Brexit und danach?

Als Brite muss man sich ja gegenüber der Weltgeschichte zu Tode schämen. Da gewinnt man zwei Weltkriege, trotzdem bricht das Empire auseinander, das UK zerfällt in seine Einzelteile und dann begeht man auch noch ökonomischen Selbstmord.

Sherlock_Fuchs schrieb:trotzdem bricht das Empire auseinander, das UK zerfällt in seine Einzelteile und dann begeht man auch noch ökonomischen Selbstmord.

@Sherlock_Fuchs
soweit sind wir noch nicht....

Selbst Trump-USA schließt einen Handelsvertrag mit dem UK aus, falls nicht zuerst das Grenzproblem in Nordirland gelöst ist:

Nancy Pelosi, who on Wednesday said the United States would also not agree to any trade deal with Britain if future Brexit arrangements undermine peace in Ireland

https://www.reuters.com/article/us-britain-eu-usa/irish-brexit-border-issue-could-endanger-eu-u-s-trade-deal-congressman-idUSKCN1RV0JO

Dabei war die Verhandlung eines Handelsvertrages mit den USA für Befürworter ein wichtiges Argument für den Brexit. Bei einem no deal wäre das UK von allen relevanten Handelspartnern isoliert.

Anaximander schrieb:Dabei war die Verhandlung eines Handelsvertrages mit den USA für Befürworter ein wichtiges Argument für den Brexit. Bei einem no deal wäre das UK von allen relevanten Handelspartnern isoliert.

Game Over...

Aber selbst jetzt gibt es noch mehr als genug Leute, die glauben dass der Brexit ein Erfolg auf voller Linie ist.

Fichtenmoped schrieb:Anaximander schrieb:
Dabei war die Verhandlung eines Handelsvertrages mit den USA für Befürworter ein wichtiges Argument für den Brexit. Bei einem no deal wäre das UK von allen relevanten Handelspartnern isoliert.
Game Over...
Aber selbst jetzt gibt es noch mehr als genug Leute, die glauben dass der Brexit ein Erfolg auf voller Linie ist.

@Fichtenmoped
Trump besucht May im Juni. Während dieses Treffens wird über den Handelsvertrag mit den USA gesprochen werden. Die werden schon was zustande bringen.
Ich hoffe, er schüttelt nicht der Queen in Trumpmanier die Hand.

Der amerikanische Präsident Donald Trump soll vom 3. bis 5. Juni zum Staatsbesuch nach London kommen. Er und First Lady Melania haben eine Einladung der Queen angenommen, teilte der Palast ...mit. Die Königin entspricht damit einem Wunsch der britischen Regierung. Trumps Besuch ist jedoch höchst umstritten, es dürfte massive Proteste geben.

Nach britischen Angaben steht unter anderem ein Treffen mit Premierministerin Theresa May auf dem Programm. „Das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten pflegen eine tiefe und dauerhafte Partnerschaft, die in der gemeinsamen Geschichte und den gemeinsamen Interessen begründet ist“, sagte May.
https://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/donald-trump-bekommt-seinen-staatsbesuch-in-london-16153593.html

@frauZimt

Nancy Pelosi ist auch Demokratin, aber Speaker im Repräsentantenhaus. Da die Demokraten dort eine Mehrheit haben, müsste das doch für eine Blockade reichen. Zumal unklar bliebt, wie langer Trump im Amt ist. Seitens des UK gibt es ebenfalls, wie bei TTIP, erhebliche Widerstände gegen einen Handelsvertrag, da die Tierschutzlobby im UK stark ist (Chlorhühnchen etc.). Gestern wurde auch im Parlament diskutiert, dass ohne Lösung für Nordirland i.S. einer offenen Grenze eine Vertrag mit den USA nicht möglich sein wird, das wird dann auch für eine ganze Reihe weiterer Länder so gelten, nicht nur für die EU.

Anaximander schrieb:Gestern wurde auch im Parlament diskutiert, dass ohne Lösung für Nordirland i.S. einer offenen Grenze eine Vertrag mit den USA nicht möglich sein wird, das wird dann auch für eine ganze Reihe weiterer Länder so gelten, nicht nur für die EU.

@Anaximander
Ja, das habe ich auch gelesen.

Dass es in GB eine besonders starke Tierschutzlobby gibt, höre ich zum 1. Mal. Die für den Tierschutz sehr engagierten Briten sind auch eher für den Austritt? Ich weiss das kann man so nicht sagen. Es gibt sicher junge Menschen, die Tierschützer sind und für die EU.
Aber tendenziell könnte ich mir vorstellen, dass den Tierschützern der EU-Tierschutz nicht weit genug geht.

Ich habe den Artikelausschnitt gepostet, weil es zu früh ist, jetzt schon zu sagen, USA/GB kriegen kein Handelsabkommen hin.
Ich halte nichts von Trump. Das Netteste, das man über ihn sagen kann ist: Elefant im Porzellanladen.
Aber warten wir ab, was sein Besuch Anfang Juni bringt. Ist ja nicht mehr lange hin.

@frauZimt

Die Grüne Partei hat dort wegen des Mehrheitswahlrechts keine Chance, es liegt aber auch daran, dass die Zustimmung zur Atomkraft sehr hoch ist. Tierschutzfragen sind aber in der Mittelschicht wichtig, man sieht es auch an Biofleisch, free range eggs etc. Proteste gegeben TTIP kamen v.a. auch aus Tierschutzbewegungen in England, ohne die EU als Hebel wären die Bedingungen natürlich noch schlechter.

frauZimt schrieb:Die für den Tierschutz sehr engagierten Briten sind auch eher für den Austritt?

Weiß nicht, ob man das so pauschal beantworten kann, Vote Leave hat u.a. mit Eisbären geworben, die von der EU angeblich nicht geschützt wurden, und damit auf eine bestimmte Klientel gezielt, außerdem sind Personen, die sich dafür interessieren oft finanziell abgesichert (im höheren Alter) und damit eher empfänglich für Brexit-Gedanken, von der allgemeinen politischen Richtung her würde ich das Lager aber eher in Remain einordnen.

Hierzulande sieht es so aus, dass die Bundesbuerger die EU fuer eine gute Sache halten. 76%.

"Trotz des Brexits und des Aufstiegs rechtspopulistischer Kräfte haben die Deutschen ein überwiegend positives Bild von der Europäischen Union. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Europaparlament veröffentlichte. Demnach halten 76 Prozent der befragten Bundesbürger die deutsche EU-Mitgliedschaft für eine gute Sache."

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/umfrage-drei-viertel-der-deutschen-sind-fuer-eine-eu-mitgliedschaft-a-1264435.html

ICh finde es ehrlich gesagt bedenklich, wenn es nur 76% sind.
Was warten die anderen Optionen? Viele enthaltungen?
Also wären ein viertel der deutschen für den Austritt fänd ich das sehr beunruhigend.

@shionoro
Es gab 4 Antwortmoeglichkeiten.

76% finden es gut dass D EU-Mitglied ist.
6% finden es schlecht.
16% weder gut noch schlecht
2% koennen oder moechten keine Aussage treffen.

Mit 76% ist D zwar nicht Spitzenreiter aber doch weit vorne mit dabei.

http://www.europarl.europa.eu/news/en/press-room/20190417IPR41755/support-for-eu-remains-at-historically-high-level-despite-sceptics

Detailliert kann man den Eurobarometer hier nachlesen..

In Bezug auf UK sehen die Figuren wie folgt aus:

54% sehen die EU-Mitgliedschaft vorteilhaft
30% sehen keine Vorteile
16% sind sich im Unklaren.

Das wird das Remain-Lager staerken, denn die Umfrageergebnisse stehen nicht im Einklang mit dem Referendum-Outcome von 2016.

Die bekannte britische Kaufhauskette Debenhams wird zunächst 22 und über die nächsten Jahre 50 Filialen schließen, unmittelbar betroffen sind zunächst 1200 Stellen. Ein Grund für die Schließungen sind Einnahmeausfälle, die sich aus dem Brexit ergeben.

CVAs have become commonplace on U.K. shopping streets as bricks-and-mortar retailers struggle to compete with a rise in online shopping coupled with lower spending related to Brexit jitters.

https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-04-26/debenhams-seeking-store-closures-rent-cuts-amid-retail-crisis

Cathrin Kahlweit, Korrespondentin der SZ in London sucht ganz offiziell nach einem illustren Vermissten:

Dem Brexit.

Er ist verschwunden und nicht mehr auffindbar.
https://www.sueddeutsche.de/politik/grossbritannien-brexit-bitte-melden-1.4423436

Wer sachdienliche Hinweise hat, was aus dem Brexit geworden ist - die SZ-Redaktion waere dankbar.....

Die Brexit-Hetzzeitungen wechseln klammheimlich ihren Eigentümer, jetzt wo die Karre an die Wand gefahren ist und es niemand gewesen sein will, zuerst der Daily Mail, jetzt der Daily Express, der zuvor eine rücksichtslose Hetzkampagne gegen (EU-)Immigration gefahren hat.



Richard Desmond, ein UKIP-Finanzier, der durch Pornographie zu Geld gekommen ist, hat das Blatt mittlerweile an die Mirror-Gruppe verramscht.

https://www.theguardian.com/media/2019/apr/28/gary-jones-on-taking-over-daily-express-it-was-anti-immigrant-i-couldnt-sleep

Scheinbar gibt es Bewegung in den Verhandlungen zwischen Tories und Labour.
Alleine, mir fehlt der Glaube.

https://www.n-tv.de/politik/Labour-und-Tories-stehen-vor-Kompromiss-article20997982.html

Das ist alles Theater. Die EU scheisst sich doch schon in die Hosen wer nachzieht, wenn England es erstmal vorgemacht hat mit der EGV-Notbremse.

Die EU ist ein Bürokratiemonster. Europa ist ein Kontinent. Und der wird selbst dann noch bestehen wenn der letzte EU-Sesselfurzer ausgefurzt hat. Die Fabriken in England werden nicht den Betrieb einstellen, ohne die ganze EU-Überregulierung.

Auch Grenzkontrollen sind überall auf der Welt übllich und stehen blühenden Handelsbeziehungen zwischen den Ländern nicht im Wege.

Die konservative Regierung in London will mehreren Journalisten zufolge bis Mitte nächster Woche einen Kompromiss mit der wichtigsten Oppositionspartei Labour erzielen. Das berichteten unter anderem BBC und "Guardian".

Das ist natürlich irgendwie auch richtig, aber soweit ich die Diskussion verfolgt habe, wollen das lediglich die Tories, jedoch ohne Labour entgegenzukommen, entsprechend unwahrscheinlich ist es, dass beide Seiten den "Kompromiss" wollen.

May will vieles, z.B. den Kuchen haben und ihn essen. Bislang hat es nicht funktioniert, da es immer zwei Seiten sind, die das so wollen müssten.

gentulio schrieb:Die EU ist ein Bürokratiemonster

Das sagt man oft so dahin.
Aber wenn man bedenkt, dass die Kommission in Bruessel nicht sehr viel mehr Mitarbeiter hat als die Stadt Muenchen (gut 32.000), dann relativiert sich Deine Aussage.

Man wird in der EU-Verwaltung sicherlich Beispiele von Buerokratieueberschuss finden. Aber das hat man in sehr vielen Verwaltungen allgemein.

MahatmaGlück schrieb:Aber wenn man bedenkt, dass die Kommission in Bruessel nicht sehr viel mehr Mitarbeiter hat als die Stadt Muenchen (gut 32.000), dann relativiert sich Deine Aussage.

In welcher Weise relativiert das irgendetwas? München ist die Landeshauptstadt eines der wirtschaftsstärksten Bundesländer. Bayern trägt die Kosten für die eigene Verwaltung komplett selbst und gibt sogar noch Jahr für Jahr Milliarden an wirtschaftlich schwächere Bundesländer ab. Bayern glänzt mit einer niedrigen Kriminalitätsrate, guten PISA-Ergebnissen und jedes Jahr ziehen viele Menschen aus anderen Bundesländern zu.

Die EU ist ein Bürokratiemonster, dass alles komplizierter, undemokratischer und gefährlicher Macht. Die Bürger der EU-Länder, vor allem aber von Deutschland, werden gezwungen das alles zu bezahlen und sie müssen unter den Nachteilen, die das mit sich bringt leiden.