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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

16 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wirtschaft, Staat, Kontrolle ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Seite 1 von 1
Fabiano Diskussionsleiter
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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

09.03.2009 um 17:55
Marktwirtschaft "und" Verstaatlichung - geht das überhaupt? Oder widerspricht sich das nicht? Wo geht es langfristig hin, wenn der Staat zum Eigentümer innerhalb der Wirtschaft wird? Im Zuge der Krise sind Verstaatlichungspläne gegenüber bestimmten, sogenannten systemrelevanten Banken wie der HRE im Gespräch. Aber was bedeutet der Eingriff des Staates in die Privatwirtschaft? Ist der Staat der bessere Marktwirtschaftler? Der bessere Unternehmer? Wird dadurch nicht ein zu großer Eingriff in die Wirtschaft unternommen? Werden dadurch nicht andere Privatunternhemen benachteiligt, weil andere bevorzugt werden durch entweder staatliche Hilfen oder gleich einer totalen staatlichen Übernahme?

Der Markt regelt sich im Prinzip selbst. Diese Erkenntnis ist nach wie vor gültig, denn würde man alles laufen lassen, würden diejenigen, die sich verspekuliert haben, diejenigen, die faule Papiere besitzen, früher oder später von selbst vom Markt verschwinden. Das kann natürlich im großen Stil verheerende Folgen in der Wirtschaft nach sich ziehen, aber das Prinzip ist dadurch ja nicht ausser Kraft gesetzt.

Bei einer staatlichen Übernahme zB. einer Bank, ist es ja nicht nur das Unternehmen Bank, welches staatlich wird, auch die ganzen Aktien, die sich in Privatbesitz befinden, werden damit Enteignet. Natürlich werden diejenigen, denen man diese Papiere gewaltsam entreißt entschädigt. Aber natürlich nur in der Höhe, wie diese Aktien auch derzeit an tatsächlichem Wert besitzen. Dass sich dieser Wert auch wieder nach oben korrigieren kann, ist ab dem Zeitpunkt, wo sie einem quasi vom Staat gerade zu einem Zeitpunkt entrissen werden, wo sie sozusagen wertlos sind, dann uninteressant, wenn man sie nicht mehr besitzt.

Es gibt neben der freien bzw. sozialen Marktwirtschaft ja auch das uns alles bekannte Modell der Planwirtschaft aus dem Kommunismus und dem Sozialismus. Funktioniert hat dieses System auch, allerdings, das muss man ganz klar sagen, nicht besonders gut. Das was nach der ursprünglichen Idee von Marx und Engels nämlich eigentlich Volkseigentum sein sollte, wurde stattdessen Staatseigentum. Und Produzieren nach einem Vierjahresplan mit reiner Plansollerfüllung führte letztlich doch zur Knappheit, da mehr eingekauft wurde als nötig, weil man ja auch wusste, das der Vorrat beschränkt war. Also völlig vorbei an der Nachfrage. Die Kontrolle über den Geld und Warenfluss war natürlich dadurch leichter, aber war es dadurch nicht auch wesentlich anfälliger?

In welche Richtung wird sich die Politik und Wirtschaft hin entwickeln? Treibt uns die Krise sozusagen wieder zurück in die Hände des Sozialismus? Wird nach und nach die Wirtschaft, die noch weitestgehend in Privater Unternehmerhand liegt, in Zukunft mehr und mehr vom Staat eingenommen? Und was hätte das für Folgen? Wäre das begrüßenswert oder gibt es auch Nachteile? Darüber möchte ich mit euch hier gerne diskutieren. Passen Marktwirtschaft und Staatswirtschaft überhaupt zusammen? Ist eine Vertstaatlichung von Privatunternehmen teilweise, vorübergehend oder vollständig und von Dauer eher Fluch oder Segen? Was sind die Vorteile, was die Nachteile und was denkt ihr, wo steuern wir hin, in welche Richtung geht es?

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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

09.03.2009 um 18:06
@Fabiano
chavez hat gerade 'ne reisfabrik verstaatlicht __ und ich denke, daß er genau so wie castro auch n' paar gute ideen hat, und die auch durchzieht ( cube <<-- kostelos studieren, unter anderem amerikaner aus finanziell schwächerren schichten )


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Hansi ehemaliges Mitglied

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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

09.03.2009 um 19:16
Zitat von broesel99broesel99 schrieb:chavez hat gerade 'ne reisfabrik verstaatlicht __ und ich denke, daß er genau so wie castro auch n' paar gute ideen hat
Davon bin ich überzeugt :)


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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

09.03.2009 um 19:40
Ich bin mir nicht sicher, ob der Staat es besser machen würde, als die Privaten. Aber eines weis ich genau. Wir haben keine Lösung für die Zukunft. Nach der Finanzkrise werden die Schulden immens steigen. Es werden auch in Zukunft immer mehr Arbeitsplätze abgebaut. Es wird in Zukunft immer mehr alte Menschen geben, die oft nur noch die Mindestrente bekommen. Die ohnehin geschwächte Innlandsnachfrage wird noch drastischer sinken.

Es wird unmöglich sein Wachstum zu erzielen, aber unser System ist auf stetiges Wachstum ausgerichtet. Wachstum wird in Zukunft auch durch immer stärker steigende Energiepreise verhindert. Das Energieproblem haben wir ja auch nicht gelöst.

Was würde uns eine Verstaatlichung nützen, wenn gerade der Staat unfähig ist die Probleme zu erkennen, oder besser gesagt, wenn er sie gar nicht lösen will ( aus Lobby- Gründen ).


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Hansi ehemaliges Mitglied

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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

09.03.2009 um 19:51
@Waldfreund


Schon mal was von Erfindungsreichtum und Innovation gehört?
Nicht jammern - in die Hände spucken ist angesagt!


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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

09.03.2009 um 20:03
Der Staat ist immer die politische Substanz des Kapitalverhältnis; mit Angnoli: Der "Staat des Kapitals". Herrscht Prosperität und sind die Klassendifferenzen sozialpartnerschaftlich ruhig gestellt - Friede, Freude, Verschlankung. Bricht die Krise, die dem Kapitalverhältnis selbst eingeschrieben ist, aber aus - ja, dann kann man den ganzen liberalen "Mumpitz" über Bord werfen; dann will auch Guido Westerwelle Regulation statt Deregulation. Der Staat kommt jetzt lediglich seiner Verantwortung nach - und sorgt dafür dass der Kapitalismus am Laufen bleibt.


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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

09.03.2009 um 20:06
gewinn verstaatlichen // verlust privatisieren ????

ODER IST DA WAS FALSCH?


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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

09.03.2009 um 20:06
@Hansi

Ja, aber leider werden doch häufig Erfindungen unterdrückt. Es mangelt doch nicht an guten Ideen. Das Problem sehe ich eher in der Durchsetzung. Ich habe einfach nicht den Eindruck, dass der Staat daran interessiert ist, etwas zu ändern.

z-B. Wird die Finanzkrise nicht als Folge eines falschen Systems gesehen, sondern man gibt den Amerikanern die Schuld weil sie diese Krise ausgelöst haben. Nach der Krise geht dann alles so weiter wie bisher. Bis zur nächsten Krise. Wie oft muss der Staat gegen die Wand laufen um zu merken das es weh tut ?


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Fabiano Diskussionsleiter
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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

09.03.2009 um 23:58
Unser Marktwirtschaftliches System ist auf stetiges Wachstum ausgerichtet - Da haben wir schonmal ein Problem. Denn irgendwann ist der Markt nämlich auch gesättigt und die Nachfrage fällt. Ist eine Staatswirtschaft, die nicht auf stetiges Wachstum ausgerichtet ist, sondern lediglich auf die Reaktion der Grundbedürfnisse nicht beständiger? Im übrigen gibt es kein stetiges Wachstum, denn irgendwann fehlen die dazu nötigen Rohstoffe dazu, weil es schlichtweg keine mehr gibt. Wachstum ins unendliche geht nicht und wäre das nicht eher als eine Krebsgeschwulst zu deuten, die auf unnatürliche Weise immer weiter wächst, obwohl ringsum alles abdörrt? Ist diese Art von Wettbewerb, den die Marktwirtschaft antreibt, nicht ein Karussel, wo der letzte den ersten wieder antreibt...? Wohin soll das führen und was ist der Sinn dahinter?

Die Wirtschaft ist schließlich kein reiner Selbstzweck. Sie ist eine Notwendigkeit. Nicht jeder kann sich selbst versorgen. Also Abdeckung der Versorgung ist quasi erst einmal Grundvoraussetzung. Alles darüber wäre in meinen Augen schon so etwas wie Luxus. Aber auch der sollte erlaubt sein, es soll uns ja auch wohl ergehen. Aber kann das nicht auch staatlich ohne Wettbewerb funktionieren? Warum brauchen wir überhaupt Wachstum?

Das muss man sich doch in einer Krise durchaus auch mal fragen dürfen? Ist es denn schlimm, wenn wir ins Hintertreffen geraten weil wir aufgrund der Krise nun kein, odr nur kaum noch Wachstum haben? Brauchen wir überhaupt den Wettbewerb? Ich meine jetzt ach auf dem globalen bzw. internationalen Markt? Wäre es nicht viel sinnvoller, statt im Wettbewerb im Konkurrenzkampf sozusagen gegeneinader - besser miteinander zu arbeiten, sich gegenseitig zuzuwirtschaften?

Also das was anderorts von Nöten ist, zu fairen Preisen hier zu produzieren und dafür produziert wieder anderorts das, was hier von Nöten ist? Also kein Konkurrenzkampf, kein unterbieten von Preisen die den Markt beherrschen, sondern sich zuwirtschaften in gegenseitigen Abkommen, ohne den Wettbewerb?

Ich meine, an anderen Teilen der Welt fehlt es den Menschen an den allernotwendigsten Dingen wie Frischwasser und Nahrung... Und wir machen hier künstlich erzeugte marktwirtschaftliche Wettbewerbe auf recht hohem Niveau, die an sich gar nicht nötig sind?

Wir brauchen doch eigentlich gar kein Wachstum mehr? Aber woanders wäre das durchaus nötig und angebracht. - Und das kann sich doch an sich auch gegenseitig ergänzen. Das Problem ist, dass wir heute global bzw. international wirtschaften müssen. Es kann nicht mehr jeder nur sein eigenes Süppchen kochen. Die Krise ist auch keine nationale Krise, sondern eine Weltweite. Alle im System sind betroffen. Es macht aber keinen Sinn, auf rein nationaler Ebene, kleine Konjunkturprogramme zu starten, welche diesen Wettbewerb der Marktwirtschaft, der nur auf Wachstum ausgerichtet ist, wiederzubeleben... Jedenfalls meiner Ansicht nach. Wir sind als Industrie- und Wohlstandszivilisationen eigentlich schon genug gewachsen.

Was spräche denn eigentlich gegen eine staatliche oder staatlich gelenkte Wirtschaft, die mal etwas besser strukturiert und organisiert und auch etwas großzügiger dem Wohlstand nicht abgeneigt, nicht auf Wachstum aufbaut, sondern sich an dem tatsächlichen Bedarf orientiert?


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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

10.03.2009 um 00:05
der Staat ist an sich sozialistisch "veranlagt", deswegen fordern die Wirtschaftseliten ja auch immer "weniger Staat", und die Kommunisten und Sozialisten "mehr Staat"

Meine Meinung:

Marktwirtschaft ohne Zinsen mit einem koordinierenden und regulierenden Staat ...


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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

10.03.2009 um 00:09
Zitat von imislamdahamimislamdaham schrieb:Marktwirtschaft ohne Zinsen mit einem koordinierenden und regulierenden Staat ...
Da bin ich deiner Meinung. Nieder mit den Zinsen und denen, die sich daran bereichern und für die wir arbeiten gehen.


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Fabiano Diskussionsleiter
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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

10.03.2009 um 00:36
Hehe, der war gut von Islamdaham. - Da ist offensichtlich etwas dran. Aber was ist nun mit den Vorteilen oder Nachteilen bei einer staatlichen Wirtschaft? Alleine bei dem Gedanken, dass der Unternehmer quasi selbst zum Arbeitnehmer für den Staat wird, bekomme ich schon etwas Gänsehaut. Oder bei dem Gedanken, dass es dadurch nur noch Privateigentum in Form von Einfamilienhäusern, Mobiliar, Hausrat, Kraftfahrzeugen und Klamotten gäbe? Denn das Privateigentum an Betrieben ginge ja dadurch auch wiederum in Staatseigentum über...

Welche Aufgaben sollte denn der Staat übrhaupt haben? Möglichst alle, oder sehr viele oder eher möglichst wenige? Was natürlich dann auch hieße, dass jeder erst einmal seines Glückes eigener Schmied sein müsste. - Das gelingt aber nicht immer und jedem so recht. Sofern der Staat also auch in Punkto Arbeit&Brot Sorge tragen würde, gäbe es diesbezüglich auch weniger Probleme. Aber will man alles staatlich reguliert haben? Wie viel Freiheit brauchen oder wollen wir? Wie viel können und würden wir abgeben wollen, um stattdessen eine funktionierende Wirtschaft zu erhalten?


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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

10.03.2009 um 09:15
Das was hier mit staatl. gefordert wird, gab es früher im Sozialismus. Der Ostblock nannte es RGW, also alle Ostblockstaaten teilten sich in die Produktion von allem rein. Das ging aber auf Dauer nicht gut, das hier alles zu schreiben, würde den Rahmen sprengen. Ich bitte dazu mal im Inet was zu suchen.


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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

10.03.2009 um 10:16
Fabiano@

Meiner Meinung nach muss die Grundversorgung (Strom-, Wasserversorgung, öffentlicher Transport, Post, Telefon, hygienische Infrastruktur, medizinische Versorgung) durch den Staat gewährleistet werden. Denn in diesen Bereichen gibt es Verlustgeschäfte, wenn die flächendeckende Versorgung der ganzen Bevölkerung zu günstigen Preisen gewährleistet werden soll.

Wenn es auch private Anbieter gibt, die mit dem Staat zusammenarbeiten - in Ordnung. Aber was wir zunehmend erleben, ist eine Privatisierung bzw. die marktwirtschaftliche Orientierung selbst der existenziellsten Dienstleistungen, die in den Aufgabenbereich des Staates gehören.

Warum gibt es bsp. kaum mehr Telefonzellen bzw. warum kann man dort nur noch sündhaft teuer telefonieren?

Warum steigen die Preise im Nahverkehr bei gleichzeitigem Abbau des Kundenservice ständig?

Warum sind immer mehr Bahndämme, Hundegassen und andere Stadtbrachen vermüllt?

Weil der Staat zunehmend diese Dienstleitungen privaten Unternehmen überlässt, die naturgemäß wenig Interesse haben, Verluste in Kauf zu nehmen.

Wie toll dieses Privatisierungssystem läuft, wenn es auf die Spitze getrieben wird, sehen wir in den USA und auch GB ...
Die Innenstädte samt ihren verlassenen Häusern rotten noch 10 oder 20 Jahrevor sich hin, nachdem sich die Bevölkerung mehr in die ausgedehnten Vorstadtgebiete verlagert hat, ärmere Stadtbezirke sind vermüllt und verarmt, der Hausbestand ist dort oft unter den Mindeststandards und die Kriminalität hoch, das öffentliche Transportsystem ist rückständig (USA) oder teuer und unzuverlässig (GB), periphere ländliche Gebiete leiden unter chronischer Unterversorgung, die medizinische Versorgung schließt Millionen Menschen aus und der ärmste Teil der Bevölkerung muss teilweise ums Überleben kämpfen wie in Entwicklungsländern - Los Angeles beherbergt bsp. 90 000 Obdachlose, die unter Brücken, in Nebenstraßen, in Kanalschächten usw. nächtigen; Im reichen Kalifornien gibt es hunderte so genannter "Zeltstädte", heruntergekommene Wohncontainer sind vor allem in ländlichen Gebieten keine Seltenheit, die Leute schuften in 2 oder 3 Jobs gleichzeitig, um einigermaßen zu Rande zu kommen, in der Unterschicht ist die Kindersterblichkeit auf dem Niveau von Entwicklungsländern usw.

Ist DIESES SYSTEM wirklich ein Vorbild für Deutschland?


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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

10.03.2009 um 10:24
Zitat von imislamdahamimislamdaham schrieb:Ist DIESES SYSTEM wirklich ein Vorbild für Deutschland?
ganz klar: NÖ!


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Fabiano Diskussionsleiter
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Marktwirtschaft&Verstaatlichung?

10.03.2009 um 13:01
Irgendwie hast du natürlich Recht, ImIslamDaham. Vor allem was die flächendeckende Grundversorgung anbetrifft, sollte diese Aufgabe der Staat übernehmen. Aber zur echten Grundversorgung gehört eben nicht nur Frischwasser, Strom und Verkehrsnetze, sondern auch Nahrung und Wohnraum. Und da wird es dann schon schwierig. Natürlich kann der Staat auch neben der privaten Wohnraumwirtschaft eigene Wohnräume schaffen und verwalten und kann diese auch möglicherweise preiswerter anbieten als der Privatbesitzer. Durch solche Eingriffe sähe sich dann auch der Privatvermieter unter Druck, die Mieten abzusenken, aus konkurrenzgründen, da er seine privaten Wohnräume sonst kaum noch vermietet bekäme. Aber eine totale Verstaatlichung allen Wohnraumes mit der einhergehenden Zwangsenteignung von erworbenem oder erarbeitetem Privateigentum, das würde mir entschieden zu weit gehen.

Auch eine totale Verstaatlichung in der Nahrungswirtschaft, vom Anbau von Obst, Gemüse und Getreide und der Zucht von Tieren bis hin zur Nahrungsverarbeitenden und schließlich vermaktenden Industrie - alles unter staatlicher Verwaltung, das ginge mir dann auch zu weit. Ich weiß, die Mieten in der ehemaligen DDR waren extrem Preiswert, dafür würde man hier und heute nicht einmal mehr eine Garage anmieten können und ein Laib Brot kostete 20 Pfennige. Aber diese Struktur war nur möglich durch Umwandlung von Privateigentum in Staatseigentum. Statt eines privaten Landwirtschaftsbetriebes wurden mehrere zusammen gelegt und als VEB oder Kolchosenbetriebe unter staatlicher Verwaltung weiter geführt.

Aber alles hat eben auch seine zwei Seiten. Die Arbeitsmoral, als Herr in seinem eigenen Hause im Grunde wirtschaften zu können wie man es selbst wollte, ist wesentlich höher als wenn nur noch unter staatlichen Vorgaben, ein Plansoll erfüllen muss. Auch eine solche Sparte wie biologischer Landbau hätte sich unter staatlicher Versorgung nicht bilden können. Alternative Methoden zur Energiegewinnung durch Erdwärme, Sonnenlicht, Wind und Wasserkraft wäre unter staatlicher Verwaltung uninteressant gewesen. Der Staat hätte lieber noch zwei oder drei Kernkraftwerke oder Kohlekraftwerkke zusätzlich gebaut und damit auch noch eine Menge Arbeitsplätze geschaffen. Wie gesagt, hat alles zwei Seiten.

Ich sehe allerdings auch, dass es zur Zeit eher den gegenläufigen Trend, zumindest noch bis vor kurzem gab, alles was bislang staatlich organisiert war, zu privatisieren. Und es ist dadurch keineswegs besser geworden ! - Eher schlechter. Straßen und Schienennetze an private Investoren abzugeben, oder Kanalnetze, Stromnetze und dergleichen waren sozusagen Notmaßnahmen aus reiner Finanznot. Wenn die Städte und Gemeinden kein Geld mehr haben, um solche Netze der Infrastrukur aufrecht zu erhalten aus eigenen Mitteln, wird eben überlegt, es an private Unternehmen zu verkaufen oder zu vermieten.

Der Staat als übergeordnete Instanz muss auch nicht, wie ein Privatunternehmer Kostendeckend arbeiten, denn was fehlt kann der Staat aus anderen Stellen ziehen, zB. durch die Steuern, er muss es nur umverteilen. Eine solche Möglichkeit hat ein Privatunternehmer gar nicht, ausser er greift sein Privatvermögen an oder spekuliert mit Aktien und baut sich neben dem eigentlichen Unternehmen ein Börsenunternehmen als zweites Standbein auf, um damit sein ursprüngliches Produktionsunternehmen am Markt zu halten, das ist aber natürlich eigentlich nicht Sinn der Sache, aus Privatunternehmern Börsenzocker zu machen.

Insofern könnte der Staat im Grunde viel wirtschaftlicher arbeiten. Alles was staatlich subventioniert wird, kann die Marktwirtschaft von Privatunternehmen nicht mehr unterbieten, ohne selbst dabei in die Insolvenz zu wirtschaften. Ich frage mich nur, ob ein so mächtiger Staatsapparat, der quasi alle Fäden in der Hand hält, vom Grund- und Boden über Immobilien bis hin zur Nahrungsmittelverarbeitung und Vermaktung, über Schienen, Straßen, Strom, Wasser, Abwasser und Wärmenutzungsnetzen, Gesundheitsversorgung, im Bildungssektor, als Unternehmer in allen Produktionsstätten usw. usw... ob das wirklich wünschenswert ist, nochmal einen so mächtigen Staatsapparat aufzubauen?

Ich bin aus verschiedenen Gründen kein besonderer Freund von einer zu starken Zentralisierung, in welchen Bereichen auch immer. Und auch kein besonderer Freund von zu mächtigen Konzernen mit Monopolstellung - ein solcher Staat wäre aber gerade so ein zentralistisch organisierter Molloch.


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