Doppelmord Babenhausen

accattone schrieb:Unterstellst du der Kripo, der Staatsanwaltschaft und den Richtern sich bewußt auf einen Familienvater eingeschossen zu haben?
Einfach so, weil das sonst mit mehr Arbeit verbunden gewesen wäre?

Die Indizienkette ist dir aber schon bekannt? Alles zusammengereimt?

Gehts dir doch noch gut?
Lies mal richtig.
Ich hab Kripo und Staatsanwaltschaft gar nichts unterstellt. Wie kommst du auf sowas? Zeig mir das bitte per Zitat.
Ich glaub, du reimst dir was zusammen und unterstellst mir was.
Meine Frage kannst du also auch nicht beantworten.

Rotkäppchen schrieb:Das glaube ich nicht nur, das weiß ich.

Diese Antwort von dir auf die Frage,
"Glaubst du, die Kripo hat gar nicht an dem Fall gearbeitet?"

....ist seltsam und führt wohl gerade zu den Irritationen.

Bluelle schrieb:Genau, er machte das alles sehr öffentlich und genau dieser Mann und Vater von drei Kindern tötet dann kaltblütig zwei Menschen und fast einen dritten.
So dumm schätze ich ihn nicht ein.

Das entbehrt jeder Logik. Ein Mordplan reift. Darsow unternahm, wie ich dargelegt habe, alles, um die Nachbarn nicht töten zu "müssen". Er wollte sie auf andere Weise loswerden: Durch eigenen Umzug, durch Veranlassung ihrer Kündigung. Beide Alternativpläne scheiterten. Erst dann verfolgte er den Mordplan.

Dass er während der Phase, in der der Mord noch gar keine Option war oder lediglich eine ganz entfernte, sich überall über den ständigen Lärm beklagte, ist vollständig logisch und nachvollziehbar.

Das Urteil ist indes sehr gut geschrieben; ich würde meinen, fast ein Meisterwerk der Strafkammer. Es entlarvt minutiös den angeblich perfekten Mordplan und überführt Darsow ohne jeden vernünftigen Zweifel.

Rotkäppchen schrieb:Möglicherweise gab es ja z.B. Geschäftspartner o.ä., die ein Motiv hatten?

Das wurde alles penibel untersucht, sowohl im Ermittlungsverfahren als auch im Prozess. Es fanden sich dafür keinerlei Hinweise.

Die "Mafia", das Stichwort, das aus dem Umfeld des Mörders immer wieder zu hören ist, soll um 4 Uhr morgens in einer Art Ganzkörperkondom gekommen sein, um nicht nur Herrn, sondern auch Frau und Tochter Toll hinzurichten. Das ist der berühmte geheimnisvolle Dritte, der von Mördern gerne ins Feld geführt wird, aber imaginär ist.

Butzeller schrieb:Diese Antwort von dir auf die Frage,
"Glaubst du, die Kripo hat gar nicht an dem Fall gearbeitet?"

....ist seltsam und führt wohl gerade zu den Irritationen

Ok, das sehe ich ein. Dessen war ich mir nicht bewusst. Man hätte aber ja auch nochmal sachlich nachfragen können. Also Danke für den Hinweis.
Natürlich hat die Kripo an dem Fall gearbeitet. Das weiß ich.
Nur begann der Hickhack ja vorher schon.
Ich denke, es hat sich dann erledigt.

Andreas Darsow wird als ein Mann beschrieben, der Ärger und Kritik in sich hinein fraß und äußerlich allenfalls durch zittern darauf reagierte.
Dass so ein Vulkan irgendwann explodiert, ist nicht verwunderlich.
Fakt ist, sein Plan wäre fast aufgegangen. Kaum Spuren wurden hinterlassen.
Hätte er einen professionellen Schalldämpfer benutzt und sein Surfverhalten verschleiert, wäre er heute ein freier Mann.

Ich finde das Urteil streckenweise sehr "theatralisch" (mir fällt gerade kein besseres Wort dafür ein), das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich die Indizienkette für insgesamt schlüssig und Darsow für den Täter halte.

accattone schrieb (Beitrag gelöscht):Wenn du es besser weißt als die Strafverfolger und ein Fehlurteil in den Raum stellst,
dann ist es an dir, Belege dafür zu liefern.

Ich hatte es so verstanden, dass das der Job von Dr. Strate ist und nicht von Möchtegern Kriminologen die wir alle hier sind.

Butzeller schrieb:Fakt ist, sein Plan wäre fast aufgegangen. Kaum Spuren wurden hinterlassen.

Genau. Alle Verteidiger Darsows stützen sich im Grunde darauf, dass er einen sehr guten Plan hatte und ihn auch m.E. - verglichen mit anderen Fällen - "sehr gut" ausgeführt hat. Deshalb war es ja auch so ein schwieriger Indizienprozess und deshalb gibt es ja auch nicht den einen Sachbeweis, der seine Schuld beweist. Ich finde es reichlich zynisch, dass Darsows Verteidiger ihn heute quasi dafür belohnen wollen, dass der Plan so gut war und er so wenige Spuren hinterließ.

Cassandra71 schrieb:Ein weniger kontrollierter Mensch wäre wahrscheinlich früher oder später einfach ausgerastet...insofern passt dieses planerische Vorgehen imho schon ziemlich gut zu Herrn Darsow.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, weshalb du Uraltzitate von mir hervorkramst von vor 2 Jahren oder so. Hat das einen bestimmten Grund?

Ansonsten gibt es ähnlich gelagerte Fälle, wo es sogar Geständnisse gibt und man geht von der Unschuld desjenigen aus 😀

Da wundert es mich schon, dass hier in diesem Fall tatsächlich schon solche Indizien ausreichend für eine Verurteilung gewesen waren.

Deus_ex_Machin schrieb:Das wurde alles penibel untersucht, sowohl im Ermittlungsverfahren als auch im Prozess. Es fanden sich dafür keinerlei Hinweise.

Danke dir für deine Antwort.

Was aber ja auch nicht ausschließen muss, dass es nicht doch irgendwo jemanden gab.

Allein, dass er eine Waffe kaufen wollte...
Dass er das Gefühl hatte, A.D. könne ihn hinrichten, hallte ich für zu weit hergeholt. Dann hätte er sicher morgens um 4 keinen Müll mehr rausgebeacht. Und schon gar nicht unbewaffnet.

Venice2009 schrieb:Ich weiß ehrlich gesagt nicht, weshalb du Uraltzitate von mir hervorkramst von vor 2 Jahren oder so. Hat das einen bestimmten Grund?

Nee, das ist mir erst später aufgefallen...sorry.

Ändert aber ja nix am Sachverhalt.

Solche Geschichten, wie diese mit der Bedrohung und dem Bemühen, an eine Waffe zu kommen, gibt es bei jedem Indizienprozess. Die Verteidigung nimmt solche Punkte freilich dankbar auf und bläht sie auf.
Das ist nichts Besonderes, aber nur heiße Luft.
Wenn jemand Herrn Toll töten wollte, dann hätte man ihn nicht in der Haustür erwischt und erst recht nicht den Rest der Familie getötet oder versucht zu töten. Das ist Unsinn. Wieso sollten solche Elemente sich länger als unbedingt nötig am Tatort aufhalten?!

Man mag es mir nachsehen, aber ich kann das Motiv sehr gut nachvollziehen. Ich hatte auch schon dreiste, ignorante Nachbarn, die ich am liebsten erwürgt hätte.
Natürlich würde ich meine Freiheit nicht für so etwas riskieren. Da gibt es Barrieren, die ich nicht überwinden kann. Andreas Darsow hat nach vielen vielen Jahren Ärger durch Lärm die "Energie" gehabt, diese Barriere zu überwinden und seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Kein schlechter Plan, aber am Ende doch nicht gut genug.

Butzeller schrieb:Wenn jemand Herrn Toll töten wollte, dann hätte man ihn nicht in der Haustür erwischt und erst recht nicht den Rest der Familie getötet oder versucht zu töten. Das ist Unsinn. Wieso sollten solche Elemente sich länger als unbedingt nötig am Tatort aufhalten?!

An der Haustür wahrscheinlich schon. Aber, warum dann noch das Risko eingehen, ins Haus zu marschieren und Gattin und Tochter eiskalt zu ermorden?
Die "laute" Tochter musste weg, den Weg zu ihr hat er sich frei geschossen, so schauts für mich aus.

@Frau.N.Zimmer

Die Mutter soll ja nicht minder laut gewesen sein.
'Freigeschossen' klingt hart, aber darauf läuft es hinaus.

Zu den Profis, die ab der Tür klingeln passt auch nicht der abgeklebte Bewegungsmelder. Das hat ein Insider getan. Welchen Grund gibt es sonst, einen Bewegungsmelder abzukleben?

accattone schrieb (Beitrag gelöscht):Vielleicht hatte Herr T. auch schon vor dem Tag X ein Gefühl

Das sehe ich - in Hinblick auf die häufig für ADs vermeintliche Unschuld bemühten Berichte darüber, T habe sich bedroht gefühlt - genauso. Tatsächlich war er ja auch bedroht! Er hatte AD über ein Jahrzehnt den Lebenstraum vermasselt. Dabei dürfte ihm ADs Einstellung ihm und seiner Familie gegenüber nicht entgangen sein. Diese hatte sich vermutlich nicht zuletzt in ADs Mimik manifestiert. Und wer würde es AD verdenken:

Butzeller schrieb:Man mag es mir nachsehen, aber ich kann das Motiv sehr gut nachvollziehen. Ich hatte auch schon dreiste, ignorante Nachbarn, die ich am liebsten erwürgt hätte.

Lärm gehört zu den Arten von Störungen, die von vielen Menschen als schierer Terror empfunden werden und dabei einen inneren Groll entstehen lassen, der leicht zu affektivem Kontrollverlust führen kann. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie dieser permanente Eingriff in seine Lebensqualität an ADs Selbstwertgefühl nagte und buchstäblich seine Substanz auffraß. Man denke nur an die Anwohner von Großflughäfen und ihre Leiden - wie oft mögen die sich ausmalen, sie könnten die Flieger einfach vom Himmel holen...

Butzeller schrieb:Zu den Profis, die ab der Tür klingeln passt auch nicht der abgeklebte Bewegungsmelder.

Auch wieder ein unnötiges Risiko entdeckt zu werden, wenn man es auf Herrn Toll abgesehen hatte. Wenn man schon wartet bis der Mann das Haus verlässt? Warum dann den Bewegungsmelder abkleben? Ging der nicht für Herrn Toll auch an? Ein Profi hätte aus der Ferne vermutlich gedacht - ok, da sehe ich mein Opfer besser.

@Frau.N.Zimmer

Das ist mein Gedanke. Ein Profi oder Rockerbande oder was auch immer, "erwischt" den Herrn schon in einem für sie günstigen Moment. Er joggte ja auch regelmäßig zur sehr frühen Stunde.
Gut, Andreas Darsow wusste das, feindlich gesinnte Rockerbanden oder andere kriminelle Elemente vielleicht nicht.
Der Gedanke, dass das Verbrechen in dieser Weise von Profis begangen wurde, ist sehr fernliegend. Das hat sogar etwas unfreiwillig komisches, wobei sich das natürlich ob der Grausamkeit dieses Verbrechens verbietet.
Die Tochter hat sich die Krankheit nicht ausgesucht und ich denke auch nicht, dass die Verletzungen vollkommen folgenlos blieben.
Ein Mensch, der ohnehin schon schwer vom Schicksal getroffen ist.