Rassismus

Optimist schrieb:Warum denn nicht?
Wenn z.B. jemand wirkt, als könnte er von nördlichen Ländern (Norwegen, Schweden z.B.) kommen? Manche wollen sogar auf der Straße erkennen können, wenn jemand z.B Russlanddeutscher sein könnte usw..

Ich würde eher fragen, warum man überhaupt auf die Idee kommt, eine fremde Person im Zug nach der Herkunft zu fragen...unabhängig davon ob die Person nun schwarz oder weiß ist.

Bei Arbeitskollegen darf man schon fragen, finde ich. Ich bin in einem internationalen Bereich tätig, da kommt halt jeder von irgendwo her und ich werde ja auch gerne mal gefragt, woher ich komme. Ich denke das zwischenmenschliche funktioniert besser auf der Basis von Fingerspitzengefühl statt dem krampfhaften Versuch irgendwelche allgemeingültigen Regeln aufzustellen. Dafür ist menschliche Interaktion auch viel zu Kontext-abhängig.

borabora schrieb:Das wird leider selten in Betracht gezogen, wie mir scheint.
Hin u. wieder ergeben sich aber nette Gespräche :)

Das wird eher online wie hier so falsch verstanden oder man gehört zu den Hysterikern die ganz schön radikal auftreten und in allem und jedem Faschismus, Rassismus und was auch immer sehen. Sogar Linke fallen solchen teilweise zum Opfer bzw. werden so angemault.
Manche sind ja schließlich so weit nach links abgerutscht, dass alles was nicht annähernd an ihrer Ideologie passt nicht mehr links ist oder sonst was.
Solche Gesindeln kannst du gerne mit denen aus der Rechtsaußen-Ecke vergleichen, zumindest und insbesondere was Diskussionsstil und Kompromisslosigkeit angeht.

Ich hatte auf jeden Fall ganz interessante Gespräche mit Leuten aus Kongo, Afghanistan, Irak, Iran, usw. und diese beinhalteten auch die Frage nach der Herkunft. Und sieh an, keiner hat sich beschwert, nix negatives.

Da brauche ich keinen blöden Hysteriker der nicht nur die Atmosphäre kaputtmacht, sondern auch uns im Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus auf jeden Fall auch noch keinen Gefallen tut sondern schadet.

Atrox schrieb:Ich denke das zwischenmenschliche funktioniert besser auf der Basis von Fingerspitzengefühl statt dem krampfhaften Versuch irgendwelche allgemeingültigen Regeln aufzustellen.

Genau. Wär ich heute auf ner langen Zugfahrt, würde ich meinen Mitpassagier wohl eher fragen, ob er glaubt das Frankfurt heute Abend Mailand schlägt oder nicht. :D Also einen Anknüpfpunkt, der auch Gegeninteresse am Gespräch erwarten lässt, was bei der Frage nach der Herkunft sicherlich nicht der Fall wäre.

@Atrox

Atrox schrieb:Ich würde eher fragen, warum man überhaupt auf die Idee kommt, eine fremde Person im Zug nach der Herkunft zu fragen...unabhängig davon ob die Person nun schwarz oder weiß ist.Bei Arbeitskollegen darf man schon fragen, finde ich.
Ich bin in einem internationalen Bereich tätig, da kommt halt jeder von irgendwo her und ich werde ja auch gerne mal gefragt, woher ich komme.
Ich denke das zwischenmenschliche funktioniert besser auf der Basis von Fingerspitzengefühl statt dem krampfhaften Versuch irgendwelche allgemeingültigen Regeln aufzustellen. Dafür ist menschliche Interaktion auch viel zu Kontext-abhängig.

da gebe ich dir völlig recht.

Aber selbst im Zug - wenn man da schon länger im Gespräch war - denke ich, muss es kein Fettnapf sein, nach der Herkunft zu fragen und rassistisch schon gar nicht zwangsläufig.
Und das wird derjenige dann sicher auch aus dem Kontext des gesamten Gespräches entnehmen können, obs rassistisch gemeint war oder nicht.

Realo schrieb:ob er glaubt das Frankfurt heute Abend Mailand schlägt oder nicht.

Das ist tatsächlich auch eine Frage, die mich beschäftigt! Aber lang ist ja nicht mehr hin. Lustig, dass wir ausgerechnet beim Fussball mal zusammen finden ;) Da würde mich deine Einschätzung auch tatsächlich deutlich mehr interessieren als die Frage, ob du jetzt in Castrup-Rauxel geborener Deutsch-Nigerianer bist oder ein in Timbuktu aufgewachsener Ruhrpottler :D

@Optimist
Vielleicht lernst Du ja noch unterscheiden, wann man sagt jemand sei ein Rassist oder ob man von einer rassistischen Handlung oder Sprache redet.

Tussinelda schrieb:Vielleicht lernst Du ja noch unterscheiden, wann man sagt jemand sei ein Rassist oder ob man von einer rassistischen Handlung oder Sprache redet.

ja dann eben "nur" rassistische Handlung oder Sprache.

Ich finde dennoch, man kann es vielleicht auch übetreiben, in diesem Sinne:

Venom schrieb: Das wird eher online wie hier so falsch verstanden oder man gehört zu den Hysterikern die ganz schön radikal auftreten und in allem und jedem Faschismus, Rassismus und was auch immer sehen. Sogar Linke fallen solchen teilweise zum Opfer bzw. werden so angemault.
Manche sind ja schließlich so weit nach links abgerutscht, dass alles was nicht annähernd an ihrer Ideologie passt nicht mehr links ist oder sonst was.
Solche Gesindeln kannst du gerne mit denen aus der Rechtsaußen-Ecke vergleichen, zumindest und insbesondere was Diskussionsstil und Kompromisslosigkeit angeht.

Ich hatte auf jeden Fall ganz interessante Gespräche mit Leuten aus Kongo, Afghanistan, Irak, Iran, usw. und diese beinhalteten auch die Frage nach der Herkunft. Und sieh an, keiner hat sich beschwert, nix negatives.

Da brauche ich keinen blöden Hysteriker der nicht nur die Atmosphäre kaputtmacht, sondern auch uns im Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus auf jeden Fall auch noch keinen Gefallen tut sondern schadet.

@Venom, mit den nach links gerutscht usw. kann ich nicht beurteilen, aber ansonsten kann ich völlig nachvollziehen was du hier zum Ausdruck bringst.
Das kommt mir auch von mancher Seite ziemlich hysterisch vor.
Und wer das so (als hysterisch) sieht, setzt sich dann dem Vorwurf aus, man möchte Rassismus relativieren und runter spielen.

Dabei trifft es dein letzter Satz sehr gut, nämlich dass dem Kampf gegen Rassismus damit auch noch ein Bärendienst erwiesen werden könnte.

Ich habe mal gerade in einem English-Buch geblättert. Tatsächlich das erste was man lernt:

Hello, how are you?, where are you from?

Der ein oder andere wird sich an seine Schulzeit erinnern. Smalltalk ist traumhaft ritualisiert (sonst würde ich das auch garnicht hinkriegen) und die Frage wo jemand her kommt ist quasi Kapitel 1. Da kann ich die Hitzigkeit in der Diskussion schon verstehen, wenn plötzlich mit Nachdruck behauptet wird, dass diese unverfängliche Floskel, wie man sie hundertfach gelernt und angewendet hat, den Rassismusvorwurf laut werden lässt.

Auf der anderen Seite habe ich auch schon Situationen erlebt, wo nachgebohrt wurde. Ein ehemaliger Schulfreund von mir: Eltern syrische Kurden, er in Deutschland geboren. Lehrerin fragte, wo er her kommt. Er antwortete Deutschland. Sie hakte nach „Ne, ich meine ursprünglich!“. Antwort: Deutschland. Lehrerin: Ja, aber deine Eltern kommen doch nicht von hier.

Bei so einer Situation kann ich voll verstehen, wenn sie sauer aufstößt. Da fehlte es eindeutig an Fingerspitzengefühl.

So wird die Frage in meinen Augen auch mal legitim und mal nicht.

@emanon
@stereotyp

Berichtigung dazu:

emanon schrieb:Strohmann, ich hab so etwa nie behauptet.

Optimist schrieb:ja du nicht, ich weiß. Du vertrittst die in meinen Augen gute Einstellung: "man kann auch mal die Kirche im Dorf lassen"

Ich hatte - weiß nicht wieso - eure beiden Name verwechselt.
Diese Äußerung mit Kirche und Dorf kam nicht von dir, Zyklotrop, sondern von stereotyp.

Sorry

Atrox schrieb:Hello, how are you?, where are you from?

Der ein oder andere wird sich an seine Schulzeit erinnern. Smalltalk ist traumhaft ritualisiert (sonst würde ich das auch garnicht hinkriegen) und die Frage wo jemand her kommt ist quasi Kapitel 1.

Es kommt auch noch auf die zeit und die Situation an.

In meiner Jugendzeit als Backpacker-Hippie irgendwo in Nepal oder (pre-war) Afghanistan fragte man auch alle möglichen anderen Backpacker, wo sie herkamen und wohin es weiter gehen soll. Das sind aber völlig andere Situationen und es war eine rein "weiße" Angelegenheit. Ich glaube auch nicht, dass dein Anfangskapitel aus dem englische Schulbuch Small Talks zwischen Cockney-Engländern und ex-Jamaika-Engländern meinte oder unausgesprochen mit einschloss.

Optimist schrieb:Diese Äußerung mit Kirche und Dorf kam nicht von dir, Zyklotrop, sondern von stereotyp.

Hatte mich auch schon gewundert, weil ich mir eine solche Meinung von @emanon schlecht vorstellen konnte. Hätte jedenfalls nicht ins "Raster" gepasst.

Realo schrieb:Hatte mich auch schon gewundert, weil ich mir eine solche Meinung von @emanon schlecht vorstellen konnte. Hätte jedenfalls nicht ins "Raster" gepasst.

da muss ich dir direkt mal zustimmen, mich hatte es selbst sehr gewundert, dass der für mich vermeintliche Zyklotrop sowas gehäußert hatte (dass ich den Namen verwechselt hatte, auf diese Idee kam ich leider da noch nicht) :D

Ich finde ja, dass die Frage nach der Herkunft grundsätzlich erst einmal so rein gar nichts mit Rassismus zu tun hat sondern ganz normales Kontaktverhalten ist.
Und ja, ich habe dies auch schon völlig Fremde (auch in der Bahn ^^) gefragt, einfach nur aus schnöder Neugier, wenn ich zum Beispiel eine Sprache oder einen Akzent nicht zuordnen konnte.
Da haben bisher alle ganz locker reagiert und manchmal haben sich längere und sehr interessante Gespräche daraus entwickelt.

Meine Kinder und ich werden auch noch oft gefragt, von wo wir kommen 🤷🏻‍♀️ man hört einfach immer noch, dass wir nicht von hier, wo wir jetzt leben, stammen.
Natürlich sind das die immer gleichen und vorhersehbaren Fragen, so what?
Ist doch völlig normal das Menschen sich untereinander austauschen, auch und vor allem über ihre Herkunft, familiären und sozialen Verhältnisse usw.
Das ist mMn ein ganz normales, gesundes Verhalten.

Meiner Erfahrung nach gehen Ausländer untereinander viel lockerer damit um abzuchecken, woher jemand stammt.
Während ich noch auf den "passenden" Moment warte, meine Neugier zu befriedigenden, kommen meine nicht-biodeutschen Bekannten und Kollegen sofort zur Sache. Da wird nach dem Austausch der üblichen Begrüßungsfloskeln und Nennung der Namen sofort abgefragt, wo jemand herkommt, wie lange er (oder seine Eltern) schon in D sind etc.
Auch vor heikleren Themen, zum Beispiel aus der Politik, wird nicht halt gemacht.
Da klöppelt z. B. der Russe dem Türken einfach mal seine Meinung über Erdogan im speziellen und die Lage der Türkei im Allgemeinen an die Stirn.
Und was passiert? Genau: nüscht.

Eine von mir sehr geschätzte Kollegin mit albanischen Wurzeln brachte es mal schön auf den Punkt :
"Ihr (!) Deutschen seid viel zu ängstlich und verkrampft, habt immer gleich Angst, dass man Euch für Nazis hält."
Ich denke, damit hat sie recht.

Es ist gut, dass sich in vielen Bereichen Dinge ändern (wie halt eben bei Rassismus) finde aber, dass einiges übers Ziel hinaus schießt.

So ähnlich wie vor einiger Zeit, als man einem niesenden nicht mehr" Gesundheit" wünschen sollte; irgendwann wirds lächerlich.

Also ich kann davon berichten, dass man auch als weiß-passende Person, insbesondere wenn man im Service oder in der Pflege Arbeitet durchaus häufiger mal nach der Herkunft gefragt wird.

Bei mir war dass z.B. so dass ich als ich neben der Uni seinerzeit im örtlichen Kino (und später als Nachtwache in einem Altenheim in der nächstgrößeren Stadt) gejobbt habe häufiger -vor allem von älteren- Kunden gefragt wurde wo ich denn her käme, mein Dialekt sei so ungewöhnlich.
Lustigerweise stand das Kino keine 4km im Nachbarort des Haus meiner Eltern. Allerdings hatte ich eine Norddeutsche Freundin deren Dialekt wohl etwas auf mich abgefärbt ist und so einen recht eigentümlichen anmutenden Zungenschlag hervorgebracht hat.

...Aber vermutlich wollten mir die meisten Kunden nur zu verstehen geben, dass ich als Jude nicht zur Volksgemeinschaft gehöre. :/

Groucho schrieb:Worüber denn aufklären?

Warum ggf mal jemand fragt nach der Herkunft. Ob das so häufig i Alltag ist weiß ich auch gar nicht. Ist sicher nciht überall so.

Groucho schrieb:Damit das Kind dann bei der 50igsten Frage, wo es denn herkommt sagen kann: " Ja, sorry ich komme eigentlich aus Nigeria, sorry, dass ich hier geboren wurde."

nein aber "Mein Vater kommt eigentlich aus Nigeria"

Warum sollte ich eine (männliche) Person, egal, wie diese aussieht, nicht fragen, woher sie kommt, wo sie wohnt, wenn ich
an ihr interessiert bin?

Wenn es eine schwarze Person ist, wird diese wichtige Frage ins Gegenteil umgewandelt.

Ts..

Es ist der helle Wahnsinn. :D

Betroffene reden sich den Mund fusselig, aber die nicht-Betroffenen wissen es besser.

grätchen schrieb:ch finde ja, dass die Frage nach der Herkunft grundsätzlich erst einmal so rein gar nichts mit Rassismus zu tun hat sondern ganz normales Kontaktverhalten ist.

Meine Eltern sind früher mit Nachbarn öfter nach Italien gefahren, Nähe der Stadt Terracina.
Traumhafter Urlaub.
Immer mal, wenn ich mit einem Italiener spreche, komme ich auf unseren Urlaub.
Ist wahrscheinlich als Unverschämtheit zu werten, wenn ich frage, ob er die Stadt Terracina kennt.

Mir ist noch nie Unfreundlichkeit mit so Fragen entgegen geschlagen, eher das Gegenteil.
Also scheine ich ja wohl.. und auch sonst, alles richtig gemacht zu haben.

Groucho schrieb:Betroffene

Es gibt nicht die "Betroffenen" - ich werde das auch gefragt und wie erwähnt mich stört es nicht.

borabora schrieb:Ist wahrscheinlich als Unverschämtheit zu werten, wenn ich frage, ob er die Stadt Terracina kennt.

Mir ist noch nie Unfreundlichkeit mit so Fragen entgegen geschlagen, eher das Gegenteil.

Es ist zum Weinen....du hast doch den Artikel mittlerweile gelesen..
So schwer zu verstehen ist das doch nicht.....

Abahatschi schrieb:Es gibt nicht die "Betroffenen" - ich werde das auch gefragt und wie erwähnt mich stört es nicht.

1) Du hast den Artikel definitiv nicht gelesen
2) Aua aua aua....

Verrückt...

Hier wird diskutiert ob die pure Frage nach der Herkunft rassistisch ist und das sogar mit vollem Ernst.

Ich finde die Frage nach der Herkunft ist nicht wichtig, aber eben auch nicht schlimm.

Wir sind viel zu schnell dabei in Allem etwas Böses zu sehen oder hineinzudeuten.

Die Frage nach der Herkunft kann doch einfach auf purem Interesse basieren. Vielleicht möchte man sich kulturell weiterbilden und fragt deswegen?

Ich finde dieses „bloß so tun, als wären wir alle im selben Dorf geboren“ lächerlich. Kulturelle Unterschiede bereichern uns, aber dafür muss ich eben auch akzeptieren und mir bewusst sein dass es diese gibt.