Postmortem Fotografie

@Alarmi

hey, ich erkenne die Schilderung, kann es sein, das Du oder jemand aus Deiner Familie an anderer Stelle schon darüber geschrieben hat.
Vielleicht auch nur ein Zufall ?
Denn so etwas geschieht tatsächlich häufiger, das im Rahmen der Abschiednahme von Angehörigen Äußerlichkeiten am Verstorbenen geändert, "nachgebessert" werden.

Es ist für den Betreffenden wichtiger Bestanteil des Abschiedsrituals, das Bedürfnis etwas letztes persönliches für den Verstorbenen zu tun.

Irgendwie ist es doch sonderbar und doch wieder nicht. Als Kind sieht man einen Toten mit ganz anderen Augen und nimmt den Tod viel selbstverständlicher hin. Das liegt auch daran das ein Kind ungezwungener, aber vielleicht auch naiver seinem Umfeld gegenübersteht.

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich ein Kind so im Alter von ca. 8 Jahren war. Wenn wir Dorfkinder erfuhren, daß im Leichenhäuschen (so wurde es damals genannt ) ein Verstorbener aufgebahrt ist, waren wir als erster zur Stelle, um uns den Toten anzusehn. Wir dachten uns nichts dabei und es war einfach so. Ich machte mir auch keine große Gedanken um den Toten. Er war einfach gestorben.

Umso älter man wird umso mehr setzt man sich mit dem Tod auseinander und sieht alles mit anderen Augen. Es ist wahrscheinlich dieses Wissen, daß dies das "endgültige Weggehen" bedeutet, der endgültige Abschied vom irdischen Leben.

Ich persönlich habe meine aufgebahrte Mutter im Sarg gesehn. Sie war nicht entstellt oder dergleichen. Und trotzdem habe ich dieses Bild immer noch vor meinen Augen, obwohl es jetzt über 20 Jahre zurück liegt. Schon allein das Wissen, daß sie tot war, macht es nicht leichter auch wenn sie aussah, als würde sie schlafen. Ich hätte niemals ein Foto davon besitzen wollen.

@cute_lenore
Soweit ich weiss hat die betroffene Familie diese Geschichte auf der Gedenkseite der Tochter ins Internet gesetzt. Hier habe ich jedenfalls nicht davon gesprochen (vielleicht truegt mich meine Erinnerung aber auch!).

Bei diesem Bild ist man sich nicht sicher, ob es ein pre-mortem oder post-mortem Foto ist, jedenfalls zeigt es ein sehr hübsches Mädchen in einem "Korbsessel". Das Foto ist anscheinend aus 1900. Ich habe es aus dem Thanatos-Archive, bin mir aber nicht sicher, ob es echt ist...

Liebe Grüße
Luma30

@Luma30
Also ich tippe auf pre! Die Augen sind zu fokusiert, aber ich kann mich taeuschen.

Original anzeigen (0,2 MB)passend zu meinem letzten Beitrag, Veränderungen als Bestandteil des Abschiedsrituals,

aus den USA;
Monica, die junge Frau kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
Auf diesem Bild aufgebahrt Bild in Kleidung, welche die Eltern Ihr ausgesucht hatten.

Ihre Freundinnen waren der Meinung, daß dieser Dress nicht wirklich zu Monica passte, sie sicher etwas anderes gewollt hätte.
Zum Beispiel das neue Kleid, welches sie sich kurz vor ihrem Tod gekauft hatte.

... Die Eltern waren damit einverstanden. Die Freundinnen selber zogen Monica also noch einmal um, das besagte Kleid.

Hier das zweite Foto, aufgenommen während der Trauerfeier, kurz vor Schließen des Sarges.

@cute_lenore
mein gott..so ein junges hübsches Ding..

@darkylein

leider und das führt uns dieser auch Threat vor Augen, müssen auch immer wieder junge (schöne) Menschen in der Blüte ihrer Jahre gehen.

Hübsch und schön, wenn man es so bewertet sind sicher viele der jung Verstorbenen und Kinder auf den alten Fotos auch. Nur waren die technischen Mittel noch sehr begrenzt, den Abgelichteten vorteilhafter oder in einer Qualität als würde man direkt vor Ihm stehen, darzustellen.

Ihre Schönheit erschließt sich Jahrzehnte später dem Betrachter nur nicht mehr im vollen Umfang.

@cute_lenore
ja natürlich sind hier die meisten Fotos sehr schön..aber dieses wirkt so modern und hat mich irgendwie sehr bewegt.

@darkylein
Alexander Solschenizyns Beerdigung, 2008 in Moskau.


die modernen Fotos bewegen weil sie gegenwärtig sind, der Tot gerade erst passiert ist und wenn es sich um Bilder von der Beisetzung eines Prominenten handelt, wie oben, dann haben wir ihn vielleicht auch des öfteren in den Medien lebend gesehen.

Die Distanz so wie zu den alten Fotos aus längst vergangenen Zeiten, Zeiten zu denen keiner von uns mehr einen Bezug hat lässt sich für den Betrachter nicht mehr wahren.

Dieser Tot ist in der unmittelbaren Gegenwart oder nahen Vergangenheit geschehen, zu der wir einen Bezug haben, weil wir selber in diese Zeit gehören.
Letztlich werden wir dadurch mit unserer eigenen Endlichkeit konfrontiert

@Samnang
S.112 Dead or Dying ca. 1860
Das Kind hat ein sogenanntes hypokratisches Gesicht, das viele Sterbende (manchmal schon Tage vorher) haben. Der Ausdruck verschwindet nach dem Tod. Erschreckend ist hier vielleicht der ergebene, wissende Ausdruck. Dennoch finde ich den Blick friedlich.

@Alarmi
Es stimmt. Tote sind nicht nur eine Hülle. Der Tod ist der Abschluss eines Lebens, also warum soll man davon kein Foto machen?!

@SmokeyEyes
Nicht immer ist die Beerdigung ausreichend, den Tod eines nahestehenden Menschen zu begreifen.
Habe mit 16 Jahren meinen Vater nach langer Krankheit verloren. Hatte die Gelegenheit ihn noch mal anzusehen. Ich habe es nicht getan, da ich irgend wie Angst vor der Endgültigkeit hatte. Er sah im Schlaf schon oft so aus, als sei er tot. Sein Atem war lautlos.
Nein, ich wollte ihn nicht sehen!!!!!
Das Ergebnis war, dass ich ständig das Gefühl hatte, das er nur scheintot war, als er beerdigt wurde. Ich träumte sehr oft, wie er an seinem Sarg kratzt. Das ging jahrelang so. Es wäre gut gewesen, wenigstens ein PM-Foto gehabt zu haben.

@cute_lenore
Merkwürdig. Ich habe keine Distanz zu den alten Fotos. Sie sind für mich vom Empfinden her genauso aktuell, wie die "neuen" Fotos.

P.S. 17.41h
......um den Tod meines Vater bewusst aufzunehmen und zu verarbeiten.

Erlkönigin schrieb:Das Ergebnis war, dass ich ständig das Gefühl hatte, das er nur scheintot war, als er beerdigt wurde. Ich träumte sehr oft, wie er an seinem Sarg kratzt. Das ging jahrelang so. Es wäre gut gewesen, wenigstens ein PM-Foto gehabt zu haben.

Das ist genau das, worauf ich hinaus wollte.

@Erlkönigin

Mag sein, mir erging es nicht so.
Ich konnte mit der Beerdigung auch abschließen.


Ich habe gerade versucht ein schönes Postmortem Foto zu finden, allerdings wurde mir etwas anders als ich die gebündelte Fassung von 700 Fotos auf einmal sehen musste.
Das Thema ist hier eindeutig nichts für mich :/

Ich wünsche euch allen aber noch viel Spaß beim Diskutieren, rätseln und anschauen :)

@SmokeyEyes
ich persönlich respektiere das.
Diese Thema, der differenzierte Umgang damit ist wirklich nicht jedermanns Sache.

Danke Dir trotzdem für Deine bishier hin angenehme Teilnahme an der Diskussion. ;)

Ich habe gerade den erste Link in diesem Thread angeklickt und mir die Fotos angeschaut. Es hat mich, zugegeben, für ein paar Minuten aus der Bahn geworfen.
Ich bin selbst Vater von zwei Töchtern und diese Fotos haben mir extrem vor Augen geführt, dass es wohl nichts schlimmeres geben kann, als die eigenen Kinder zu verlieren.
Die Eltern der verstorbenen Kinder müssen sehr gelitten haben. Es war wohl Brauch, diese letzten Erinnerungsfotos zu machen. Aus heutiger Sicht sicher Makaber, aber damals wohl Gang und Gebe. Ich denke, es ist nicht grausamer als den Leichnam vor den Augen der Angehörigen zu verbuddeln.
Besonders makaber finde ich aber, dass einige Kinder mit offenen Augen abgelichtet werden. Da dreht sich mir alles um.

Ich hoffe, es bleibt bei einem makaberen Brauch aus der Vergangenheit...

Kukulkan

Kukulkan schrieb:Die Eltern der verstorbenen Kinder müssen sehr gelitten haben.

Nicht so sehr wie sie heute leiden wuerden. Damals hat praktisch jede Familie ein oder mehrere Kinder verloren, es war normal.

Kukulkan schrieb:Besonders makaber finde ich aber, dass einige Kinder mit offenen Augen abgelichtet werden. Da dreht sich mir alles um.

Viele dieser Fotos finde ich auch sehr gruselig. Allerdings hat das einfach damit zu tun, dass man die Leute so lebendig wie moeglich darstellen wollte. Bei heutiger PM-Fotografie (der Brauch lebt langsam wieder auf) wird das nicht gemacht.