Political correctness, ein gescheitertes Experiment

Mich würde mal interessieren, was ein Migrant, der sich über Tausende Kilometer zu Fuß nach Deutschland durchgeschlagen hat, der vielleicht auf dem Bau oder am Fließband seinen Lebensunterhalt verdient, was dieser Mensch von mimosenhaften Sorgen à la @Tussinelda und @Groucho hält.

Götz Aly hatte sich im August 2020 in der Berliner Zeitung mit harten Worten zur Causa Lisa Eckhart geäußert.

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Nein, eigentlich ist es nicht die Causa LE. , sondern die Causa "ist die Freiheit der Kunst bedroht" (das ist meine Meinung)

Götz Aly : Dumm-deutsche Hexenjagd auf Lisa Eckhart

Die gut verdeckten Fallgruben, in die die Kabarettistin einen stößt, sollten zum Loch werden, in dem die Künstlerin selbst verschwindet – Götz Aly über weltanschaulichen Wachschutz.

...

Dieser Tage wurde sie vom Wettbewerb um den Preis des Harbourfront Literaturfestivals in Hamburg ausgeschlossen, weil die vereinigten Blockwarte des artgerechten deutschen Scherzens ihr nachsagen, sie bediene „antisemitische Klischees“.

Zum Kreis der Eckhart-Fans zählt der Kabarettist Dieter Nuhr, den die politisch korrekt beschränkte Schwarmdummheit ebenfalls gerne guillotinieren würde. Nuhr erklärte zu den Vorwürfen: „Wir müssen nun endlich darüber diskutieren, was Freiheit der Rede heute noch bedeutet. Wer Lisa Eckhart Antisemitismus vorwirft, muss entweder geistesgestört sein oder böswillig. Ich fürchte, bei einigen ist es eine Mischung aus beidem.“

...

Unser weltanschaulicher Wachschutz wurde der angeblich antisemitischen Sätze erst 18 Monate später gewahr. Im April/Mai des Jahres rollte dann die Pfui-Welle. Ausgehend von einem Artikel in der Jüdischen Allgemeinen stimmten von FAZ bis taz fast alle in den Chor der Rechtgläubigen ein. Doch inzwischen bröckelt die Front. Die FAZ lenkte ein, in Hamburg denkt man über einen Ausweg nach, und in der Jüdischen Allgemeinen schrieb der Schauspieler Gerhard Haase-Hindenberg nach dem Besuch einer ausverkauften Vorstellung der eben noch Verfemten: „Ich habe eine Künstlerin erlebt, die im bewundernswerten Rollenspiel gesellschaftliche Vorurteile allein dadurch entlarvte, dass sie sie überspitzte.“

Meine Meinung dazu:
Es ist wirklich schlimm um die Deutschen bestellt, wenn die Hüter der political correctnes mit derartiger Verspätung und nur weil die Jüdische Allgemeine Zeitung einen Artikel schreibt, auf den im öffentlich rechtlichen Fernsehen vorgetragenen Ansitsemitismus einer Frau mit Migrationshintergrund aufmerksam wird.

Vielleicht kannte sie, die junge Migrantin, die deutsche Debattenkultur nicht hinreichend. Weiß nicht, was auf deutschen Bühnen möglich ist und was nicht.
Vielleicht schwingt ein Teil Fremdenfeindlichkeit mit, wenn man die Migrantin derart mobbte, dass sie Polizeischutz für einen Auftritt benötigte.
Vielleicht bieten ihr die ÖR wie WDR und ARD nur deswegen eine Bühne, damit das erklärte Ziel Menschen mit Migrationshintergrund Teilhabe zu bieten, erfüllt wird.
Vielleicht schwingt Frauenfeindlichkeit mit.
Wahrscheinlicher ist ein Mix aus allem

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/dumm-deutsche-hexenjagd-auf-lisa-eckhart-li.97855

@Hanes
War vor 33J aber vielleicht zählt da meine Meinung noch: nichts, rein gar nichts. Sorgen machen ist nicht schlecht, Handeln ist besser.
Ich hatte anfangs auch viele Begleiter die sofort wussten was man besser machen kann, aber selber gemacht haben sie nichts.
Mir hat es zB. nicht geholfen dass Leute der Meinung waren man kann zu fünft nicht auf 30qm wohnen, aber mit meiner Betreuerin zu sprechen oder mir eine andere Wohnung zu suchen war nicht. Ich habe selbst gesucht, danke.

navi12.0 schrieb:Von mir aus darf Kunst alles, solange alle Beteiligten einverstanden sind.

aber das sind sie doch nicht......

navi12.0 schrieb:Die Haltung mag zwar auch umstritten sein, aber sie gefällt mir nun mal besser, als dieses völlig überzogene und stellenweise sogar schon fast hysterische Suchen nach Opfern, wo es offenbar gar keine gibt.

na es wurden doch Menschen verlinkt, die eben betroffen sind und die das auch kritisieren

Hanes schrieb:Mich würde mal interessieren, was ein Migrant, der sich über Tausende Kilometer zu Fuß nach Deutschland durchgeschlagen hat, der vielleicht auf dem Bau oder am Fließband seinen Lebensunterhalt verdient, was dieser Mensch von mimosenhaften Sorgen à la @Tussinelda und @Groucho hält.

dann solltest Du sie fragen.

Tussinelda schrieb:aber das sind sie doch nicht......

Da ging es nicht um das Publikum, sondern um die Macher.

zB:
Hab schon was gesehen, wo sich Leute gegenseitig Schmerzen zufügen, und das Kunst nennen. Auch sowas lässt mich kalt, wenn sie es brauchen. Ist mir wie gesagt gleich, solange es freiwillig passiert.

Tussinelda schrieb:na es wurden doch Menschen verlinkt, die eben betroffen sind und die das auch kritisieren

Aber auch die können irgendwie keinen konkreten Schaden benennen. Nur irgendwelche konstruierten Möglichkeiten von irgendwelchen sich selbst bestätigenden Radikalen.

Alles nur Tagträume, viel Konjunktiv, nichts wirklich Fassbares in meinem Dafürhalten.

Ich sehe den Schaden hier nicht.

navi12.0 schrieb:Aber auch die können irgendwie keinen konkreten Schaden benennen. Nur irgendwelche konstruierten Möglichkeiten von irgendwelchen sich selbst bestätigenden Radikalen.

also antisemitische Beleidigungen, rassistische Beleidigungen, Stereotype etc. verursachen keinen Schaden? Na wenn Du das so siehst, dann ist es allerdings müßig mit Dir über pc oder auch über so etwas wie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit diskutieren zu wollen.
Was ist denn für Dich ein Schaden? Muss der finanziell darstellbar sein? Musst Du den Schaden sehen können? Wieso denkst Du überhaupt, einen Schaden beurteilen zu können?

Tussinelda schrieb:also antisemitische Beleidigungen, rassistische Beleidigungen, Stereotype etc. verursachen keinen Schaden?

Zunächst ist es nur deine Meinung, dass man das so auffassen müsse, weil du notorisch den Kontext ausblendest, in dem sich das alles auflöst.

Tussinelda schrieb:Wieso denkst Du überhaupt, einen Schaden beurteilen zu können?

Ich sehe ihn einfach nicht. Du sagst, dass da einer ist, und ich bezweifle das.

Welchen Schaden hat Lisa Eckhart wohl durch die ihr unterstellten Missetaten sprachlicher Art angerichtet?





Hier endet MEINE Aufzählung.

@navi12.0
Gut auf den Punkt gebracht. Ohne Fan von Frau E. zu sein, löst diese völlig realitätsfremde Empörtheit der Supermoralisten einen Reiz aus, die Dame gleich viel besser zu finden, da ihre Spitzen scheinbar wirklich treffen, wo sie treffen sollen. Was ich nicht vermutet hätte.

Seidenraupe schrieb:Welchen Schaden hat Lisa Eckhart wohl durch die ihr unterstellten Missetaten sprachlicher Art angerichtet?

Weiß keiner so genau. Aber man ist sich irgendwie schon sicher, dass da einer ist.
Fundamentalismus lässt grüßen.

@navi12.0
also ich hab da jetzt eine ganze Reihe von Schäden aufgeführt :)

@abberline
Eigentlich tut mir die junge Dame schon fast etwas Leid. Hab mir kürzlich ein Interview mit ihr angesehen, wo sie völlig aufgelöst reagiert hatte, und sehr bestürzt darüber war, dass man ihr solcherlei geistigen Unrat andichten will.

Seit dem kann ich dieses prätentiöse selbstgefällige Fundamentalisten Gesülze auch nicht mehr lesen. Irgendwo ist mal gut.

@navi12.0
Seh ich auch so, selbst wenn jemand mal mit einem Satirebeitrag aneckt, ist irgendwann auch mal gut mit empörtem Getue. Inzwischen könnte man ja denken, wenn die Dame 2050 den Friedensnobelpreis für den Weltfrieden bekäme, würde irgendjemand kommen und sagen, "die hat aber 2020 mal gesagt, dass...."

navi12.0 schrieb:Zunächst ist es nur deine Meinung, dass man das so auffassen müsse, weil du notorisch den Kontext ausblendest, in dem sich das alles auflöst.

nein, es ist nicht nur meine Meinung, ich das verlinkt. Es ist übrigens genau so Meinung, wie Lisa Eckhardt für Kunst und ihre sprachlichen Auswürfe als intelligente Satire zu werten.

navi12.0 schrieb:Ich sehe ihn einfach nicht. Du sagst, dass da einer ist, und ich bezweifle das.

also sie sagt etwas, dass jemanden nicht nur persönlich verletzt, sondern sämtliche Stereotype dieser diskriminierten Bevölkerungsgruppe fröhlich durch die Welt trägt, bezeichnet Personen mit einem bekanntermaßen rassistischem Wort und weil Du dann die Verletzung nicht siehst, ist kein Schaden entstanden? Alles klar.....

navi12.0 schrieb:Eigentlich tut mir die junge Dame schon fast etwas Leid.

ja genau, hatte nie so viele Interviews, Auftritte, Aufmerksamkeit wie jetzt.....tut mir auch echt leid, diese scheiss cancel culture :shot:

Tussinelda schrieb:nein, es ist nicht nur meine Meinung, ich das verlinkt. Es ist übrigens genau so Meinung, wie Lisa Eckhardt für Kunst und ihre sprachlichen Auswürfe als intelligente Satire zu werten.

Hier ist es nur deine Meinung gewesen. Dass die noch andere Teilen, geschenkt.

Ich versuche übrigens auch nicht meine Meinung als Tatsache zu verkaufen. Das ist schon ein großer Unterschied.

Tussinelda schrieb:also sie sagt etwas, dass jemanden nicht nur persönlich verletzt, sondern sämtliche Stereotype dieser diskriminierten Bevölkerungsgruppe fröhlich durch die Welt trägt, bezeichnet Personen mit einem bekanntermaßen rassistischem Wort und weil Du dann die Verletzung nicht siehst, ist kein Schaden entstanden? Alles klar.....

Belege einfach den Schaden.

Tussinelda schrieb:ja genau, hatte nie so viele Interviews, Auftritte, Aufmerksamkeit wie jetzt.....tut mir auch echt leid, diese scheiss cancel culture :shot:

Wenn sie das nur für die Aufmerksamkeit machen würde, und ihr egal wäre, was man so über sie denkt, wäre es sicher nicht weiter bedauerlich.. dass sie das tut, kannst du sicher aber auch nicht belegen.

Du drehst dich einfach nur im Kreis um deinen eigenen Fundamentalismus, und blendest alles aus, was diesen hinterfragt. Das wird immer deutlicher.

navi12.0 schrieb:Wenn sie das nur für die Aufmerksamkeit machen würde, und ihr egal wäre, was man so über sie denkt, wäre es sicher nicht weiter bedauerlich.. dass sie das tut, kannst du sicher aber auch nicht belegen.

das Argument der Aufmerksamkeitsheischerei kann man knicken.

Der shitsorm brach unter den Gegner der Satire von Nuhr und Eckhart nicht 2018 nach der Sendung Mitternachtsspitzen los, sondern nachdem die Jüdische Allgemeine einen Artikel über die Sendung und Lisa Eckhart brachte ...das war im Jahr 2020.

Bis dahin scheint sich auch der von ihr verursachte Schaden im Bereich Null gehalten zu haben, bzw falls er je vorhanden war, war er den Politisch Korrekten keine Erwähnung wert.

Seidenraupe schrieb:einen Menschen aber derart mit einem shitestorm Schmächungen und Ächtungen überziehen und ihn hindern, seinen Beruf auszuführen ist eben eine andere Nummer.

Das ist es. Aber wo ist die Grenze?

Stellen wir uns mal einen kleinen Ort vor. Der örtliche Bäcker hat sich abfällig gegenüber einer Person benommen. Nicht strafrechtlich relevant aber sehr unschön.
Was sind die sozialen Folgen? Gehe ich nicht mehr zu dem Bäcker, weil mir dessen verhalten missfällt? Rede ich mit meinem Nachbarn darüber und der geht dann auch nicht hin? Schreibe ich es in einen Blog und noch mehr Leute des Dorfes meiden den Bäcker? Habe ich meine Klappe zu halten und mit niemandem zu sprechen? Wo ist die Grenze?

@Seidenraupe
Selbst wenn sich da jemand unangenehm berührt oder gar beleidigt fühlen sollte, so tut er das meiner Ansicht nach nur, weil er den Zusammenhang nicht beachtet.

Ich sehe bei ihr keinen klar benennbaren Drang irgendwen erniedrigen, beleidigen oder rassistisch ausgrenzen zu wollen, also kann eine emotionale Regung diesbezüglich nur aus der höchstpersönlichen Interpretation ihrer Worte stammen. Nicht direkt aus dem, was die Künstlerin sagt.

@kleinundgrün
Das hat zwar nichts mit LE zu tun, aber das wäre eine Sache zwischen den beiden Streithanseln.
A beleidigt B, dann kann B dem A das sagen und dann sollen sie sich einigen, oder es stehen lassen.
Dazu braucht es keinen Blog

Tussinelda schrieb:also antisemitische Beleidigungen, rassistische Beleidigungen, Stereotype etc. verursachen keinen Schaden?

Also ich sehe erstmal einen Unterschied, vereinfacht dargestellt, zwischen:

- zB Die Juden würden nicht umsonst so einen Einfluss haben und häufig in Spitzenpositionen anzutreffen sein... War schon immer so.

- zB Im Rahmen von Satire und schwarzen Humor sinngemäß in einer Bühnenshow: Das drei der Vergewaltigung Bezichtigten allesamt Juden sind um schließlich diesen unerheblichen Schwachsinn selbst abzulösen mit einer weiteren dummen Stammtischfloskel: Quatsch, denen geht es doch nur um die Frauen...

Während erstere Behauptung lediglich bestehende Vorurteile aufgreift, um selbige zu verschärfen und die betroffene Gruppe noch weiter zu stigmatisieren und den Hass zu verschärfen, ist es bei LE lediglich so, dass sie den im Raum stehenden Schwachsinn nutzt um ein dummes Vorurteil aufzuladen und selbiges gegen die nächste Stammtischparole eintauscht.

Ich spar mir jetzt zum 162. Mal das mittlerweile doch etwas abfgegriffene Wort U-N-F-A-S-S-B-A-R hierfür zu verwenden. Gerade solche inflationär eingesetzten Superlative haben nicht zufällig so einiges mit der Interpretation von LE gemein, nämlich keinen Unterschied zu wahrhaftigen Antisemitismus mehr ziehen zu können. Wollte LE nach allem was bekannt ist, lediglich mit gängigen Klischees die Selbstgefälligkeit und Gefahren hinter dem einvernehmlichen moralischen Konsens aufzeigen... Sie waren als Stilmittel gedacht.
Satire muss aus sich selbst heraus verspotten und überspitzen, um gerade eine Denk -oder Fühlweise anzugehen und dahinterliegende Muster sichtbar zu machen.

Der Hamletgeschichte in all ihren Facetten, von Christoph Schlingensief inszeniert, rührte diesen moralischen Konsens beispielsweise ebenso an, indem er "ehemalige" Nazis daür benutzte, um ua die Doppelmoral von deutschen Austeigerprojekten aufzuzeigen und entsprechende Bekentnisse derart zu überspitzen, dass es kracht.

Hamlet ist mit Sicherheit Schlingensiefs bislang merkwürdigstes Projekt. Natürlich sind sie nicht wirklich glaubwürdig, all die stramm memoriert vorgetragenen Aussteigerbiografien, die den Journalisten immer und immer wieder aufgesagt werden. Doch auf die Frage, wer hier wen für seine Zwecke benutzt hat, wird die Antwort immer nur Schlingensief lauten. Der Dramaturg Carl Hegemann sagt: "Eigentlich wollten wir mit dem Projekt nur die Absurdität des Exit-Programms der Bundesregierung darstellen. Und jetzt wollen die plötzlich wirklich aussteigen. Es ist nicht zu fassen."

Quelle: http://www.judentum.net/kultur/schlingensief.htm

Der Vergleich um es @Groucho wieder einmal vorwegzunehmen, ist ein neuerlicher "Tiefpunkt des Threads". Ich weiß.