Körperwelten, plastinierte Leichen, Kunst aus Leichen.
27.04.2010 um 00:12
Wie der Eröffner dieses Threads besuchte ich die Körperwelten vor einigen Tagen in einem Alter von 15 Jahren.
Die Informationen die ich darüber erhielt, ließen mich dennoch an den moralischen Aspekten dieser Ausstellung zweifeln, aber reichten dennoch aus, um mein Gewissen in einem bestimmten Maße zu 'beruhigen'. Das es keinensfall ethisch vertretbar sein würde, war mir von vorne hinein klar.
Laut meinen Informationen war es jedesmal der AUSDRÜCKLICHE wunsch der Plastinierten dort 'ausgestellt' zu werden (das dies, dem Skandal nach, wahrscheinlich nicht immer der fall war, erfuhr ich erst später)
Ich machte mir also Gedanken darüber und nach einigem hin und her kam ich zu dem Schluss das es wahrscheinlich der ausdrückliche Wunsch und Wille der Menschen war, ihre 'letzte Ruhe' als 'Ausstellungsstück' zu finden.
Nunja, das dachte ich. Da ich von einer Klassenkameradin hörte, die schoneinmal dort gewesen war, dass auch teilweise schwangere Frauen und kleine Kinder ausgewstellt werden, schockierte mich der Gedanke daran zutiefst ( bei uns gab es diese Plastinationen nicht mehr)
Einfach die Tatsache an sich, dass die Kinder und Embryonen niemals die Möglichkeit hatten, über ihr Leben als 'Ausstellungsstück' zu bestimmen. Dieser Fakt allein brachte mich dazu, zu überdenken, ob ich an dieser exkursion wirklich teilnehmen wollte. Doch wie viele andere überzeugte mich schließlich mein Hang zu neuem, alle Zweifel, so berechtigt sie auch sein mochten, über Bord zu werfen.
in offenbach angekommen, wurde ich sofort 'ins kalte wasser geschmissen''
Die ersten ausstellungsstücke die man sah waren, wie könnte es anders sein: embryonen. Kein schild, kein hinweis auf nachfolgendes. nichts. für einen kurzen moment war ich geschockt, doch gleichzeitig auch fasziniert. der grundgedanke stieß mich einfach ab, aber da ich mit der einstellung ''nichts zu nah an mich ehranzulassen' zu dieser austellung gegangen war, ließ es mich nur einen bruchteil einer sekunde die fassung verlieren.
im endeffekt muss ich sagen, dass 'körperwelten' natürlich ein interessantes thema sind.
als ich vor der ersten präparierten leiche stand, stockte mir einen moment der atem. es ist eben nicht üblich, all das was man vielleicht in der schule gelernt hatte, an einem zwar toten, aber dennoch echtem menschen zu sehen. auch muss ich sagen, dass wir uns alle sehr respektvoll verhielten, man hörte fast keinen ton von unserer seite, weil wir einfach alle zu gebannt von dem waren, was sich uns vor unseren augen offenbarte.
als ich mit der ausstellung durch war, musste ich, traurig aber wahr, zu einem anderen fazit kommen.
wie ich bereits erwähnte ließ mich das erste präparat einer menschlichen leiche zu etwas wie 'ehrfurcht erstarren', dennoch war ich im späteren verlauf der ausstellung weniger beeindruckt. man wurde einfach erschlagen, von dieser fülle toter, plastinierter körper. auch ein mensch der in scheiben geschnitten angestrahl wurde, entzog sich meinem verständniss. im gunde sah es aus wie ein riesiges kunstwerk, doch für die augen des laien, war es unscheinbar und hatte nichts menschliches an sich. beindruckend war es alle mal, aber ob es wert war deswegen einem menschen im tod die würde zu rauben, ist fraglich.(ebenso der querschnitt eines Beines eines Übergewichtigen und Normalgewichtigen .. äußerst interessant doch große Frage: was geschah mit dem Rest der Leiche/ des Beines? Weggeworfen wie wertlose organische Substanzen?)
auch die 'sexualabteilung' ab 16 fand ich moralisch äußerst fragwürdig. menschen die sich im leben nie gekannt haben, im tod durch sexuelle posen zu vereinen finde ich unsittlich und abgrundtief menschenverachtend. rein theoretisch die menschen hätten sich wirklich dazu bereit erklärt ihren körper für diese austellung zur verfügung zu stellen, wage ich zu behaupten, das sie mit 'sexuellem kontakt', auch wenn dieser nur im Tod stattfinden sollte, nicht einverstanden gewesen wären. (da diesser teil der ausstellung ab 16 ist, ich jedoch erst 15 bin kann man sehen, dass dort auch nicht sonderlich gut ausweise kontroliert wurden. ein kurzer wortwechsel genügte mir um auch ohne personalausweis/aufsicht in diesen raum zu gelangen, aber das nur anbei/ot)
Ein weiterer erschütternder Fakt, vorallem für Bekannte dieses Plastinierten: Ein Mensch, desse Gesicht noch komplett zu erkennen war, jediglich in der mitte einmal durchgeschnitten. Man konnte sogar noch die Wimpern sehen und Angehörige hätten ihn sofort erkannt. Muss soetwas wirklich sein? Macht es das für die Menschen einfacher? Wenn ich bedenke, wie es mir ergangen wäre wenn ich diese Person ge und ERkannt hätte, wird mir jetzt noch ganz schwummrig.
Sonderliche Albträume/traumatische Ereignisse habe ich dadurch nicht erlebt, weil ich wie gesagt, die ganze Austellung einfach nich an mich herangelassen habe.
Besonders 'Abstoßend' und auch 'Krank' würde ich den 'Schöpfer' dieses Projektes Hagens bezeichnen. Als ich kurz vor dem Ausgang stand, wurde ein Brief des eben genannten an die Wand porjeziert. In diesem schilderte er seine Meinung über die gesamte Ausstellung. Ich war höchst interessiert, weil ich wissen wollte, was in dem Kopf eines solchen Menschen vorgeht. Die letzte Aussage, hat mich zutief schockiert. Sie ging in etwa so (das der Plastinierte Körper zu den Besuchern sprich)
'' Du bist das, was ich war- lebendig.
Du wirst sein, was ich bin- tot.
Aber wir beide können eins sein- Plastinationen''
Diese Aussage hat mich getroffen und erstmal richtig erkennen lassen, wie Krank dieser Mensch einfach nur sein muss. Im letzten Moment noch einmal >WERBUNG< (ja ich nenne es bewusst werbung) für seine Plastiantionen zu machen, damit er evtl noch mehr Leichen hat die er VOR PUBLIKUM (hat hagens ebefalls getan : und dies hat für mich dann keinen forschungs/weiterbildungszweck mehr. reiner kommerz/unterhaltung des publikums. von den psychischen schäden die viele dadruch erlitten haben mögen mal ganz abgesehen) plastinieren kann .. für soetwas menschenverachtendes fehlen mir die Worte.
Zu wissen, das die Aussstellung rein wissenschaftlichen/Forschungszwecken dient, oder Leuten, die sich wirklich mit dem Thema Biologie/Biologie des Menschen beschäftigen hätte mich ungemein beruhigt. Doch zu wissen, dass all dies, nur aus Kommerz geschiet, lässt mich schlecht über die Ausstellung, Hagens, und alle dortigen Plastinatoren denken.
Abschließend muss ich sagen das sich jeder seine eigene Meinung zu dem Thema 'Körperwelten' bilden muss. An sich ist es vielleicht auch eine gute Sache (ich habe viel dazugelernt während meines Aufenthaltes) aber der Humbug der Teilweise dort getrieben wird ist absolut undiskutabel. Mit der richtigen Priese Respekt, Verständniss und Interesse kann man aus dieser Ausstellung eine interessante Fortbildung machen, aber der Kommerz der damit betrieben wird, taucht die gänzliche Ausstellung in negatives Licht.
Lg . E.