Der Bundestagswahl-Thread. Nach der Wahl ist vor der Wahl!

Kann man so nicht sagen, auch Ausländer können Rassisten sein.

Keine Frage! Jeder Mensch kann ein Rassist sein.

shionoro schrieb:Und die paar pfennig die er dafür aufwenden muss, sind es ihm dann wert, selbst diskriminiert zu werden, indem z.B. seine Religionsfreiheit beschnitten wird?
Da wäre er ja schön blöd-

Ich glaube der Betrag, den er dafür entrichten muss, hängt mit seinem unternehmerischen oder beruflichen Erfolg zusammen. Pfennige sind es sicherlich nicht.
Die Religionsfreiheit kann nicht beschnitten werden, sie ist konstitutionell festgeschrieben.
Nicht jeder Ausländer definiert sich über Religion wie viele Muslime es tun. Dem Italiener wird die Religionsfreiheit herzlich egal sein.

Lichtquant schrieb:Und viele andere mit ausländischen Wurzeln! Deswegen ist auch das Motiv Rassismus, oftmals zu kurz gedacht. Bei vielen Menschen, hat sich eine tiefgehende Enttäuschung entladen. Die wurde in und durch die AFD kanalisiert.
Man kann ähnliches in vielen anderen Ländern beobachten. Trump in den USA ist dabei nur das Topping. In Frankreich regiert eine Partei, die im April 2016 gegründet wurde! Populisten (Macron ist natürlich keiner) haben erheblichen Zulauf in der westlichen Welt. Das sind Anzeichen einer Systemkrise.

Mit "Systemnkrise" hast du recht. Die "Ausländer" sind nur das greifbare Opfer für etwas Ungreifbares, das den Leuiten dieses Unbehagen schafft: dass sie, ob mit oder ohne Job, immer weniger Möglichkeiten haben sich ihr Leben einigermaßen nach der eigenen Vorstellung einzurichten und dass sie, völlig zu recht, das Gefühl haben ausgebeutet zu werden. Beides ist mit "Gloablisierung" zu erklären, die sich dadurch auszeichnet, dass anders als in einer überschaubaren "nationalen" Demokratie soziale Kontrolle mehr und mehr verschwindet und ersetzt wird durch ein anonymes Kontrolliert-werden. Wenn schon die Werbung auf das surfende Individuum zugeschnitten wird, ohne dass dieses eine Vorstellung davon hat, wie das möglich ist, kann man sagen, dass der Einzelne nur noch Objekt ist von Kräften, die er nicht durchschaut. Dagegen verspricht die AfD eine Rückkehr zu einer einfachen, übershcaubaren Welt und umschreibt diese auch noch perfider Weise mit "Heimat".

Wenn der einfache Bürger also schon nicht weiß, wer ihne kontrolliert, obwohl er merkt, dass die Kontrolle da ist und wirkt, aber völlig anoymisiert, weiß er noch viel weniger, welche Kräfte es sind, die ihn ausbeuten . und damit ist nicht nur der Arbeitgeber gemeint - und wie er dagegen vorgehen kann. Da die Linke kein annähernd attraktives "Heimat"-Angebot bereitstellt, also das Versprechen einer Reversion der Globalisierung und der "Überfremdung", bleibt ihm nur die andere Option, eben die AfD zu wählen, selbst wenn die meisten der AfD Wähler immerhin klug genug sind um zu wissen, auf was sie sich damit einlassen.

Also wenn die petry tatsächlich zur CDU geht, um so einen möglichen Aufschwung ihrer Karriere beizusteuern, erinnert mich das alles an einer gewissen Unterhaltungsshow aus der USA :D
Ist es denn eigentlich realistisch, dass sie der oder der CSU angehört?

Realo schrieb:Wenn schon die Werbung auf das surfende Individuum zugeschnitten wird, ohne dass dieses eine Vorstellung davon hat, wie das möglich ist, kann man sagen, dass der Einzelne nur noch Objekt ist von Kräften, die er nicht durchschaut. Dagegen verspricht die AfD eine Rückkehr zu einer einfachen, übershcaubaren Welt und umschreibt diese auch noch perfider Weise mit "Heimat".

Das ist ja der größte Mist den ich hier überhaupt gelesen habe. Man frägt sich, wie kommt Online-Werbung zustande und wählt die AfD? Ihr habt es immer noch nicht vestanden. Ihr diskutiert immer noch in falsche Richtung. Die Antwort wurde schon 1000 mal gegeben, aber sie gefällt euch nicht.
Es geht zu 95% um die Migrationskrise. Punkt. Nicht um online Werbung. Das irgendwelche Hartzis protest gewählt haben, stimmt sicherlich. Aber den meisten geht die Migration auf den Sack und da schließe ich mich ein.

@Realo

da hast mal was kluges geschrieben, das ließe sich weiter ausarbeiten, würde dann aber weit über den thread hinaus führen.

da müsstest du dann aber auch noch ausführen, wie eine linke regierung

Realo schrieb:das Versprechen einer Reversion der Globalisierung

im zeitalter der transnationalen unternehmen erreichen oder einlösen kann.

Hansi5000 schrieb:Die Antwort wurde schon 1000 mal gegeben, aber sie gefällt euch nicht.

Die einfachen Antworten kennen wir, aber sie greifen zu kurz und sind zumeist ideologisiert - egal ob von rechts oder links. Daher muss man eine Schicht tiefer graben, auch wenn es deinen Horizont übersteigen könnte

Hansi5000 schrieb:Es geht zu 95% um die Migrationskrise.

In den Köpfen der armseligen Kurzdenker. Ich habe noch keinen Cent mehr Steuern gezahlt wegen den Flüchtlingen und auch im Straßenbild ist mir noch kein Unterschied aufgefallen. Es könnte sich also, rein theoretisch, um eine reine Fantasie handeln, auch wenn ich weiß, dass wir 900.000 mehr Flüchtlinge haben. Die AfD wäre auch gewählt worden, wenn sie ein anderes Hauptthema gehabt hätte, allerdings ist keines so hysterisierend - das war schon nach Sarrazin 2010 festzustellen - wie eben dieses. Wenn jetzt kaum noch neue Flüchtlinge ankommen, trocknet die AfD aus, falls sie nicht schnell genug ein Anschlussthema findet.

Dogmatix schrieb:da müsstest du dann aber auch noch ausführen, wie eine linke regierung

Realo schrieb:
das Versprechen einer Reversion der Globalisierung

im zeitalter der transnationalen unternehmen erreichen oder einlösen kann.

.

Ich glaube kaum, dass eine linke Regierung die Globalisierung umkehren will. Warum auch? Klassenkampf ist nicht Kampf gegen Globalisierung, sondern gegen Ausbeutung, also maximal gegen einen Aspekt der Globalisierung.

Realo schrieb: Klassenkampf ist nicht Kampf gegen Globalisierung, sondern gegen Ausbeutung, also maximal gegen einen Aspekt der Globalisierung.

Das ist jetzt aber auch wieder übelster Vulgärmarxismus.

Ach, ich argumentiere nicht unbedingt marxistisch. Jedenfalls geht die Kritik nicht gegen die Wirtschaftsweise an sich - es gibt keine erfolgreichere -, sondern gegen das Problem der extrem ungleichen Verteilung der Gewinne. Aber das führt zu weit ins OT.

@Realo

ja, du hattest doch geschrieben, dass das "ungreifbare" dass nun greifbar nahe kommt, dadurch zu erklären sei:

Realo schrieb:Beides ist mit "Gloablisierung" zu erklären, die sich dadurch auszeichnet, dass anders als in einer überschaubaren "nationalen" Demokratie soziale Kontrolle mehr und mehr verschwindet

oder nicht?

Realo schrieb:dass der Einzelne nur noch Objekt ist von Kräften, die er nicht durchschaut.

ok, du hast deinen Marx also gelesen.

deshalb meine anmerkung, dass das wovon du sprichst, also die "krise", auch der linken, zu einem weit größeren thema ausarbeiten ließe.

in die richtung eben.

Realo schrieb:In den Köpfen der armseligen Kurzdenker. Ich habe noch keinen Cent mehr Steuern gezahlt wegen den Flüchtlingen und auch im Straßenbild ist mir noch kein Unterschied aufgefallen. Es könnte sich also, rein theoretisch, um eine reine Fantasie handeln, auch wenn ich weiß, dass wir 900.000 mehr Flüchtlinge haben. Die AfD wäre auch gewählt worden, wenn sie ein anderes Hauptthema gehabt hätte, allerdings ist keines so hysterisierend - das war schon nach Sarrazin 2010 festzustellen - wie eben dieses. Wenn jetzt kaum noch neue Flüchtlinge ankommen, trocknet die AfD aus, falls sie nicht schnell genug ein Anschlussthema findet.

Ich kenne keinen, auch auf Grund meines Milleus, Abgehängten, der die AfD wählt. Die Leute, von denen ich weiß, dass sie weniger oder durchschnittlich verdienen, wählen links.
Alleinig das Programm der AfD ist eher auf eine gehobene Klasse zugeschnitten.

Und wie jetzt?

Realo schrieb:. Die AfD wäre auch gewählt worden, wenn sie ein anderes Hauptthema gehabt hätte,

oder?

Realo schrieb:Wenn jetzt kaum noch neue Flüchtlinge ankommen, trocknet die AfD aus, falls sie nicht schnell genug ein Anschlussthema findet.

Unterm Strich hat Deutschland ausreichend von der Globalisierung profitiert, das sehe ich schon an der Firma meines Vaters hautnah. Aber da wir alle in der Familie sehr viel Steuern zahlen, ist es uns ein Anliegen, dass dieses Geld nicht Marokkaner bekommt, der keinen Bock mehr auf Marokko hat.

Zum finanziellen Teil, dass du nicht mehr Steuern zahlst, bedeutet wohl, dass der Kuchen gleich groß bleibt. Die Frage ist, wie viel jetzt davon essen und wie viele vorher?

@Dogmatix

Ja, ok. Hier ging es ja nur darum, den Erfolg der AfD zu erklären zu versuchen. Das andere, das was du jetzt auch noch mal zitiert hast, wäre dann Stoff für ein ähnliches, aber neues, etwas anderes Thema. Wichtig war mir eigentlich nur darzustellen, dass das Unbehagen des Bürgers ein anderes, tiefer gehendes ist, von dem die "Überfremdungsangst" nur ein kleiner Teil ist und nicht einmal der wichtigste, aber eben jener, der am leichtesten zu vermitteln ist ("Echokammer") und der von der AfD schamlos bis zum Exzess ausgebeutet wird.

Hansi5000 schrieb:Alleinig das Programm der AfD ist eher auf eine gehobene Klasse zugeschnitten.

Ja, damit mögen sie den besser verdienenden Teil ihrer Wähler geködert haben. Weitaus umfassender ist aber jener Teil der Wähler, zu dem auch die Besserverdiener zählen, aber auch die "Zukurzgekommenen", denen das Thema Flüchtlinge unter den Nägeln brennt und die darauf mit Fremdenfeindlichkeit antworten, als deren Anwalt sich die AfD positioniert hat.

@Realo

ja ok. war ja auch nur ne anmerkung. für den erfolg gibts sicher mehr als nur eine erklärung, wofür man auch die medien, alte wie neue, kritisch untersuchen könnte. aber auch das könnte teil des größeren und gewichtigen themas sein, das du da klug angeschnitten hattest.

Realo schrieb:Ja, damit mögen sie den besser verdienenden Teil ihrer Wähler geködert haben. Weitaus umfassender ist aber jener Teil der Wähler, zu dem auch die Besserverdiener zählen, aber auch die "Zukurzgekommenen", denen das Thema Flüchtlinge unter den Nägeln brennt und die darauf mit Fremdenfeindlichkeit antworten, als deren Anwalt sich die AfD positioniert hat.

Der Erfolg in Ost Deutschland zeigt sehr gut, dass es auch viele nicht nicht Gönner sein werden.
Diese beiden Seiten, die der nicht Gönner und der zu kurz gekommenen zusammen erscheinen mir durchaus logisch.
Da haben sich zwei gefunden.

Dann wiederum, sind die zu kurz gekommen eigentlich auch nicht Gönner.
Also kann man sagen, die AfD ist eine Partei der nicht Gönner.

Realo schrieb:In den Köpfen der armseligen Kurzdenker. Ich habe noch keinen Cent mehr Steuern gezahlt wegen den Flüchtlingen und auch im Straßenbild ist mir noch kein Unterschied aufgefallen. Es könnte sich also, rein theoretisch, um eine reine Fantasie handeln, auch wenn ich weiß, dass wir 900.000 mehr Flüchtlinge haben. Die AfD wäre auch gewählt worden, wenn sie ein anderes Hauptthema gehabt hätte, allerdings ist keines so hysterisierend - das war schon nach Sarrazin 2010 festzustellen - wie eben dieses. Wenn jetzt kaum noch neue Flüchtlinge ankommen, trocknet die AfD aus, falls sie nicht schnell genug ein Anschlussthema findet.

Mir ist durchaus ein Unterschied im Straßenbild aufgefallen. Und zu glauben, dass Flüchtlinge kein Geld kosten, wäre mehr als naiv. Es ist eine Frage der Humanität dieses Geld für Flüchtlinge bereitzustellen.

Ich halte aber die Diskussion um die "Flüchtlingskrise" für eine Stellvertreterdiskussion. Da geht's m.E. eher um Migration insgesamt. Das wird nicht in ein paar Jahren vom Tisch sein.

Die AfD wird sich also allenfalls selbst zerfleischen oder medial vernichtet werden. Für beides gibt es Anzeichen. Vermutlich wird es ein Mix aus beidem werden.

@Realo

Realo schrieb:In den Köpfen der armseligen Kurzdenker. Ich habe noch keinen Cent mehr Steuern gezahlt wegen den Flüchtlingen und auch im Straßenbild ist mir noch kein Unterschied aufgefallen. Es könnte sich also, rein theoretisch, um eine reine Fantasie handeln, auch wenn ich weiß, dass wir 900.000 mehr Flüchtlinge haben. Die AfD wäre auch gewählt worden, wenn sie ein anderes Hauptthema gehabt hätte, allerdings ist keines so hysterisierend - das war schon nach Sarrazin 2010 festzustellen - wie eben dieses. Wenn jetzt kaum noch neue Flüchtlinge ankommen, trocknet die AfD aus, falls sie nicht schnell genug ein Anschlussthema findet.

Sorry, welcome in Paradise!

Wer nix hat, muss auch keine Steuern zahlen, toll. Finde ich ja auch gar nicht so verkehrt. Aber dass es immer nur die trifft, die arbeiten gehen und einigermaßen verdienen, das ist das, was nicht in Ordnung ist. Und man holt sich die Abgaben immer von der Masse, das ist BWL! Die Masse ist aber genau die Klientel, die weder SPD, Linke noch Grüne wählt im übrigen auch nicht AfD!

Hansi5000 schrieb:Ich glaube der Betrag, den er dafür entrichten muss, hängt mit seinem unternehmerischen oder beruflichen Erfolg zusammen. Pfennige sind es sicherlich nicht.
Die Religionsfreiheit kann nicht beschnitten werden, sie ist konstitutionell festgeschrieben.
Nicht jeder Ausländer definiert sich über Religion wie viele Muslime es tun. Dem Italiener wird die Religionsfreiheit herzlich egal sein.

Doch, pfennige sind das, weil es insgesamt nur einen winzig kleinen teil des budgets von Deutschland ausmacht.

Natürlich kann die religionsfreiheit beschnitten werden. Religionsfreiheit bedeutet nur, dass du alles glauben kannst was du willst. Es bedeutet aber nicht, dass du deinen glauben vollumfänglich ausleben kannst, und da ist ne menge raum zur beschneidung von freiheiten.

Dem Italiener, dem Polen usw. wird es aber nicht egal sein, wenn man die grenzen dichtmachen und die leute aus dem land werfen will.

yuva schrieb:Wer nix hat, muss auch keine Steuern zahlen, toll.

Kein Bundesbürger kommt am Fiskus vorbei.

Auch eine Person die Hartz 4 bekommt, muss beim Einkauf die Mehrwertsteuer entrichten.

Wallie schrieb:Wo bleibt der hysterische Aufschrei?

Wir sollten uns angewöhnen nicht immer jeden Quatsch mit einem riesigen Aufschrei zu kommentieren, denn genau davon leben doch Populisten im Allgemeinen.

Ansonsten zum Wahlergebnis: war so in der Richtung ja zu erwarten. Verloren haben in der jetzigen Situation eigentlich alle, naja bis auf die AfD. Die SPD macht meiner Meinung nach das einzig richtige und will in die Opposition. Damit sind FDP und Grüne natürlich ganz schön angeschmiert aber mal sehen wie sie sich in Koalitionsverhandlungen durchsetzen können, in stärkerer Position sind sie ja,zumindest die FDP. Wenn das nicht gelingt sind beide in 4 Jahren weg vom Fenster.

Ich denke, dass die Grünen jetzt sogar ne bessere Position haben als die FDP, denn der Klimawandel ist ja nun wirklich zum beherrschenden Thema weltweit geworden. Hier wird die FDP aufrücken müssen, wenn sie nicht als Klimakillerpartei verschrien werden will (Braunkohleausstieg, zB.), und damit könnte Jamaica durchaus stabil werden.