Organspende-Reform: Wie bekennst du dich?

@Makrophage
keine sorge ich entziehe mich hier nicht dem dialog . der einfachheithalber wollte ich punkt für punkt durchgehen.

was die hirnstammreflexe angeht, hast du meine frage nicht verstanden.
müsste man denn nicht generell eindringlicher diagnostizieren ? einerseits haben wir alle unsere feinheiten, andererseits soll es allgemein gültig sein.
müsste man nicht bei einer hirnblutung die auf sklerotischen gefässen basiert anders diagnostizieren als bsw einem sht ?
ich habe bisher vier diagnostiken gesehen und obwohl sie recht unterschiedlich verliefen, wurden keine weiteren massnahmen eingeleitet.
insb. der würgereflex, der ja zu den hirnstammreflexen zählt, war hier für mein dafürhalten und für das meiner kollegen nicht immer eindeutig erloschen .
eine angio wurde nie in betracht gezogen , hatte man das transplantatiosteam doch bereits informiert ...
ausserdem ist es untrittig, dass die diagnostik häufig stümperhaft ausgeführt wird. was übrigens gerade ein grosser diskussionspunkt in der öffentlichen debatte ist.


ich habe keine alternative zur organspende ...
ich habe bedenken .. ethische und medizinische. aber diese habe ich hier bis zum erbrechen vorgebracht.
ich lehne sie auch nicht per se ab. wer möchte soll spenden, aber es muss die möglichkeit geben sich ohne schwierigkeiten ausführlich und kritisch informieren zu können.
hier wird die werbetrommel gerührt , als handele es sich hierbei um eine hiv kampagne, bei der man ein kondom überzieht und fertig. das stört mich.

ich bin der letzte , der hier ein leben um jeden preis propagiert. natürlich soll man diese menschen nicht endlos an den geräten belassen.
der unterschied zu einer enthaupteten person und einem hirntoten ist offensichtlich. ein enthaupteter hat nämlich nichts mehr was unterschwellig doch noch was empfangen könnte.

@neechee

neechee schrieb:aber es muss die möglichkeit geben sich ohne schwierigkeiten ausführlich und kritisch informieren zu können.

Das war wohl noch nie so einfach wie heutzutage.

@Thawra
ist das so ... bei dieser flut ... bei dem was man öffentlich propagiert ...
eindeutig .. alle sind sich einig masche ?
ich bitte dich

@neechee

Dumme Ausreden. Internet anwerfen, googeln, fertig. GERADE dadurch kann man sich irgendwelcher 'öffentlicher Propaganda', wenn sie denn existieren sollte, entziehen. Im Gegensatz zu früher.

Ja jeder wird nun zur Krankenkasse eingeladen und in einem mindestens 2 tägigen Seminar über die medizinischen, politischen und ethischen Grundlagen aufgeklärt. Das wäre toll ist aber nicht umsetzbar.
Und ich glaube kaum, dass wirklich jeder das nötige Wissen hat um sich selber darüber auf zuklären.

@Thawra
wer tut das denn noch wenn alles so glasklar ist . auf dem spenderausweiss steht doch ganz klar NACH meinem tod. was soll ich denn da noch kritisch sein?
weisst du wieviele angehörige tatsächlich erwarten dort einen sprichwörtlich toten vorzufinden ?

@cassiopeia88

cassiopeia88 schrieb:Und ich glaube kaum, dass wirklich jeder das nötige Wissen hat um sich selber darüber auf zuklären.

Tja, dumm. Trotzdem ist es heute so einfach wie nie zuvor, sich selbst zu informieren. Und da öffentliche Information ja als 'Propaganda' und 'Masche' abgetan wird...

@neechee

neechee schrieb:weisst du wieviele angehörige tatsächlich erwarten dort einen sprichwörtlich toten vorzufinden ?

Nein. Spielt das eine Rolle?

@Thawra
ja denn es untermauert, dass menschen erwarten dass dieser mensch eben tot ist bevor man was entnimmt.
dein engagement in allen ehren, aber evtl solltest du wirklich mal eine neurointensiv besuchen. dich im bereich sterbebegleitung engagieren und mit menschen reden , die sowas schon mal live gesehen haben bzw mussten.

wer selbst keinen organspenderausweis hat soll auch kein organ eines organspenders bekommen

@neechee

Und? Ist er auch, praktisch gesehen. Hirntot ist hirntot. Es tut mir Leid für die Angehörigen, dass sie nicht verstehen, dass man Organe von einem Toten mit Leichenstarre nicht mehr verwenden kann.

Mir ist bewusst, dass mein Körper wohl künstlich am Funktionieren erhalten werden muss, damit man gewisse Organe verwenden kann. Und ich habe kein Problem damit.

@Etoilefilante
für mich handhabe ich das so, aber es darf kein kriterium sein nach meinem verständnis von ethik und moral.

@Thawra
wie oft hattest du denn schon kontakt mit solchen menschen. konntest dein artzvetrauen mit dem eigenen empfinden abgleichen ?
und ich betone .. das ist keine ironische frage .

@neechee
es ist hart aber es ist die beste lösung

ich finde wer selbst keinen organspenderausweis hat darf auch keine organspende annehmen

@Etoilefilante
weisst du, die frage ist wo zieht man die grenze....
darf ein raucher eine lunge bekommen obwohl er die eigene selbst zerstört hat ?
darf ein mensch, der sich beim ungeschützten verkehr mit hepatitis angesteckt hat eine leber bekommen?oder doch lieber die alkoholkranke frau? oder der burgerfressende typ, der null auf sich achtet ?
oder hat der patient, der sich im urlaub ne lungenerkrankung eingefangen hat das organ mehr verdient ?
der der zu schnell mit dem auto unterwegs war ?
ich könnte endlos fortfahren

@neechee
eigentlich nicht. das wäre aber auch für meine verhältnisse zu unmenschlich. jeder mensch hat eine zweite chance verdient.

man darf aber auch nicht davon reden dass sich jemand ein organ (mehr) verdient hat. kein mensch kann sich ein organ verdienen. ich kenne mich mit dem aktuellen system nicht so gut aus aber soweit ich weiß wird nach der dringlichkeit entschieden.

@Etoilefilante
eben .. es wird nicht danach entschieden wer einen ausweiss hat und das ist richtig so .

@neechee
das weiß ich. wenn es in meiner verantwortung liegen würde so würde ich das ändern.

@Etoilefilante
ein von geburt an herzkranker kommt doch eh nicht in frage jemals spender zu werden ...

also nur die die ohne triftigen grund nicht wollen dürfen keines bekommen deiner auffassung nach ?

@neechee

Noch gar nicht. Dass es für die Angehörigen hart ist, ist keine Frage, aber letzten Endes müssen sie sich damit abfinden, dass der Mensch vor ihnen praktisch gesehen tot ist. Nichts kann ihn 'wiederherstellen'. Und wenn ich als der Tote zu Lebzeiten entschieden habe, dass ich meine Organe spenden will, dann haben gefälligst auch keine Angehörign dazwischenzugehen nach dem Motto 'aber er sieht noch so lebendig aus'. Es ist dann meine Entscheidung.

@Etoilefilante

Etoilefilante schrieb:ich kenne mich mit dem aktuellen system nicht so gut aus aber soweit ich weiß wird nach der dringlichkeit entschieden.

Ja, das wird ja auch immer mal wieder diskutiert. Ich bezweifle, dass es eine perfekte Lösung geben kann. Doch was jetzt gemacht wird - Entscheidung nach Dringlichkeit sowie nach gewonnener Lebensqualität (z.B. wird keinem ansonsten Totkranken ein Organ eingesetzt, das auch einem ansonsten Gesunden gegeben werden könnte) - scheint mir nicht so falsch zu sein. Im Endeffekt ist es das übliche Problem der Verteilung einer knappen Ressource.

(Interessant übrigens, dass es hier auch die hartgesottensten Neoliberalen kaum wagen, eine Verteilung nach ökonomischen Gesichtspunkten vorzuschlagen... obwohl das überall sonst doch das Allerweltheilmittel sein soll. Dies nur am Rande.)

Etoilefilante schrieb:wenn es in meiner verantwortung liegen würde so würde ich das ändern.

Ich nicht. Ich respektiere die Entscheidung, nicht spenden zu wollen.

@Thawra
lustig, dass du es ansprichst, es kam gerade ein ökonom auf die idee das mal anzubringen. habs eben erst gesehen ... ich versuche es wiederzufinden.

@neechee

Der Mann hat Eier. Wahrscheinlich kein Gehirn, aber definitiv Eier.