natü schrieb:Ich stimme dir auch darin zu, dass Geschlechtsempfinden und geschlechtliche Orientierung nicht deckungsgleich sind und bei jedem einzelnen anders ausgeprägt sind. Darum ist die Geschlechtsorientierung auch eine Aufgabe der Charakterbildung und Einbindung in die Gesellschaft. Warum nicht die Zielvorgabe akzeptieren, die die Natur schon vorgibt? Wenn die Identifikation mit dem eigenen Geschlecht nicht befriedigend gelingt, hat jeder die Freiheit, diese Sexualität nicht auszuüben.
Transsexualität als bewusste Entscheidung kann ich darum nicht nachvollziehen. Schließlich ist uns auch anderes im Leben vorgegeben, gegen das wir uns nicht mit bloßem Willen aufbäumen können.
Verstehe das Folgende bitte nicht als einen Versuch dich von etwas überzeugen zu wollen, sondern vielmehr als Darstellung, wie ich die heutige Sicht der Psychologen und Biologen verstanden habe:
Wir haben unter anderem Geschlechtsorgane oder den Hormonhaushalt als mechanische Elemente, die man im Körper selbst findet.
Im psychischen haben wir auf der einen Seite die Geschlechtsidentität oder das Geschlechtszugehörigkeitsgefühl und auf der anderen Seite die sexuelle Orientierung bzw. unsere sexuellen Triebe.
Bei einer beliebig gewählten Person sieht man von außen nun diese Dinge miteinander interagieren, so dass man sie als im ersten Moment als geschlossenen und in sich zusammenhängendes System beobachtet.
Die Psychologie und Neurobiologie hat aber schon vor Jahrzehnten damit begonnen, diese Einzelteile für sich zu betrachten. Und auch wenn es zwischenzeitlich diverse Versuche gab das Gegenteil zu zeigen, so ist man momentan an einem Punkt angekommen, wo man konkret formuliert, dass diese Einzelteile erst einmal strikt zu trennen sind, wenn man einem konkreten Problem auf die Spur kommen will.
Konkret gesprochen lassen sich dann Sätze wie "Ein Penis macht noch keinen Mann." bzw. "Wer wie ein Mann aussieht, muss sich nicht wie einer fühlen." und "Ein Mann liebt nicht automatisch nur Frauen.".
Andersherum lassen sich auch Fragen stellen, wie "Wenn ein Mann seinen Penis verliert, hört er dann plötzlich auf ein Mann zu sein oder sich wie ein Mann zu fühlen?"
Schlussendlich arbeiten die Einzelteile des Körper und der Psyche schon irgendwie zusammen, aber sie sind doch separate Einzelteile, die auch für sich allein Fehler aufweisen können und dann einer Reparatur bedürfen.
Und mit dieser Erläuterung möchte ich weder Weltbilder zum Einsturz bringen, noch jemandem erzählen er läge falsch.
Das Problem ist verdammt komplex und da muss ich genauso aufpassen, dass ich neue Erkenntnisse nicht verpasse und überhaupt hinterher komme, um wenigstens ansatzweise zu verstehen, wie das nun im Ganzen funktioniert.
Mir ist aber auch bewusst, dass momentan noch manches im Dunkeln liegt und ich bin gespannt, wo wir bei diesen Themen in 20-30 Jahren sein werden.
Gute Vorarbeit wurde in den letzten Jahrzehnten auf jeden Fall geleistet.
