Groucho schrieb:Ich würde sofort die 80er gegen Heute eintauschen. :D
Ich wegen bestimmter Dinge nicht:
- medizinische Versorgung (okay, Arztterminwartezeiten... aber die Versorgung "bei was Ernstem" ist heutzutage doch besser)
- weniger Tendenz dass einem als Frau sog. "Männerberufe" gleich von mehreren Seiten ausgeredet werden
- allgemein Rechte als Frau
- Zugang zu Informationen (die man natürlich auch einordnen können muss; nur vor Verbreitung des Internets war man mit z.B. seltenen Hobbies wie auch seltenen Erkrankungen ziemlich abgeschnitten, während man sich heutzutage besser informieren kann und das Internet auch Interessierte bündelt, für die regional mangels Interessentenzahl kein Verein zusammenkommt)
- verschiedene Formen von Neurodiversität sind bekannter; in den 80er Jahren (und auch noch etliche Jahre danach) fiel z.B. so jemand wie ich - nicht bloß ich, sondern Menschen die so ähnlich sind - zwar auch kräftig in der Schule auf (Zeugnis "die eigensinnige Schülerin", "die verhaltensauffällige Schülerin"), das meinte man aber noch mit Schimpfen, Bestrafen zu beheben; auch Legasthenie, gab es im Prinzip alles früher, ist nur nicht diagnostiziert worden (mein Mann ist so ein Fall)
Fazit: Heute ist nicht alles besser als früher, früher war nicht alles besser als heute, bin aber dennoch froh um etliches das sich verändert hat.
nairobi schrieb:Ich glaube, dass viele Menschen dazu neigen, schlechte Dinge auszublenden oder im Nachhinein nicht mehr so drastisch zu sehen, wenn sie ihren Frieden damit gemacht haben.
D.h. Dinge, die "früher" nicht so gut waren kann man sich nicht mehr so aufrufen.
Könnte es so etwas sein?
Vorstellen kann ich mir auch einen anderen Effekt:
Was man "früher" schon hatte, hatte man damals erstmals oder jedensfalls weniger lang, weniger häufig als heute.
Nicht nur dass es etwas evl. seltener gab (z.B. Eis nur einige Male im Sommer) - als Kind war das evl. erst der erste, zweite... Sommer mit einem Eis, das erste Mal dass man alleine ins Schwimmbad durfe (und Pommes vom Taschengeld, Mama hätte evl. keine gekauft).
Ich kann mich schon an einiges erinnern, das ich früher toller fand (Essen) - immer noch mag, aber nicht mehr der "Wow!"-Effekt.
Es mag witzig klingen, aber ich kann mich noch daran erinnern, als mir eine Nachbarin Knolauch (nicht Knoblauch) durch den Zaun rüberreichte, boah das war so-so-so lecker
:) Später auch selbst die Pflanze gehabt, finde nachwievor das schmeckt toll, aber den Effekt von "erstmals, die Nachbarin verschenkt es" konnte es natürlich nicht haben. Selbiges auch mal mit Mirabellen. Ich find' die lecker - nur den "das beste Obst der Welt"-Effekt haben sie bei mir nicht mehr.
Vermute da also oft:
Etwas das man selbst auch toll, lecker fand (somit mag man es auch noch heute und vergleicht) + Neuigkeitswert (noch nie gehabt) + Erlebnis (geschenkt, vom Taschengeld, "schon groß" sein). Plus dass sich das Lebensmittel, das Produkt, die Aktivität ggf. wirklich verändert hat, vielleicht auch in Richtungen denen mehr Menschen zustimmen und die man sogar messen kann (so vermute ich z.B.: Menschen die überhaupt Tomaten mögen bevorzugen eine aromatische, und den Gehalt an Aroma kann man messen), aber auch man seinen Maßstab so definiert hat, "ein Riesenleckerschmecker [hypothetisch, steht hier für z.B. eine Eissorte] muss so (!) schmecken und nicht anders" oder die häufig anzutreffende Vorliebe dafür dass eine Speise so sein "muss" wie von der Mutter gemacht.