Vorurteile von Türstehern in Diskos?

off-peak schrieb:Du missverstehst den Begriff "Anekdote". Eine Anekdote ist (vor Allem statistisch gesehen) ein Einzelfall. Zählt nicht, wenn man generelle Aussagen treffen will, hat aber als Bespiel seine Berechtigung.

Die Anekdote (griechisch ἀνέκδοτον, anékdoton, „nicht herausgegeben“) ist ein literarisches Genre. Eine Anekdote hat eine bemerkenswerte oder charakteristische Begebenheit, meist im Leben einer Person, zur Grundlage. Die drei wichtigsten Merkmale sind: die Pointe, die Reduktion auf das Wesentliche und die scharfe Charakterisierung einer oder auch mehrerer Personen.

In der Alltagssprache bezeichnet Anekdote die (meist mündliche) Schilderung einer kuriosen, ungewöhnlichen oder seltsamen Begebenheit (ohne jeden literarischen Anspruch).

Als anekdotisch wird auch ein Kenntnisstand bezeichnet, der von zufällig erworbenen einzelnen Fakten geprägt ist. Systematisches Wissen oder tiefere Zusammenhänge fehlen.

Wikipedia: Anekdote

rhapsody3004 schrieb:Das Problem bei sogenannten Russendiscos "zb." ist doch dann wohl eher, wenn sie Deutsche ausschließlich ihrer deutschen Staatsbürgerschaft wegen abweisen, dass das dann zumindest laut AGG wohl zulässig ist, keine Diskriminierung darstellen soll, obwohl man es moralisch immer als diskriminierend werten würde oder nicht?

wieso wäre es denn dann keine Diskriminierung laut AGG oder GG?
Und Russen in Russendiskos haben ja auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Also nach was geht man dann, so als Türsteher?

off-peak schrieb:In dem Fall Russendisko würde ich dieser Anekdote durchaus Berechtigung zuschreiben. Sie demonstriert sehr wohl, dass es nicht nur immer die bösen Deutschen sind, die die armen Südländer diskriminieren.

Link gibt es keinen? Nicht mal einen? Mir scheint, das passt gerade einfach nur zur eigenen Haltung, dass Ausländer ja auch Deutsche diskriminieren können, was hier schon durchgekaut wurde, was niemand bestritten hat, was jeder genauso scheiße findet, aber das muss man dann noch mal unterstreichen, mit Geschichten, die keiner belegen kann und genauso gut erfunden sein können. Jau, das lassen wir mal gelten.

Funfact: Gibt man bei Google ein, dass Ausländer nicht in deutsche Discos gelassen werden, kommen Ergebnisse en masse.

@Intemporal

Intemporal schrieb:Link gibt es keinen?

Da msst Du @MissMary fragen. Ich äußerte mich lediglich zu dem Problem mit Anekdoten.

off-peak schrieb:Ich äußerte mich lediglich zu dem Problem mit Anekdoten.

Und die reichen, um was zu belegen? Auf welcher Grundlage denn? "Passt mir in den Kram, sag ich nix gegen, aber nur, weil's mir gerade in den Kram passt.", nach dem Motto. Bei anderen Themen ist man da schon genauer. ;)

@Intemporal

Intemporal schrieb:Und die reichen, um was zu belegen?

Lies einfach meinen diesbezüglichen Beitrag noch mal.

off-peak schrieb:Lies einfach meinen diesbezüglichen Beitrag noch mal.

Hab ich und du hast dich eben nicht bloß allein zur Begriffserläuterung der Anekdote geäußert, sondern eben auch einfließen lassen, dass sie in dieser Diskussion Bestand hat, um... Ja, das frag ich mich.. was denn eigentlich? :) Was soll diese unbelegbare Anekdote uns sagen, was in diesem Thread noch nicht besprochen wurde?

Tussinelda schrieb:wieso wäre es denn dann keine Diskriminierung laut AGG oder GG?
Und Russen in Russendiskos haben ja auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Also nach was geht man dann, so als Türsteher?

Bleiben wir nur mal beim AGG, da nur (extra) für den Privatbereich geschaffen wurde.

Das weiß ich nicht. Am Besten mal unsere Gesetzgeber fragen. Wusste ich bis vor diesem Thread auch nicht.
Dachte moralisch ähnlich wie du.
Aber anscheinend soll eine Abweisung und daraus entstehende Benachteiligung keine Diskriminierung darstellen, gegen die man rechtlich vorgehen könnte, wenn der Grund der Abweisung ausschließlich die reine Staatsbürgerschaft von Menschen betrifft bzw. auf diese zurückzuführen ist.

@rhapsody3004
Hast du da eine Quelle? Würd ich gern mal mehr zu lesen.

@Intemporal


Ich google jetzt mal genauer.
Kam hier aber vor einigen Seiten schon mal auf und wurde durch einen anderen User, der sich offenbar besser auskannte, so erklärt/beschrieben.

@rhapsody3004
Wäre nett. Immerhin fällt bei dir Doppelmoral schon mal weg. :D

@Intemporal

Es scheint tatsächlich zu stimmen.
Allerdings nur für das AGG, welches ja wie gesagt den Privatbereich regelt, die Beziehungen untereinander im Privatbereich.

Ich zitiere aus Wikipedia:

"Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz wurde als Umsetzung der europarechtlichen Vorgaben eingeführt. Es soll ungerechtfertigte Benachteiligungen aus Gründen der „Rasse“, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion, Weltanschauung, von Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität verhindern und beseitigen."

Reine Staatsbürgerschaft taucht da tatsächlich irgendwie nicht auf.

rhapsody3004 schrieb:Reine Staatsbürgerschaft taucht da tatsächlich irgendwie nicht auf.

Ich schau heut Abend selbst mal nach, habe davon tatsächlich noch nie gehört.

@Intemporal


Mach das.

Ist/wäre natürlich ein feines Hintertürchen (Lücke) für sämtliche private Betreiber und private Arbeitgeber.

ich denke dies hilft weiter:
https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/BT_Bericht/Gemeinsamer_Bericht_dritter_2017.pdf%3F__blob%3DpublicationFile%26v%3D10 (Archiv-Version vom 09.06.2020)

Um möglichst umfassend Diskriminierungserfahrungen darzustellen, werden insgesamt acht ausgewählte Bereiche näher betrachtet, die für Menschen im alltäglichen Leben zentral sind:
— Arbeitsleben (Zugang zum Arbeitsmarkt, Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen und Beendigung
des Beschäftigungsverhältnisses)
— Private Dienstleistungen und Zugang zu Gütern (private Versicherungen, Verkehr/Personenbeförderung, Gelddienstleistungen/Banken, Diskotheken, Beherbergungen/Hotel)
— Wohnungsmarkt (Zugang zu Wohnen, Wohneigentum)
— Gesundheit und Pflege (Verhalten von Ärzt_innen und Pflegekräften)
— Ämter und Behörden (gesetzliche Krankenversicherung, Rentenversicherung, Jobcenter und Arbeitsagenturen, Ausländerbehörden, Standesämter, Finanzämter)
— Justiz und Polizei (familienrechtliche Verfahren, straf- und zivilrechtliche Verfahren, Ordnungsämter)
— Bildung (Elementarbildung/frühkindliche Bildung, Schule, Hochschule, Berufsschule und private Bildungsträger)
— Öffentlichkeit und Freizeit, Medien und Internet (Nachbarschaftsverhältnisse, Vereinswesen, Ehrenamt,
öffentlicher Raum)

Seite 24
und das
https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/BT_Bericht/Gemeinsamer_Bericht_dritter_2017.pdf%3F__blob%3DpublicationFile%26v%3D10 (Archiv-Version vom 09.06.2020)

Diskriminierung hat viele Erscheinungsformen. Sie kann offen oder schwer erkennbar sein. Sie kann bewusst oder unbewusst ablaufen. Sie kann am Arbeitsplatz, in der Schule, im öffentlichen Verkehr, in Gaststätten oder anderswo stattfinden. Sie kann sich
gegen Personen unter anderem aufgrund deren Religion, Weltanschauung, Lebensalter, Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung richten. Manchmal spielen mehrere dieser Diskriminierungsmerkmale – auch Diskriminierungskategorien oder -gründe
genannt – zusammen. Werden Personen auf Basis dieser Merkmale ungleich behandelt und dadurch benachteiligt, so liegt eine
Diskriminierung vor. In diesem Abschnitt werden Konzepte und Begriffe anhand von Beispielen kurz vorgestellt, die in Debatten
und in der Forschung erscheinen.

Seite 16

https://www.juwiss.de/12-2016/

Hausrecht auf Rassismus? Racial Profiling im Freizeitbereich ist rechtswidrig

Auch ein Diskobesitzer oder Türsteher darf nicht rassistisch diskriminieren.

Tussinelda schrieb:Auch ein Diskobesitzer oder Türsteher darf nicht rassistisch diskriminieren.

Danke dir für den Link.

Dass sie nicht aufgrund von Rassismus dürfen, sollte ja hoffentlich allen schon vor hunderten Seiten bewusst geworden sein.

Aber die Frage nach der "reinen Staatsbürgerschaft" im Zusammenhang mit dem AGG für den Privatbereich ist damit leider immer noch nicht geklärt.

@rhapsody3004
das ist genauso diskriminierend. Ist doch logisch. Also wenn Du den öffentlichen "Privatbereich" meinst, wie zum Beispiel Diskos.
Hier Urteile
https://www.kostenlose-urteile.de/AG-Hannover_462-C-1074412_Zutrittsverweigerung-zur-Disko-Diskothekenbetreiber-zu-1000-Euro-Schadensersatz-wegen-Diskriminierung-verurteilt.news16512.htm

https://openjur.de/u/357685.html

Fierna schrieb am 18.11.2019:Die Staatsangehörigkeit eines Menschen zählt nicht zu den
durch das AGG geschützten Merkmalen. Erfolgt allerdings eine
Ungleichbehandlung, weil mit der Staatsangehörigkeit eine
bestimmte ethnische Zugehörigkeit verbunden wird, handelt es
sich um eine unmittelbare Diskriminierung.

Fierna schrieb am 18.11.2019:Eine Diskriminierung allein aus Gründen der Nationalität oder Staatsangehörigkeit wird grundsätzlich nicht vom AGG erfasst. Die Nationalität oder Staatsangehörigkeit ist kein Merkmal, an welches das Gesetz anknüpft

http://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/Wegweiser/agg_wegweiser_erlaeuterungen_beispiele.pdf (Archiv-Version vom 16.12.2021)

https://www.haufe.de/personal/haufe-personal-office-platin/allgemeines-gleichbehandlungsgesetz-undarbeitsrecht-242-merkmal-ethnische-herkunft_idesk_PI42323_HI1551383.html

Erinnern wir uns nochmal an die Essener Tafel.
Die haben das nämlich auch so gemacht.

@Fierna
dafür haben wir ja das GG ;)

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden

https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_3.html

@Tussinelda

Ne, Grundrechte sind primär Abwehrrechte gegen den Staat und nicht gegen Discobetreiber.

@Tussinelda

Das GG zieht nur bei staatlichen Arbeitgebern und städtischen Einrichtungen etc. zb.

Darum wurde ja gerade 2006 das AGG (für den Privatbereich) ins Leben gerufen, um dort ähnliche Rechte zu schaffen und um Willkür durch private Betreiber, AG etc. vorzubeugen. Einen Riegel vorzuschieben.