Doppelmord Babenhausen

@DerGreif

DerGreif schrieb:Nein, das hast Du falsch verstanden. Da es eine Berufung im Mordprozess immer noch nicht gibt, und die Revision eben keine Tatsacheninstanz ist und ohne Wortprotokoll auch keine Rechtsfehler bei der Beweiswürdigung nachzuweisen sind.

Danke, für Deine Geduld. :) Jetzt hab das sogar ich begriffen.

@Frau.N.Zimmer
Kein Problem.

@all
Hier ist ein recht interessantes Interview mit einem ehemaligen Revisionsrichter im Spiegel von 1970, in dem es um genau diese Probleme geht. Sehr differenzierte Darstellung. Interessant, das zwei der sechs von Jagusch angeführten Punkte (4. und 5.) vom BGH mittlerweile so entschieden worden sind.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44943751.html

Danke, @DerGreif, es bestätigt meine Laienmeinung. Rechtsfriede kann nicht der Altar sein, auf dem Einzelne geopfert werden. Es geht hier nicht um ein unberechtigtes Knöllchen - da sage auch ich: jetze iss mal gutt, zahl das scheiss Ding und fertich. Es geht hier um lebenslang...und das ist mir zu fett.

@pfiffi

pfiffi schrieb:Danke, @DerGreif, es bestätigt meine Laienmeinung. Rechtsfriede kann nicht der Altar sein, auf dem Einzelne geopfert werden. Es geht hier nicht um ein unberechtigtes Knöllchen - da sage auch ich: jetze iss mal gutt, zahl das scheiss Ding und fertich. Es geht hier um lebenslang...und das ist mir zu fett.

Zuviel Erwartugen sollte man an eine zweite Tatsacheninstanz auch nicht haben:
Auch dann kommt irgendwann ggf. der Punkt wo ein Angeklater die Ansage bekommt:
"Aus die Maus , du fährst jetzt mindestens 20 Jahre in den Bau".

Un das wird auch mit zweiter Tatsacheninstanz nicht jeder für gerecht empfinden....

@threefish

threefish schrieb:Zuviel Erwartugen sollte man an eine zweite Tatsacheninstanz auch nicht haben:
Auch dann kommt irgendwann ggf. der Punkt wo ein Angeklater die Ansage bekommt:
"Aus die Maus , du fährst jetzt mindestens 20 Jahre in den Bau".

Un das wird auch mit zweiter Tatsacheninstanz nicht jeder für gerecht empfinden....

Das ist sicherlich richtig, dass auch bei zweiter Tatsacheninstanz nicht jeder mit dem Urteil zufrieden sein wird. Aber generell eine auch auf die Beweiserhebung bezogene Kontrollinstanz zu haben wäre schon ein entscheidender Fortschritt. Natürlich wird kein wie auch immer geartetes Justizsystem frei von Justizirrtümern sein. Aber man kann versuchen, diese zu minimieren. Und eine zweite Tatsacheninstanz und ein Wortprotokoll wären da schon wichtig. Manche der hier vorgebrachten Argumente hätte eine zweite Tatsacheninstanz und ein Wortprotokoll klären können, selbst wenn das Urteil dann immer noch ein Schuldspruch gewesen wäre.

@Akkarsy
Greift man nochmal den Urlaub auf- meines Erachtens, gäbe es ja nicht viele Möglichkeiten - die Tat in einer Nacht durchzuführen - in der AD alleine zuhause war... Zumindest glaube ich kaum, dass die Ehefrau regelmäßig mit den Kindern alleine außer Hause war!?

Das Urteil gibt jetzt nur unbefriedigend Antwort...
Kann man sich also nur auf Frau Darsow's Aussage stützen: AD ist nicht mit, weil in der Branche derzeit so viel los war... Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe- hat AD aber gar KEINEN Urlaub eingereicht... Sondern dies nur für sich selbst so entschieden... Oder gab es eine offizielle Absage?

@Nummer33

Nummer33 schrieb:Kann man sich also nur auf Frau Darsow's Aussage stützen: AD ist nicht mit, weil in der Branche derzeit so viel los war... Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe- hat AD aber gar KEINEN Urlaub eingereicht... Sondern dies nur für sich selbst so entschieden... Oder gab es eine offizielle Absage?

In einer derartig kleinen Firma geht das häufig so:

Ey Chef möchte Urlaub machen.

Oh ,das passt mir nicht so .

Na gut Chef , dann plane ich eben um.

Nix mit höchst offiziellem Antrag und Ablehnung mit Stempel drauf.

@threefish
Mag sein, aber dies hätte ja irgendjemand in der Firma bestätigen können, oder?
Soweit ich weiß, ging man aber nur von AD's Vermutung aus...

@Nummer33

Nummer33 schrieb:Mag sein, aber dies hätte ja irgendjemand in der Firma bestätigen können, oder?

Eben nicht:
Wenn der Chef zwischen Tür und Angel gefragt wird und A.D. eine Ablehnung
wiederspruchslos akzeptiert ,dann hat dieses Gespräck keine weitere Bedeutung mehr
für den Chef.

Es ist somit recht wahrscheinlich das er sich später nicht mehr daran erinnern wird.

@threefish

threefish schrieb:Es ist somit recht wahrscheinlich das er sich später nicht mehr daran erinnern wird.

Zumal bei einem Sachbearbeiter, kann ich mir das vorstellen. Bei einem Handwerker würde man sich, meine ich, eher erinnern. Nach dem Mott: "Was fällt ihm ein,in der Saison, nach Urlaub zu fragen"

Wie lange sollte dieser Urlaub denn dauern? 4 Tage waren doch bestimmt sowieso frei, war doch Ostern, oder?

threefish schrieb:Es ist somit recht wahrscheinlich das er sich später nicht mehr daran erinnern wird.

Er wird sich aber doch zumindest erinnern können, ob um Ostern herum es gerade schlecht war, Urlaub zu nehmen. Er hat ihm den ja nicht aus Jux und Dollerei verweigert dann, sondern weil es betriebsbedingt nötig war, dass möglichst wenig Leute fehlen zu der Zeit. Sowas vergisst man eigentlich nicht. Habe selbst in einem Betrieb in der Baubranche gearbeitet mit Zeiten, in denen es boomte und darauffolgenden Flautezeiten. Man erinnerte sich dann immer noch gut zurück einige Jahre, wann richtig was los war mit Urlaubssperren etc. und wann tote Hose. Notfalls hilft auch ein Blick in die Auftragsbücher.

@DerGreif
Du schreibt , daß die Urteilsbefürworter sich nicht mehr an dieser Diskussion beteiligen müßten, da ja der Richterspruch in ihrem Sinne wäre und ist.
Grundsätzlich ja, aber wenn dieser fall so glasklar wäre, dann gäbe es diese Diskussion hier nicht.
Und auch ich persönlich neige eher zur Akzeptanz des Schuldspruchs, wobei ich mir keinesfalls 100%ig sicher bin.
Und genau diese Unsicherheit läßt mich diese Diskussion immer wieder mit verfolgen

Beim Fall Weimar/Böttcher hat es sage und schreibe 7 Jahre bis zur positiven Bestätigung des Wiederaufnahmeverfahrens gedauert (1. Verurteilung Jänner 88/Best. des WAV Dez.95/WAV Juni 96............Wiederverurteilung nach Revision der Staatsanw.Dez.99)

Nachtrag:

Freispruch beim WAV April 97 und Wiederverurteilung siehe oben

threefish schrieb:Die mit Aluminium.
Laut Sachverständigen findet sich Aluminium als Bestandteil des Schmauchs nur
bei 1/6 der weltweit verkauften Munition.

@threefish
Nur mal um sich ein Bild zu machen was 1/6 bedeutet. Kannst Du uns sagen, wieviel Millionen Patronen weltweit jährlich produziert werden?

12 Milliarden Patronen werden jährlich produziert.

http://app.handelsblatt.com/politik/international/oxfam-studie-zwoelf-milliarden-patronen-werden-jaehrlich-produziert/6694840.html?mwl=ok

Frau.N.Zimmer schrieb:Das wäre doch sogar für die Richter besser, wenn man belegen könnte, dass der Zeuge das in der Verhandlung eben doch so gesagt hat.

@Frau.N.Zimmer
Gerade die Richter wehren sich dagegen. Das untergräbt die richterliche Beweiswürdigung. Hierzu hat es bereits einige Petitionsanträge vor dem deutschen Bundestag gegeben.

Frau.N.Zimmer schrieb:Zumal bei einem Sachbearbeiter, kann ich mir das vorstellen. Bei einem Handwerker würde man sich, meine ich, eher erinnern. Nach dem Mott: "Was fällt ihm ein,in der Saison, nach Urlaub zu fragen"

@Frau.N.Zimmer
Kann es sein, dass Du Dich wenig mit dem Fall beschäftigt hast? Andreas D. war kein Sachbearbeiter, sondern der einzige Einkäufer in dem Unternehmen. Wenn da keine Waren bei kommen, dann steht so ein Laden.

Alice_im_Wl schrieb:Kann es sein, dass Du Dich wenig mit dem Fall beschäftigt hast? Andreas D. war kein Sachbearbeiter, sondern der einzige Einkäufer in dem Unternehmen. Wenn da keine Waren bei kommen, dann steht so ein Laden.

Wie erklärt es sich denn dann, dass Herr D., wenn er denn so unersetzbar und unentbehrlich war, angeblich oft stundenlang gar nicht an seinem Arbeitsplatz war? Wo muss man denn so wichtig dann hin als einziger Einkäufer eines Baubetriebs? Ich habe wie gesagt auch in einem Baubetrieb gearbeitet, aber unsere Einkäufer hatten so gut wie nie Außentermine.

Comtesse schrieb:Wie erklärt es sich denn dann, dass Herr D., wenn er denn so unersetzbar und unentbehrlich war, angeblich oft stundenlang gar nicht an seinem Arbeitsplatz war? Wo muss man denn so wichtig dann hin als einziger Einkäufer eines Baubetriebs? Ich habe wie gesagt auch in einem Baubetrieb gearbeitet, aber unsere Einkäufer hatten so gut wie nie Außentermine.

Am besten Du fragst das mal den Arbeitgeber. Ich kenne das aber aus kleinen Betrieben. Da hat ein einzelner viele Aufgaben.

Alice_im_Wl schrieb:Am besten Du fragst das mal den Arbeitgeber. Ich kenne das aber aus kleinen Betrieben. Da hat ein einzelner viele Aufgaben.

Ja, damit man sich gegenseitig mit anderen Kollegen vertreten kann, ist man in einem kleinen Betrieb quasi Mädchen für alles, so kenne ich das auch. Daher kann ich mir auch nicht vorstellen, dass Herrn D. niemand vertreten kann in Abwesenheit, denn das würde ja bedeuten, sobald er krank ist oder Urlaub nimmt, steht der Laden. Eingekauft wird ja immer irgendwas. Und so ein Hexenwerk ist das auch nicht, Sachen nachzubestellen bei den Lieferanten.

Comtesse schrieb:Ja, damit man sich gegenseitig mit anderen Kollegen vertreten kann, ist man in einem kleinen Betrieb quasi Mädchen für alles, so kenne ich das auch. Daher kann ich mir auch nicht vorstellen, dass Herrn D. niemand vertreten kann in Abwesenheit, denn das würde ja bedeuten, sobald er krank ist oder Urlaub nimmt, steht der Laden. Eingekauft wird ja immer irgendwas. Und so ein Hexenwerk ist das auch nicht, Sachen nachzubestellen bei den Lieferanten.

Also ich arbeite in der Heizungsbranche. Da braucht mich keiner meiner Mitarbeiter in der Heizperiode nach Urlaub fragen. Das machen die Mitarbeiter auch gar nicht erst.