@bredulino Habe mir Hornes Szenario jetzt nur mal schnell quer gelesen, aber da fallen einem schon beim ersten Durchgang einige ziemlich grundlegende Probleme auf. Klar, das Ganze ist extrem detailreich ausgearbeitet, mit Zeitstempeln, Uniformwechseln, Fahrzeugbewegungen und einer Menge Zeugenaussagen. Das wirkt erstmal beeindruckend. Wie so oft. Aber es fehlt dann doch in einigen Punkten an Plausibiltät und man muss es schon sehr dringend wollen, was Horne will, um zu diesenm Schlussfolgerungen zu kommen.
Die Idee, dass zwischen 18:35 und 20:00 Uhr eine chirurgische Entfernung von Kugelfragmenten und eine Schädelmanipulation durchgeführt worden sein soll, wirft massive Fragen auf. Wie soll das in so kurzer Zeit organisiert und durchgeführt worden sein, ohne dass irgendjemand außerhalb des angeblichen Kreises, wer wäre das eigentlich genau gewesen?, etwas mitbekommt? Wer gibt den Befehl, wer führt das durch, wer sichert das ab? Und vor allem: Wer entwickelt in Echtzeit ein Konzept für eine geheime Operation dieser Tragweite – mit Weitblick, aber auch im Hinblick auf die unmittelbarer Machbarkeit? Das wäre nicht nur ein logistischer Kraftakt, sondern bräuchte auch einen „Regisseur“, der genau weiß oder jemanden instruiert, welche Eingriffe am Leichnam nötig sind, um später eine glaubhafte Version zu erzeugen, die Oswald als Einzeltäter erscheinen lässt. Und da stellt sich die nächste Frage: Welche chirurgischen Maßnahmen wären überhaupt so eindeutig und konsequent, dass sie das gewünschte Narrativ stützen, ohne neue Widersprüche zu erzeugen? Das ist ein enormer personeller, strategischer und medizinischer Aufwand, der sich nicht einfach so aus dem Nichts stemmen lässt. Wenn es einen Plot gegeben hätte, wäre das ja vorgesehen gewesen und hätte sicjh etwa geschmeidiger druchfphren lassen. Aber Irrsinn. So ein öffentliches Theater, wenn es doch viel einfacher ginge, ihn umzubringen.
Dann die Sache mit dem „Shipping Casket“ – gibt es da Fotos etc.? Ich sehe hier auf den ersten Blick keine offizielle Dokumentation, nur wieder mal Aussagen von Leuten, die sich Jahrzehnte später erinnern. Und selbst wenn man die Aussagen ernst nimmt: Wo sind die forensischen Spuren dieser angeblichen Operation? In den Autopsiebildern müsste man doch Schnitte, Gewebeveränderungen oder andere Hinweise sehen. Haben wir die hier jemals festgestellt bei der Besprechung der Bilder? Kam so etwas mal irgendwo überhaupt zur Sprache? Ich habe in de rZwischenzeit ehrlich gesagt vieles wieder vergessen.
Auch die „Ambulance Chase“ wird als gezielte Täuschung gedeutet, aber das kann genauso gut einfach organisatorisches Chaos gewesen sein. Der Tag herrschte Ausnahmezustand, da ist Verwirrung kein Beweis für eine Verschwörung.
Und letztlich: Wenn Oswald schon als Täter präsentiert wurde, warum dann dieses riskante Manöver mit Leichenmanipulation? Wem gegenüber hätte man damit überhaupt eine glaubwürdige Version erzeugen wollen? Es waren doch alle relevanten Personen – inklusive der offiziellen Autopsieärzte – ohnehin involviert und hatten Zugang. Eine spätere unabhängige Untersuchung war nicht zu erwarten, und das Gehirn verschwand ja ohnehin. (Aus meiner Erinnerung; das war auch hoer im Thread Thema: Es gibt zwar Hinweise auf Unstimmigkeiten bei der Gehirnuntersuchung – etwa dass Dr. Humes möglicherweise schon vor Beginn der offiziellen Autopsie am Cerebellum gearbeitet oder es verändert haben könnte. Auch wird spekuliert, dass es zwei getrennte Gehirnuntersuchungen gegeben haben könnte, was durch widersprüchliche Aussagen von Humes und Finck angedeutet wird. Aber das bleibt interpretativ und ist forensisch nicht eindeutig belegt.)
Was für mich bekanntlich am Ende immer zählt, ist das Szenario am Tatort. Da muss man plausible Schützen unterbringen – und allein schon weitere Schützen außer Oswald sind extrem spekulativ. Die Szene in Dealey Plaza ist eng, öffentlich, dokumentiert. Wer da noch jemanden unterbringen will, muss sehr viel konstruieren. Die ganze Plausibilitäts-Pyramide steht auf dem Kopf: oben eine kleine Spitze denkbarer Optionen, aber ohne stabile Basis. Und wenn das Fundament wackelt, hilft auch die bemühteste Detailarbeit nichts.
Insgesamt: Ja, Hornes Szenario ist spannend und voller Details, aber schon beim schnellen Überfliegen merkt man, dass es methodisch auf wackeligen Beinen steht.[/quote]