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Mordfall Hinterkaifeck

51.749 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 20:51
@all

Bezüglich der Verletzungen liegen mir 2 Aussagen des Herrn Ney und eine "Telefonnotiz" aus dem betreffenden Akt vom Staatsarchiv Augsburg vor:

1. Aussage Ney vom 19.01.1953:

"... Dr. Aumüller erklärte bei der Sektion der 11-jährigen Viktoria Gabriel (Anmerkung: hier meint Ney die 7-jährige Cilli), daß das Kind bei rechtzeitiger Tatentdeckung noch hätte gerettet werden können, nachdem durch den Schlag eine Halsverletzung herbeigeführt worden war, die erst 2-3 Stunden nach dem Schlag den Tod herbeiführte."


2. Aussage Ney vom 20.03.1953:

"... die rechte Gesichtshälfte des alten Herrn Gruber war zerschlagen; die Backenknochen standen heraus, das Fleisch war zerfetzt. Das Gesicht war von Blut verkrustet. Das Gesicht der Frau Gruber war ebenfalls in der Gegend des rechten Auges zerschlagen. Der Schädel des Kindes Viktoria (Anmerkung: Ney meint die kleine Cilli) war unverletzt, lediglich unter dem Kinn in der Gegend der Halsschlagader klaffte eine Wunde."

"... sahen wir, dass die Magd auf dem Boden vor dem Bett mit dem Gesicht nach unten lag. Ihr Hinterkopf wies ein Loch auf, das durch Blut verkrustet war. Der Gerichtsarzt stellte am nächsten Tage fest, dass das Loch 4 cm tief war und vermutlich von einer spitzen Hacke herrührte."

"... in welchem der 3 jährige Bub der Frau Gabriel mit zerschmettertem Schädel lag. Das Dach über dem Kopf des Kindes war ebenfalls zerschlagen. Der Schlag wurde also wohl so ausgeführt, dass die Täter mit einem Werkzeug mitten in das Gesicht des Kindes geschlagen haben."

Anmerkung:

Ney war es auch, der im Auftrag des StA Renner mit den präparierten Schädeln zu den Wahrsagern nach Nürnberg fuhr.


3. Telefonnotiz vom 07.04.1922 (Polizeipräsidium München):

- Cäzilie Gruber:

"... hatte sieben Schläge auf dem Kopfe, ferner Würgespuren, ferner einen Schlag auf dem Kopf in triangelform. Die Schädeldecke war gesprungen."

- Vikoria Gabriel:

"... die rechte Gesichtsseite war mit einem stumpfen Gegenstand eingeschlagen. An der oberen Schädeldecke war eine kleine runde Verletzung von einem spitzen Werkzeug kommend. Die Schädeldecke war zertrümmert."

- Cäcilie Gabriel:

"... bei dem Kinde war der Unterkiefer zertrümmert"


Soviel zu den mir vorliegenden Unterlagen / Quellen, die Verletzungen betreffend.


Fazit für mich:

Die alter Gruberin wurde gewürgt, da sie offenbar entsetzt über die Geschehnisse war bzw. um Hilfe rufen wollte. Bei dem Würgevorgang dürfte sie dann in die Knie gegangen sein. Der oder die Täter haben dann auf die liegende/knieende Frau geschlagen

Die Viktoria hat m.E. bei ersten Schlag gestanden (s.o. " kleine runde Verletzung" - "obere Schädeldecke"). Sie muß dann augenblicklich zu Boden gestürzt sein und dann haben der oder die Täter den grausamen Rest besorgt.

Der Gruber wurde m.E. für ihn vollkommen überraschend frontal angegriffen und ausgeschaltet, da vermutlich keine andere Alternative für den oder die Täter bestanden hat (Verletzungen rechte Gesichtshälfte - s.o.).

Die kleine Cilli wurde vermutlich gewissermaßen"nebenbei" niedergestreckt. Es besteht hier definitiv ein qualitativer Unterschied der Vorgehensweise der Täter und der Verletzungen gegenüber allen anderen Opfern !!

Der kleine Josef wurde regelrecht hingerichtet, in dem ein Täter ihn offenbar mitten ins Gesicht geschlagen hat.

Die Magd wurde entweder auf der Flucht oder für Sie vollkommen überraschend - wie der Blitz aus dem heiteren Himmel - von hinten erschlagen.

Als Tatwerkzeuge kommen für mich in Betracht:

- die allseitsbekannte Reuthaue
- das blutige Bandeisen welches oberhalb des Tatortes gefunden wurde

Täterzahl: meine Einschätzung = 1-2


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 21:00
@cefiak

ich danke Dir für die umfassende Darstellung der bekannten Verletzungen der Opfer. Das lässt uns alles etwas klarer sehen.


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18.02.2008 um 21:07
Könnte es sein, dass bisweilen sternförmige Verletzungen erwähnt wurden, um einen mystischen Bezug herzustellen? In diesem Sinne hatte ich auch einen Zeitungsartikel (BamS irgendwann im Mai 2007) gelesen, wo ein solcher Bezug hergestellt wurde, gleichzeitig wurde spekuliert ob Täter nicht ein religiöser Eiferer gewesen sein könnte.


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 21:17
@kcefiak
Danke, sehr interessante Zusammenfassung.
Dann wurden also bei Viktoria Gabriel keine Würgemale gefunden?

Spontan fällt mir auf daß bei drei Personen die rechte Gesichtshälte zertrümmert war, was für mich ein Hinweis darauf sein könnte daß ihnen die Verletzungen evtl. unmittelbar beim betreten des Stadels zugefügt wurden. Denn ein Hieb aus der anderen Richtung wäre in diesem Fall wegen der Wand ja gar nicht möglich gewesen.


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 21:18
@kcefiak

M.E. lassen weder die dürre Telefonnotiz von 1922 noch die 1953(!) zu Protokoll gegebenen Erinnerungen des medizinischen Laien Ney sichere Schlüsse auf die verwendete(n) Tatwaffe(n) zu.

Aber man wird festhalten können:

1. Das Obduktionsprotokoll, von dem man nicht einschätzen kann, ob es auch nur annähernd heute üblichen Standards entsprochen hat, scheint sich nicht erhalten zu haben.

2. Aus der Zeit kurz nach der Tat liegt nur eine zu den Akten genommene Telefonnotiz vor. Es handelt sich um erste Einschätzungen in Kurzform, die u.U. noch nicht einmal in allen Details richtig sind. Man denke etwa an die Würgespuren, bei denen Ney eine andere Darstellung gibt.

3. Ney ist sehr spät befragt worden und war medizinischer Laie. Bei der Obduktion war er wohl eher ein ´Gelegenheitshelfer´. In welchem Maße er in seiner Dienstzeit als Kanzleiassistent überhaupt zu weiteren Obduktionen herangezogen worden ist, ist völlig offen. Die Geschehnisse um HK dürften sich tief bei ihm eingeprägt haben. Seine Ausführungen können aber die empfindliche Lücke eines fehlenden Obduktionsprotokoll in keinster Weise schliessen.


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 21:27
@Badesalz

Das sehe ich anders. Wir wissen, dass Obduktionsprotokolle nach ganz bestimmten Vorgaben aufgebaut sind und dass Ney dieses Schema nicht kennt. Es werden alle drei Körperhöhlen geöffnet etc. und die Beschaffenheit der Organe wird genau mit anschaulichen Beispielen beschrieben.

Aber das, was er festgehalten hat, entspricht sicherlich seinen Wahrnehmungen. An der von ihm beschriebenen Beschaffenheit der Wunden und an der Anzahl der Verletzungen habe ich keine Zweifel. Es handelt sich durchweg um Angaben, die auch ein Laie treffen kann, wenn er anwesend war.


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 21:32
@AngRa
Kann aber schon sein daß die sternförmige (dreieckige?) Wunde durch das stumpfe Ende der Haue verursacht wurde wenn diese den Kopf nicht exakt mit der flachen Seite trifft sondern eher schräg, also quasi mit der Ecke.

@all
Selbst diese Form der Wunde würde also nicht der Reuthaue als Tatwaffe wiedersprechen, oder?


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 21:33
@Badesalz

warum werden eigentlich die authentischen Aussagen von damaligen Zeugen immer angezweifelt ? Selbst offizielle Dokumente - offenbar die einzigen - die uns über dieses Thema Auskunft geben, werden angezweifelt.

Es ist doch so, daß diese Leute damals tatsächlich vor Ort waren und alles mitangesehen haben - im Gegensatz zu uns, die wir hier im Forum 86 Jahre später diskutieren !

Die Darstellung von Ney - und sind sie auch von 1953 - sind für mich authentisch; ebenso das Dokument, welches ich als "Telefonnotiz" bezeichne.

Selbstverständlich wären wir alle froh, den originalen Obduktionsbericht in den Händen zu halten, den es sicherlich gegeben haben muß - aber was hilfts: er ist offenbar derzeit als verschollen zu bezeichnen.

Übrigens: was meinst Du mit "anderer Darstellung" von Ney bezüglich der Würgespuren ? Gibt es hierüber gesicherte Aussagen/Dokumente ?

Tatwaffe(n):

Natürlich geben die o.a. Auszüge keine Auskunft über die Tatwaffe(n). Aber es ist doch unstrittig, das die blutbesudelte Reuthaue (im Fehlboden) eine Tatwaffe war.

Was macht ein blutiges Bandeisen oberhalb des Tatorts ? Auch hier liegt der Verdacht nahe, daß es sich um eine Tatwaffe gehandelt haben könnte !



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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 21:38
@Jenner

Ich gehe davon aus, dass die Beschaffenheit der Reuthaue mit den Wunden korrespondiert. Ob nun sternförmige Wunden oder nicht, ich denke, dass sie bei allen Opfern (evtl. mit Ausnahme der kleinen Cäzilia) verwendet wurde. Meiner Meinung nach wurde sie auch gerade deshalb versteckt, weil der Täter darüber täuschen wollte, dass alle Opfer mit ein-und derselben Waffe getötet wurden. Denn das lässt gerade den Schluss auf einen Einzeltäter zu. Aber meine Auffassung hierzu ist Mindermeinung.


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 21:45
Ich bezweifle überhaupt nicht, daß Ney seine damaligen Wahrnehmungen - soweit man das eben nach dreissig Jahren kann - korrekt wiedergibt.

Wie man daraus aber heute Schlußfolgerungen in Bezug auf verwendete Tatwaffen wagen kann, ist mir einigermassen schleierhaft.

Neben dem Bandeisen müßte man dann übrigens gleichrangig die Kreuzhaue im Futtertrog diskutieren.

Für mich bleibt die Tatwaffe die raffiniert versteckte blutbesudelte Reuthaue.

Das heißt aber nicht, daß ich andere Tatwaffen definitiv ausschliessen kann.
Nach meiner Einschätzung würde ich eher einen zweiten Täter ausschliessen, was auch die Verwendung einer zweite (oder dritte) Tatwaffe zumindest in Frage stellt. Selbstverständlich sind aber immer die entsprechenden Lücken nur mit Mutmassungen und Spekulationen zu schliessen.

Ich bin aber bemüht, die Spekulationen als solche erkennbar zu machen und einen möglichste ´spekulationsarmen´ Weg zu finden.


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 21:46
@all

Ergänzung zu meinen obigen Ausführungen:

Ney sagte auch zu den Verletzung der Viktoria etwas - und zwar in seiner Aussage vom 20.03.1953. Der knappe Satz findet sich zwischen der Schilderung der Verletzungen der "Frau Gruber" und der kleinen Cilli:

"Auch die rechte Gesichtshälfte der Frau Gabriel war zerschlagen"



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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 21:47
Bezüglich des Bandeisens habe ich Schwierigkeiten, weil ich so etwas noch nie gesehen habe. Ist ein Bandeisen denn an den Seiten scharf, so dass man jemandem damit den Hals aufschneiden kann?


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 21:47
@kcefiak

"... die rechte Gesichtshälfte des alten Herrn Gruber war zerschlagen; die Backenknochen standen heraus, das Fleisch war zerfetzt. Das Gesicht war von Blut verkrustet. Das Gesicht der Frau Gruber war ebenfalls in der Gegend des rechten Auges zerschlagen.


Entschuldigung, ich bin wohl etwas langsam von Begriff. Bei diesen Verletzungen müßte der Täter doch schräg von der Seite her zugeschlagen aben, aber so könnte er doch nie eine solch mörderische Wucht des Schlages erreichen, es sei denn, er wäre etwas erhöht gestanden.


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 21:58
@troadputzer,

Es kommt m.E. darauf an, mit welcher Schlagpräzision und Schlagenergie hier zugeschlagen wurde.

Außerdem reicht es ja, wenn der erste Schlag eine "zu Boden streckende Wirkung" hat, um dann das grausame Werk mit weiteren Hieben zu vollenden.

Ich denke, daß der Täter gegenüber der alten Cäzilie in einer erhöhten Position gestanden ist (Stichwort: Würgen).


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 21:58
@troadputzer

Das ist mir auch aufgefallen. Könnte die Art der Verletzung darauf hindeuten, dass der Täter kleiner war, als der alte Gruber und nach oben geschlagen hat und nur das Gesicht getroffen hat, statt primär die Schädeloberfläche?


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 21:59
@AngRa

Ich würde ein Bandeisen eher als eine Art mögliche "Würgehilfe" ansehen, wenn ich hinter jemandem stehe und wenn diese Person kleiner (oder mindestens nicht größer) ist als ich.

Wenn man mit so einem Ding um sich schlägt, dann stelle ich mir eher vor, daß man sich selber kleine Schnittwunden an der Hand zufügen könnte. Die könnte man aber natürlich auch bei der "Würgevariante" vermuten.

Ob man mit so einem Bandeisen wirklich gut trifft? Man könnte sicher jemand empfindlich schlagen, aber wohl eher nicht ausser Gefecht setzen oder ermorden.

Von der Dicke und Breite stelle ich mir das HK-Bandeisen etwa wie einen Faßreifen vor.
Das wissen wir aber im Grund auch nicht. Fässer hat es auf HK aber sicher gegeben, man denke an das Krautfass(?) in der Kammer der Magd.
Wofür man das sonst auf dem Hof benutzt haben könnte, ist mir nicht ganz klar.
Eine Verstärkung auf einem Wagenrad vielleicht?

Vielleicht hat ein Bandeisen auch bei der Reparatur der Reuthaue eine Rolle gespielt!? Dann dürfte es aber eher dünner und biegsamer gewesen sein als ein Bandeisen für Fässer.


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 22:03
@AngRa

Ein Bandeisen ist im Lieferzustand in Rollenform. Es gibt diese Bandeisen in unterschiedlichen Stärken und Breiten.

Man schneidet oder sägt sich dann bei Bedarf ein Stück in der gewünschten Länge ab.

Ein Bandeisen mit ausreichender Stärke und "handlicher" - ausgerollter/zurechtgebogener - Form kann durchaus ein "effektives" Schlaginstrument sein.


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 22:04
@kcefiak

Es wurde hier im Thread geschrieben (und für bare Münze genommen), daß Ney in seiner Aussage - auf Nachfrage - mitgeteilt haben soll, daß nur Viktoria Gabriel und nicht Cäzilia Gruber (oder gar beide Frauen) Würgemale gehabt haben soll(en).

Liegt Dir die ganze Aussage des Ney vor? Oder könnte es Deiner Meinung nach möglich sein, daß Ney später nochmals befragt wurde?


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 22:05
@Badesalz

ich denke, dass das Bandeisen allerhöchstens Verwendung bei der kleinen Cäzilia gefunden haben könnte. Aber wer weiß, welche Kraftanstrengung dahintersteckt eine tiefe Fleischwunde herbeizuführen ( ich denke da an Operationen, wo sich der Operatuer schon ganz schön anstrengen muss, um mit einem scharfen Skalpell die Bauchdecke zu öffnen), der muss schon wieder zweifeln, ob ein Bandeisen geeignet war eine derartige Verletzung herbeizuführen.


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Mordfall Hinterkaifeck

18.02.2008 um 22:11
@Badesalz

mir liegen die o.g. 2 Aussagen des Hr. Ney komplett vor. Allerdings steht hier nirgends etwas über Würgemale. Möglich ist es schon, daß Ney darüber hinaus noch befragt wurde. Hierfür habe ich allerdings derzeit keine Anhaltspunkte.


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