@TussineldaIch meinte nicht, dass Homosexuelle nun gerade der Blue Oyster Bar nacheifern würden. Ich habe darauf hingewiesen, dass nicht homosexuelle in den 70er oder 80er Jahren zunächst oft nur in Form dieser überzeichneten Comedy Version mit dem Thema überhaupt konfrontiert wurden und sich daher selbst bei bestem Willen noch Reste von diesem Bild, das Menschen in meiner Generation damals von Homosexuellen hatten, erhalten haben.
Und wer in den 70er oder 80er Jahren Kind war, hatte sehr oft noch Eltern, für die Homosexualität nicht etwas Selbstverständliches war, sondern eine Perversion unter vielen. Einige Straßen von meinem Zuhause entfernt wohnte ein mehr oder weniger offen homosexueller Lehrer mit seinem langjährigen Partner. Meine Eltern haben ganz normal mit ihm gesprochen und sogar Straßenfeste organisiert. Andererseits schärften sie mir ein, nicht alleine in seine Wohnung zu gehen.
Das bedeutet für mich ganz persönlich: Wenn ich Besuch erwarte und jemand kündigt an, einen Bekannten mitzubringen, der homosexuell sei, hätte ich gar nichts dagegen, würde aber im Hinterkopf ein schrilles Sakko mit Blumen erwarten, nicht jedoch zwingend eine Lederkappe.
Bis in die jüngste Zeit sind medial prominente Homosexuelle häufig schon recht schrill aufgetreten, siehe Dirk Bach etc, als hätten sie versucht, ihrem eigenen Klischee zu entsprechen.
Tatsächlich war Wovereit einer der ersten offen Homosexuellen, den ich als eher unprätentiös bezeichnen würde, dem folgten noch ne ganze Menge, bis hin zu Jens Spahn. Deren ganz seriöses Auftreten hat natürlich in erster Linie mit ihrem Beruf zu tun, sie moderieren ja nicht das Dschungelcamp, aber vielleicht auch mit einem anderen Selbstverständnis von Homosexuellen, nämlich zu wissen, dass das eigentlich kein großes Thema ist.
Andererseits: Wenn es kein Thema wäre, warum sind es dann hier 1269 Seiten?