Doppelmord Babenhausen

falstaff schrieb:Wenn die Verteidigung der Meinung gewesen wäre dass die Aussage des Pizzaboten relevant sei, hätte sie ihn einfach als Zeuge benennen zu können.

Und wenn das Gericht einem solchen Antrag der Verteidigung auf Vernemung des Zeugen nicht nachgekommen wäre, hätte die Verteidigung das in der Revision als Verfahrensfehler rügen können. Die Verteidigung hat aber offenbar weder einen Beweisantrag auf Vernehmung des Zeugen gestellt noch - nach verweigerter Vernehmung - einen solchen angeblichen Fehler des Gerichts mit der Revision angegriffen. Damit ist das Thema Pizzabote wohl erledigt.

Andante schrieb:Die Verteidigung hat aber offenbar weder einen Beweisantrag auf Vernehmung des Zeugen gestellt

Eigenartig, dass das nicht passiert ist. Dachte man der Pizzabote hätte eh nichts weiteres zum Sachverhalt beizutragen?

@phoenix

Zumindest nichts, was den Angeklagten damals hätte entlasten können.

Denke ich auch. Selbstverständlich wurde der Pizzabote vernommen, das geht auch aus dem Urteil hervor.
Da scheint aber nichts wesentliches bei rausgekommen zu sein.
Z.B. wenn Toll sich in die Richtung geäußert hat „Ach sie kommen aus Bosnien, kennen sie einen Bekim, der kommt auch aus Bosnien“, dann ist dies völlig irrelevant für den Fall. Vielleicht ist dieser Bekim ja sogar ermittelt worden als Kneipenbekanntschaft oder ähnliches.
Auf jeden Fall stand es der Verteidigung offen diesen Boten als Zeugen vorhanden zu lassen. Offensichtlich hat man sich von seiner Aussage bei der Polizei keine entlastenden Indizien versprochen.

@Andante
Möglicherweis war der Zeuge Sadic, der nur bis zum Februar 2009 in der Pizzeria Maria in Babenhausen gearbeitet hatte, nicht mehr in Deutschland aufhältig und konnte somit nicht geladen werden.

Andernfalls wäre das Gericht schon aus seiner Sachaufklärungspflicht angehalten gewesen den Zeugen selbst zu vernehmen. Ob diesbezüglich ein Antrag der Verteidigung gestellt wurde kann nur dem Protokoll der Hauptverhandlung entnommen werden.

Rüdiger schrieb:Andernfalls wäre das Gericht schon aus seiner Sachaufklärungspflicht angehalten gewesen den Zeugen selbst zu vernehmen.

Wo hast Du denn das her?
Wenn die Verteidigung und auch die Staatsanwaltschaft den Zeugen nicht laden lassen und das Gericht, auch auf Grund der Aussage bei der polizeilichen Vernehmung, keine Maßgeblichkeit sieht, dann wird er nicht geladen.
Ansonsten müsste man ja jeden Post und Paketboten mit dem Toll je gesprochen hat als Zeugen laden.

@Nightrider64

Sachaufklärungspflicht aus § 244 Abs. 2 StPO

Das Gericht hat zur Erforschung der Wahrheit die Beweisaufnahme von Amts wegen auf alle Tatsachen und Beweismittel zu erstrecken, die für die Entscheidung von Bedeutung sind.

Rüdiger schrieb:Sachaufklärungspflicht aus § 244 Abs. 2 StPO

Das Gericht hat zur Erforschung der Wahrheit die Beweisaufnahme von Amts wegen auf alle Tatsachen und Beweismittel zu erstrecken, die für die Entscheidung von Bedeutung sind..

Daraus kann man doch messerscharf schließen, dass eine Vorladung des Zeugen weder von der Staatsanwaltschaft noch von der Verteidigung als notwendig erachtet wurde. Denn andernfalls hätte der Verstoß gegen diesen Paragraphen doch spätestens in der Revision auffallen müssen.

Rüdiger schrieb:Das Gericht hat zur Erforschung der Wahrheit die Beweisaufnahme von Amts wegen auf alle Tatsachen und Beweismittel zu erstrecken, die für die Entscheidung von Bedeutung sind.

Genau. Und da muss man halt Einblick in die Ermittlungsakten haben um das zu beurteilen.
Dies hat das Gericht, die Verteidigung und die Staatsanwaltschaft .
Ganz offensichtlich sah in der bei der Polizei getätigten Aussage keiner von denen einen Sachverhalt, der für die Entscheidung relevant sein könnte

@Nightrider64
Hm, ein Zeuge der vom Vorsatz des Getöteten berichtet sich eine Waffe zu besorgen, da er bedroht würde, ist nicht relevant?

Rüdiger schrieb:Hm, ein Zeuge der vom Vorsatz des Getöteten berichtet sich eine Waffe zu besorgen, da er bedroht würde, ist nicht relevant?

Auch Gerhard Strate fand den diesbezüglichen Gesamtumstand offensichtlich nicht relevant oder aussichtsreich. Es wird schon etwas dran sein ... an der mangelnden Relevanz.

@Rüdiger
Wo ist das überhaupt her die Information das sich Toll eine Waffe besorgen wollte ?

Kann mich nicht erinnern da im Urteil irgendwo gelesen zu haben, obwohl der Pizzadienst ja erwähnt wurde.

Wenn man liest, welcher Aufwand betrieben wurde, dem Hells Angel Gerücht nachzugehen, obwohl das schon von Anfang an als besoffenes Gequatsche in der Kneipe von allen Anwesenden so gesehen wurde, kann ich mir nicht vorstellen, das es für wesentlich erachtet wurde.
Ansonsten hätte die Verteidigung den Mann ja vorladen können und wie geschrieben wäre das auch für Strates Wiederaufnahmeantrag ein gutes Argument gewesen.

Nightrider64 schrieb:Wo ist das überhaupt her die Information das sich Toll eine Waffe besorgen wollte ?

Kann mich nicht erinnern da im Urteil irgendwo gelesen zu haben, obwohl der Pizzadienst ja erwähnt wurde.

Seite 268:
"Der Zeuge KOK Loeb gab an, dass der Zeuge Sadic im Ermittlungsverfahren ihm gegenüber bekundet habe, dass er als Auslieferungsfahrer die Familie Toll beliefert habe und der Geschädigte Klaus Toll im September 2008 zu ihm gekommen sei und gefragt habe, ob er ihm eine Pistole besorgen könne. Auf Nachfrage, warum er gerade ihn gefragt hätte, habe Klaus Toll gesagt, dass er doch aus Bosnien-Herzegowina käme und daher Leute kennen könnte, die solche Waffen besorgen könnten. Auf Nachfrage habe er lediglich gesagt, dass ihn zwei Männer bedroht hätten, ohne genauere Details, Namen oder weitere Umstände zu erläutern."

Man beachte aber hier auch die bewusste gewählte Wortwahl (habe, sei).

Alice_im_Wl schrieb:Am besten nichts fragen, was hier nicht in die gewollte Richtung geht…Ich persönlich finde die Aussage des Pizzaboten spannend. Um so mehr verwundert es, dass seine Aussage vor Gericht nicht gewünscht, geschweige denn gewürdigt wurde.

Das wäre doch ein neuer Hinweis für RA Strate, dass müsste doch rauszufinden sein für den RA.
Vielleicht gibts in Kürze ein neuen Antrag auf WAV, weil neue Beweise durch Hr. Bekin, ist das eigentlich sein Vor oder Nachname?
Warum fragt er den Pizzabote nach Waffen....der Fall wird immer mysteriöser.
Wenn der Herr Bekin einen sozialversicherungspflichtigen Job angemeldet hat (davon gehe ich jetzt mal aus) könnte er ermittelt werden.

Heribert schrieb:Wenn der Herr Bekin einen sozialversicherungspflichtigen Job angemeldet hat (davon gehe ich jetzt mal aus) könnte er ermittelt werden.

Ähm ... der "Bekim" ist nach wie vor unbekannt - wie kommt du zu dieser Annahme?
Zudem: Bekim, Bekin, Pekim, Ekim, Berim ... was wissen wir denn schon, was tatsächlich gefragt und was verstanden wurde? Phonetisch "Bekim" wurde zwischen zwei muttersprachlich verschiedenen Menschen von einem gehört - mehr nicht.

Heribert schrieb:Das wäre doch ein neuer Hinweis für RA Strate, dass müsste doch rauszufinden sein für den RA.
Vielleicht gibts in Kürze ein neuen Antrag auf WAV, weil neue Beweise durch Hr. Bekin, ist das eigentlich sein Vor oder Nachname?

Zu spät. Da ist nichts neu, alles schon während des Verfahrens durchgekaut.
Für ein WAV braucht man neue Tatsachen.

Meine Güte, man merkt, die Karnevalsaison hat begonnen. Der "mysteriöse Bekim etc." ist, wie man am Verhalten von Anklage, Verteidigung und Gericht erkennen kann vollkommen irrelevant für den Fall. Nur bei allmy weiss man mal wieder besser als die Juristen...

emz schrieb:Für ein WAV braucht man neue Tatsachen.

Neue Tatsachen also.
Schau dir mal den WA Antrag von RA Strste an.
Sind das neue Tatsachen? Anders ausgedrückt- was neue Tatsachen sind entscheiden Juristen...zum Schluss entscheiden Juristen.

Und Bekim der Bosnier müsste erst gefunden werden...der Pizzalieferant. Vielleicht liefert er jetzt jugoslawische Küche aus....