Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin
08.12.2012 um 23:41Anzeige
25h.nox schrieb:wie watt?Genau das meinte ich, schöne neue Welt. Hat das Affenhirn denn gemundet? :troll:
kurvenkrieger schrieb:Die Verleumndung homöopathischer Heilungserfolge (ob nun durch Präperat/ Placebo oder nur durch die Behandlung)Wenn diese Heilungserfolge auf Placebo beruht, hat das nichts mit Homöopathie zu tun, oder hab ich da was missverstanden?
Celladoor schrieb:Wenn diese Heilungserfolge auf Placebo beruhtDafür gibt es keinerlei Belege, ansonsten würden Studien über die Wirkung hinsichtlich der Behandlungsmethoden, also unabhängig vom Präperat, deutlich schlechter abschneiden.
kurvenkrieger schrieb:Dafür gibt es keinerlei Belege, ansonsten würden Studien über die Wirkung hinsichtlich der Behandlungsmethoden, also unabhängig vom Präperat, deutlich schlechter abschneiden.Ja hast recht, ueber Placebos und wie verschiedene Behandlungsmethoden wirken hat glaub noch nie jemand geforscht. Nie!
kurvenkrieger schrieb:Das is nich mein Ding, hab doch nix gegen Homöopathie. Kann Scharlatane einfach nur nich ausstehenInwiefern ist Homöopathie keine Scharlatanerie?
kurvenkrieger schrieb:Dafür gibt es keinerlei Belege, ansonsten würden Studien über die Wirkung hinsichtlich der Behandlungsmethoden, also unabhängig vom Präperat, deutlich schlechter abschneiden.Wie meinst du das? Es gibt doch immer eine Kontroll-(Placebo) Gruppe in Klinischen Studien....
C8H10N4O2 schrieb:Wie meinst du das? Es gibt doch immer eine Kontroll-(Placebo) Gruppe in Klinischen Studien....Das betrifft eher Wirksamkeitsstudien zu Präperaten, zur homöopathischen Behandlungsmethode selbst selbst gibts mittlerweile ja auch schon einige recht interessante Studien und kontrovers geführte Diskussionen hinsichtlich deren Interpretation:
Oder verstehe ich was falsch?
Studie 1: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21076131Damit bestätigst Du nur die hier verlinkten Kritik, mir persönlich würde das ja schon wieder viel zu weit gehen. Dann könnte ich ja auch gleich dahergehen und verlangen, daß auch die unterschiedlichen Qualitäten der behandelnden Mediziner in den Studien berücksichtigt werden... ;)
Titel: "Homeopathy has clinical benefits in rheumatoid arthritis patients that are attributable to the consultation process but not the homeopathic remedy: a randomized controlled clinical trial"
Zugang hatte ich dank Universitätslizenz.
Methodik: sauber randomisiert, sauber ausgewertet, genügt den anerkannten Standards
Ergebnis: Man kommt zu dem Schluss, dass es signifikante Effekte eines honöopathischen Behandlungsgespräches gegenüber dem Unterlassen eines solchen Gespräches gibt
Mein Fazit: Diese Studie kann man in methodischer Hinsicht nicht beanstanden; allerdings beweist sie nicht, dass die Homöopathie (im Sinne homöopathischer Medikation) wirkt, sondern dass eine ausführliches Gespräch mit einem Mediziner/Homöopathen/Behandler sich positiv auf den Patienten auswirkt.
Um eine besondere Wirkung des hom. Behandlungsgesprächs im Vergleich zu einem normalen Behandlungsgespräch zu beweisen, müsste man gezielt einen Versuch in dieser Kombination durchführen. Dies ist in der vorliegenden Studie nicht erfolgt, insofern ist keine Aussage über eine über den Placebo-Effekt eines Behandlungsgesprächs hinausgehende Wirkung des hom. Behandlungsgesprächs möglich.
Studie 2: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15532696Die Rede war von einem grundsätzlichen Problem bei der Interpretation von Studie 1. Die konstruktive Kritik verliert deswegen ja keineswegs an Relevanz:
Titel: "The placebo-controlled trial as a test of complementary and alternative medicine: observations from research experience of individualised homeopathic treatment"
...
Grundsätzlich möchte ich zu dem Problem, dass der Autor im Abstract schildert, anmerken, dass es kein reales Problem ist, da es sehr wohl möglich ist, einen Wechselwirkungseffekt zwischen hom. Behandlungsgespräch und hom. Medikation zu erfassen...
Studie 3: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12676041... Deswegen kürz ich das jetzt mal runter auf Deine wesentlichen Kritikpunkte:
Titel: "Controlled clinical trials evaluating the homeopathic treatment of people with human immunodeficiency virus or acquired immune deficiency syndrome"
Zugang hatte ich dank Universitätslizenz
Methodik: Okay, hier begeben wir uns auf komplexeres Gebiet. Bitte aufmerksam lesen, auch wenn es jetzt ein wenig kompliziert wird.
Mein Fazit: Eine miserable Metastudie, die quasi alle Fehler macht, die man machen kann, ohne dass man sich Absicht unterstellen lassen muss.Mein Eindruck is eher der, daß es bislang einfach zu wenig Material auf diesem Gebiet gibt. Deine Kritik, grade hinsichtlich der mangelnden Präzision, bringt mich aber eher zu dem Schluß, daß hier weitergehende Versuche unter den von Dir genannten Gesichtspunkten (genauere Serologische Tests etc.) von Nöten wären. VTler unken ja gerne für sowas werden allerdings ungerne Forschungsgelder bereitgestellt... ;)
-Studien mit massiven Qualitäts- und Inhaltsunterschieden zusammengeworfen (Indien vs. Amerika mit fast 10 Jahren Zeitunterschied, ausschließlich hom. behandelte Inder vs. intensivmedizinisch betreute Amerikaner)
-die Qualität der Ausgangsstudien nicht betrachtet (Studie A hat m.M.n. keinen Gehalt)
-völlig unterschiedliche Effekte wirr zun einer allgemeinen Positivwirkung zusammengewürfelt.
Insgesamt: Sehr schlechte Studie, die selbst als Literaturüberischt nur wenig taugt und noch dazu methodisch schlecht und mit mangelnder Sorgfalt erstellt wurde (wenn es nicht möglich ist, anhand des Quellenverzeichnisses eine der Kernstudien der Arbeit ausfindig zu machen, ist das kein wissenchaftliches Arbeiten mehr)
Studie 3: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10335412Hier muß ich Dich mal kurz stoppen. Du meinst sicher die bereits ausführlich kritisierte Studie 3:
Titel: "Homeopathy in HIV infection: a trial report of double-blind placebo controlled study."
Zugriff durch Uni-Lizenz
Methodik: Hier handelt es sich auch um eine Studie aus dem Hause Rastogi, dem Autoren von Studie 2.A; es werden auch direkt die gleichen Fehler gemacht; aus Kostengründen wird hier nicht mal mehr der Western-Blot durchgeführt, sondern nur zwei Schnelltests auf HIV; es ist zu erwarten, dass sich etwa 7 Fehldiagnosen i.d. Stichprobe befinden, falls man von belasteten Probandengruppen ausgeht, wären mit 50%-Wahrscheinlichkeit über 20 Fehldiagnosen vorhanden(bei 100 Probanden).
...Deckt sich doch mit Deiner recht vernichtenden Kritik zur Studie 3, dagegen is auch garnix einzuwenden.
Mein Fazit: Vollkommen untaugliche Studie. Selbst im günstigsten Fall wird aufgrund der geringen Fallzahl und der Ungenauigkeit der verwendeten Test niemals die statistische Genauigkeit möglich sein, mit der hier angeblich Effekte gemessen werden wollen...
Gesamtfazit: Alle Studien (ausgeklammert die, auf die ich nicht zugreifen konnte), die hier verlinkt wurden, haben offensichtliche methodische Mängel und sind darüber hinaus auch von medizinischer Seite her nicht einwandfrei, soweit mir das als Laie erkenntlich ist.
Die einzige logische, wertvolle Erkenntnis, die aus den Studien gezogen werden kann, ist m.M.n, dass eine ausführliche Beratung und Betreuung des Patienten einen großen positiven Beitrag sowohl zur Genesung als auch zu seiner Lebensqualität leisten kann; diese Erkenntnis kann man meines Erachtens nach wunderbar mit den Theorien und Erfahrungswerten der evidenzbasierten Medizin vereinen.Das is jetzt auch nix wirklich neues, Konstenfaktor... 2-Klassen-Kassensystem... etc.
Es ist wünschenswert, dass sich Ärzte und Pfleger mehr Zeit für die Patienten nehmen und diese mit ihren Sorgen und Beschwerden ernstnehmen; dass ganze Weltbild der Medizin muss deshalb aber noch lange nicht umgestoßen werden.Keiner (von den hier bei mir beteiligten ich`s) will hier irgendwas umstoßen, das wäre mir persönlich jedenfalls viel zu überdramatisierend formuliert, nen KM-patch für die harcorde SM-ler (hihi) reicht doch völlig. Am Deutschen Krankenkassensystem muß sich allerdings auch was ändern...
kurvenkrieger schrieb:Mein Eindruck is eher der, daß es bislang einfach zu wenig Material auf diesem Gebiet gibt.Und das nach 200 Jahren "stetiger Forschung"? Dann wird da wohl auch weiterhin nichts zu holen sein als betrügerische Behauptungen und verschämte Ignoranz, wenn diese Behauptungen zerpflückt werden.
kurvenkrieger schrieb:Mein Eindruck is eher der, daß es bislang einfach zu wenig Material auf diesem Gebiet gibt. Deine Kritik, grade hinsichtlich der mangelnden Präzision, bringt mich aber eher zu dem Schluß, daß hier weitergehende Versuche unter den von Dir genannten Gesichtspunkten (genauere Serologische Tests etc.) von Nöten wären. VTler unken ja gerne für sowas werden allerdings ungerne Forschungsgelder bereitgestellt... ;)
kurvenkrieger schrieb:Damit bestätigst Du nur die hier verlinkten Kritik, mir persönlich würde das ja schon wieder viel zu weit gehen. Dann könnte ich ja auch gleich dahergehen und verlangen, daß auch die unterschiedlichen Qualitäten der behandelnden Mediziner in den Studien berücksichtigt werden... ;)Da sehen wir das beide gleich; man darf da gernen erforschen, wie man lustig ist, wäre auch sinnvoll, vielleicht fallen ja tatsächlich nützliche Erkenntnisse z.b. über Patientenpsychologie ab. Allerdings ist hier eindeutig die Homöopathie in der Bringschuld: die behaupten, sie können was, dann sollen ie es auch zeigen. Finanzieren und vernünftig arbeiten müssen sie aber schon selber. Es würde ja auch jeder den Bayer-Vertreter auslachen, der sich hinstellt, sie hätten ein neues Krebsmittel, aber zeigen, dass es wirkt, das sollen bitte die anderen.
Und überhaupt: inwiefern unterscheiden sich das normale und das homöopathische Behandlungsgespräch eigentlich?
kurvenkrieger schrieb:... vom "Hause Rastogi". Was hat der Ullman (Studie 3 bzw. 3A) mit denen zu tun? Hab ich was verpasst?Ja, du hast leider tatsächlich etwas verpasst. Die Studie von Dana Ullman ist eine Metastudie, d.h. sie hat keine Studie selbst durchgeführt, sondern auf mehrere Studien, die es bereits gab, statistische Methoden angewendet, um zu überprüfen, ob die Effekte der Einzelstudien zusammenpassen. Das ist in der Medizin nicht unüblich, da man so quasi mehrere kleine zu einem großen Experiment zusammenrechnen kann. Leider ist dieser Prozess aber sehr empfindlich.