sacredheart schrieb:Und wenn der Schaden dann angerichtet wurde, dann isses doch nur Satire.
Weder beim Imker noch bei Schönbohm wurde ein (justiziabler) Schaden angerichtet. Schönbohm war offensichtlich an der Stelle aus mehreren anderen Gründen ungeeignet/unerwünscht.
Und der Imker: Da ging es ja vorrangig nicht darum, ob der Imker nun "Beewashing" betrieben hat oder nicht (das hätte z.B. ein Gericht klären können, mit entsprechenden Schadensersatz-/Unterlassungs-/Gegendarstellungsansprüchen). Da ging es darum, dass er zur Selbsthilfe gegriffen hat und etwas getan hart, was eigentlich - für sich betrachtet - auch nicht erlaubt ist. Nur in dem speziellen Kontext war es gerechtfertigt.
Jetzt kann man sagen: "Böhmermann ist aber kleinlich, dann soll er halt so was schlucken". Aber warum? Dafür sind halt die Gerichte da. Festzustellen, was rechtlich erlaubt ist und was nicht.
Ich will das nicht bagatellisieren. Schön ist es nicht, als kleiner Unternehmer plötzlich vor so einer Sache zu stehen. Und ich kenne den exakten Ablauf und die Entscheidungsfindung, warum man gerade diesen Imker gewählt hat, nicht. Vermutlich war es eine blöde Idee. Aber offensichtlich ja kein Drama. Der Imker hatte seine Rache und vermutlich auch einen Profit. Was ich ihm sehr gönne, nachdem er da durch musste.
Was mir noch auffällt: Warum sprichst Du stetig von "Herr Schönbohm" aber nur von "Böhmermann"? Ist natürlich Deine Sache, aber es hinterlässt den Eindruck, dass Du beide Menschen sehr unterschiedlich bewertest.
sacredheart schrieb:Das ist so ähnlich, als würde sich ein Chirurg nach einer missratenen OP auf den Standpunkt zurückziehen können, er wäre doch nur der Krankenhausclown.
Nennen wir es mal "investigative Satire" - was bedeutet, dass es immer auch überzeichnet ist. Und zwar erkennbar überzeichnet. Die Anstalt ist auch investigativ. Aber ebenfalls überzeichnend. Die Tagesschau ist auch investigativ. Und nicht überzeichnend. Das sind unterschiedliche Sendungsformate, die erkennbar unterschiedliche Zielrichtungen haben.
Investigative Satire: Ich sehe ein Problem und stochere darin herum. In der Regel einseitig und überzeichnet. Und es enthält eine Wertung. Der Zuschauer soll aufgeweckt werden und eine Sache als potentielles Problem erkennen.
Investigative Information: Sachliche Darstellung, möglichst verschiedene Sichtweisen und Blickwinkel. Eher keine Wertung.
Dein Chirurgenvergleich würde auf die Tagesschau passen.
Ich kann in Deutschland eine Gegendarstellung erwirken. Das kann ich auch, wenn ich arm bin. Offenbar war es aus Sicht der Betroffenen nicht notwendig, Böhmermann dazu zu zwingen, in seiner Sendung eine Gegendarstellung senden zu müssen.
Hier gibt es übrigens eine Episodenliste:
Wikipedia: ZDF Magazin Royale/EpisodenlisteDa sind doch recht viele recht wichtige Themen dabei. Lustigerweise auch das Thema:
"Aufgaben, Anspruch und Verfehlungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland sowie Notwendigkeit seiner Reform"
Schon mal abseits der ÖR so was wie "Verfehlung von RTL" o.ä. gesehen? Bei der Bild "Springer und seine Probleme"?
Wie gesagt, mir ist Böhmermann zu laut und in seiner Art nicht sympathisch. Aber das Konzept ist recht ordentlich und ein Gewinn.
Vor allem was ist das für ein Anspruch, dass im ÖR gar keine Fehler gemacht werden dürften und wenn doch, müssen die Leute gleich den Hut nehmen? Da baust Du ein völlig unrealistisches Anspruchsdenken auf - das nirgendwo sonst so extrem gelebt wird - und fügst daran Deine Kritik an.
Ja klar erwarte ich mehr vom ZDF als von der Bild oder von Nius. Weit mehr. Aber das bekomme ich. Was ich nicht bekomme ist Perfektion. Alleine schon, dass Du Dich an zwei Böhmermann-Episoden abarbeitest, um daraus eine generelle Kritik zu rechtfertigen zeigt, dass es gar nicht so viel gibt. und wenn etwas passiert, wird es medial ziemlich umfassend dargestellt. Nicht zuletzt auch sehr kritisch und differenziert im ÖR.