Warum mögen manche Menschen so Dinge wie BDSM?

@Ninjadara
Ja, vermutlich ist es genau das, was mich persönlich für mich (!) daran stören würde. Dieses "Gehören", als wäre man ein Besitz, ein nettes Accessoire. Klingt mir zu sehr nach Patriarchat und zu wenig nach Augenhöhe, auch, wenn man das hier jetzt nicht lesen mag.

Zilpha schrieb:Dieses "Gehören", als wäre man ein Besitz,

und genau so ist das auch gemeint

Zilpha schrieb:zu wenig nach Augenhöhe,

1) man kann das zeitlich und thematisch einschränken
2) das ist, was eine D/s Beziehung ausmacht

Zilpha schrieb:Patriarchat

dann mach halt Matriarchat :)

Zilpha schrieb:Da braucht man sich auch nicht angegriffen fühlen, wenn es Menschen gibt, die Zuneigung eben gerade nicht mit Schmerz verbinden / assoziieren. Wie gesagt, für mich wäre es nichts, weil mir ein Mensch, der aus meinem Schmerz einen Lustgewinn hätte, einfach nicht gut tun würde.

Fühlte ich mich auch nicht :ask:
Aber dein Satz, dass es oberflächlich betrachtet wäre, wenn ich mich bei bestimmten Dingen Zufrieden und glücklich fühle, war dann schon daneben, in meinen Augen. Du kannst ja eben auch nicht wissen wie intensiv ich mich mit meinen Neigungen auseinandergesetzt habe und wie tief das ging - wenn mein Ergebnis "zufrieden und glücklich" lautet, dann ist das so.

Tussinelda schrieb:während der Geburt? Das kenne ich aber nicht so. Danach, ja, aber währenddessen keinesfalls.

Ich hatte dabei Glücksgefühle. Aber auch Angst, Unsicherheit und wie gesagt Schmerz.
Vllt ist das da bei jedem anders, vermag ich nicht zu beurteilen. Bei mir war es so.

You never really understand a person until you consider things from his point of view — until you climb into his skin and walk around in it.
(Harper Lee)


Ich verweise auf die Diplomarbeit von Lydia Benecke im Fach Psychologie, bei der RuhrUni Bochum. Sie hat den obigen Satz ihrer Arbeit vorangestellt.

Den link findet ihr in ihrem Wiki Eintrag unter Einzelnachweise Nr. 2, ist PDF, kann das hier nicht verlinken.

Ich kann vieles emotional überhaupt nicht nachempfinden, aber ich kann es verstandesmäßig "begreifen".
Besonders am Anfang, in der Einleitung, geht sie auf viele Dinge ein, die wichtig sind, Schmerz, Kultur, Lerntheorien und ganz entscheidend sind Bindungsstile.

Ist umfangreich 160 Seiten, wissenschaftlich, - eine wirkliche Bereicherung.

Zilpha schrieb:Ja, vermutlich ist es genau das, was mich persönlich für mich (!) daran stören würde. Dieses "Gehören", als wäre man ein Besitz, ein nettes Accessoire. Klingt mir zu sehr nach Patriarchat und zu wenig nach Augenhöhe, auch, wenn man das hier jetzt nicht lesen mag.

Doch, das mag man hören oder besser gesagt, das stört nicht weil es ja ums gehören geht und auf sexueller Ebene ist man eben nicht auf Augenhöhe - genauso ist das gewünscht.
Im Alltag dann - je nach gemeinsamer Empfindung- dann schon.
Die 24/7ler wollen das vllt auch dann nicht und leben die Dom/Sub Verbindung permanent - auch die wollen das so. Beide. Da wird keiner ungewollt unterdrückt, kleingehalten, eingesperrt - sondern das geschieht in Absprache. (wenn wir Extremfälle ausklammern oder Menschen, die das bewusst benutzen um psychische Defizite unter einem Deckmantel auszuleben - ich meine damit normale Liebesbeziehungen, die einfach nur "anders" Sex haben)

Es ist je nach Beziehung individuell, der eine möchte es permanent, der andere nur sexuell und wieder andere können sich das garnicht vorstellen. Und alles ist in Ordnung, jeder wie er mag.
Nur negative Bewertungen von außen sollten den individuellen Fällen eben nicht angelastet werden, denn das wirkt übergriffig in meinen Augen.

Bishamon schrieb:das ist jetzt besser.
aber auch nicht neu in diesem Faden:

Ich finde es in Ordnung - als Kontrast - auch die negativen Seiten zu durchleuchten, warum auch nicht?

Es ist ja nicht nur in diesem Falle gefährlich, es kann auch zu Verletzungen führen die Folgeschäden mit sich ziehen.

Fesseln gefährden Gefäße und Nerven
Sehr viel häufiger als Todesfälle sind Nervenschäden durch unachtsames Verschnüren.

Die Achselhöhlen, Handgelenke und bestimmte Stellen an Oberarmen und Oberschenkeln dürfen nicht abgeklemmt werden, sonst können monatelang Lähmungserscheinungen spürbar sein.

Quelle: https://www.google.com/amp/s/amp.focus.de/gesundheit/ratgeber/sexualitaet/erotik/vorsicht-dieser-sex-kann-boese-enden-wie-sm-spiele-zur-toedlichen-falle-werden_id_4470136.html

Was auch thematisiert werden kann, ist der Missbrauch dieser sexuellen Spielart.

Als "rough sex gone wrong"-Verteidigung ist eine Praxis in Großbritannien bekannt, die jetzt endlich verboten wird. In Mordfällen konnten Täter damit argumentieren, dass ihr*e Partner*in bei "hartem Sex" aus Versehen gestorben war, sie aber genau diesen gewaltsamen Sex wollte. Damit wurde aus Mord schnell nur Totschlag.

Quelle: https://www.google.com/amp/s/noizz.de/politik/tod-bei-hartem-sex-uk-verbietet-bdsm-als-verteidigung-in-mordfallen/vbn501z.amp

Eya schrieb:Ich finde es in Ordnung - als Kontrast - auch die negativen Seiten zu durchleuchten, warum auch nicht?

Die Profis können es genießen... die Fortgeschritten was lernen... und Neueinsteiger gleich sensibilisiert werden... daran ist nichts verwerflich... wenn man es Wertungsfrei macht ... weder verteufelt noch romantiesiert.

Ninjadara schrieb:ich stosse da auch gedanklich an meine Grenzen, mir vorzustellen,
dass es jemand gibt, dem es Freude macht, mir Schmerzen zuzufügen bzw. den Schmerz als so geil zu empfinden,
dass es mich in andere Sphären katapultiert und ich dort den Megaorgasmus erlebe.

Nun muss man sich aber fragen, warum es Freude macht und die Antwort ist leicht und kennen viele Menschen sogar vom Stino-Sex:
Dem Gegenüber Lust zu verschaffen, verschafft einem selbst Lust.

Zilpha schrieb:Dieses "Gehören", als wäre man ein Besitz, ein nettes Accessoire. Klingt mir zu sehr nach Patriarchat und zu wenig nach Augenhöhe, auch, wenn man das hier jetzt nicht lesen mag.

Nur ist diese Denke hier vollkommen deplatziert, von wegen Patriarchart, denn alle involvierten Parteien wollen es so.

@Kürbisgesicht
Wie oft soll ich noch schreiben, dass ich mir dessen bewusst bin?
Der Begriff ist dennoch nicht verkehrt, so von außen gesehen. Das ist ja eben auch gewollt, dass es so ist.

@Kürbisgesicht
das mit der Lust habe ich grundsätzlich begriffen, nur für mich persönlich ist das nicht erklärlich, dass Schmerzen Lust machen und
deshalb käme ein Partner, dem das Freude bereitet, für mich nicht in Frage, weil ich ihm diese Freude nicht erfüllen könnte und wollte.
Ja, so egoistisch bin ich ;O))))

Zilpha schrieb:Der Begriff ist dennoch nicht verkehrt, so von außen gesehen.

der Begriff ist auch "von innen nicht verkehrt".

Zilpha schrieb:dass ich mir dessen bewusst bin?

dann ist das wie "Erdbeer-Kuchen gefällt mir nicht, weil Erdbeeren drin sind". Das ist legitim.

Ninjadara schrieb:deshalb käme ein Partner, dem das Freude bereitet, für mich nicht in Frage, weil ich ihm diese Freude nicht

Ist ja gut, dass nicht jeder gleich tickt, für mich persönlich ist ein Partner, der im Bett ewig zärtliche sein will nicht der Richtige, aber nur weil ich es mir nicht vorstellen kann muss es ja nicht für alle anderen auch so sein

Ich habe da ne Frage an die BDSMler und ich glaube es betrifft eher die Sub's aber muss nicht sein.

Wie ist es so nach diesem "Rausch", hat man danach auch ein Tief? Ich frage weil ich Menschen kennenlernen durfte die auch beim eher üblichen Sex eine Art "Tief" empfinden und kann mir gut vorstellen dass nach so nem heftigen Endorphin-Rausch auch ein Tief folgen kann, wenn der Körper diese Ausschüttung abbaut.

Eya schrieb:auch ein Tief?

Drop genannt, kann sowohl Sub (Sub Drop), als auch Dom (Top Drop) betreffen.

Eya schrieb:Sex eine Art "Tief"

Postkoitale Dysphorie genannt

Es ist wie ein schwarzes Loch, das sich im Inneren öffnet: So beschreibt eine Frau ihre Gefühlslage nach dem Sex.

Zwar mag ihre Aussage extrem erscheinen, laut einer australischen Arbeitsgruppe sind solche negativen Empfindungen aber nicht so selten wie man vielleicht glaubt – mindestens jeder Dritte hatte sie Umfragen zufolge selbst schon einmal.

Sowohl Männer als auch Frauen werden von der postkoitalen Dysphorie heimgesucht. Die einen trifft es sporadisch, andere regelmäßig.

https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/postkoitale-dysphorie-angst-unruhe-und-depressionen-nach-dem-orgasmus/

Bishamon schrieb:Drop genannt, kann sowohl Sub (Sub Drop), als auch Dom (Top Drop) betreffen.

ok, dachte ich mir aber wäre interessant diesen Aspekt näher erklärt zu bekommen.

Bisher haben wir ja nur die schönen Seiten lesen dürfen und für mich wären eben auch die negativen Empfindungen interessant.

Die postkoitale Dysphorie wurde mir tatsächlich so erklärt, wie eine Art Depression, eine Leere.

Stelle ich mir bei einem enormen Adrenalinkick umso heftiger vor.

Eya schrieb:eben auch die negativen Empfindungen interessant.

Beim Partner davor (ganz normale Beziehung) hab ich dieses Tief nach dem Sex 2,3 mal erlebt.

In meiner jetzigen Beziehung (mit BDSM Elementen) ein einziges Mal ziemlich am Anfang der Beziehung

Eya schrieb:Bisher haben wir ja nur die schönen Seiten lesen

hm ... in diesem Faden wurden in einigen Posts der Tod erwähnt.

Eya schrieb:näher erklärt zu bekommen.

man vermutet, dass es mit dem Abbau von Endorphinen zu tun hat.

Man kann dem weder vorbeugen, noch gibt es eine Behandlung dafür. Ein Aftercare kann nur die Symptome lindern und verhindern, dass man groggy mit dem eigenen Auto nachhause fährt.
Das Aftercare hängt von der persönlichen Vorliebe ab: manche mögen ein heißes Bad, andere ein Kuscheln, andere ein Gespräch und andere wollen ne zeitlang nur in Ruhe gelassen werden.

devil075 schrieb:Beim Partner davor (ganz normale Beziehung) hab ich dieses Tief nach dem Sex 2,3 mal erlebt.

In meiner jetzigen Beziehung (mit BDSM Elementen) ein einziges Mal ziemlich am Anfang der Beziehung

Ok, interessant. Waren diese Tiefs immer gleich, wenn ich fragen darf?

Bishamon schrieb:hm ... in diesem Faden wurden in einigen Posts der Tod erwähnt.

Ja, aber nicht aus Erfahrungsberichten heraus sondern aus Vorfällen die nun einmal existieren.

Auch zum zweiten Absatz. Sprichst du aus Erfahrung oder ist das jetz einfach wie bei Wikipedia, googlen kann ich auch, mir ging es drum wie es jemand empfindet. Dass mit dem Abbau habe ich ja erwähnt und dass ich mir denken kann dass das sicherlich nicht schön ist.

Eya schrieb:Ok, interessant. Waren diese Tiefs immer gleich, wenn ich fragen darf?

Beim Ex wars so, dass er mich danach in den Arm nehmen wollte und ich plötzlich die Nähe nicht ertragen konnte

Bei meinem Mann war es ungewohnt intensiv und ich fühlte mich plötzlich überfordert sodass es zum eigentlichen Sex gar nicht gekommen ist, komischerweise war da in den Arm nehmen beruhigend.

Ich kann jetzt in beiden Fällen keine fachmännische Erklärung geben, hab aber für mich sehr wohl eine