Das bedingungslose Grundeinkommen

shionoro schrieb:Das Problem hier scheint mir das Gerechtigkeitsempfinden zu sein. Ich kenne viele Leute, die es gerecht finden würden, wenn H4ler zwangsarbeiten müssten.

@shionoro

Dieser Ausspruch ist irgendwie daneben. Zwangsarbeit ist, etwas, dass Gefangene unter widrigsten Umständen in menschenverachtenden Lagern verrichten müssen.

Aber warum sollten Hartz IV Empfänger nicht eine Beschäftigung bekommen? Ich sehe das noch nicht mal so sehr wegen der Gerechtigkeit gegenüber den Arbeitnehmern, die mit ihren Steuerzahlungen Hartz IV erst möglich machen als sinnvoll an, sondern für Hartz IV Empfänger selbst.

Aus meiner Sicht wird da eher die Chance vertan, die Menschen, die Hartz IV beziehen, näher an den ersten Arbeitsmarkt zu bringen. Wenn jeder Hartz IV Empfänger 4 Stunden am Tag Aufgaben für die Allgemeinheit verrichten würde, die aktuell keiner tut, würde das erstens ihr Sozialprestige erhöhen und zweitens eine Chance bieten. Wenn eine Firma einen neuen Mitarbeiter sucht und beim Jobcenter nachfragen könnte, wer es denn geschafft hat, mehrere Monate pünktlich zu kommen und seine Aufgabe ordentlich erledigt hat, hätte die Person eine deutlich bessere Perspektive.

Man darf nie vergessen: Hartz IV ist ja gar nicht als Lebensstil, sondern als passagere Notlösung gedacht.

sacredheart schrieb:Aber warum sollten Hartz IV Empfänger nicht eine Beschäftigung bekommen?

Also, hier im BGE Thread ist Arbeit pfui, sie ist nur dann gut wenn jemand anders sie macht und seinen Teil zur Finanzierung abzweigt.... wird hier "gerecht" genannt.

@shionoro

Weiterhin könnte man auf diesem Weg Menschen, die schon sehr lange im hartz IV Bezug sind auf zwei Wegen helfen:

Der ältere Hartz IV Empfänger könnte für die letzten Jahre vor der Berentung eine Dauerstellung bekommen, die ihn mehr am Leben teilnehmen lässt.

Wer ansonsten schon lange im hartz IV Bezug ist, könnte langsam wieder an einen geregelten Tagesrhythmus herangeführt werden. Der könnte auch mit 2x pro Woche 3 Stunden anfangen. Es ist doch absurd zu glauben, nach 10 jahren Hartz IV wäre es einfach, sich auf eine Vollzeitstelle einzustellen. Da wäre es viel besser, das ganze in einem etwas geschützten Umfeld auszuprobieren.

Daher sehe ich sinnvolle Beschäftigung für Hartz IV Empfänger nicht als Zwangsarbeit an, sondern eher als Integration oder Chance.

shionoro schrieb:Vielleicht nicht, aber in einem anderen System mit starke Einkommensgleicheit vielleicht schon.

Das is aber recht spekulativ! Warum so ein Experiment starten, welches (wenn es schiefgeht) großen Schaden anrichtet, wenn man ein System hat, von dem man weiß, dass es recht gut funktioniert, nämlich die soziale Marktwirtschaft.
Wir benötigen keine Revolution, wir müssen nur etwas nachjustieren. In den letzten Jahrzehnten haben in unteren Einkommensklassen weniger an der Vergrößerung des Wohlstands teilgehabt als die oberen. Genau das müsste wieder ausgeglichen werden.

mfg
kuno

sacredheart schrieb:Wer ansonsten schon lange im hartz IV Bezug ist, könnte langsam wieder an einen geregelten Tagesrhythmus herangeführt werden. Der könnte auch mit 2x pro Woche 3 Stunden anfangen. Es ist doch absurd zu glauben, nach 10 jahren Hartz IV wäre es einfach, sich auf eine Vollzeitstelle einzustellen. Da wäre es viel besser, das ganze in einem etwas geschützten Umfeld auszuprobieren.

Sowas gabs doch schon mal (oder gibts immer noch?), nannte sich ABM. Scheint mir aber auch nich so der Stein der Weisen gewesen zu sein.
Ich persönlich kenne einige Leute, die bei sowas mitgemacht haben, nen Job is da am Ende nie rausgesprungen.

Sinnvoller wäre da eher der Einstieg über eine Leihbude, da machen die Leute Arbeit, die auch nachgefragt wird und wenn die sich da als fähig erweisen, kann das leihende Unternehmen die direkt übernehmen.

mfg
kuno

@kuno7

Leiharbeit hat sich ja leider auch nicht so richtig als probates Mittel erwiesen. Da werden dann Leute stark verbilligt ein paar Wochen beschäftigt und aufgrund der starken Verbilligung dann wieder gegen andere stark Verbilligte ausgetauscht. ist halt alles nicht einfach.

Nur die Idee nach 10 Jahren Hartz IV, wenn ein Job da ist zu sagen: 'Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt' und ab morgen Vollzeit wird auch oft nicht möglich sein.

Wer nach Jahren der Untätigkeit Ausdauersprt macht, fängt ja auch nicht mit einem Triathlon an.

Mich stört aber immer gewaltig, wenn es gleich als Zwangsarbeit umgedeutet wird, wenn Transferleistungsempfänger in den Arbeitsprozess integriert werden sollen. Arbeit und Beschäftigung sind zunächst mal für niemanden menschenunwürdig.

kuno7 schrieb:Sinnvoller wäre da eher der Einstieg über eine Leihbude, da machen die Leute Arbeit, die auch nachgefragt wird und wenn die sich da als fähig erweisen, kann das leihende Unternehmen die direkt übernehmen.

Ich habe selbst ~2 Monate letztes Jahr in einer Leihfirma gearbeitet.
Das jemand übernommen wird ist wie ein 6er im Lotto.

DENN: Leiharbeiter sind grundsätzlich sehr SEHR viel billiger für ein Unternehmen als festes Personal und müssen oft die gleiche Arbeit verrichten.

Und einen Festangestellten bekommst nicht so leicht vor die Tür gesetzt wenn mal Zeitweise die Auftragslage etwas dünner wird.
Den Leiharbeiter kannst von Heute auf Morgen abbestellen.

Nerok schrieb:DENN: Leiharbeiter sind grundsätzlich sehr SEHR viel billiger für ein Unternehmen als festes Personal und müssen oft die gleiche Arbeit verrichten.

Nicht ganz Korrekt. Das hängt eher vom Zeitraum ab. Die

Nerok schrieb:Den Leiharbeiter kannst von Heute auf Morgen abbestellen.

das ist der Punkt.Gesamtkosten sind höher... aber die Dauer ist eben Flexibel..

Nerok schrieb:Den Leiharbeiter kannst von Heute auf Morgen abbestellen.

https://www.youtube.com/watch?v=nXtw28YeAEk

das ist der Punkt.

sacredheart schrieb:Da werden dann Leute stark verbilligt ein paar Wochen beschäftigt und aufgrund der starken Verbilligung dann wieder gegen andere stark Verbilligte ausgetauscht. ist halt alles nicht einfach.

In der Industrie is das wohl oft so, ja. Ich kenn es persönlich aus dem Handwerk, da klappt das ganz gut. Einige Firmen nutzen Leiharbeiter als bezahltes probe arbeiten, wenn sie gerade wirklich jemanden einstellen wollen.
Wobei man sagen muss, billig sind die in der Regel nich wirklich, da sie in den meisten Fällen deutlich weniger Leistung bringen als die Stammkräfte, aber ähnlich viel kosten.

sacredheart schrieb:Nur die Idee nach 10 Jahren Hartz IV, wenn ein Job da ist zu sagen: 'Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt' und ab morgen Vollzeit wird auch oft nicht möglich sein.

Davon kann man ausgehen, ja.

Nerok schrieb:Ich habe selbst ~2 Monate letztes Jahr in einer Leihfirma gearbeitet.
Das jemand übernommen wird ist wie ein 6er im Lotto.

Ich persönlich hab da andere Erfahrungen, mag sein, dass es im Handwerk anders läuft.

Nerok schrieb:DENN: Leiharbeiter sind grundsätzlich sehr SEHR viel billiger für ein Unternehmen als festes Personal und müssen oft die gleiche Arbeit verrichten.

Wie schon gesagt, hab ich da andere Erfahrungen, mag in der Industrie anderes sein, da verdient das Stammpersonal in der Regel auch besser.

Nerok schrieb:Und einen Festangestellten bekommst nicht so leicht vor die Tür gesetzt wenn mal Zeitweise die Auftragslage etwas dünner wird.
Den Leiharbeiter kannst von Heute auf Morgen abbestellen.

Klar, dafür sind die ja eigentlich auch gedacht.

mfg
kuno

Upps, ein Beitrag von 11:54 ist nicht wirklich Themenrelevant.

Hey. Ich habe nicht den ganzen Thread gelesen aber..
Wäre es möglich ein bedingungsloses Grundeinkommen von sagen wir 1000€ einzuführen, wenn dadurch die Arbeitslosengelder, Renten sowie deren Verwaltungen wegfallen würden?

Die Idee wäre also (grob):

Das wären dann aber 1000€ pro Jahr. Da stellen sich die meisten wohl mehr vor. ;)

mfg
kuno

@kuno7

Ach die sollen sich nicht so anstellen :D

Moment ich muss nochmal nachrechnen

@yaacool

Was der Mensch mit 1000€ BGE im Jahr dann machen soll, wäre noch zu klären.

Und weil Du ja noch rechnen möchtest:

Die 5.500.000.000€ Verwaltungskosten sind ja nicht Stempelkissen und Kugelschreiber. Das sind ja zum großen Teil Gehälter. Die Empfänger dieser Gehälter sind dann ja zunächst arbeitslos und müssten noch den BGE Empfängern zugerechnet werden.

Auch dieTöpfe für H4 und Wohngeld wären dann leer, die Rentner würden netto eine Kürzung hinnehmen müssen, aber alle Beschäftigten und Selbständigen könnten sich nen extra Urlaub gönnen.

Klingt für mich eher nich so sexy.

mfg
kuno

@kuno7
@sacredheart

Ich bekomme als Azubi gerade ~300€ pro Monat BAB vom Staat damit ich leben kann.
Das macht ca. 3600€ im Jahr.

Wenn ich jetzt nurnoch 1000€ BGE im Jahr bekommen würde wäre das ein minus von 2600€ in meiner Kasse.
Klingt jetzt auch nicht so geil.

@Nerok

Das siehst Du aber ein bißchen kurzsichtig.

Ein BGE in einem Volk von 80.000.000 Menschen würde die Wirtschaft derartig schädigen, dass Du gar nicht in die Verlegenheit kämst, überhaupt eine Ausbildungsstelle zu finden. Dann bekämst Du bis zum Staatsbankrott BGE und dann nix mehr.

sacredheart schrieb:Ein BGE in einem Volk von 80.000.000 Menschen würde die Wirtschaft derartig schädigen, dass Du gar nicht in die Verlegenheit kämst, überhaupt eine Ausbildungsstelle zu finden.

Diese These wäre dann allerdings auch noch zu belegen.

mfg
kuno