Doppelmord Babenhausen

Ich halte das ursprüngliche Urteil für skandalös, da durchaus berechtigte Zweifel am geschilderten Tathergang bestehen. Man hätte D. aufgrund dieser Indizien niemals schuldig sprechen dürfen, auch wenn er es vielleicht war, was ich ebenfalls noch nicht komplett ausschliesse. Mir geht es ums Prinzip der Rechtsprechung.

@Manatee

Manatee schrieb:da durchaus berechtigte Zweifel am geschilderten Tathergang bestehen

Nun ja, für DICH bestehen vielleicht Zweifel. Für das Gericht bestanden sie nicht. Auch die Wiederaufnahmeversuche konnten keine Zweifel streuen bzw. das Urteil nicht entkräftigen.
Und genau das ist halt entscheidend.

Manatee schrieb:Ich halte das ursprüngliche Urteil für skandalös

Wieso ursprünglich...? Gibt es ein neues Urteil?

@trevish
Ich meinte seine ursprüngliche Verurteilung im Indizien Prozess.

@Freewing

Habe ich anfangs auch gedacht. Aber nach dem Lesen des Urteils war das anders. Das sind so viele Kleinigkeiten, dass ich nicht mehr an Zufälle glaube.
Indizien, Auffälligkeiten, Widersprüche.
Nee, da sitzt schon der Richtige.

Ich würde gerade Frau Darsow wünschen, dass sie mit diesem Urteil womöglich einmal das Unmögliche (ihr geliebter Mann ist ein Doppelmörder) irgendwie akzeptieren und mit der Sache weitestmöglich abschließen kann. Es bestehen schlicht keine vernünftigen Zweifel an der Schuld ihres Mannes, da werden auch weitere Prozesse, Podcasts und Untersuchungen nichts dran ändern. Würde hier auch Gerhard Strate ein Stück weit in der Pflicht sehen, entsprechend auf seine Mandantin einzuwirken. Nicht jeder Fall, in dem Umfeld und Verurteilter jahrelang laut die Unschuld beteuern und man Ermittlungsmethoden, Beweiserhebung und -würdigung kritisiert etc. taugt zum Justizskandal.

RitterTrenk schrieb:Ich würde gerade Frau Darsow wünschen, dass sie mit diesem Urteil womöglich einmal das Unmögliche (ihr geliebter Mann ist ein Doppelmörder) irgendwie akzeptieren und mit der Sache weitestmöglich abschließen kann.

So einfach darf man sich das aber nicht vorstellen. Da gibt es Kinder, ihre Familie, seine Familie und den Freundeskreis, alles Menschen, die einen unterstützt haben und zu denen dann zu sagen, ich habe nochmal nachgedacht und nun glaube ich doch, der Andreas hat die Nachbarn erschossen, da würde sie ganz einsam zurückbleiben.

Es gibt einen neuen Artikel in der Offenbacher Post.


op online, 06. Dezember 2023
https://www.op-online.de/region/babenhausen/nach-rueckschlag-vor-gericht-detektiv-soll-wirklichen-doppelmoerder-von-babenhausen-finden-92714887.html

So enttäuscht Anja Darsow, die Ehefrau des Verurteilten, auch war, zeigte sie sich kämpferisch: „Das ist nicht das Ende.“ Sie wolle weiterhin die Unschuld ihres Mannes beweisen und dafür jetzt einen Privatdetektiv beauftragen. Dieser solle „noch einmal jeden Stein umdrehen“, so Darsow. Dazu gehören auch die Hinweise, die durch die Recherchen der beiden Podcasterinnen Leonie Bartsch und Linn Schütze (Podcast „Die Nachbarn“) öffentlich wurden. Die Polizeiarbeit sei damals „nicht in die Tiefe gegangen“. Erst wenn man „den wirklichen Mörder findet“, werde die Justiz ihren Mann loslassen.
...
Auch im jetzigen Berufungsverfahren folgte das OLG der Entscheidung des Landgerichts Darmstadt, das der Klage des Landes 2022 auf Schadensersatz stattgegeben hatte. Es gebe „etliche Indizien für die Täterschaft“, etwa das „Vortatverhalten“ von Darsow, der nach dem Schalldämpfer im Internet recherchiert haben soll. Auch seien Schmauchspuren an Kleidung und Pulsmesser gefunden worden, begründete die Vorsitzende Richterin Petra Winterer ihr Urteil. „Lediglich die Verwendung eines Schalldämpfers ist streitig geblieben“, sagte sie.
...
Auch Rechtsanwalt Sina Aaron Moslehi, der seinen Kollegen Gerhard Strate am Mittwoch vertrat, sagte, die Urteilsbegründung sei „sehr spärlich“ gewesen. Man überlege, Beschwerde beim Bundesgerichtshof dagegen einzulegen, dass keine Revision zugelassen ist. „Das müssen wir noch beratschlagen“, sagte Darsow. Denn dies müsse ein anderer Anwalt übernehmen, sei also mit Kosten in Höhe von mehreren Tausend Euro verbunden. Allerdings plane man, noch einmal ein Wiederaufnahmeverfahren zu beantragen.

@jeangreen

Der zitierte Beitrag von jeangreen wurde gelöscht. Begründung: Antwort auf gelöschten Beitrag

Das bedeutet konkret was genau? Dass er prädestiniert dafür war, ermordet zu werden?

Schön zu sehen dass sie, die Unterstützer, weitermachen und sich nicht durch diese x-te Niederlage abschrecken lassen. Vor allem die Beauftragung eines privaten Ermittlers ist eine hervorragende Idee da es gerade in diesem Fall noch viel zu viele offene Fragen gibt, besonders was die Geschäfte des Opfers Klaus Toll angeht, und sich hier möglicherweise neue Spuren ergeben. Für einen erneuten Wiederaufnahmeantrag wäre es ohnehin unerlässlich neue Fakten und Beweise zu präsentieren welche zuvor unbekannt waren aber dafür bedarf es eines offenen und unvoreingenommenen Blickes in diesen Fall. Insofern bleibt es auch weiterhin spannend und die letzte Messe ist in diesem Fall noch lange nicht gelesen!

Was die Ablehnungsgründe des Zivilgerichts angeht ist es dagegen wieder einmal sehr bezeichnend denn da wird nichts Neues aufgezählt sondern nur wieder heruntergebetet was bereits hinlänglich bekannt aber eben nicht frei von Zweifeln ist. Da dreht man sich wahrhaftig im Kreis! Abenteuerlich finde ich insbesondere die Aussage dass ein Zeuge kein Gutachten bewerten könne dabei ist Philipp Cachee Waffensachverständiger und Gutachter, also durchaus vom Fach und qualifiziert. Genau das meinte ich als ich im letzten Beitrag davon schrieb das es absolut notwendig ist das ein Gericht sich mit den Fakten und Details offen und unvoreingenommen beschäftigen muss. Weil wenn man nur oberflächlich drüber schaut und einfach nur abnickt was die Vorinstanzen geurteilt haben kann das nichts werden.

@Mauser

Mauser schrieb:was bereits hinlänglich bekannt aber eben nicht frei von Zweifeln ist.

Wie gestern bereits gesagt: das Gericht hatte keine Zweifel und deshalb erging genau dieses Urteil. Das war erwartet worden.

Mauser schrieb:Abenteuerlich finde ich insbesondere die Aussage dass ein Zeuge kein Gutachten bewerten könne dabei ist Philipp Cachee Waffensachverständiger und Gutachter, also durchaus vom Fach und qualifiziert. Genau das meinte ich als ich im letzten Beitrag davon schrieb das es absolut notwendig ist das ein Gericht sich mit den Fakten und Details offen und unvoreingenommen beschäftigen muss.

Nun ja, im Rahmen des strafrechtlichen Wiederaufnahmeverfahrens haben sich sowohl das LG Kassel wie auch das OLG Frankfurt eingehend damit befasst, warum die von AD vorgelegten Schussgutachten nicht überzeugend waren.

https://strate.net/wp-content/uploads/2020/06/OLG-2020-05-25.pdf

https://strate.net/wp-content/uploads/2019/08/LG-Kassel-Beschluss-19-08-19.pdf

Man kann dem Land Hessen kaum einen Vorwurf machen, wenn es sich in seiner Zivilklage die Ausführungen dieser beiden Gerichte zu eigen gemacht hat. Anscheinend hatte Darsow dem nichts weiter entgegenzusetzen, so dass am Ende auch dem Zivilgericht angesichts der gesamten Argumentation des Landes Hessen keine durchgreifenden Zweifel an der Person von Darsow als Schädiger/Täter blieben.

Der zitierte Beitrag von Freewing wurde gelöscht. Begründung: Antwort auf gelöschten Beitrag

Irgendwie reicht aber nicht. Die Indizienkette ist erdrückend. Damit wurde der Beweis erbracht.

trevish schrieb:Habe ich anfangs auch gedacht. Aber nach dem Lesen des Urteils war das anders. Das sind so viele Kleinigkeiten, dass ich nicht mehr an Zufälle glaube.
Indizien, Auffälligkeiten, Widersprüche.
Nee, da sitzt schon der Richtige.

Sehe ich auch so.
Anfänglich habe ich gezweifelt, schon wegen der Kommentare hier.
Dann musste ich aber feststellen, das die "Urteilsgegner " sofort aggressiv reagierten, wenn man Unstimmigkeiten , die A.D. negativ ausgelegt werden können hinterfragt.
Dann habe ich mehrmals komplett das Urteil gelesen und kann mich dem Schuldspruch nur anschließen.
Viele erdrückende Indizien, die einen anderen Täter praktisch ausschließen

Mauser schrieb:Vor allem die Beauftragung eines privaten Ermittlers ist eine hervorragende Idee da es gerade in diesem Fall noch viel zu viele offene Fragen gibt, besonders was die Geschäfte des Opfers Klaus Toll angeht, und sich hier möglicherweise neue Spuren ergeben.

n.
Die Geschäfte des Toll, die in den letzten Jahre gegen Null tendierten, wurden ausgiebig von den Ermittlern nachvollzogen, ohne das sich daraus ein Tatverdacht ergab.
Nachzulesen im Urteil.
Was Anderes wird ein Privatschnüffler auch nicht herausfinden.
Da wird der armen Anja D, nur noch das Geld aus der Tasche gezogen, mit gegen Null tendierenden Erfolgsaussichten.

Nightrider64 schrieb:Irgendwie reicht aber nicht. Die Indizienkette ist erdrückend. Damit wurde der Beweis erbracht.

Deshalb schrieb ich auch am Anfang des Posts, dass ich denke, dass schon der Richtige einsitzt.
Man wird aber doch einen Rest an Zweifel haben dürfen, oder?
Vielleicht bin ich auch befangen weil mir Darsows irgendwie sympathisch sind.
All dies darf ich mir auch leisten, da ich weder Richter noch Schöffe in dem Fall war.

@Freewing
Entschuldige bitte.
Bei mir ist kein Restzweifel vorhanden, nachdem ich das Urteil und die Urteilsbegründung mehrmals gelesen habe.
Auch die Körpersprache von Andreas Darsow fand ich persönlich schwer gespielt in den wenigen Interviews-
Der Mann kam mir falsch und unsympatisch rüber, was aber nur ein subjektiver Eindruck sein kann, nachdem ich auch sein Psychogramm gelesen hatte

@Nightrider64
Das ist mir entgangen. Was meinst Du mit Psychogramm und kannst Du mir nen Link dazu geben? Das wäre super, danke schon mal

Freewing schrieb:Man wird aber doch einen Rest an Zweifel haben dürfen, oder?

Sicher darf man zweifeln. Aber ich denke mir halt, wenn Strate nichts gefunden hat, wo er nochmal einhaken konnte für ein Wiederaufnahmeverfahren, dann wird's da nichts geben.

@jaska
Lies die ersten 20 Seiten des Urteils.
Da wird ausdrücklich darauf eingegangen, was die Psychologen herausgearbeitet haben, was A.D. Für ein Mensch ist.
Interessant zu lesen.

Später in der Begründung bezieht man sich nochmals darauf.

Aber das ist alles ein „ alter Hut“ das Urteil rechtswirksam.

Frage mich ja, was ein Privatdetektiv fast 15 Jahre nach der Tat noch realistischerweise entdecken kann? Also abgesehen von irgendwelchen schwammigen "Zeugen"aussagen?

Manatee schrieb:Man hätte D. aufgrund dieser Indizien niemals schuldig sprechen dürfen

Mal Butter bei die Fische. Es spricht nahezu alles dafür, dass der Tat ein persönliches Motiv zugrunde liegt (der vielzitierte "Profi-Killer" wäre nicht noch ins Haus zwecks Auslöschung der gesamten Familie gegangen). D. hatte unbestreitbar ein solches Motiv, kein Alibi (seine Familie war "zufällig" verreist) und es finden sich auf seiner Kleidung Schmauchspuren. Vor der Tat hat er eindeutige Internetrecherchen betrieben und den Rechner nachträglich zu zerstören versucht ( was in meinen Augen nicht zu enkräftigende Beweise sind). Angesichts dieser und anderer Indizien ist es doch wohl objektiv nachvollziehbar, dass das Gericht D. verurteilt hat.

emz schrieb am 10.11.2023:Bei guter Führung und der Prognose, dass er nicht wieder straffällig werde, ist dennoch irgendwann eine Entlassung möglich. „Die Staatsanwaltschaft hat sich auf 21 Jahre festgelegt“, berichtet Anja Darsow.

Finde das fast schon großzügig von der Staatsanwaltschaft. Wenn man überlegt, dass er sich gleich dreifach lebenslang als Einzelfreiheitsstrafe eingefangen hat und für die Tat. Hätte da mehr erwartet. Zumal er dann ja wahrscheinlich schon früher rauskommt

Ich denke, ein Privatdetektiv kann gar nichts mehr herausfinden, was zu einer Wiederaufnahme des Verfahrens führen könnte.
Anja Darsow will es einfach nicht wahr haben, das der Vater ihrer Kinder ein Doppelmörder ist, der eiskalt handelte.
Und es wird immer Leute geben, die ihr oder irgendeinem entsprechenden Verein, noch das Geld aus den Taschen leiert, indem er falsche Hoffnungen macht.