Wurstsaten schrieb:Und genau das ist der Knackpunkt. Wenn du alles, was gesagt wird, ausschließlich im Sprachraum verortest
Wo möchtest du bitte „was gesagt wird“ anders verorten als in der Sprache?
Wurstsaten schrieb:dann ist nicht nur Gott ein Konstrukt, sondern auch dein Frühstücksei, deine Kopfschmerzen und die Flugbahn eines Airbus.
Erstmal ist das ‚Reden darüber“ eben Sprache und Sprache eben eine Konstruktion. Solange das nicht klar ist, macht die Frage ob das Frühstücksei existiert keinen Sinn.
Wurstsaten schrieb:Das ist erkenntnistheoretisch ein Totalschaden – denn du machst keine Aussagen mehr über die Welt, sondern nur noch im Medium Sprache über Sprache. Das ist selbstbezüglich, aber nicht erkenntnisfähig.
Natürlich sind Aussagen über Sprache erkenntnisfähig. Wenn wir feststellen das menschliche Sprachen als kleinste Einheiten aus Phonemen bestehen, ist das
eine Erkenntnis über Sprache vermittelt in Sprache.
Wurstsaten schrieb:Das ist erkenntnistheoretisch ein Totalschaden
Der Totalschaden liegt doch sehr viel eher bei denen, die versuchen sich in Sprache auszudrücken, damit Allgemeingültigkeit zu erreichen und nicht mal den Splitter einer Ahnung haben wie Sprache eben funktioniert. Beispiel gefällig?
Wurstsaten schrieb:Gerade deshalb braucht es einen klaren Unterschied zwischen Aussage über ein reales Phänomen („das Flugzeug fliegt“) und einem bloßen Sprechakt innerhalb eines sozialen Systems („wir nennen das fliegen“).
1. „das Flugzeug fliegt“ und jede andere Aussage über ein reales Phänomen ist immer ein „bloßer“ Sprechakt innerhalb
eines sozialen Systems der Sprache. Oder es ist keine getroffene Aussage.
„das Flugzeug fliegt“ wird überhaupt erst in deutscher Sprache verständlich, setzt die Begriffe „fliegen“ und „Flugzeug“ voraus, ohne das Notwendige und nicht irgendwie apriori gegebene Verständnis hast du da nur eine Aneinanderreihung von Buchstaben.
2. wenn die verwendete Sprache auf Grund ihrer impliziten (kulturellen, historischen, sozialen, psychologischen) und expliziten (grammatikalischen, logischen) Regeln die Vorraussetzungen für deine Aussagen „über reale Phänomene“ schafft, ist es eben in deinen Worten ein „erkenntnistheoretischer Totalschaden“ oder ein „semantischer Tretroller“ wenn du versuchst ohne Rücksicht auf diese Regeln allgemeingültige Aussagen zu treffen. Wie z.B. das Flugzeuge fliegen.
3. begibst du dich fröhlich in einen Widerspruch, wenn du auf der einen Seite einräumst das Sprache eine Konstruktion ist, aber gleichzeitig von „realen Phänomenen“
sprichst die dann doch bitte schön nicht mehr konstruiert sein sollen. Doch mein Freund, dein Begriff von „real“ und von „Phänomen“ und natürlich die Bedeutung die sich aus dieser Verbindung ergeben sind nur vermittels Sprache überhaupt möglich. Die Sprache ist
die Bedingung das du überhaupt irgendeine Aussage treffen kannst. Ohne bleibst du eben stumm.
Wurstsaten schrieb:Wenn du diese Grenze einreißt
Diese Grenze, die nie existiert hat…
Wurstsaten schrieb:ist jede Aussage nur noch ein Zitat aus einem Diskurs
In der Regel ist sie das, ja. Aussagen außerhalb von Diskursen findest du möglicherweise in der Poesie. Keine Ahnung. Aber in der Regel fallen Aussagen in Gesprächen.
Wurstsaten schrieb:dann wird Gott genauso »wirklich« wie die Bielefeld-Verschwörung
So ein Unfug. Wenn ich festhalte das Sprache eben Sprache ist und bleibt, folgt dein „dann“ nicht die Bohne.
Was „wie“ wirklich ist wird in der Sprache, im Diskurs geklärt, wenn man da überhaupt von verschiedenen Formen des „wirklich seins“ reden will, so wie du jetzt.
Du machst aus der im Grunde trivialen Feststellung, das Sätze eben immer in einer Sprache getätigt werden und das dies bestimmte Möglichkeiten und Grenzen mit sich bringt eine große „Nivellierungsmaschine“ in der dann alles irgendwie gleich oder bedeutungslos wird.
Nochmal ganz deutlich: das wir überhaupt unterscheiden können, überhaupt soetwas wie Bedeutungen haben, überhaupt Fragen stellen können wie „ist dies real?“ braucht als notwendige Bedingung
Sprache.
Wurstsaten schrieb:solange nur genug Leute darüber sprechen
Als ob die Zahl der Diskursteilnehmer nun das entscheidende wäre… Du saugst dir Unfug aus den Fingern.
Wurstsaten schrieb:Und was die Gottesvorstellung angeht: Die Verschiebung ins Transzendente enthebt den Begriff Gott vielleicht der empirischen Zugänglichkeit – aber nicht der kognitiven Verantwortung.
Der kognitiven Verantwortung von wem? Gott oder dem Gläubigen?
Wurstsaten schrieb:Ein Begriff, der nichts mehr erklärt, nichts mehr unterscheidet, keine Kriterien mehr zulässt
Ist kein Begriff. Sprich: du hast den Begriff „Gott“ an der Stelle nicht erfasst. Mach nicht die Gläubigen für dein Unvermögen verantwortlich. Und Bitte - fordere jetzt nicht von mir, dir den monotheistischen Gottesbegriff näher zu bringen. An der Stelle scheitere ich genau wie du, wenn auch aus anderen Gründen. Ich hab kein Begriff von
diesem Gott.