wenn ich von 9 bis 17 Uhr oder so arbeite, dann vielleicht noch ne Stunde Rückweg hab und ja auch noch so Erledigungen wie Einkaufen, Müll wegbringen, was weiß ich neben her machen muss, dann hab ich bis auf am Wochenende nicht viel vom Tag, und am Wochenende muss man sich davon erholen.

Da ist für mich wirklich die Frage, ob man nicht (wie es ja schon ansatzweise angefangen wird) mit einer 4 Tage Woche ein ähnliches Arbeitspensum geben kann (weil man erholter arbeitet) und dazu den Mitarbeiter mehr vom Leben gibt,

shionoro schrieb:Ich persönlich könnte mir auch nicht vorstellen, 5 Tage 8 Stunden lang zu arbeiten für einen Job, den ich nichtmal inhärent schön finde.

Das kann ich mir auch nicht vorstellen. Aus diesem Grund habe ich mir den Job besorgt, der mir Freude bereitet. Angeflogen kam dieser allerdings nicht, hier musste ich auch durch weniger schöne Arbeitszeiten durch, letztendlich hat es sich gelohnt.

shionoro schrieb:Es wird langfristig auch die 4 Tage Woche in absehbarer Zeit kommen.

Aha, sagt wer? Welcher Arbeitgeber kann sich das leisten?
Ich frage mich hier wirklich oft, wie weltfremd einige unterwegs sind

@Pura

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/vier-tage-woche-grossbritannien-101.html

Firmengründerin Anna Wenlock hatte die Idee der Vier-Tage-Woche ins Unternehmen gebracht. Und auch sie ist zufrieden: "Die Produktivität ist gestiegen. Wir erledigen mehr als zuvor. Dafür gibt es zwei Gründe: Wir sind ausgeruhter und motivierter."Das sind Erfahrungen, die viele Unternehmen in Großbritannien gemacht haben. Im Vereinigten Königreich haben zahlreiche Firmen die Vier-Tage-Woche ausprobiert. An dem größten Versuch weltweit haben sich 61 Firmen mit rund 2900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beteiligt.Die Ergebnisse sind positiv. 56 Unternehmen haben mitgeteilt: Sie werden die Vier-Tage-Woche beibehalten.

Das wird hier auf dauer auch nach und nach kommen. Es rechnet sich einfach, weil immer weniger Leute die 5 Tage Woche durchhalten. Die 4 tage woche lässt Krankenstände und Fehltage zurückgehen und die Leute arbeiten produktiver, bekommen also ein ähnliches Arbeitspensum hin wie mit der 5 tage Woche.
Kann man nicht sofort berall machen, aber wenigstens bei Bürojobs sehe ich das recht bald.

shionoro schrieb:Hab ich. Sogar einen, wo ich mir die Arbeitszeit aussuchen kann und dann oft nur eine drei Tage Woche mache, manchmal aber auch 60 Stunden in der Woche arbeite oder vor Deadlines nicht so schrecklich viel schlafe.
Da ist aber eben genau der Punkt, dass ich mein Hobby zum beruf gemacht habe und da sogar noch frei einteilen kann, wie viel ich mache. Den Luxus hat kaum einer.

Das freut mich für dich, ehrlich

Pura schrieb:Das freut mich für dich, ehrlich

Danke dir :)

shionoro schrieb:Hab ich. Sogar einen, wo ich mir die Arbeitszeit aussuchen kann und dann oft nur eine drei Tage Woche mache, manchmal aber auch 60 Stunden in der Woche arbeite oder vor Deadlines nicht so schrecklich viel schlafe.

Ja dann passt das doch. Und so geht es vielen die ich kenne. Sie arbeiten in einem Beruf der Ihnen gefällt.

shionoro schrieb:Da ist für mich wirklich die Frage, ob man nicht (wie es ja schon ansatzweise angefangen wird) mit einer 4 Tage Woche ein ähnliches Arbeitspensum geben kann (weil man erholter arbeitet) und dazu den Mitarbeiter mehr vom Leben gibt,

Arbeitszeit ist ein Thema das heute glücklicherweise immer flexibler gehandhabt wird. Teilzeit.
4 Tage mit 100% wollte ich für mich nicht. Aber wie gesagt, das ist Geschmacksache

shionoro schrieb:Das wird hier auf dauer auch nach und nach kommen. Es rechnet sich einfach, weil immer weniger Leute die 5 Tage Woche durchhalten. Die

Glaub ich nicht. Ich kenne in meinem Umfeld niemanden, der eine 5 Tage Woche nicht durchhält. Dein Beispiel aus UK ist nice, aber nicht übertragbar

cachalot schrieb:Arbeitszeit ist ein Thema das heute glücklicherweise immer flexibler gehandhabt wird. Teilzeit.
4 Tage mit 100% wollte ich für mich nicht. Aber wie gesagt, das ist Geschmacksache

Jep, so sieht das aus. Auch TZ muss man sich leisten können

Pura schrieb:Glaub ich nicht. Ich kenne in meinem Umfeld niemanden, der eine 5 Tage Woche nicht durchhält. Dein Beispiel aus UK ist nice, aber nicht übertragbar

Ich persönlcih denke, dass es so wie jetzt nicht weitergeht. Wir haben immer höhere Krankenstände:

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/5520/umfrage/durchschnittlicher-krankenstand-in-der-gkv-seit-1991/#:~:text=J%C3%A4hrlicher%20Krankenstand%20in%20der%20gesetzlichen%20Krankenversicherung%20(GKV)%20bis%202023&text=Im%20Jahr%202022%20belief%20sich,%2C3%20Prozent)%20deutlich%20zugelegt.

Das liegt zum Teil an Corona, aber nicht nur. Gleichzeitig haben wir gerade bei jungen Menschen viele, die weniger arbeiten wollen:

https://www.capital.de/karriere/deutschlands-beschaeftigte-wollen-die-vier-tage-woche-32764012.html

Jeder zweite Vollzeitbeschäftigte möchte weniger arbeiten – am liebsten nur vier Tage die Woche, auch wenn es weniger Geld dafür gibt. Das ist eines der Ergebnisse einer Umfrage, die zeigt, welche Spuren Corona in der Arbeitswelt hinterlassen hat
Es ist eine bemerkenswerte Schieflage. Während die Arbeitgeber in Deutschland händeringend Fachkräfte suchen, verliert der Job für Beschäftigte zunehmend an Bedeutung. Drei Viertel der Arbeitnehmer würden lieber heute als morgen auf Teilzeit umsteigen: Die Viertagewoche mit vollem Lohnausgleich wäre dabei die erste Wahl, wie eine repräsentative Befragung der HDI-Versicherung ergab. Besonders ausgeprägt ist dieser Wunsch mit 86 Prozent in der Industrie, wo jeder Vierte dafür auch Einbußen beim Lohn in Kauf nehmen würde.

Zwar stehen die Arbeitsplätze in der Industrie nur für 14 Prozent aller Jobs. Doch der Wunsch nach weniger Arbeit zieht sich quer durch alle Branchen: Von knapp 4000 Beschäftigten stellte bei der Befragung in den Sommermonaten fast jeder zweite seinen Vollzeit-Job in Frage. Ganze 48 Prozent würden in Teilzeit wechseln, wenn der Arbeitgeber dies ermöglichte. Bei den Beschäftigten unter 40 Jahren liegt dieser Anteil sogar bei 51 Prozent.

Gesellschaftlich is es auch eigentlich kaum zu rechtfertigen, bei der enormen Produktivitätssteigerung durch Digitalisierung und so weiter, dass wir immer noch 5 Tage arbeiten müssen.
Wie gesagt rechnet sich die 4 Tage Woche ja gerade deshalb, weil sie eigentlich nicht mit Produktivitätseinbußen einhergeht, aber Krankenstände verringern kann und den Stresslevel runter bzw. die Laune der Beschäftigten rauf setzt.

Sicherlich ginge das auch mit Flexiwochen und anderen Modellen, aber die Reduktion der Arbeitszeit sehe ich sicher kommen.

Pura schrieb:Jep, so sieht das aus. Auch TZ muss man sich leisten können

Logo. Ist wie immer. Man muss sich entscheiden was einem wichtiger ist.

shionoro schrieb:Gesellschaftlich is es auch eigentlich kaum zu rechtfertigen, bei der enormen Produktivitätssteigerung durch Digitalisierung und so weiter, dass wir immer noch 5 Tage arbeiten müssen.
Wie gesagt rechnet sich die 4 Tage Woche ja gerade deshalb, weil sie eigentlich nicht mit Produktivitätseinbußen einhergeht, aber Krankenstände verringern kann und den Stresslevel runter bzw. die Laune der Beschäftigten rauf setzt.

Das hatten wir schon so oft. Der Anteil der Menschen die in der Produktion arbeiten ist nicht mehr der überwiegende Teil und wird immer geringer. Wir sind immer stärker eine Dienstleistungsgesellschaft

@cachalot

In meinem link ging es vorrangig um Bürojobs, die machen schon eine Menge aus.
Klar, einerseits muss ich bei Kelnnern oder Friseuren schauen, dass ich genug Leute da hab, das stimmt. Aber da kommt wie gesagt die Reduzierung der Krankenstände und die bessere Bindung an die Betriebe sehr gelegen.
Gerade bei dienstleistern will ich ja auch, dass der service vernünftig ist und da ist es schon gut, wenn die Leute ausgeschlafen sind.

Da ist sogar dann noch ein richtige Potential da, dass manche, die zwar keine vollzeitstelle machen würden aber "teilzeit" eben doch zurückkehren.

Letztendlich ist meine Meinung auch bei Dienstleistern: wer offene Stellen hat, profitiert deutlich mehr von einer 4 Tage Stelle als von einer unbesetzten 5 Tage Stelle.

shionoro schrieb:In meinem link ging es vorrangig um Bürojobs, die machen schon eine Menge aus.

Und du steigerst die Produktivität beim Kellner oder Friseur wie genau? Und die Produktionssteigerung bei denen schlägt sich genau wie im Krankenstand wider?