Doppelmord Babenhausen

falstaff schrieb:Ist die "große" Chance nur Rhetorik, oder wird das tatsächlich geglaubt? Der Antrag wird ja aller Vorraussicht nach bereits in den Vorzimmern des hohen Gerichtes abgelehnt.

Sollte Frau D. hier wirklich an eine große Chance glauben, dürfte das ein sehr böses Erwachen werden.

Die Rechtsmittel sind ausgeschöpft und sie wird dann wohl erst mal realisieren müssen, dass ihr Mann mindestens noch mal so viel Zeit im Knast verbringt, wie er bisher abgesessen hat. Eher das eine oder andere Jährchen mehr.

Andante schrieb:Und für die braucht es halt Nachtbriefkästen.

Du meinst diese Folterinstrumente ?

Allein deswegen sollte man sich einen Anwalt nehmen :)

Man kann sich über Strates Zuversicht nur wundern, aber begrüßenswert finde ich, dass er die Schriftsätze und Entscheidungen alle veröffentlicht.

Rick_Blaine schrieb:aber dass das BVerfG hier noch für Darsow entscheidet ist so wahrscheinlich wie die Wiedereinführung der Monarchie in meinem geliebten Bayern.

Ich weiß, es ist OT (bitte um Verzeihung, ich tu’s nie wieder, versprochen), aber dein Pessimismus hinsichtlich der bayrischen Monarchie schmerzt mich jetzt schoooon. Musste ich loswerden. Also wirklich. Mensch An äh Rick!

Seps13 schrieb:Man kann sich über Strates Zuversicht nur wundern, aber begrüßenswert finde ich, dass er die Schriftsätze und Entscheidungen alle veröffentlicht.

Das finde ich auch. So hat man alles aus erster Hand und muss sich nicht mit irgendwelchen mehr oder weniger kompetenten, auf jeden Fall unvollständigen Medienmeldungen begnügen.

Seps13 schrieb:Du meinst diese Folterinstrumente ?

Allein deswegen sollte man sich einen Anwalt nehmen :)

Behördenbriefkästen sind auch andersrum gefährlich ;-) Die folgende wahre Geschichte ereignete sich mal bei einem Gericht im ostfriesischen Emden: Dort verrichtete, offenbar nach einer feucht-fröhlichen Weihnachtsfeier, jemand winters seine Notdurft in den Nachtbriefkasten. Natürlich lag dort schon allerhand Post. Am nächsten Morgen musste diese in der Poststelle des Gerichts auf den Heizkörpern getrocknet werden, bevor die Schriftstücke zu den Akten kamen. Es soll in der Poststelle noch recht lange danach wie in einer Bedürfnisanstalt gerochen haben. Die Akten mit der besonderen Post sollen bei den Mitarbeitern wegen ihres Duftes nicht besonders beliebt gewesen sein.

Seps13 schrieb:Man kann sich über Strates Zuversicht nur wundern, aber begrüßenswert finde ich, dass er die Schriftsätze und Entscheidungen alle veröffentlicht.

Das liegt wohl weniger an ihm, als an seinem Mandanten.

Ich finde es gut, dass es der Anwalt kostenfrei macht. Die arme Frau, ist schon genug gebeutelt.

Sie gibt ein gutes Bild ab. Alleinerziehend. Kinder. Job. Respekt

Das sie so lange zu ihrem Mann hält. Respekt

Denke das ist nicht selbstverständlich

Heribert schrieb:Das sie so lange zu ihrem Mann hält. Respekt

Respekt hätte ich wenn sie sich eingestehen würde dass er ein Mehrfachmörder ist und trotzdem noch zu ihm hielte. Zu jemandem zu halten den man sich mit aller Gewalt und entgegen aller erdrückenden Indizienlast für unschuldig erklärt, ist weitaus weniger schwierig.

Der „einfache“ Weg wäre, sich eingestehen zu müssen, mein Mann ist die nächsten 20-30 Jahre weggesperrt, verurteilt im Namen des Volkes. Mit der Basis des Urteils ist praktisch eine andere Entscheidung gar nicht möglich.

Sie baut sich ein neues Leben auf, Neuer Partner. In ruhiger Nachbarschaft.

Wie gesagt, ich finde es nicht selbstverständlich dass sie diese Jahrzehnte wartet auf ihren Mann.
Sie ist attraktiv, Smart, durchsetzungsfähig.

Siehe andere Fälle hier. Wo der Partner eben nicht festgehalten hat.

Wüsste nicht, ob ich das könnte. In der Vehemenz, Ausdauer von der ANja D zu kämpfen und am Partner festzuhalten

Was wäre denn realistischerweise als Honorar für den Verteidiger, außerhalb des RVG, in einer solch aufwendigen Wiederaufnahme zu veranschlagen?

Ich bin ja der Auffassung, daß die RVG-Gebühren in Fällen wie Mollath, Toth und auch Darsow absolut zu niedrig sind.
Für das Aditionsverfahren entsteht ein monströser Aufwand, der niemals durch die Gebühr RVG Anlage 1, Nr 4118 von höchsten 690 Euro abgegolten werden kann

M.E. zu niedrig. Andererseits sollte ein (begründeter) Antrag nicht an den Kosten scheitern.

Am Ende zahlt die Allgemeinheit - auch in diesem Fall. Wer zahlt den die ganzen Gutachter, intensive Ermittler Arbeit, Papierkrieg, Richter, Anwälte, Prozesse. Wer hat den die medizinische Versorgung gezahlt der AT? Kiefer weggeschossen- das ist mal nicht mit einem Zahnarzt Besuch behoben.

Wer zahlt denn DAS Alles?

Wir.

Absolut zu niedrig.

Wie sollte ein Nicht-Vermögender die Verteidigerkosten vorfinanzieren?

Zu den gesetzlichen Gebühren würde ein Verteidger in einer solchen Schwurgerichtssache kaum tätig werden.
Und ich bezweifle, daß schon im Aditionsverfahren ein Verteidiger beigeordnet wird.
Der RA wäre überdies zu beauern

Wenn der Rechtsweg ausgeschöpft ist, wünsche ich dem Verurteilten das er sich mal mit der Tat auseinander setzt.

Ansonsten, mit der besonderen Schwere der Schuld, wird er Rentner sein wenn er dann rauskommt.

So mit Reue könnte er früher rauskommen. Stichwort Tatleuger

Heribert schrieb:Wenn der Rechtsweg ausgeschöpft ist, wünsche ich dem Verurteilten das er sich mal mit der Tat auseinander setzt.

Ansonsten, mit der besonderen Schwere der Schuld, wird er Rentner sein wenn er dann rauskommt.

So mit Reue könnte er früher rauskommen. Stichwort Tatleuger

Wie denkst du denn, sollte sich dieses Bereuen und Auseinandersetzen mit der Tat darstellen? Soll er sich seinem Therapeuthen gegenüber öffnen? Soll er sich der Öffentlichkeit gegenüber äußern?

Wäre es nicht einfach zu offensichtlich und damit unglaubwürdig, käme er, jetzt wo er er die letzte Chance verspielt hat, auf einmal mit der Reue daherkommt?

Heribert schrieb:So mit Reue könnte er früher rauskommen. Stichwort Tatleuger

Ich denke, den Weg hat er sich verbaut, oder die Verantwortlichen der Bürgerinitiative. Der Zug ist abgefahren. Abgesehen davon hat der Strate seine Bemühungen ja auch noch nicht eingestellt.

@emz
@Heribert
Wäre eine Aussage des Verurteilten jemals hilfreich gewesen, dann in der ersten Hauptverhandlung. Zumindest seh ich das als Laie so.
So hat er das Urteil anderen überlassen und die kamen nun mal ohne Zweifel zum bekannten Ergebnis.
Auch wenn ich den Ansatz der Juristen verstehe, wonach das Gericht die Schuld nachweisen muss und sie deshalb von der Aussage des Angeklagten abraten - für mich ist das auch eine verpasste wichtige Chance.
Alles, was jetzt noch nachgereicht wird, wirkt dann wie Taktik. Jetzt bleibt ja keine andere Chance, als an dem bisherigen Bild hängen zu bleiben. Jede Umkehr davon böte keinerlei Vorteil, im Gegenteil.

@jaska
Würde ich jetzt so nicht sagen. Reue zieht immer für, wenn es darum geht, "Lebenslängliche" auf Bewährung zu entlassen. Nach dem ganzen Theater, welches veranstaltet wurde, wäre der Effekt jedoch wohl in der Tat minimal.

jaska schrieb:Alles, was jetzt noch nachgereicht wird, wirkt dann wie Taktik. Jetzt bleibt ja keine andere Chance, als an dem bisherigen Bild hängen zu bleiben. Jede Umkehr davon böte keinerlei Vorteil, im Gegenteil.

Jetzt öffentlich Reue zeigen, ob es ihm eine Bewährung verschaffen würde, sehe ich auch als sehr fraglich an.
Der Preis, den er zu zahlen hätte, er müsste das Lebenswerk seiner Frau verraten. Damit wäre ihm ein Leben in trauter Gemeinsamkeit verbaut. Er wäre allein.

@Jamegumb
@emz
Soweit ich das verstehe kommt wegen der "besonderen Schwere der Schuld" keine Entlassung nach 15 Jahren in Frage.

Strafgesetzbuch, §57a (Hervorhebung von mir)
https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__57a.html

§ 57a Aussetzung des Strafrestes bei lebenslanger Freiheitsstrafe
(1) Das Gericht setzt die Vollstreckung des Restes einer lebenslangen Freiheitsstrafe zur Bewährung aus, wenn

1. fünfzehn Jahre der Strafe verbüßt sind,
2. nicht die besondere Schwere der Schuld des Verurteilten die weitere Vollstreckung gebietet und
3. die Voraussetzungen des § 57 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 und 3 vorliegen.

Bei Feststellung der besonderen Schwere der Schuld sitzt man in Hessen durchschnittlich 23 Jahre ein. Vor 2033 dürfte er also nicht rauskommen. Und so wie ich das einschätze, dürften ihn die Herabwürdigungen der Tolls aus dem Knast heraus noch weitere ein, zwei Jährchen kosten.