Wohin geht die Türkei unter Erdogan?

@vincent
Stimmt.
Es sollte wirklich jetzt einwandfrei geklärt werden, was legitim ist und was nicht.
Momentan, so kommt es mir vor (sorry), dass man die Grenzen nicht kennt.

vincent schrieb:und schieße das Wiener Abkommen in die Runde. :D

@vincent
Wenn dies tatsächlich verletzt worden wäre, dann wäre es dochauch durch die Türkei verletzt worden, als deutsche Gesandte nicht nach Incirlik zum Stützpunkt reisen durften, oder?

@vincent
@Niederbayern88

Was man sich in seinen 4 Wänden rein zieht kann jeder für sich entscheiden, was in die Öffentlichkeit gehört ist ein anderes Thema.

Grenox schrieb:Und genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt und genau jetzt zeigt sich doch das Problem.

Ich bin grundsätzlich dafür, dass man seine eigenen Politik und Linie durchsetzt, ungeachtet der Auswirkungen und möglichen Nachteile für das Ausland. Aber das wäre jetzt einfach völlig unnötig und würde ganz ohne triftigen Grund, Erdogan in die Karten spielen. Also ich würde davon abraten. In der heißen Phase des Wahlkampfs wird man damit sowieso noch auf Stimmenfang gehen.

Grenox schrieb:Natürlich ließe sich das Problem vermeiden, können jederzeit das Land Richtung Heimat verlassen und ihren Erdogan dort unterstützen wenn ihnen der Deutsche Standpunkt nicht gefällt.

Nö, damit lässt sich gar nichts vermeiden, wenn diejenigen das Land nunmal nicht verlassen.

Grenox schrieb:Was man sich in seinen 4 Wänden rein zieht kann jeder für sich entscheiden, was in die Öffentlichkeit gehört ist ein anderes Thema.

Nein, das stimmt so wohl auch nicht und finde ich eigentlich bedenklich. Denn:

"Die Versammlungsfreiheit differenziert hinsichtlich der Grundrechtsträgerschaft – Jedermann oder nur Deutsche – nicht zwischen Versammlungen unter freiem Himmel und in geschlossenen Räumen."

http://www.abendblatt.de/hamburg/article209853355/Auftritt-des-tuerkischen-Aussenministers-die-Rechtslage.html

CurtisNewton schrieb:Wenn dies tatsächlich verletzt worden wäre, dann wäre es dochauch durch die Türkei verletzt worden, als deutsche Gesandte nicht nach Incirlik zum Stützpunkt reisen durften, oder?

+
Denke schon, ja.. ist doch aber zu Recht hier als Skandal empfunden worden.

@vincent

Ja natürlich, absolut zu Recht.

Natürlich kann sich die auch Türkei aufregen, wie sie möchte und hat damit sicherlich nicht Unrecht.

Mir ging es nur darum, dass die Türkei (abgesehen vom Wortlaut der Empörung) wieder einmal mit Steinen in einem Glashaus schmeisst, wenn sie sich nun auf das Abkommen bezieht.

In Deutschland hatte sich seinerzeit bei der Empörung niemand auf den Diplomatenstatus und dem damit verbundenen Abkommen von 1961 berufen.

Gestern abend kritisierte ich noch zdf moderatoren, die sich mmn kleinlaut gegenüber sich etwas forsch aufführenden türkischen studiogästen verhalten haben, und eben erklärt ein zdf-korrespondent aus der türkei, Erdogan quasi als einen "man könnte ihn auch als einen gewinner der letzten tage bezeichnen".^^

Das diese fragwürdige diplomatie, auch von seiten der spd politik, wie wasser auf die mühlen solcher anti-demokratischen despoten ist, blenden sich diese medienleute offentsichlich dann schweigend aus.

Wenn es aber darum geht irgendeiner deutschen verwaltung, behörde oder politikern ein kleinstvergehen nachzuweisen, wäre die bezeichnung "messer in den rücken rammen" in sachen überbordender berichterstattung darüber vllt. noch untertrieben.

@CurtisNewton
Ja, und mir geht es hauptsächlich darum, dass Deutschland es der Türkei nicht gleichtut.^^
Die Doppelmoral drüben ist völlig offensichtlich, darüber braucht man wohl kaum zu streiten.

CurtisNewton schrieb:In Deutschland hatte sich seinerzeit bei der Empörung niemand auf den Diplomatenstatus und dem damit verbundenen Abkommen von 1961 berufen.

Bin mir aber auch nicht sicher, was damit abgedeckt wird. Macht halt in den türkischen Gazetten die Runde.

Man muss  wohl kein Hellseher sein, um einzuschätzen zu können, wohin die Türkei unter Erdogan geht. 

1. Erdogan wird sein Präsidialsstem bekommen. So oder so. Wenn ein paar Stimmen fehlen sollten, dann hilft man halt ein bissel nach. Werden bei der Auszählung neutrale Beobachter dabei sein und das Ergebnis protokollieren können?  Wenn nein, dann ist ja ohnhin klar, wie die Wahl ausgeht. 

2. Erdogan macht eine Volksabstimmung:  Beitritt in die EU - Ja/Nein 
Erdogan und die AKP-Propagandamedien verbreiten bereits jetzt schon gezielt und methodisch jede Menge Hetz-Meldungen über die EU. Türkische Politiker beschuldigen und kritisieren medienwirksam vor einer extra dazu aufgerufenen Menschenmenge offen das Verhalten der EU-Länder, stellen sie als verbrecherische Regime dar. Sie seien gegen die Türkei, wollten sie nicht in der EU und zudem seien sie rassistisch und würden vor allem türkischstämmige Bürger unterdrücken. 
Wen wirds wundern, wenn die Abstimmung ein NEIN ergibt. 


Und Putin zieht im Hintergrund die Fäden. Er profitiert am meisten davon, wenn er die Türkei dann ganz auf seine Seite ziehen kann. Der EU hat er damit eins ausgewischt und als nächsten Streich wird er Erdogan mit Versprechungen dazu drängen, aus der NATO auszutreten.

@buntervogel

Ich glaube kaum, dass die Türkei bei einer Importrate von 46%, es sich leisten kann, sämtliche Brücken zur EU abzubrechen.

Das, was wir grad erleben ist lediglich ein türkisches Tischfeuerwerk. Drauf geht dabei nur türkisches Porzellan, nicht das der EU.


(mit dem Hinweis, dass die einige EU-Bürger die abwartende Haltung vielleicht nicht verstehen und sich den rechtspopulistischen Parteien zuwenden, wenn eigene Wahlen anstehen, aber das dürfte nur ein kleiner Teil der Gesellschaft sein.)

@CurtisNewton
We will see.

CurtisNewton schrieb:Das, was wir grad erleben ist lediglich ein türkisches Tischfeuerwerk.

glaube ich nicht.

Erdogan hat Visionen, hat Vorstellungen, die er tatktisch klug vorantreibt.
erster Höhepunkt wird das Jahr 2023 sein, bis dahin hat erdie Türkei zu einem anderen Staat umgebaut.

ich denke eher in die Richtung wie @buntervogel , sehe für die Türkei allerdings wechselnde Allianzen jenseits der EU - je nach Interesse wird die Hinwendung zu Russland und/oder zu den arabischen Nachbarn ausfallen.
dabei ist nicht von einer auf Langfristigkeit angelegten Dauer der politischen Allianzen auszugehen. Allianzen wird Erdogan schmieden, solange sie ihm nützen, wirtschaftlichen Vorteil bringen und Einfluss in der Region (islamisch geprägte Länder)  versprechen.

vincent schrieb:Ja, und mir geht es hauptsächlich darum, dass Deutschland es der Türkei nicht gleichtut.^^

Da müsste aber viel passieren bis Deutschland es der Türkei gleichtut.
Die Türkei entwickelt sich auf dem schnellsten Weg zu einer antimodernen Diktaktur und das Einzige, was manchen einfällt, ist es, Deeskalation zu rufen...
Es gibt auch andere diplomatische Möglichkeiten zwischen "es der Türkei gleichttun" oder Appeasement. Nun stehen Wahlen in der Türkei an und man will ihm logischerweise nicht politisch unter die Arme greifen. Aber spätestens nach diesen Wahlen muss der Druck stetig aufgebaut werden. Deutschland gab mit dem Türkeideal den zweiten Blankoscheck seiner Geschichte an ein weiteres Land. Erdogan hat diesen genutzt, um sein Land noch schneller gleichzuschalten und seine Macht stärken zu können, als es ohnehin schon der Fall war. Irgendeine Reaktion muss erfolgen. Dabei hätte Europa eigentlich viele Schalthebel, um Druck auszuüben. Doch weder wird das getan noch wird mit denen gedroht.

Du fandest doch Merkels Reaktion auf Erdogans Polemik gut. Was schwebt dir ansonsten noch konkret vor, wie man auf ihn reagieren könnte?

@buntervogel
@lawine





Selbst Russland hat damals bei den eigenen Sanktionen gegen die EU direkt gemerkt: Oh Mist, können wir so ja gar nicht kompensieren. Und einige dieser dann schleunigst zurückgezogen.

So wird es der Türkei auch gehen, schlimmer noch, da eines der wichtigen Standbeine die Tourismuss-Branche ist. Hinzu kommt die Zollunion, die der Industrie zu Gute kommt. Weiterhin ist man ja jetzt schon (weitestgehend vor der Öffentlichkeit verborgen) als Bittsteller unterwegs.

Der vermeintlich "starke" Mann vom Bosporus befindet sich auf Talfahrt zurück zum "armen Mann vom Bosporus".

Hinzukommt......das Referendum scheint ja offensichtlich ziemlich knapp zu werden, wenn man hier schon so intensiv für ein JA werben muss. Ob es nun einreguläres JA wird, oder ob da nachgeholfen wird, spielt in einem Punkt KEINE Rolle: Die Abkehr von der EU, Einstellung der Bestrebung, EU Mitglied zu werden, denn ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung will das nicht.

Wie eine Abkehr von der EU ausgehen kann, wenn ein nicht geringer Teil der Bevölkerung dagegen ist, haben wir in der Ukraine gesehen.

CurtisNewton schrieb:Wie eine Abkehr von der EU ausgehen kann, wenn ein nicht geringer Teil der Bevölkerung dagegen ist, haben wir in der Ukraine gesehen.

wobei sich dieser Konflikt auf die Ukraine (und Krim) beschränkte....
ich will keinsfalls erleben, dass in Hamburg, Bremen, Ruhrpott, Amsterdam, Rotterdam, Wien  oder Berlin türkischer Maidan gespielt wird :(

Man siehts ja am Beispiel Niderlande wem eine Eskation nützt. Den Rechtspopulisten und Erdogan für seine Opferrolle bei seinen Anhängern.

@wichtelprinz:

Soll denn die Alternative sein, Herrn Erdogan bei seinem Ermächtigungsgesetz auch noch zu unterstützen?
Ich finde ganz sinnvoll, was die Niederlande gemacht haben.

Wer sich darüber aufregt, wird auch ohnehin blöd genug sein, für eine Abschaffung der Demokratie zu stimmen.

Desaix schrieb:Aber spätestens nach diesen Wahlen muss der Druck stetig aufgebaut werden.

Desaix schrieb:Irgendeine Reaktion muss erfolgen.

Wieso?

@sacredheart
Warum unterstützen?
Was ich so von den Erdogan Anhängern mitbekommen habe sind die eh schon so unterworfen das man wohl keinen mehr umstimmen muss das Referedum zu unterstützen. Somit beklatschen da Leute etwas was sie ohnehin wählen würden. Ich seh da keine Unterstützung die klatschen zu lassen.

vincent schrieb:Nö, damit lässt sich gar nichts vermeiden, wenn diejenigen das Land nunmal nicht verlassen.

Alles eine Frage der richtigen Motivation.  Wer schon mal keinen Deutschen Pass hätte, dem kann man das Visum auslaufen lassen.

lawine schrieb:ich will keinsfalls erleben, dass in Hamburg, Bremen, Ruhrpott, Amsterdam, Rotterdam, Wien  oder Berlin türkischer Maidan gespielt wird

Sollen sie doch machen. Beschleunigt so einige Vorgänge ungemein. Vor allem wäre dann mal schluss mit in die Tasche lügen..

Frei nach Al Gore. "Eine unbequeme Wahrheit"