FlamingO schrieb:A gibt B eine Kokosnuss und erhält dafür einen Fisch. War und ist auch bei indigenen Völkern gang und gäbe.
Langsam geb ich es auf... ich hab doch grad oben versucht zu belegen, das es einen reziproken Gütertausch Fisch gegen Kokosnuß da
nicht gegeben hat. Jeder/jede Familie hat selbst sowohl Fische gefangen als auch Kokosnüsse gepflückt für den Eigenbedarf.
Ausnahmen, in denen irgendwas gleichzeitig den Besitzer wechselte, waren dann sowas wie Friedensangebote oder Kontaktaufnahmen oder Feierlichkeiten usw.
Aber das waren eben alles keine ökonomisch relevanten "Tauschhandlungen", sondern "Geschenke", Vertragsbekräftigungen usw., oder bei Bedarf solidarisches Aushelfen mit der Erwartung, bei eigenem Bedarf irgendwann auch irgendwas geschenkt zu bekommen.
Würdest Du das Geburtstagsgeschenk, das Du Deiner Cousine übergibst (z.B. ein Strauß Blumen aus Deinem Garten), und das Geburtstagsgeschenk, das Du von ihr ein halbes Jahr später bekommst (z.B. ein selbst geklöppeltes Deckchen), als "Tauschhandel" bezeichnen?
FlamingO schrieb:Das Tauschgütertum war bereits in vorkapitalistischen Gesellschaften etabliert.
Ja, es gab bevorzugte Tauschgüter, aber der Tausch hatte keinen oder nur geringen "wirtschaftlichen" Sinn, sondern einen "sozialen", "kultischen".
Und genau da liegt der Unterschied, mal von der meist nicht vorhandenen Gleichzeitigkeit abgesehen.
Tauschhandel mit vor allem wirtschaftlicher Absicht findet erst in etablierten urbanen "Palastwirtschaften" statt, und auch da nur in mehr oder weniger untergeordnetem Umfang und mit extra dafür hergestellten bzw. als Lohn vom Palast ausgegebenen Waren.
Und dieser Warentausch Ware gegen Ware fehlt bei vorstaatlichen Gemeinschaften oder war nur marginal vorhanden.
(Natürlich mußten die Muscheln für Muschelgeldketten auch "hergestellt" werden, aber das waren eben keine "Alltagswaren" wie Deine "Fische und Kokosnüsse", um die es beim Tauschhandel "auf dem Markt" ja vorzugsweise geht, sondern "Luxus"gegenstände mit viel größerer kultisch-sozialer als ökonomischer Bedeutung.)