Selbstjustiz im folgenden Fall?

@Pika
Ich rede nicht von Doktorspielen o.ä.

Okay, damit es deutlicher wird ein konkretes Fallbeispiel, mit dem ich beruflich konfrontiert war:

Mutmaßlicher Täter 13 Jahre alt und eigentlich noch sehr kindlich; mutmaßliches Opfer 11 Jahre alt.
Beide stark lernbehindert, aber durchaus in der Lage zu erfassen, was da passiert ist.

Man muss davon ausgehen, dass der Dreizehnjährige den Elfjährigen zum Analverkehr gezwungen hat.

Wie würdest du an Stelle der Eltern des Opfers handeln?

@raitoningu
Oh. Echt..naja, ekelig? Verstörend? Ich weiß nicht, wie ich den Fall nennen soll. :D

Grausam ist es auf jeden Fall, keine Frage. Er ist dreizehn Jahre alt und du selbst sagst, er ist noch kindlich. Einfach so wird er ihn nicht vergewaltigt haben. Einerseits wegen Macht, andererseits sicher auch wegen der Lust. Beides nicht in Ordnung und ich sehe da auch keinen Unterschied.

Aber ich sehe einen Unterschied zwischen einem dreizehnjährigen Hosenscheisser, der meinen Sohn vergewaltigt hat und einen erwachsenen Mann.

Ich denke, wären paar Jahre mehr im Spiel, könnte ich noch anders denken.

raitoningu schrieb:Wie würdest du an Stelle der Eltern des Opfers handeln?

Polizei rufen. Ich habe mein Kind verloren, oder eben einen Sohn der grausam verletzt wurde. Soll ich das anderen Eltern auch antun? Nein, denen erspar ich das dann.

@Pika

Pika schrieb:Oh. Echt..naja, ekelig? Verstörend? Ich weiß nicht, wie ich den Fall nennen soll. :D

Ja, leider echt. Und verstörend war das auf jeden Fall; ich hab auch ne Weile überlegt, ob ich es schreiben soll.

Pika schrieb:Grausam ist es auf jeden Fall, keine Frage. Er ist dreizehn Jahre alt und du selbst sagst, er ist noch kindlich. Einfach so wird er ihn nicht vergewaltigt haben. Einerseits wegen Macht, andererseits sicher auch wegen der Lust. Beides nicht in Ordnung und ich sehe da auch keinen Unterschied.

Da ging es eindeutig nur um Macht.

Pika schrieb:Aber ich sehe einen Unterschied zwischen einem dreizehnjährigen Hosenscheisser, der meinen Sohn vergewaltigt hat und einen erwachsenen Mann.

Das wollte ich wissen.
Wobei ich das in deinem Fall sowieso vermutet hätte, schon von der Berufswahl her.

Pika schrieb:Polizei rufen. Ich habe mein Kind verloren, oder eben einen Sohn der grausam verletzt wurde. Soll ich das anderen Eltern auch antun? Nein, denen erspar ich das dann.

Mit 13 ist man allerdings noch nicht strafmündig.
Aber die Einstellung finde ich gut. :)

@raitoningu

raitoningu schrieb:ich hab auch ne Weile überlegt, ob ich es schreiben soll.

Nein, das ist schon gut so. Die Welt besteht nicht nur aus rosaroten Erdbeeren und süßen Welpen. Ich finde, man sollte alle Facetten der Welt kennenlernen.

raitoningu schrieb:Wobei ich das in deinem Fall sowieso vermutet hätte, schon von der Berufswahl her.

Ich denke, da hat meine Berufswahl weniger eine Rolle. Ich bin ja selbst nicht wesentlich älter und kann grob gesagt das Denken und Handelns eines dreizehnjährigen noch nachvollziehen. Und wirklich erwachsen und sich im klaren sein, was man gemacht hat wird man in dem Alter nicht wirklich.

raitoningu schrieb:Mit 13 ist man allerdings noch nicht strafmündig.

Das nicht, aber es wird für den Jungen gesorgt. Je früher man das Unheil aus der Welt schafft, desto besser und schneller wird es geschehen. Einem Kind beizubringen, was und warum es falsch ist wird wohl leichter sein als bei erwachsenen Menschen.

raitoningu schrieb:Aber die Einstellung finde ich gut. :)

Lese ich häufig. :) Ist nur noch eine Frage der Zeit, bis ich zum König ernannt werde. :king:

@Pika

Pika schrieb:Nein, das ist schon gut so. Die Welt besteht nicht nur aus rosaroten Erdbeeren und süßen Welpen. Ich finde, man sollte alle Facetten der Welt kennenlernen.

Ja. Das war auch eher darauf bezogen, dass es mir schwer gefallen ist, weil ich es selbst immer noch verstörend finde.
Ich hab mit beiden Kindern mehrere Jahre gearbeitet...

Pika schrieb:Das nicht, aber es wird für den Jungen gesorgt. Je früher man das Unheil aus der Welt schafft, desto besser und schneller wird es geschehen. Einem Kind beizubringen, was und warum es falsch ist wird wohl leichter sein als bei erwachsenen Menschen.

In dem Fall war ja für den Jungen eigentlich schon gesorgt.
Aber ich glaube, das mit dem beibringen warum etwas falsch ist, stellst du dir noch ein bisschen einfach vor.
Zumindest was die Kinder betrifft, mit denen ich zu tun habe.

@raitoningu

raitoningu schrieb:Aber ich glaube, das mit dem beibringen warum etwas falsch ist, stellst du dir noch ein bisschen einfach vor.

Natürlich. Ich habe nicht wirklich viel mit Kindern in dem Alter zutun gehabt. Und solche Fälle erst gar nicht. Nur denke ich, sowas kann man für die Zukunft sparen, wenn sich ein anständiger Psychiater mit dem Täter befasst.

@Pika

Pika schrieb:Natürlich. Ich habe nicht wirklich viel mit Kindern in dem Alter zutun gehabt. Und solche Fälle erst gar nicht.

Nein, ist ja in deinem Alter auch völlig normal, dass du da noch nichts mit zu tun hattest. :)

Pika schrieb:Nur denke ich, sowas kann man für die Zukunft sparen, wenn sich ein anständiger Psychiater mit dem Täter befasst.

Das habe ich jetzt nicht wirklich verstanden.
Aber ich glaube, wir kommen langsam ziemlich weit vom Thema ab.

Ein aktueller fall

Polizei warnt vor Aufruf zur Selbstjustiz

Gefälschte Aufrufe zur Fahndung und zur Selbstjustiz kursieren nach dem gewaltsamen Tod eines Freiburger Jungen im Internet. Und das im Namen der Polizei. Das Werk Unbekannter wird zur Gefahr.

Eine Woche nach dem gewaltsamen Tod eines acht Jahre alten Jungen in Freiburg warnt die Polizei vor gefälschten Fahndungsaufrufen. Im Internet kursiere unter anderem ein angebliches Phantombild eines Mannes verbunden mit dem Aufruf zur Selbstjustiz, teilte die Polizei mit.

Als Quelle werde die Polizei genannt, dies sei jedoch falsch. Es handele sich um das Werk von Unbekannten. Die Polizei rief dazu auf, solche Bilder nicht weiterzuleiten. Sie erschwerten die Arbeit der Ermittler und gefährdeten Unbeteiligte. Zudem seien sie strafbar.

Ein Spaziergänger hatte vor einer Woche die Leiche des achtjährigen Armani in Freiburg gefunden. Der Junge wurde nach Angaben der Polizei von einem Unbekannten ermordet. Er war zuletzt am Abend zuvor lebend gesehen worden.

Eine konkrete Spur zum Täter hat die Polizei nach eigenen Angaben nicht. Auch das Motiv ist unklar. Aus der Bevölkerung sind in den vergangenen Tagen mehr als 200 Hinweise bei der Polizei eingegangen, zum Täter haben sie bislang nicht geführt.

http://www.welt.de/vermischtes/article130625636/Polizei-warnt-vor-Aufruf-zur-Selbstjustiz.html

Gute Nacht, wenn jemand sich einen "Spaß" draus macht und ein Foto von einem selbst zu so einem Aufruf hinzufügt :|

61% FÜR Selbstjustiz!!!?! Dieses Abstimmungsergebnis ist erschreckend und zeigt auf schockierende Weise, dass hier etwas ganz ganz falsch läuft. Na dann willkommen im Mittelalter. Das spricht auch Bände über die Poster hier, die dafür gestimmt haben. Zum Glück bin ich bald weg aus diesem sich selbst zerstörenden Land, mit solchen Menschen will ich nichts zu tun haben. Island ist 100 mal zivilisierter.

Hulk2000 schrieb:61% FÜR Selbstjustiz!!!?!

=> 61% Deppen im Forum - könnte hinkommen.

SO direkt würde ich es jetzt nicht sagen, aber: Schlimm, einfach nur schlimm.

raitoningu schrieb am 26.07.2014:Wie seht ihr das eigentlich, wenn der Täter selbst noch ein Kind ist?
Würdet ihr dem dann auch was antun wollen?

Nein. Ich glaube ein Großteil dieser Kinder wurden selbst sexuell missbraucht und kennen es daher nicht anders. Wenn diese Kinder nach der Tat von vornherein in einen anderen Umfeld aufwachsen oder an sich in einem Umfeld indem sie selbst nicht weiter sexuell missbraucht werden und sie psychologische Unterstützung und Hilfe bekommen, dann glaube ich, stehen die Chancen gut das das nicht nochmal vorkommt.

@CthulhusPrison

Das ist so leider nicht wahr.
Es ist richtig, dass missbrauch solche taten begünstigt. aber verhaltensauffälligkeit muss nicht mit missbrauch einhergehen.
Außerdem haben wir schon jetzt den zusammenhang zwischen missbrauch und späterer karriere als Sexualstraftäter, und das obwohl wir missbrauchsopfer natürlich psychologisch betreuen.

Außerdem kannst du die kinder schlecht 'nach der tat' aus ihrem Umfeld rausnehmen, das kann das ganze sogar noch verschlimmern.

shionoro schrieb:Außerdem kannst du die kinder schlecht 'nach der tat' aus ihrem Umfeld rausnehmen, das kann das ganze sogar noch verschlimmern.

Sollen sie etwa weiter in einem Umfeld leben indem sie sexuell missbraucht werden?

@CthulhusPrison

Wir sprachen doch von tätern, und nicht jeder minderjährige täter wird missbraucht.

Es gibt da mehr als genug fälle mit einem passablen elternhaus bei denen sowas passiert.

@shionoro
Ich sprach auch nicht von denen die in einem Elternhaus leben wo sie selbst keinen sexuellen Missbrauch ausgesetzt waren oder von Kindern die mal einen Fehler machen oder an sich mit dieser psychischen Störung aufwachsen. In den Fällen ist es natürlich mit das Wichtigste das sie Unterstützung von der Familie erhalten.

@CthulhusPrison

CthulhusPrison schrieb:Ich glaube ein Großteil dieser Kinder wurden selbst sexuell missbraucht und kennen es daher nicht anders.

Nicht alle. Der Anteil ist da wohl in etwa genauso hoch oder niedrig, wie bei erwachsenen Tätern.

CthulhusPrison schrieb:Wenn diese Kinder nach der Tat von vornherein in einen anderen Umfeld aufwachsen oder an sich in einem Umfeld indem sie selbst nicht weiter sexuell missbraucht werden und sie psychologische Unterstützung und Hilfe bekommen, dann glaube ich, stehen die Chancen gut das das nicht nochmal vorkommt.

Die in meinem Beispiel waren schon vorher längere Zeit fremduntergebracht und hatten Unterstützung und Hilfe. Leider passiert sowas in manchen Fällen trotzdem nochmal.
"Verhaltensauffälligkeiten" hören nicht einfach auf, nur weil man die ursprüngliche Ursache abgestellt hat.

shionoro schrieb:Außerdem haben wir schon jetzt den zusammenhang zwischen missbrauch und späterer karriere als Sexualstraftäter, und das obwohl wir missbrauchsopfer natürlich psychologisch betreuen.

Kann man denn genau nachvollziehen, wieviele Missbrauchsopfer trotz psychologischer Betreuung Täter geworden sind?

Glaubt den wirklich einer ernsthaft daran, das wenn ein Mensch sexuelle Erregung verspürt wenn er ein Kind tötet oder missbraucht, das diese Person durch eine Therapie dieses Verlangen verliert. Ich nicht, dann könnte man ja auch einen Schwulen durch eine Therapie zum Hetero machen. Es geht hier um sexuelle Lust, die kann man nicht weg therapieren, entweder man verspürt diese Lust oder nicht. Es gibt keine wirksame Therapie für Kinderschänder, das wird deutlich wenn man sich die ganzen Wiederholungstäter betrachtet. Allein dadurch würde ich mich für Selbstjustiz entscheiden, da alles andere nur neue unschuldige Opfer schafft, das Gesetz schützt Täter aber keine Opfer.
Meine Heldin Marianne Bachmeier