Habt ihr was gegen Homosexualität?

kleinundgrün schrieb:Das Problem gibt es in vielen weiteren Bereichen. Ob man nun Vegetarier oder Veganer ist und sich bei der Einladung zum Grillen "outen" muss. Oder beim ersten gemeinsamen Essen mit dem neuen Partner.

Ist zwar anderes interessantes Thema aber ein guter Vergleich. Den Betroffenen wird vorgeworfen seine "abnorm" jeden auf die Nase binden zu müssen, die anderen verlangen in einer entsprechenden Situation aber eine Erklärung

nairobi schrieb:Für ihn und seine Familie war es völlig normal, häufig viel Alkohol zu trinken.

Ich bin zwar geborener Bayer, kenne diese Art von Mentalität ebenfalls. Schon als ich Jugendlicher war, gab es einige Dinge, bei denen beinahe zwingend eine gewisse "Normalität" erwartet wurde:

Zum einen der Alkoholkonsum. Es wurde mehr oder weniger erwartet, dass man gern und reichlich Bier mag und trinkt. Wer das nicht gern tat (so wie ich), galt schon mehr oder weniger als "nicht normal".

Zum anderen der relativ frühzeitige Beginn eines lebhaften heterosexuell-erotischen Lebenswandels. Wer nicht mit spätestens 15 Jahren seine ersten Freundinnen hatte, musste sich besorgte Nachfragen von der Verwandtschaft und spöttische Bemerkungen von Gleichaltrigen gefallen lassen ("Der kriegt wohl keine ab"). Als Homosexueller ohne Bedürfnis nach einer Freundin war das eine problematische Zeit. Ich hatte mich damals sehr stark zurückgezogen und ein eigenbrötlerisches Dasein gelebt, um Fragen und Bemerkungen dieser Art zu entgehen.

martenot schrieb:Zum einen der Alkoholkonsum. Es wurde mehr oder weniger erwartet, dass man gern und reichlich Bier mag und trinkt. Wer das nicht gern tat (so wie ich), galt schon mehr oder weniger als "nicht normal".

Zum anderen der relativ frühzeitige Beginn eines lebhaften heterosexuell-erotischen Lebenswandels. Wer nicht mit spätestens 15 Jahren seine ersten Freundinnen hatte, musste sich besorgte Nachfragen von der Verwandtschaft und spöttische Bemerkungen von Gleichaltrigen gefallen lassen ("Der kriegt wohl keine ab"). Als Homosexueller ohne Bedürfnis nach einer Freundin war das eine problematische Zeit. Ich hatte mich damals sehr stark zurückgezogen und ein eigenbrötlerisches Dasein gelebt, um Fragen und Bemerkungen dieser Art zu entgehen.

Das ist irgendwo schon traurig. Ich hoffe wirklich, dass sich da etwas gewandelt ist. Aber heute gibt es vielleicht andere "Vorgaben" - Dass man bestimmte Drogen konsumieren soll, um dazu zu gehören vielleicht?

Bone02943 schrieb:Das schlimme ist ja, sowas hört nie auf. Egal wen man neues kennenlernt, irgendwann gibt es wieder dieses Outing. Zumindest wenn man die Menschen nicht belügen will, mit denen man sich umgibt.

Das ist vielen nicht bewusst. Homosexualität ist nicht einfach eine sexuelle Vorliebe, die hinter verschlossenen Türen ausgelebt werden kann ohne das es andere erfahren müssen. Homosexualität ist im gesamten Leben präsent. Sei es die Einladung mit Partner zur Geburtstaglsfeier, dem Kollegen Urlaubsbilder zu zeigen, der Smalltalk über die Freizeitunternehmung des vorangegangenen Tages und zig anderen Alltäglichkeiten. Den gleichgeschlechtlichen Partner zu verheimlichen ist mit viel Verzicht, Verheimlichen und Lügen verbunden.

kleinundgrün schrieb:Das Problem gibt es in vielen weiteren Bereichen. Ob man nun Vegetarier oder Veganer ist und sich bei der Einladung zum Grillen "outen" muss. Oder beim ersten gemeinsamen Essen mit dem neuen Partner.
Oder bei bestimmten Berufen, die in einem bestimmten Umfeld mit einem sozialen Makel versehen sein können.

Diese Dinge haben Einfluss auf einzelne Aspekte, aber bei weitem nicht so umfangreich wie Homosexualität.

lmnop schrieb:Homosexualität ist im gesamten Leben präsent.

Ich habe auch sehr oft erlebt, dass das die Leute nicht verstanden haben. Allzu oft hieß es, man solle doch einfach nicht jedem auf die Nase binden, was man im Bett treibt. Dabei geht es gar nicht um sexuelle Praktiken, sondern darum, mit wem man sein Leben teilt, zusammenwohnt, gemeinsam in Urlaub fährt, sich gegenseitig im Krankenhaus besucht, etc.

Für viele scheint Homosexualität in erster Linie aus der sexuellen Komponente zu bestehen, und man denkt wohl, dass man ansonsten eigentlich doch ganz unauffällig leben könnte. Dass das aber eben nicht so einfach ist, weil eine Beziehung ja in vielen Lebensbereichen sichtbar und erkennbar ist, wenn man sie nicht verheimlichen möchte, scheinen viele nicht nachvollziehen zu können.

lmnop schrieb:Diese Dinge haben Einfluss auf einzelne Aspekte, aber bei weitem nicht so umfangreich wie Homosexualität.

Weil Sexualität einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft hat. Aber nur deswegen.
Je offener der Umgang mit Sexualität ist, desto weniger problematisch ist ein "Outing". Deswegen die Beispiele des Alltags, die weniger in den Bereich "Tabuthema" gehen.

nairobi schrieb:Das ist irgendwo schon traurig. Ich hoffe wirklich, dass sich da etwas gewandelt ist.

Ja, das ist wirklich traurig. Aber du hast ja schon alleine nur durch eine Fernsehsendung Männer die für Umbauten und Häusereinrichtung zuständig sind, als schwul identifiziert. Vielleicht mal an die eigene Nase fassen.

martenot schrieb:Zum einen der Alkoholkonsum. Es wurde mehr oder weniger erwartet, dass man gern und reichlich Bier mag und trinkt. Wer das nicht gern tat (so wie ich), galt schon mehr oder weniger als "nicht normal".

Wir Franken haben eh das beste Bier. :D Zum Glück wurde das von mir nie erwartet, weil vielleicht Frau. Männer müssen anscheinend immer irgendwas beweisen.

martenot schrieb:Zum anderen der relativ frühzeitige Beginn eines lebhaften heterosexuell-erotischen Lebenswandels. Wer nicht mit spätestens 15 Jahren seine ersten Freundinnen hatte, musste sich besorgte Nachfragen von der Verwandtschaft und spöttische Bemerkungen von Gleichaltrigen gefallen lassen ("Der kriegt wohl keine ab").

Das geht eigentlich gar nicht. Aber ganz ehrlich, ich bekam mit 15 auch keinen ab. :D Ich glaube Frauen sind da eher außen vor, weil vielleicht nicht so viel erwartet wird. Oder es wird/wurde erwartet, dass sie brav und keusch sind bis der richtige auftaucht. Ach ja, alles kompliziert, wenn es nicht so einfach wäre und man jeden Menschen so leben lassen würde, wie er es sich für sich und seinen Partner entscheidet.

Ich weiß jetzt nicht mehr, wer es ansprach aber ich finde es auch erschreckend, dass man sich im Jahre 2021 immer noch verstecken muss, nur weil man nicht irgendeiner "Norm" entspricht. Es ist doch völlig egal ob ein Mann Männer liebt und eine Frau Frauen und eine Frau Männer oder irgendwas dazwischen. Das geht doch niemanden was an. Es ist einfach nur müßig.

Carietta schrieb:Ich glaube Frauen sind da eher außen vor, weil vielleicht nicht so viel erwartet wird.

Mein Eindruck als Jugendlicher war, dass die erwähnten Erwartungen eben deswegen an mich gerichtet waren, weil ich ein Junge war. Ein Junge hatte anscheinend so zu sein, zumindest zu der Zeit, zu der ich jugendlich gewesen bin. Da galt es als kernig und urig, wenn man frühzeitig angefangen hat, sich in einer Stammtischrunde zu integrieren, mit reichlich Bierkonsum (der Gesundheitsaspekt hatte damals einen niedrigen Stellenwert). Und man hat von jungen Männern mehr oder weniger erwartet, dass sie auch recht früh sexuell aktiv werden - sonst hieß es gleich "mit dem stimmt was nicht." Im Gegensatz dazu sollten die jungen Mädchen eher züchtig-verschämt bleiben, um nicht in den Ruf sexueller Zügellosigkeit zu geraten.

ich hatte damals die Mädchen beneidet, weil von ihnen nicht erwartet wurde, dass sie anfangen sollten, das andere Geschlecht anzubaggern. Der Erwartungsdruck hatte mich stark belastet, weil ich eben wusste, dass ich es weder kann noch will. Selbst meine Mutter musste damals gegenüber der Verwandtschaft Ausreden parat haben, warum der Sohn immer noch keine Freundin hat ("Der Junge lernt viel für die Schule, der hat keine Zeit").

Carietta schrieb:Ja, das ist wirklich traurig. Aber du hast ja schon alleine nur durch eine Fernsehsendung Männer die für Umbauten und Häusereinrichtung zuständig sind, als schwul identifiziert. Vielleicht mal an die eigene Nase fassen.

Das hast Du wahrscheinlich im Alltagsheldenthread gelesen.
Nun, in der betreffenden Fernsehserie ist das so gewesen. Immer, wenn ich das mitbekommen hatte.
Beim letzten Mal war es nicht so. Da war es ein Pärchen Mann/Frau.
Ich bekomme das aber auch nur gelegentlich mit und kann daher nicht mit einer Statistik dienen, freiwillig schaue ich mir solche Soaps nicht an.

Der Bruder meines Freundes und sein Mann haben aber definitiv auch ein "Händchen" für Ausstattung/Einrichtung. Ihr Haus ist wunderschön eingerichtet, geradezu perfekt. Desgleichen der Garten. Top! Der Ehemann ist allerdings auch Gärtner.
Da stimmt jedes Detail.

nairobi schrieb:Der Bruder meines Freundes und sein Mann haben aber definitiv auch ein "Händchen" für Ausstattung/Einrichtung. Ihr Haus ist wunderschön eingerichtet, geradezu perfekt. Desgleichen der Garten.

Da gibt es viele - ich gehöre allerdings (leider) nicht in diese Kategorie. Meine Wohnung ist pragmatisch eingerichtet. Meine kreativen Interessen finden sich eher im Bereich Kultur. Ich liebe es, in Museen, Ausstellungen, Theater und Konzerte zu gehen.

martenot schrieb:Da gibt es viele - ich gehöre allerdings (leider) nicht in diese Kategorie. Meine Wohnung ist pragmatisch eingerichtet. Meine kreativen Interessen finden sich eher im Bereich Kultur. Ich liebe es, in Museen, Ausstellungen, Theater und Konzerte zu gehen.

Kleiner Tip.... Dan Flavin, man kann da viel machen wenn man beides haben möchte..... ein paar farbige Neonröhren und Augenkino die ganze Nacht :-)

https://www.google.com/search?q=Dan+Flavin&sxsrf=ALeKk02SpcYNT1KevFD3rUiUUabsMovdeQ:1615382758324&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=2ahUKEwjAnvHb6aXvAhVsmIsKHStjCi0Q_AUoAXoECAoQAw&biw=2477&bih=1302

Pergamon schrieb:Dan Flavin, man kann da viel machen wenn man beides haben möchte.

Gute Idee.... von ihm hatte ich mal eine Ausstellung in München gesehen...

martenot schrieb:Gute Idee.... von ihm hatte ich mal eine Ausstellung in München gesehen...

Ich auch :-) , ich hatte dann tatsächlich in dem Altbauflur meiner Wohnung später nur noch 3 Paare farbige Neonröhren, es gab nur bauliche Schattengeber trotzdem, wenn man sich Zeit genommen hat, unglaublich was da an Farbspielen passiert ist... LG

martenot schrieb:Meine kreativen Interessen finden sich eher im Bereich Kultur. Ich liebe es, in Museen, Ausstellungen, Theater und Konzerte zu gehen.

Oh wie schön, das ist, was ich auch sehr liebe und zur Zeit ein wenig vermisse!
Das Schauspiel und Theater lieben die beiden auch total, sie treten sogar auch selbst künstlerisch auf (bei Corona geht das natürlich nicht 😭). Sie haben einen riesigen Kostümfundus und Schminke, Perücken und alles, was dazu gehört, und zu ihren Freunden gehören auch einige Prominente. Der eine ist auch als Magier aufgetreten usw. Zum Teil auch für einen guten Zweck.

nairobi schrieb:sie treten sogar auch selbst künstlerisch auf

Das habe ich auch schon gemacht, allerdings leider bisher nur sporadisch im Amateurtheaterbereich. Würde eigentlich gern in Zukunft mehr in diese Richtung aktiv werden. Einen Kostümfundus habe ich nicht, die Kostüme waren immer Eigentum des jeweiliigen Theater-Ensembles.

Jedenfalls: in derlei Hinsicht bin ich schon irgendwie typisch: kulturinteressiert, aber mit zwei "linken Händen", was Fußball und andere typische Männer-Interessen betrifft.

martenot schrieb:aber mit zwei "linken Händen"

Gibts auch zur Genüge bei Heten, keine Sorge

ich möchte vor Coca Cola Werbung warnen:

Coca-Cola’s same-sex couple ads are ‘mentally, emotionally and morally damaging’, Hungarian authorities rule

zu einer Geldstrafe verdonnert:

Hungarian media reports that the company has now been issued a fine over the adverts, because of alleged violations of the country’s advertising laws.

https://www.pinknews.co.uk/2019/10/16/coca-cola-ads-same-sex-couples-morally-damaging-hungary/

Bitte nur angucken, wenn ihr unbedingt müsst. das ist nichts für schwache Nerven:

Spoiler

@Bishamon

Dann geht in Ungarn als Cola-Ersatz wohl nur Kaffee.

@Bishamon
Puhhh, jetzt hast du mir aber kurz Angst gemacht, hab grad bei „Ungarn“ nichts kapiert. :D

@Infidel

Danke, dass wenigsten Du einigermaßen vernünftige Fragen formuliert hattest ohne gleich unterschwellig irgendwas zu unterstellen. So kann man durchhaus nachhacken, dass ist völlig ok, aber was die anderen sich hier teilweise rausnehmen ist schon echt übel. Auch Danke an die, die sich geäussert hatten, dass man sehrwohl nachvollziehen kann um was es mir geht.

Ich habe auf die Sperrung hin mit meinen schwulem Kindheitsfreund telefoniert, weil Ihr mich echt fertig gemacht habt. Er hat das Ganze gelesen und meinte: "Lass Dich doch von diesen Trollen nicht anmachen". Du bist ne ganz herzliche und alles andere als Intollerant. Erinner Dich lieber mal daran, Du warst damals die einzige aus dem altem Freundeskreis die nach meinem comingout zu mir gehalten hat. Das hatte ich schon vergessen, weil das für mich selbstverständlich war.

Jetzt sag ich es Euch noch ein aller letztes Mal. Ich versuche selber zu verstehen, warum ich (nochdazu ausgerechnet ich) solche Assoziation habe. Ich hab und such mir dass nicht aus. Ihr könnt also Eure versteckten und offen Unterstellungen ... macht damit was Ihr wollt und wann Ihr wollt. Das ist eine Oberfrechheit sowas. Und ich garantiere Euch auch nicht im Sinne von Homosexuellen. Jemanden dermaßen zu dissen, der sich diesem Thema offen stellt. OH doch, Eure Antworten und Fragen waren unterschwellig und angreifend. Solch sogenannte "Sachlichkeit" ist schlicht nur suptile Agression. Was mir nun auch andere Leute bestätigt haben, die diesen Ablauf nun auch gelesen haben. Wie in einem Verhör oder vor einem Tribunal... Krass, wirklich krass. Mir wude sogar geraten mich hier wieder abzumelden.

So und nun, schreibt Euch um Kopf und Kragen und pflückt das ausseinander, wie es Euch in den Kram passt.