Postmortem Fotografie

Ich finde die Bilder leider mehr traurig als schön.

Ich finde es allerdingsschön das die angehörigen damals ein Andenken an den verstorbenen hatten.
Gerade die Bilder der kleinen Kindern stimmen mich unendlich traurig :(

Samnang schrieb:PM kleines Mädchen um 1900- mit ungewöhnlicher "Aufbahrung"

ich finde die Aufbahrung eher nicht als ungewöhnlich, sie entspricht den Riten der Zeit.

Als ungewöhnlich empfinde ich den Zustand des Bildes, das man nachträglich so eine Art Tisch oder Podest unter den Sarg gezeichnet hat. Was mag wohl der Grund gewesen sein, es derart zu verunstalten.

Samnang schrieb:Dead or Dying baby circa 1860
hier hingegen , weniger friedllich--

Das erste ist wohl ein Pre-Mortem-Foto (die ich persoenlich tausendmal schlimmer finde als PM!), die Haende sind eindeutig in Bewegung.

Um nochmal zu den siamesischen Zwillingen zu kommen: Es ist richtig, dass diese beiden Maedels existiert haben, aber ich halte das Foto trotzdem nicht fuer ein PM, sondern fuer eine Nachbildung der beiden, also doch Puppen.

Streuselchen schrieb:Ich finde es allerdingsschön das die angehörigen damals ein Andenken an den verstorbenen hatten

Mittlerweile kommt diese Tradition wieder auf! Es gibt Fotografen, die es extra anbieten, es wurde hier auch ein Link gepostet, in dem die Gruende dafuer sehr gut nachvollziehbar erklaert wurden, und die Bestatter fragen ueblicherweise, ob man ein Foto von dem aufgebahrten Verstorbenen haben moechte.

@Alarmi

Okay das wäre aber garnichts für mich.
Ich würde den verstorbenen dann doch lieber lebendig in Erinnerung behalten.
Und ich habe Gott sei Dank viele Fotos von den Menschen, die mir nahe stehen.

Trotzdem, wer so seine trauer leichter überwälltigen kann oder so ein Bild für sich brauch, für den freue ich mich, das das auch wieder angeboten wird.

Streuselchen schrieb:Ich würde den verstorbenen dann doch lieber lebendig in Erinnerung behalten.

Genau das hoeren die Fotografen auch oft. :) Dagegen haben sie das Argument, dass der Tod eben nicht das Ende eines Lebens ist, sondern die Abrundung einer Persoenlichkeit. Im Tod hat das Gesicht einen reinen, entspannten Ausdruck, den es so vorher nie hatte. Oft hilft es auch, den Tod zu begreifen, wenn man ein solches Foto hat. Fuer viele ist der Tod eines Angehoerigen oft irgendwie noch Wochen nach der doch eher abstrakten Beerdigung noch irreal - und ich muss sagen, das kann ich aus Erfahrung bestaetigen! Es hilft bei der Trauerverarbeitung ungemein, wenn man den Toten gesehen hat!

@Alarmi

Mag sein :(
Aber ich würde die Menschen die mir nahe stehen niemals tot sehen müssen.
Weder direkt vor, noch auf Fotos. Aber wem sowas hilft, der sollte das natürlich auch in Anspruch nehmen.

Ich meine, ich habe mich ja hier ein wenig durch die Bilder geklickt.
Aber es waren nur ganz wenige Fotos dabei wo mir nicht flau im Magen wurde.
Und das waren dann nur die Fotos bei denen die Menschen aussahen,als würden sie noch schlafen.
Ob das dann bei der trauerbewälltigung hilft, ich weiss nicht.

Ich finde auch einige Bilder eher unangebracht.
Wie zum Beispiel das lebende geschwister Kind neben das tote zu stellen.
Sicher damals war eine andere Zeit und man ging anders mit dem Tot um aber ich würde das nicht wollen. Auch wenn das Geschwister Kind sicher unter dem tragischen verlust gelitten haben muss, aber es dann noch daneben stellen?
Wie gesagt, für mich wäre das nichts, aber auch sicher nur weil ich vieles einfach nur nicht nachvollziehen kann

Streuselchen schrieb:Aber ich würde die Menschen die mir nahe stehen niemals tot sehen müssen.
Weder direkt vor, noch auf Fotos.

Ich vermute, Du hast grosse Angst vor dem Tod, kann das sein?

Als meine Oma gestorben ist, war ich dabei, konnte sie noch einmal streicheln und mich verabschieden. Es hat mir unheimlich geholfen, und ich habe seitdem sehr viel Angst vor dem Sterben verloren.

Meine andere Oma und meinen Opa habe ich nicht tot gesehen, und manchmal habe ich immer noch Probleme, zu akzeptieren, dass sie tot sind.

Streuselchen schrieb:Auch wenn das Geschwister Kind sicher unter dem tragischen verlust gelitten haben muss, aber es dann noch daneben stellen?

Naja....damals lag die Kindersterblichkeit bei 50%....da war es nicht ein so grosses Drama wie heute, wenn man ein Kind verloren hat, es war eher ein Gluecksspiel wenn eins ueberlebt hat!

@Alarmi

Ich habe absolut garkeine Angst vor dem Tot. Jedenfalls nicht wenn es den Meinigen betrifft.

ich möchte nur nicht meine Familie tot vor mir liegen sehen. Das ist alles.

Alarmi schrieb:Naja....damals lag die Kindersterblichkeit bei 50%....da war es nicht ein so grosses Drama wie heute, wenn man ein Kind verloren hat, es war eher ein Gluecksspiel wenn eins ueberlebt hat!

Wenn das nicht so ein Drama war, verstehe ich die Foto macherei nicht. :-O

Streuselchen schrieb:ich möchte nur nicht meine Familie tot vor mir liegen sehen. Das ist alles.

Wollen tut das keiner. Aber m.E. ist es wichtig, sich nach dem Tod verabschieden und begreifen zu koennen. Es ist weit schwieriger, wenn eine Person ploetzlich einfach weg ist.

Streuselchen schrieb:Wenn das nicht so ein Drama war, verstehe ich die Foto macherei nicht.

Man wollte sich eben einfach erinnern! Zeigen, dass das Kind da war. Die Geschwister waren durch solche Fotos sicherlich nicht traumatisiert.

Damals waren Fotos etwas besonderes. Sehr teuer und zeitaufwendig.
Portraits von den Kindern usw. wurden sehr selten und nur zu besonderen Anlässen gemacht.
Daher waren postmortem Fotos oft die einzige Gelegenheit, seine Liebsten im Bild festzuhalten.

Mir läuft ein schauder über den Rücken...
Mit sowas wäre ich nicht einverstanden, meine Familie soll mich anderst in Erinnerung halten, als eine leblose Hülle auf einer Fotografie.

doh schrieb:meine Familie soll mich anderst in Erinnerung halten, als eine leblose Hülle auf einer Fotografie.

Das wird sie sicherlich auch. Aber auch wenn Du tot bist, bist Du doch immer noch Du selbst...es ist bloss keiner zu Hause. ;) So habe ich es jedenfalls erlebt, als meine Oma gestorben ist, und ich habe sicherlich nicht nur Erinnerungen an sie in dem Moment in dem sie tot war.

@Alarmi
vllt macht es mir auch einfach Angst :)

@doh
Das wird es sein. :) Im Grunde kann Dir sowieso wurscht sein, was mit Dir nach Deinem Tod passiert, Du wirst nichts davon merken! ;)

Ogur schrieb:Damals waren Fotos etwas besonderes. Sehr teuer und zeitaufwendig.
Portraits von den Kindern usw. wurden sehr selten und nur zu besonderen Anlässen gemacht.
Daher waren postmortem Fotos oft die einzige Gelegenheit, seine Liebsten im Bild festzuhalten.

finde ich persönlich ja auch in Ordnung wenn man das früher so gemacht hat.
Aber heute muss das eigentlich nun wirklich aus kostengründen nicht mehr sein.
Wieviel kostet ein Foto heute? 7 Cent?
Ich denke in der heutigen Zeit steckt dann mehr dahinter, ich kann leider nur nicht nachvollziehen was.
Ein Foto von einem Toten ist nicht unbedingt das was ich mir an die Wand hängen würde.
Dann lieber 50 von den zeiten, an dem er noch gelebt hat.

@SmokeyEyes

Um mal einen Fotografen zu zitieren, der es anbietet:

Viele Angehörige wehren zunächst ab, wenn dienstleistungsorientierte Bestatter sie auf die Möglichkeit
hinweisen, durch professionelle Fotografen wie Kreuels ein letztes Porträt erstellen zu lassen. Sie weisen
darauf hin, dass sie den Verstorbenen lieber so in Erinnerung behalten möchten, wie sie ihn zu Lebzeiten
gekannt haben. Das erscheint zunächst verständlich, doch ist das „letzte Porträt“ weitaus mehr als nur das
Festhalten eines allerletzten Momentes. Im Augenblick des Todes bekommt das menschliche Gesicht oft
einen Ausdruck, den es in dieser reinen Form zu Lebzeiten nie hatte. Alles Sinnen und Trachten, alles
Irren und Sehnen, jede Last und Sorge wird im Augenblick des Todes abgestreift. Es bleibt der reine,
geklärte Ausdruck als Abbild des inneren Wesens eines Menschen. Insofern versteht Kreuels das letzte
Bildnis nicht als Ersatz, sondern als Abrundung der persönlichen Erinnerung. Doch ein weiterer Aspekt
kommt hinzu: Viele Menschen möchten es nicht wahrhaben, dass sie Lebenspartner, Elternteil oder auch
ein Kind wirklich verloren haben. Die Bestattung bleibt manchmal merkwürdig abstrakt, das Erlebnis des
Todes eines Angehörigen wird oft noch Wochen später als irreal empfunden. Das letzte Porträt hilft
vielen Menschen, das Geschehene zu akzeptieren und den Abschied zu verarbeiten. Von einigen
Angehörigen und auch aus eigener Erfahrung weiß Kreuels, der vor einiger Zeit selbst seine Frau verloren
hat, dass ein Porträt die Zwiesprache mit dem verstorbenen Menschen erleichtern kann.

Ist es jetzt eher nachvollziehbar?
An die Wand haengen wird sich das Foto sicherlich niemand!

@Alarmi

Für mich persönlich nicht.
Ich möchte den Menschen den ich so sehr liebte nicht mit einem Gesichtsausdruck sehen, den ich vorher nie sah. Ein leerer toter Gesichtsausdruck.
In meinem Leben sind schon mein Onkel und meine Tante verstorben.
Ich war auf der Beerdigung meiner Tante, die von meinem Onkel- war ich noch zu klein.

Auf jedenfall musste ich natürlich auch bitter böse weinen und die Tage vor der Beerdigung waren auch schwer begreiflich für mich. Da wollte ich auch nicht wahr haben, das sie einfach nicht mehr anrufen wird, oder vorbeikommen wird, oder gerade die Blumen schneidet wenn wir ankommen.
Allerdings kam dann die Beerdigung und da konnte ich dann Abschied nehmen. Dort begriff ich das sie nicht mehr zurück kommen wird und nicht mehr sein wird außer in meinem Herzen.
Zu sehen wie die Urne in das Grab wandert ,hat mich einfach begreifen lassen.

Und ich hätte mir im Leben nicht gewünscht sie tot nochmal zu sehen.
Sie war eine wunderschöne Frau mit viel Energie im Leben, sie versprühte Kraft und Freude.
Sie tot zu sehen, hätte mein komplettes Bild von ihr verändert.

Verstehst du was ICH meine? ;)