Wohin geht die Türkei unter Erdogan?

FF schrieb:Die Frage der Kunstschätze könnt ihr bitte wo anders klären, das hat nicht direkt mit Erdogan zu tun

Da muss ich dir widersprechen, die hat sehr viel mit Erdogan zu tun, da Restitutionsforderungen seitens der Türkei erst mit Erdogan begonnen haben. Und damit ist er der personifizierte Schrecken archäologischer Sammlungen.

In der Wahl ihrer Mittel zeigt sich die Türkei bei der Durchsetzung ihrer Rückgabeforderungen mittlerweile alles andere als zimperlich. Sowohl das Auswärtige Amt als auch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der die Staatlichen Museen zu Berlin unterstehen, werden zwar nicht müde, die Restitution der hethitischen Sphinx als einen „freiwilligen“ Akt des guten Willens und der Freundschaft darzustellen. Doch die Ultimaten der türkischen Seite, die der Rückgabe vorangegangen waren, sind nicht vergessen. Minister Günay hatte unverhohlen mit dem Entzug der Grabungsgenehmigung für das Deutsche Archäologische Institut (DAI) gedroht, das seit Jahrzehnten in Hattuscha arbeitet, wo die Statue einst gefunden wurde. Seit 1906 graben deutsche Archäologen in der einstigen Hauptstadt des Hethitischen Reichs.
[...]
Warum die Türkei sich ausgerechnet jetzt derart intensiv und unbeirrbar für die Durchsetzung ihrer Rückgabeforderungen einsetzt, ist nicht ganz klar. Man will, das scheint klar, Fehler, die in der Vergangenheit begangen wurden, wiedergutmachen. Doch zwei andere Überlegungen dürften bestimmender sein. Zum einen will die Regierung in Ankara möglichst viele Objekte für den geplanten riesigen Neubau des Museums Anatolischer Kulturen in der Hauptstadt zusammenbringen, der 2023, zum 100. Jubiläum der Republikgründung eröffnet werden soll.

http://www.tagesspiegel.de/wissen/archaeologie-wem-gehoeren-die-alten-kunstschaetze/6861944.html

Sehr lesenswerter Artikel über Erdogans archäologische Kulturaußenpolitik.

Versteh die Aufregung nicht? Erdogan wurde gewählt, das Referendum wurde auch über demokratische Wahlen geklärt, und jetzt weinen alle? Ist nicht das Demokratie, das volk entscheidet, wer die Mehrheit hat gewinnt oder nicht?

@Narrenschiffer
So detailliert und mit Quelle u.s.w. beleuchtet, kann das auch als Diskussionsbeitrag gelten. Ein "Ihr habt geklaut - Nö - Doch" jedoch nicht.

Im Übrigen machen wir hier eine kurze Pause, bis alle die Ermahnung zu den Einzeilern gelesen haben.

@Materia

Materia schrieb: und jetzt weinen alle

Die Erdogan gegner weinen immer irgendwie. Auch wenn er mit einem Kopfstand regieren würde.

https://www.google.de/amp/amp.n-tv.de/politik/Wahlkommission-erklaert-Erdogan-zum-Sieger-article19795827.html

Die Wahlkommision hat das ergebnis akzepziert und dem JA Lager gratuliert.

Materia schrieb:Ist nicht das Demokratie, das volk entscheidet, wer die Mehrheit hat gewinnt oder nicht?

Demokratie lässt sich auch demokratisch abschaffen. Wenn einer Einzelperson das Recht gegeben wird, am Parlament vorbei Dekrete mit Gesetzeskraft zu erlassen, entsteht aus einer solchen Entscheidung keine Demokratie, sondern eine Autokratie.

@Materia

Ja sehr demokratisch ist das alles abgelaufen absolut fair und die Opposition hatte die gleichen Mittel und Rechte wie Erdogan..oh wait..
Einfach nur noch traurig was für Menschen auf dieser schönen Erde leben.

Materia schrieb:Ist nicht das Demokratie, das volk entscheidet, wer die Mehrheit hat gewinnt oder nicht?

Immerhin gibt es Hinweise, dass einige Stimmzettel ohne Siegel eingeworfen wurden. Auch die Arbeit der Wahlbeobachter wurde wohl behindert:

http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-04/tuerkei-referendum-wahlbeobachter-oppositionspartei-hdp-chp-abfuehrung

Das Wahlergebnis ist sehr knapp ausgefallen. Das lässt Raum für Spekulationen, im Hinblick auf die Vorkommnisse.

Materia schrieb:Versteh die Aufregung nicht? Erdogan wurde gewählt, das Referendum wurde auch über demokratische Wahlen geklärt, und jetzt weinen alle? Ist nicht das Demokratie, das volk entscheidet, wer die Mehrheit hat gewinnt oder nicht?

eine demokratische Wahl bedeutet noch lange nicht, dass der gewählte auch Demokrat ist und die Demokratie aufrecht erhalten will. Du verwechselst da was.

Materia schrieb (Beitrag gelöscht):wo ist jetzt das Problem?

Wenn man kein Problem mit einer Autokratie hat, dann ist es auch kein Problem. Wenn Demokratie jedoch nicht als Machtergreifungsmechanismus gesehen wird, sondern als komplexes System, dem zumindest die Unabhängigkeit der drei Staatsgewalten zugrundeliegen sollte, dann ist es ein Problem, wenn der höchste Repräsentant der Exekutive uneingeschränkte Legislativgewalt besitzt.

Materia schrieb (Beitrag gelöscht):Ja aber die Mehrheit der Türken möchte das anscheinend so und teilt anscheinend das Gedankengut von Erdogan, wo ist jetzt das Problem?

Ich weiss was du meinst; wenn wirklich alles demokratisch abgelaufen ist, und keine Stimmzettel falsch eingeworfen wurden und keine Wahlmanipulation vorgefallen ist, und auch die Wahlbeobachter alle ihre Arbeit problemlos durchführen konnten...  und das Volk trotzdem dafür gestimmt hat...; dann ist das halt so. Dann sollte man das auch akzeptieren. Wenn nicht, dann lässt das aber schon Raum für Spekulationen.

In meiner zweiten Heimat Polen ist auch die PIS an die Macht gekommen. Völlig egal ob mir as Ergebnis gefällt, die PIS wurde demokratisch gewählt. Es gibt keinen Hinweis, dass da etwas schief gelaufen ist, daher halte ich mich da zurück.

Aldaris schrieb:Ja, aber exklusive Nationalisten. Die können quasi von ihrer Wolke aus dem glorreichen aber dennoch verteufelten Deutschland mit Lügenpresse et cetera hinunter schauen und gemütlich beobachten, was in de Türkei passiert, ohne dass ihnen der Arsch anbrennt.

Wie gesagt, Freilandhühner demonstrieren für Legebatterien.

Wobei man halt schon sage muss, 60 Prozent der Türken in Deutschland scheinen für Erdogan und das System zu sein.
Mit wem wollen wir denn denn vergleichen?! Reicht da noch die Afd? Oder müssen wir schon Pegida strapazieren?

7maxx schrieb:Die Wahlkommision hat das ergebnis akzepziert und dem JA Lager gratuliert.

Die gleiche Wahlkommission, die ganz kurzfristig entschieden hat, nichtamtliche, ungestempelte Wahlzettel gültig zu erklären. Die es nicht stört, dass aus Wahllokalen berichtet wird, dass sich Soldaten an den urnen aufhalten und Wahlbeobachter durchsucht werden. Diese Kommission erklärt die Wahl für rechtmäßig, noch bevor sich um irgendeinen der bereits aufgetauchten Einsprüche gekümmert wurde.

So dreist war man selbst in der DDR nicht.

Geil auch, dass es unter Umständen sogar die AUslandstürken waren, die es für das Ja herausgerissen haben...

insideman schrieb:Wobei man halt schon sage muss, 60 Prozent der Türken in Deutschland scheinen für Erdogan und das System zu sein.
Mit wem wollen wir denn denn vergleichen?! Reicht da noch die Afd? Oder müssen wir schon Pegida strapazieren?

Erdogan hatte ja gerade in den ländlichen konservativen Gebieten sehr viel Zustimmung. In den Großstädten eher weniger. Man kann schon spekulieren, ob die 60% hier in Deutschland nicht auch konservative sind. Das Straßenbild hier bei mir in meiner Stadt zumindest könnte passen, ich will es aber nicht weiter ausführen, könnte ja eine bestimmte politische Gesinnung hervorheben...

@scriptum

Um es mit den Worten meines Geschichtslehrers zu sagen: "Die Türken, die damals als Gastarbeiter zu uns kamen, waren halt die Leute, für die Arbeit am Fließband oder auf dem Bau ein echter sozialer Aufstieg und eine enorme Karriereperspektive waren."

7maxx schrieb:Die Erdogan gegner weinen immer irgendwie. Auch wenn er mit einem Kopfstand regieren würde.

Kannst du dich bitte zu der Geschichte mit der YSK äußern?
Oder dazu, dass Akp-Abgeordnete während den Abstimmungen im Parlament ihre Stimmen öffentlich gemacht haben?
Oder die Videos und Bilder, die eindeutig belegen, dass die Wahlen von einigen Leuten manipuliert wurden?

Mittlerweile mein 3. Post mit Bitte um Stellungnahme.

Das diese Tatsachen gekonnt ignoriert werden von dir und deinesgleichen lässt für mich den Schluss zu, dass ihr euch auch im klaren darüber seid, wie die Akp agiert.

Rho-ny-theta schrieb:Geil auch, dass es unter Umständen sogar die AUslandstürken waren, die es für das Ja herausgerissen haben...

Falls die Türkei demnächst über die Todesstrafe abstimmt oder aber sich nicht an den Flüchtlingsdeal hält, wäre ich für ein deutsches Referendum über den Verbleib dieser Auslandstürken.

scriptum schrieb:ich will es aber nicht weiter ausführen, könnte ja eine bestimmte politische Gesinnung hervorheben...

Welche wäre das, wenn man gegen Nationalisten ist die für eine Quasi Diktatur stimmen?

Antifa fiele mir da ein.

Rho-ny-theta schrieb:die ganz kurzfristig entschieden hat, nichtamtliche, ungestempelte Wahlzettel gültig zu erklären.

Kannst du das belegen, die quelle wäre interessant.

Rho-ny-theta schrieb:Die es nicht stört, dass aus Wahllokalen berichtet wird, dass sich Soldaten an den urnen aufhalten und Wahlbeobachter durchsucht werden.

Vielleicht wegen aktueller Terrorgefahr? Schon mal daran gedacht.



@doetz
Es ist zu früh um etwas konkretes zu sagen. Ich werde die dinge beobachten und auch schauen was die alternativen Medien dazu sagen und werde dann erst ein statement dazu abgeben. Man sollte nicht so schnell urteilen.


Leute vergisst erstmal die ganzen nebensächlichkeiten, wir lassen heute erstmal die korken fliegen :) juhu.

@insideman

insideman schrieb:Wobei man halt schon sage muss, 60 Prozent der Türken in Deutschland scheinen für Erdogan und das System zu sein.
Mit wem wollen wir denn denn vergleichen?!

Nun, eher mit frustrierten Migranten, welche sich (ob nun zurecht oder nicht) hier nicht akzeptiert fühlen und deshalb sich gerne einem "starken" Staat zugehörig fühlen, quasi als Ausgleich.
Ist aber auch ein Beleg dafür, dass die Integration versagt hat...auf beiden Seiten.

Rho-ny-theta schrieb:Geil auch, dass es unter Umständen sogar die AUslandstürken waren, die es für das Ja herausgerissen haben...

... oder die kurden aus den 7 ja-provinzen, die den ausschlag gegeben haben. das ja-lager hat vermehrt in diesen region "wahlkampf" betrieben ;)

Rho-ny-theta schrieb:"Die Türken, die damals als Gastarbeiter zu uns kamen, waren halt die Leute, für die Arbeit am Fließband oder auf dem Bau ein echter sozialer Aufstieg und eine enorme Karriereperspektive waren."

und deren söhne & enkelkinder, welche hier eine ausbildung resp. ein studium absolviert haben, und trotzdem mit einem ja gestimmt haben ...

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Die Türkei ist in der NATO..haben Patriot-Raketen, solen diese abgezogen werden aus diesem Land, was meint ihr?Ich meine ja, die Türkei sollte aus der Nato heraussgeworfen wrden, weil sie ab heute imho nicht mehr zurechnungsfähig sind.

Frag mich zudem, inwiefern die Türkei noch zurechnungsfähig sind, kann da wer aufklären?