Doppelmord Babenhausen

Delphi10 schrieb:Na von einem selbstgemachten Bauschaum Schalldämpfer, der nicht mit PET Flasche gebaut wurde. Wenn man nach Bauschaum + Schalldämpfer googelt, findet man Artikel über Verbrechen von vor 2009. Vielleicht gab es damals auch noch weitere Seiten, auf denen genauer die Bauweise beschrieben wurde, nur dass A. D. die Seiten von anderswo angeschaut hat.

Eben! Dies ist für mich (so nichts wissend von außen) die eigentliche Krux an dem WAA (bei allem Verständnis für das berufliche Engagement juristische Zweifel zu sähen).
Für mich ist es nicht wirklich relevant, ob der inhaftierte Täter sein Lärmverhinderungsproblem nun nach der nachweislich recherchierten Anleitung (die ja zudem angeblich flexibel offen formuliert wurde) umgesetzt hat, oder wie auch immer anders. Er hat nachgewiesen gezeigt, dass er nach einer solchen Lösung gesucht hat.
Wie auch immer er es im Detail dann doch schlussendlich umgesetzt hat - das sind für mich Nebelkerzen.
Mich würde somit interessieren, warum der Verurteilte überhaupt danach recherchiert hat (weitere Indizien natürlich berücksichtigt).
Überzeugende Antwort, außer in Foren geäußerte Zweifel ("Hat er nicht! Punkt!") einer Interessengemeinschaft?

Delphi10 schrieb:Vielleicht gab es damals auch noch weitere Seiten, auf denen genauer die Bauweise beschrieben wurde, nur dass A. D. die Seiten von anderswo angeschaut hat.

Es ist ja die genaue "Bauanleitung" bekannt, ich habe sie ja auch gelesen. Allerdings ist sie vage genug, und gibt Anreize und Anregungen zur Improvisation und Eigeninitiative.

Ich habe es jetzt mal nachgelesen: Auch im Fall Charlotte Böhringer, in dem bekanntlich der rechtskräftig verurteilte und derzeit in Strafhaft einsitzende Benedikt Toth die Wiederaufnahme des Verfahrens zu seinen Gunsten beantragt hat, ist durch seinen Anwalt ausdrücklich zugleich beantrag worden, bis zur Entscheidung über den Wiederaufnahmeantrag den Verurteilten nach § 360 Abs. 2 StPO vorläufig aus der Strafhaft zu entlassen.

Ich denke, ein solcher Antrag wird auch in anderen bei allmy diskutierten vermeintlichen oder wirklichen sog. Justizopferfällen von den betreffenden Anwälten zugleich mit dem Wiederaufnahmeantrag gestellt worden sein (Manfred Genditzki, Werner Mazurek). Bislang aber wohl ohne Erfolg, denn bei allen ist eine Unterbrechung der Haftstrafe bis zur Entscheidung über den jeweiligen Wiederaufnahmeantrag nicht geschehen.

PS: Wobei es nur im Fall Babenhausen und im Fall Böhringer für Interessierte nachvollziehbar ist, was da los ist, weil dort die gerichtlichen Entscheidungen und Anträge der Anwälte (in anonymisierter Fassung natürlich) in vollem Wortlaut nachlesbar sind, im Fall Genditzki und im Fall Mazurek leider nicht. In letzteren Fällen ist man daher auf nicht immer untendenziöse und aus interessierten Kreisen gesteuerte Medienberichte angewiesen.

EinElch schrieb:Es ist ja die genaue "Bauanleitung" bekannt, ich habe sie ja auch gelesen. Allerdings ist sie vage genug, und gibt Anreize und Anregungen zur Improvisation und Eigeninitiative.

Das stimmt. Ich verstehe auch nicht warum man davon ausgeht A.D. habe die Anleitung 1:1 umsetzen müssen. Das geht ja schon bei der " Flasche" los. Aber, auch das haben wir schon mehrfach diskutiert.

Andante schrieb:denn bei allen ist eine Unterbrechung der Haftstrafe bis zur Entscheidung über den jeweiligen Wiederaufnahmeantrag nicht geschehen.

Bei Mollath hats geklappt, wenn ich mich nicht irre?

Frau.N.Zimmer schrieb:Ich verstehe auch nicht warum man davon ausgeht A.D. habe die Anleitung 1:1 umsetzen müssen.

Wie ich feststellen muss, ist die Seite mittlerweile offline - schade. Ich glaube, ich habe die PDF meinerseits noch irgendwo gespeichert, muss ich mal gucken.
Wäre die gerne hier nochmal Schritt für Schritt durchgegangen.

@EinElch

EinElch schrieb:Bei Mollath hats geklappt, wenn ich mich nicht irre?

Mollath sass nicht in Haft.

@jaska

Nun gut, das stimmt wohl. Das kann einem am Samstagmorgen schon mal durchgehen :D

Ich habe vor einigen Jahren mal einen Satz auf dem lawblog gelesen, der Internetseite von Udo Vetter, auch recht bekannter, deutscher Anwalt. Sehr empfehlenswerte Seite, wirklich.

Der jedenfalls meinte, wenn ein Häftling einmal aus dem Knast kam, kommt er auch ein zweites mal wieder raus - meistens dann für immer.
Ich weiß nicht mehr, in welchem Zusammenhang das war, aber das wäre im Falle Darsow ja dann auch möglicherweise der Fall - wenn eine Entscheidung über die Beschwerde quasi eine Voreinschätzung des möglichen Ausgangs eines WAV wäre.

EinElch schrieb:Der jedenfalls meinte, wenn ein Häftling einmal aus dem Knast kam, kommt er auch ein zweites mal wieder raus

Ich verstehe nicht ganz, wie diese Aussage auf Darsow angewendet werden kann. Bevor einer ein zweites Mal aus dem Knast kommen kann, muss er ja erst ein zweites Mal in den Knast kommen. Inwiefern wäre aber in diesem Fall ein Ablauf möglich, bei dem Darsow zuerst aus dem Knast kommt, dann ein zweites Mal rein, dann ein zweites Mal raus?

@falstaff
Für den Fall, dass die Hafterleichterung aufgehoben wird und er im WAV dann doch wieder schuldig gesprochen wird?
Vielleicht meinte er das auch eher im Sinne von "bleibt auch draußen" - ich gucke, ob ich das Zitat finde, aber das ist schon wahrlich lange her.

EDIT: Ich meine natürlich freigesprochen. Vielleicht lege ich mich doch nochmal schlafen.

Sorry!

EinElch schrieb:Für den Fall, dass die Hafterleichterung aufgehoben wird und er im WAV dann doch wieder schuldig gesprochen wird?

Und wie soll er dann wieder rauskommen, vor Ablauf seiner Reststrafe?

Das Zitat müsste in dem Fall ja eher heißen, wenn einer ein zweites Mal in den Knast kommt, bleibt er auch drin.

EinElch schrieb:EDIT: Ich meine natürlich freigesprochen. Vielleicht lege ich mich doch nochmal schlafen.

Sorry!

Macht immer noch keinen Sinn - denn in diesem Falle würde er einmal rauskommen und draußen bleiben. Im Falle einer zwischenzeitlichen Haftentlassung und einer erneuten Verurteilung würde er hingegen zweimal reinkommen und drin bleiben.

Zweimal rauskommen macht nur für den trivialen Fall Sinn, dass er nach dem zweiten Mal reinkommen seine restliche Strafe abgesessen hätte.

Es geht ja bloß um Haftunterbrechung, also Rauskommen, bis zur Entscheidung über den WA-Antrag

Hat der WA-Antrag Erfolg, wird der alte Prozess wieder aufgenommen, also quasi von vorne neu aufgerollt. Darsow bleibt dann, sofern ihn die Richter des wieder aufgenommenen Prozesses nicht gleich in Untersuchungshaft (ist was anderes als Strafhaft) nehmen, erst einmal frei bis zur Entscheidung in dem wieder aufgerollten Prozess. In diesem Prozess kann er wieder zu einer Haftstrafe verurteilt oder aber freigesprochen werden.

Wird der WA-Antrag aber abgelehnt, bleibt es beim ohne Wenn und Aber beim rechtskräftigen Urteil. Die Haftunterbrechung ist dann zu Ende, Darsow muss den Rest der ihm auferlegten Haftstrafe absitzen.

Ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass Darsow vor der Entscheidung des WAV auf freien Fuß gesetzt wird. Er ist ein verurteilter doppelmörder, der auch noch zur anschließenden sicherheitsverwahrung verurteilt wurde. Dieses Risiko würde die aktuell zuständige Instanz niemals eingehen.

Dann würde ich tatsächlich den Glauben an den Rechtsstaat verlieren.

Das les ich jetzt zum ersten Mal, dass er noch Sicherungsverwahrung bekommen hat. Stimmt das wirklich?

Ich persönlich kann mir gar nicht vorstellen wie das läuft mit d haftunterbrechung. Bekommt der betreffende bis zur Wiederaufnahme dann Auflagen ? ZB Reisepass nicht zu nutzen oder Meldepflicht?
Er könnte quasi normal life führen bis zur Neuverhandlung ?
Das würde uG einen Medienrummel geben .
unter Annahme erneuter Verurteilung wäre das doch für Fr darsow u d Kinder eine Katastrophe nach all dieser Zeit.
Man darf gespannt sein.

@SomertonMan
Hier ein Zitat aus dem Wikipedia Artikel:
"Das Landgericht hat in seinem Urteil die besondere Schwere der Schuld festgestellt".

Link zur FAZ:
https://m.faz.net/aktuell/rhein-main/verurteilter-moerder-will-seinen-fall-neu-aufrollen-lassen-15584253.html

Zitat aus dem FAZ link:
"Das Landgericht Darmstadt hatte Andreas Darsow 2011 wegen Mordes in zwei Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt und eine besondere Schwere der Schuld festgestellt. Damit ist eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren praktisch ausgeschlossen. "

In diesem Fall ist eine Entlassung nach 15 Jahren also quasi ausgeschlossen.

Na ja, einen Rechtsanspruch auf Haftunterbrechung, so lange über seinen WA-Antrag noch nicht entschieden ist, hat ein Verurteilter, also auch Darsow, natürlich nicht. Sonst würde ja jeder Verurteilte alle naslang einen WA-Antrag stellen, um rauszukommen und auch draußen zu bleiben.

So weit Strates sofortige Beschwerde prozessual also überhaupt zulässig ist, woran bereits Zweifel bestehen, müsste sie auch noch begründet sein. Das heißt: Das LG Kassel wird eine vorläufige Haftunterbrechung, wenn überhaupt, nur anordnen, wenn es dem WA-Antrag eine große Erfolgsaussicht beimisst, sonst mit Sicherheit nicht.

SomertonMan schrieb:Das les ich jetzt zum ersten Mal, dass er noch Sicherungsverwahrung bekommen hat. Stimmt das wirklich?

Sicherheitsverwahrung und besondere Schwere sind zwei verschiedene Schuhe 👠