Political correctness, ein gescheitertes Experiment

Seidenraupe schrieb:Als Unterrichtender sollte der der konkreten Tätigkeit nachgehen,

kann es sein, dass Menschen dies im gewöhnlichen Sprachgebrauch nicht so eng sehen?

E.Schütze schrieb:Was ist denn bitte der Unterschieder zwischen Auszubildender sein und den "Status" eines Auszubildenen haben?

Das "sein" und "haben".
Nein, kleiner Spaß.

Bishamon schrieb:kann es sein, dass Menschen dies im gewöhnlichen Sprachgebrauch nicht so eng sehen?

klar.

Aber wenn man PC will, dann sollte es eben alles korrekt zugehen ;)

E.Schütze schrieb:Was ist denn bitte der Unterschieder zwischen Auszubildender sein und den "Status" eines Auszubildenen haben?

Auch wenn ich mich wiederhole: Auszubildender ist für die Partizip-Diskussion kein geeignetes Beispiel, weil "auszubilden" kein Verb ist.

Bishamon schrieb:kann es sein, dass Menschen dies im gewöhnlichen Sprachgebrauch nicht so eng sehen?

wenn man etwas nicht eng genug sieht, ist es nicht pc ;) (meine Meinung)
Ich will gar nicht, dass sie es sich schwer machen.
Sie könnten es sich sogar immer einfach machen, und bei Lehrern Frauen und Männer und Diverse mitmeinen.

Genau dahin will ich :)

zigushen schrieb:Auch wenn ich mich wiederhole: Auszubildender ist für die Partizip-Diskussion kein geeignetes Beispiel, weil "auszubilden" kein Verb ist.

Man könnte über "Inderausbildungstehender " nachdenken

Seidenraupe schrieb:wenn man etwas nicht eng genug sieht, ist es nicht pc

dann ist man Lehrer nur dann, wenn man Lehrender ist.
darüber hinaus ist Lehrer nur dann möglich, wenn man einen Beruf meint. Und dieser Lehrer kann man sein, ohne jemals zu lehren ...

Seidenraupe schrieb:Es gibt nämlich den Studierenden (mask) und die Studierende (fem) und die Studierenden (plu).
für das pc Sprechen also völlig untauglich.

Nein, gerade darum ist es ja so beliebt, denn "die Studenten" ist der Plural des maskulinen "der Student". "Die Studierenden" ist hingegen der gleichlautende Plural von sowohl m "der Studierende" als auch f "die Studierende".

Übrigens sind "die Studierenden" und "die Lehrenden" keine neumodische PC-Erfindung, sondern mindestens seit dem 18. Jh. gebräuchlich. Zeitweise waren diese Formen sogar gebräuchlicher als "Student" und "Lehrer". Hat Anatol Stefanowitsch bereits 2011 verblogt:

https://scilogs.spektrum.de/sprachlog/langlebige-studierende/

Seidenraupe schrieb:Man könnte über "Inderausbildungstehender " nachdenken

Stimmt, das wäre korrekt. Abgesehen davon, dass es das Genderproblem nicht löst, wie du ja schon richtig geschrieben hast.

@zigushen
Was sagst du eigentlich zu den Ausführungen, die ich hier gepostet habe?

Beitrag von E.Schütze (Seite 565)

E.Schütze schrieb:Was sagst du eigentlich zu den Ausführungen, die ich hier gepostet habe?

Darauf hatte ich doch, wenn auch kurz, geantwortet, warum Auszubildender hier als Beispiel nicht taugt. Deswegen war ich auf den Rest nicht eingegangen.

Bin jetzt auch erstmal ne Weile anderweitig beschäftigt.

E.Schütze schrieb:Nein, gerade darum ist es ja so beliebt, denn "die Studenten" ist der Plural des maskulinen "der Student". "Die Studierenden" ist hingegen der gleichlautende Plural von sowohl m "der Studierende" als auch f "die Studierende".

Übrigens sind "die Studierenden" und "die Lehrenden" keine neumodische PC-Erfindung, sondern mindestens seit dem 18. Jh. gebräuchlich. Zeitweise waren diese Formen sogar gebräuchlicher als "Student" und "Lehrer". Hat Anatol Stefanowitsch bereits 2011 verblogt:

https://scilogs.spektrum.de/sprachlog/langlebige-studierende/

Vielen lieben Dank für diesen link, eine echte Fundgrube

Ein Zitat daraus, welches zeigt, welch kritische negative Konnotation die Worte Lehrende und Studierende haben_galten sie doch ausschließlich nur für Männern. Frauen waren per se augeschlossen, mussten nicht mitgedacht werden.

Die Wörter Studierender und Lehrender haben eine lange Geschichte, deren Wurzeln in einer Zeit liegen, als man sich um die Bezeichnung weiblicher Lehrende oder Studierender keine Sorgen machen musste, weil es weibliche Lehrende oder Studierende schlicht nicht gab.

Das Wort Lehrende findet sich zum Beispiel (und es ist wirklich nur ein Beispiel unter hunderten) in „Die Preussischen Universitäten: Eine Sammlung der Verordnungen, welche die Verfassung und Verwaltung dieser Anstalten betreffen“, einer Sammlung von 1839. Der Grund für die Existenz dieses Wortes wird dort auch sehr schnell deutlich:

Quelle:
Wie kann es sein, dass man diese negative Konnotation völlig außer Acht lässt? Worte mit dieser Geschichte sind für Mädchen und Frauen vielleicht sehr belastend, weil sie damit immerzu an ihre Diskriminierung erinnert werden.

Mithin müsste man die Frauen erstmal aufklären und sie als Betroffene fragen, welche Bezeichnung sie wünschen.

Dabei sollten das aber nicht nur die jetzt an der Uni studierenden Studenten entscheiden sondern zB auch die Großmutter, die sich ihr Studium in ihrer Jugend schwer erkämpft hat.

zigushen schrieb:Darauf hatte ich doch, wenn auch kurz, geantwortet, warum Auszubildender hier als Beispiel nicht taugt. Deswegen war ich auf den Rest nicht eingegangen.

Ok, Auszubildender war vielleicht ein schlechtes Beispiel.

Ich bring nochmal Anatol Stefanowitsch an, der hat bessere Beispiele gefunden, etwa Vorsitzender, Alleinerziehender oder Reisender:

Jeder weiß, dass jemand einem Vorstand vorsitzen kann, ohne in jedem einzelnen Moment mit den Tätigkeiten eines/r Vorstandsvorsitzenden beschäftigt zu sein. Und ebenso kann man studieren, ohne Tag und Nacht in Hörsäälen und Bibliotheken herumzusitzen. Wenn mich früher jemand gefragt hat „Und was machst du?“, habe ich selbstverständlich geantwortet „Ich studiere Sprachwissenschaft“, auch wenn ich tatsächlich gerade biertrinkend in der Kneipe saß. Und niemand würde behaupten, dass daran irgendetwas merkwürdig oder unlogisch wäre, nicht einmal Goldt oder Sick. Wenn ich aber biertrinkend in der Kneipe sitzen und von mir sagen kann, dass ich „studiere“, kann ich auch sagen, ich sei ein „Studierender“.

Ebenso kann jemand ein/e Alleinerziehende/r sein, auch wenn er/sie sich einen Moment lang erschöpft zurücklehnt und das erziehen sein lässt oder wenn sich kurzfristig mal die Oma in die Erziehung einmischt. Reisende können auf dem Bahnhof auf einen verspäteten Zug warten ohne den die Reise gar nicht beginnen kann. Und ein/e Vorsitzende/r ist auch dann Vorsitzende/r, wenn er/sie eigentlich gerade Golf spielt oder schläft.

http://www.sprachlog.de/2010/04/25/danebenliegende-sprachnoergelnde/

Seidenraupe schrieb:Ein Zitat daraus, welches zeigt, welch kritische negative Konnotation die Worte Lehrende und Studierende haben_galten sie doch ausschließlich nur für Männern. Frauen waren per se augeschlossen, mussten nicht mitgedacht werden.

Nein, Frauen waren nicht durch die Wörter ausgeschlossen, sondern durch die sozialen Umstände. Hätte es damals bereits weibliche Lehrende gegeben, wären sie genauso als "Lehrende" bezeichnet worden wie ihre männlichen Kollegen. Weibliche Studierende gab es übrigens bereits im 18. und 19. Jahrhundert, wenn auch nur in sehr geringer Zahl.

@E.Schütze
Ein Lehrer ist aber nicht zwangsläufig ein Lehrender. Und ein Student kein Studierender

abberline schrieb:Lehrer ist aber nicht zwangsläufig ein Lehrender

Ein X ist nicht zwangsläufig ein Vorsitzender.
Ein Y ist nicht zwangsläufig ein Alleinerziehender.
Ein Z ist nicht zwangsläufig ein Reisender.

Nenne mir mal passende Wörter für X, Y und Z.

@E.Schütze
Ist mir völlig egal. Ein Student ist ein Student und ein Studierender ein Studierender. Um nichts anderes ging es mir. Alles andere ist Gendermumpitz

abberline schrieb:Ein Lehrer ist aber nicht zwangsläufig ein Lehrender. Und ein Student kein Studierender

nee? Was sind sie denn dann?

„Lehrer“ kann in der Umgangssprache als Berufsbezeichnung oder als Ehrentitel sehr unterschiedliche Bedeutung annehmen und ist eine Sammelbezeichnung für alle Arten von Lehrenden;

Quelle: Wikipedia: Lehrer

Lehren (etymologisch verwandt mit Lernen) bezeichnet die Tätigkeit, bei der einem Lernenden ein Lerngegenstand, beispielsweise Kenntnisse oder Fähigkeiten vermittelt werden sollen. Das Lehren wird von Lehrenden bzw. Ausbildern, professionell besonders von Lehrern in Schulen und von Dozenten betrieben.

Quelle: Wikipedia: Lehren

https://www.duden.de/rechtschreibung/Lehrer
soll ich mit Student weitermachen?

abberline schrieb:Ein Student ist ein Student und ein Studierender ein Studierender.

Was ist der Unterschied?

abberline schrieb:Alles andere ist Gendermumpitz

Nein, das sind Formulierungen mit langer Tradtion. Auch für dich nochmal der entsprechende Link: https://scilogs.spektrum.de/sprachlog/langlebige-studierende/

@Tussinelda
Lehrer ist eine Berufsbezeichnung und ein Lehrender handelt aktuell. Ein Student muss nicht den ganzen Tag Studierender sein
https://www.zaar.uni-muenchen.de/studium/studenteninfo/student_prof/student/index.html