http://www.iands-germany.de/html/schroter-kunhardt.HTM (Archiv-Version vom 26.09.2013)Verschiedene Indizien sprechen dafür, daß die Häufigkeit von Nah-Todeserfahrungen sogar noch unterschätzt wird. So fand man mit einem sensitiven Fragebogen bei 29 Prozent derjenigen, die in Todesnähe scheinbar nichts Ungewöhnliches erlebt hatten, doch Nah-Todeserfahrungen. Häufig schweigen die Betreffenden, weil sie eine Diskriminierung fürchten. In europäischen Kliniken und Hospizen wird nach solchen Erfahrungen auch kaum gefragt. Viele Menschen werden die traumähnlichen, dissoziativen Erlebnisse auch einfach vergessen oder wegen ihres negativen Inhalts verdrängen.
Nah‑Todeserfahrungen sind nicht dem Alter vorbehalten - auch Kinder in Todesnähe haben solche Erlebnisse. Diese sind an keinerlei demographische, soziologische oder psychologische Kriterien gebunden. Elemente solcher Erfahrungen und ähnlich kosmisch‑mystische Erlebnisse können auch mit hohen Dosen halluzinogener Substanzen wie LSD hervorgerufen werden. Außerkörperlichkeitserlebnisse treten auch im Schlaf, in tiefer Meditation und unter Hypnose auf - oder aber bei extremem Streß, etwa sexuellem Mißbrauch, ferner bei Migräne oder epileptischen Anfällen. Dies spricht für eine universelle Anlage solcher Bewußtseinszustände.
Unfälle, lebensbedrohliche Erkrankungen, Zwischenfälle bei einer Operation und Geburtskomplikationen sind klassische Auslöser von Nah-Todeserfahrungen. Die Betreffenden sind dabei in keinem Fall biologisch und auch nicht immer klinisch tot - Herzschlag und Atmung müssen also nicht unbedingt aussetzen. Grundsätzlich ereignen sich weniger als die Hälfte aller Nah-Todeserfahrungen in wirklicher Todesnähe. Häufig erwartet der Betreffende nur seinen Tod. In echter Todesnähe scheinen diese Erlebnisse jedoch „vollständiger“ zu sein.
In kompletter Form - viele Erlebnisse, beinhalten nur einige der folgenden Elemente - besteht ein Nah-Todeserlebnis in oft chronologischer Reihenfolge und in abnehmender Häufigkeit aus folgenden Sequenzen:
· einer Stimmungsaufhellung mit Gefühlen von Leichtigkeit, Wohlbefinden, Friede und Glück;
· einem außerkörperlichen Erlebnis, bei dem der Sterbende sich plötzlich auf seinen eigenen physischen Körper herabschauend erlebt, wobei sein rationales Bewußtsein ohne Bruch weiterarbeitet und zuweilen gar verschiedene Tests unternimmt, um diese neue Existenz zu überprüfen; dabei werden oft ‑ selbst von Blinden ‑ verifizierbare optische Wahrnehmungen gemacht; während der Außerkörperlichkeitserfahrung sind alle Schmerzen verschwunden; schließlich kann man in diesem Zustand scheinbar durch die Materie hindurchgehen/sehen sowie die Gedanken der Anwesenden lesen;
· Eintritt in eine zumeist dunkle tunnelartige Übergangszone;
· Wahrnehmung eines meist weiß-goldenen unendliche Liebe ausstrahlenden Lichtes, das bei dem Erlebenden Gefühle höchster Seligkeit auslöst; im Verschmelzen mit diesem Licht kann es zu mystischen Allwissens/Alleinheitserfahrungen kommen;
· Wahrnehmung einer paradiesischen Landschaft;
· Begegnung mit verstorbenen Verwandten, religiösen Figuren oder Lichtwesen; mit diesen kommt es zu einer Art telepathischen Kommunikation, in welcher der Erlebende oft zur Rückkehr aufgefordert wird;
· die Rückkehr in den Körper erfolgt dann häufig gegen den Willen des Erlebenden zumeist sehr abrupt;
· während eines dieser Stadien kommt es oft noch zum Ablauf eines Lebensfilms, in dem bekannte und unbekannte Einzelheiten des eigenen Lebens gesehen werden; dabei erlebt der Betreffende noch einmal alle seine Gedanken, Worte und Taten mit ihren Auswirkungen auf alle Beteiligten nach, wobei es zu einer hochethischen Bewertung derselben nach dem Maßstab der Liebe kommt;
· selten werden auch präkognitiv Teile der eigenen oder globalen Zukunft gesehen, die später zuweilen tatsächlich wahr werden;
· immer kommt es dabei zu einer Aufhebung des gängigen Zeitablaufs insofern, als in der kurzen Nah-Todeserfahrung viel mehr als gewöhnlich möglich erlebt wird.